Test

von  Hans Pieper
13.06.2013
Myst 3DS
Getestet auf 3DS/3DS XL, Sprache Deutsch

Fast 20 Jahre nach dem Erscheinen der ursprünglichen PC-Version schafft Myst den Sprung auf den Nintendo 3DS. Basierend auf der Neuauflage realMyst soll die Portierung mit „neuen Gegenständen, Hilfsmitteln und einem neuen Zeitalter“ überzeugen.

Mehr Mist als Myst

Sobald das Spiel gestartet ist, macht sich herbe Enttäuschung breit: Nichts an diesem Spiel ist 3D. Die Umgebung wird wie auch beim ursprünglichen Spiel in Einzelbildern präsentiert. Und die 3D-Funktion des DS kommt überhaupt nicht zum Einsatz. Ein winziger Hinweis auf der Packungsrückseite erwähnt das zwar in Schriftgröße 6, ist sich aber auch nicht zu doof, riesige Hinweise auf die möglichen Gefahren von 3D-Bildern für Kinder auf Englisch und Französisch abzudrucken, die erfolgreich von dieser Randnotiz ablenken. Wo liegt denn dann überhaupt der Vorteil gegenüber der bereits erschienenen DS-Version von Myst? Nun, es gibt neue, vollkommen unnütze und umständlich zu bedienende Werkzeuge wie eine Kamera für Bildschirmfotografien, mäßig nützliche Karten der Zeitalter und eine Notizfunktion, die nur Buchstaben aufnehmen kann. Und das zusätzliche Zeitalter Rime aus realMyst. Doch dazu später mehr.

Pixelhaufen

In der 3DS-Version kann Myst durchaus als Horrospiel bezeichnet werden, denn die minderwertige Qualität des gesamten Titels verfolgt den Spieler schlimmstenfalls bis in den Schlaf. Die Grafik sieht aus, als hätte man die Schauplätze mit einer Kamera von einem Röhrenbildschirm abfotografiert, ausgedruckt, eingescannt und dann noch verpixelt. Entsprechend schwer ist es, Tagebucheinträge oder Hinweise zu lesen. Die Geräusche und Musik klingen unerträglich blechern, auch die Sprecher tun dem Ohr mehr weh, als dass sie im Spiel weiterhelfen würden. Trauriger Höhepunkt ist dann ausgerechnet das „neue“ Zeitalter Rime, dass mit einer fehlerhaften Darstellung die Fahrstuhlfahrt versaut. Und dass die deutsche Tonspur zu englischen Zwischensequenzen aus dem Remake nicht ganz passen will, war den Entwicklern wohl auch egal. Da fällt es schon gar nicht mehr groß auf, dass ein paar Videosequenzen durch ruckelnde Einzelbild-Slideshows ersetzt wurden und manche Animationen Objekte aus der aktuellen Umgebung herausheben.

Grobmotoriker müssen draußen bleiben

Die Steuerung ist rundum misslungen. Die einzige Möglichkeit, sich fortzubewegen, ist die Bewegung eines Mauszeigers mit dem runden Joypad des 3DS. Möchte man kleinere Details anklicken, ist chirurgische Präzision und eine sehr ruhige Hand vonnöten, denn nur allzu schnell bewegt man den Zeiger wieder vom gewünschten Objekt weg, wenn er denn überhaupt dort zum Stehen kommt. Es ist vollkommen unverständlich, wieso man nicht wie bei fast allen anderen Adventures auf dem DS mit dem Touchpen die Steuerung übernehmen kann.

Rime in der Sparversion

Wer sich tatsächlich durch das Spiel quält und auf das zusätzliche Zeitalter freut, dem sollte vorher gesagt werden, dass dieses stark beschnitten wurde. Während man in realMyst noch ein zusätzliches Rätsel auf der Hauptinsel lösen musste, um an das Verbindungsbuch zu kommen, steht es in dieser Version nach dem Ende einfach kommentarlos in der Bibliothek. Auch das Zeitalter selbst ist gekürzt worden: Gibt man die richtige Kombination im Weltenbetrachter in Rime ein, wird kurz ein winziges, verpixeltes Bild angezeigt, das mit sehr, sehr viel Liebe als Ort in Riven identifiziert werden kann. Kurz darauf wird man kommentarlos in die Bibliothek von Myst teleportiert, ohne ein entsprechendes Verbindungsbuch zur Hauptinsel. Ja ne, is klar. Das Verbindungsbuch nach Rime ist dann übrigens praktischerweise auch verschwunden, denn wer sich noch länger Zeit mit diesem Spiel verbringt muss wohl nicht ganz dicht sein und braucht dringend externe Hilfe.

Fazit

Das hat Myst nicht verdient! Die 3DS-Version spottet jeder Beschreibung. Die kürzeste Version dieses Fazits ist es, die positiven Aspekte aufzuzählen:

Das Spiel startet und es lässt sich speichern. Einige Schauplätze sind nicht ganz so verpixelt.

Die Tatsache, dass das Spiel überhaupt mehr als vier Punkte in der Einzelwertung erhält, ist schlichtweg dem unveränderten Rätseldesign des Originals geschuldet, dass durch die Portierung allerdings auch leidet.





Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Finger weg!

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Spiel startet und speichert
  • Grauenhafte Steuerung
  • Grauenhafte Grafik
  • Grauenhafter Sound
  • Grauenhafte Umsetzung
  • Kein 3D-Effekt
  • Nicht überspringbares, langes Intro
  • Unnütze Werkzeuge