Test

von  Hans Frank
25.10.2013
Geheimakte: Sam Peters
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

2006 legten Animation Arts mit Geheimakte: Tunguska den Grundstein für eine der beliebtesten Adventurereihen hierzulande. Während Teil 2 noch überzeugen konnte, enttäuschte der dritte Teil mit flacher Story, leichten Rätseln und inkonsistenter technischer Umsetzung. Mit Geheimakte Sam Peters kommt jetzt ein Spin-off der Serie zum Budgetpreis in den Handel.

Altbekanntes Gesicht

Protagonistin und Namensgeberin Sam Peters kennen Spieler der Vorgänger schon aus dem zweiten Teil. Inzwischen ist die Reporterin einer Geschichte auf der Spur, die sie ins tiefste Afrika führt. Dort soll in der Nähe eines Sees, der vor Millionen von Jahren in Folge eines Meteoriteneinschlags entstanden ist, eine bisher unbekannte und einzigartige Spezies entdeckt worden sein. Das ist die perfekte Gelegenheit für die abenteuerlustige Sam, die nächste sensationelle Geschichte zu veröffentlichen.

Zunächst muss sie es aber schaffen, von einer balinesischen Insel zu flüchten, auf der gerade ein Vulkan ausbricht und auf der Max Gruber sie in Geheimakte 2 zurückgelassen hat. Leider klafft in der Hülle des einzigen verfügbaren Schlauchboots aber ein großes Loch. Aufgabe ist es nun, von der Insel zu entkommen um rechtzeitig zu einem Treffen mit Professor Hartmann der Humboldt-Universität in Berlin zu gelangen, der Sam mit nach Afrika nehmen soll.

Typische Geheimakte-Rätsel

Um die Geheimnisse zu lüften, auf die Sam im Spielverlauf stößt, müssen wieder allerlei Rätsel gelöst werden. Viele Hotspots laden in den verschiedenen Arealen dazu ein, die Umgebung zu erkunden und schnell füllt sich das Inventar auf eine stattliche Anzahl an Gegenständen. Die meisten Kombinationsrätsel sind dabei ziemlich logisch, wieder haben es aber auch einige abenteuerliche Zusammenstellungen von Gegenständen ins Spiel geschafft, die in der Realität so niemals funktioniert hätten (Kenner des ersten Geheimakte-Teils werden sich an dieser Stelle an eine Katze erinnern). Da stört es auch nicht mehr weiter, dass Sam ohne Probleme Leitern, Gartenschläuche und Schlafsäcke (gleichzeitig) in ihrer knappen Kleidung verstauen kann, ohne dass auch nur die geringste Wölbung an Hose oder Oberteil zu sehen wäre. In Adventures ist das natürlich nichts besonderes, trotzdem fällt es in Sam Peters ab und zu besonders auf. Die Rätsel sind durchgehend relativ leicht und so gut wie immer ist ziemlich klar, was als Nächstes zu tun ist. Neben Kombinationsrätseln gibt es auch sehr leichte Logikrätsel, wie das Zusammenbauen einer Luftpumpe oder das Installieren einer mobilen Solarladestation. Steuerbare Dialoge gibt es leider so gut wie gar nicht und sowieso sind konversationsfähige Charaktere kaum anzutreffen. Das passt zwar insgesamt ins Setting, ist aber trotzdem ein wenig schade. Wobei sich Sam Peters stellenweise ohnehin relativ unsympathisch gibt, zum Beispiel wenn sie sich zum Einstieg ins Spiel als umwerfend gutaussehend, naturblond aber hochintelligent beschreibt oder wenn sie sich später im Spiel in einem Moment als abenteuerlustig beschreibt, im nächsten aber Angst um ihre manikürten Fingernägel hat. Vermutlich ist das lustig gemeint, der Funke will aber nicht so recht überspringen. Der Handlungsverlauf ist jedoch spannend und das Spiel besitzt zwei alternative Enden, zwischen denen sich der Spieler am Ende entscheiden kann.

Einige einfache Logigrätsel warten auf den Spieler

Hübsche Grafik

Die grafische Umsetzung ist durchaus gelungen. Vorgerenderte Areale werden durch gezeichnete Elemente bereichert, die von dreidimensionalen Charakteren bevölkert werden. Diese Kombination hatte schon in den ersten beiden Geheimakte-Teilen einen eigenen Charme und funktioniert auch hier wieder sehr gut. Die Locations sind detailreich gestaltet und sinnvoll eingesetzte Animationen wie der durch einen Vulkan verursachte Ascheregen, durchs Bild fliegende Vögel oder Schmetterlinge sowie vorbeiziehende Wolken lassen die Spielwelt lebendig wirken. An manchen Stellen wird in die Spielgrafik gezoomt, um besondere Aktionen zu visualisieren. Richtige Zwischensequenzen gibt es kaum, meist wird die Geschichte mit Texttafeln weitererzählt, die aber zumindest vorgelesen werden. Die Synchronisation ist gelungen und auch Sound- und Musikkulisse können überzeugen.

Wie schon bei den Vorgängern kann man sich auch bei Geheimakte Sam Peters auf die stabile Animations-Arts-eigene Engine verlassen, die für schnelle Szenenwechsel und komfortable Bedienung steht. Als Miterfinder des Snoop-Keys stellt sie eine Hotspotanzeige zur Verfügung, lange Laufwege werden automatisch oder per Doppelklick abgekürzt und gespeichert werden kann fast beliebig.

Die Grafik ist schön anzusehen

Fazit

Geheimakte Sam Peters steht wieder für das, wofür auch Teil eins, zwei und Lost Horizon standen: Leichte Unterhaltung in ansprechender Verpackung und ordentlicher, handwerklicher Umsetzung. Das Spiel ist ein durch und durch klassisches Adventure und macht dabei fast alles richtig. Die Rätsel könnten etwas anspruchsvoller und die Protagonistin etwas sympathischer sein, insgesamt aber überzeugen die schönen Grafiken und die kurzweilige Story.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Auch wenn Sam das selbst ganz vehement verneinen würde, sie ist eine fürchterliche Tussi. Und das ist eigentlich auch mein Hauptproblem mit Geheimakte Sam Peters, dass ich die Protagonistin nicht gerade prickelnd finde. Davon abgesehen ist das Spiel ein echtes Geheimakte mit seinen absurden Rätsellösungen, dem speziellen Humor, aber auch der detaillierten Grafik und perfekten Spielbarkeit. Profis wird das Spiel mal wieder zu leicht und zu kurz sein, aber das war bei einem Budget-Release ja auch nicht anders zu erwarten. Nette Unterhaltung für den kleinen Adventure-Hunger zwischendurch, die Lust auf mehr macht.Axel Kothe

Technisch ist an diesem Spin-off nicht viel auszusetzen. Was die Story angeht, konnte sich das Spiel auch aufgrund der kurzen Spielzeit leider nicht richtig entfalten. Mir persönlich gefiel auch die Art der Protagonistin Sam Peters nicht. Das lag zum einen an ihrer in meinen Ohren etwas schrillen Stimme, zum anderen an ihren teils unangebracht schnippischen Kommentaren. Was mich persönlich etwas ärgerte war, dass Sam beim Sichten von Dokumenten schon zusammenfassende Kommentare abgibt, bevor ich überhaupt die Gelegenheit hatte, auch nur ein Wort selbst zu lesen. Das hat mir an diesen Stellen ein bisschen den Spaß genommen. Dafür war die Rätseldichte absolut in Ordnung und auch die Geschichte wurde rund abgeschlossen. Geheimakte Sam Peters ist für mich unterm Strich kein schlechtes Spiel, mit etwa 2 1/2 Stunden Spielzeit dem Preis angemessen, aber eben leider nur Durchschnitt.
Michael Stein

Sieht so aus, als hätte Animations Arts sich die Kritik insbesondere an Geheimakte 3 zu Herzen genommen und gerade nochmal die Kurve bekommen. Mit Sam Peters veröffentlicht das Entwicklerstudio aus Halle (Saale) ein urklassisches Adventure, das sich selbst nicht so ernst nimmt und dabei mit hübschen Grafiken und einer kurzweiligen Geschichte daherkommt. Das nicht immer ganz so sympathische Auftreten der Titelheldin ist dabei zu verzeihen. Die Rätsel werden den eingefleischten Adventurespieler nicht vor unlösbare Probleme stellen. Positiv an dieser Stelle sei zu erwähnen, dass es ein schönes Endrätsel gibt und alle Aufgaben sinnvoll mit der Geschichte verknüpft sind. Wer klassische 2D-Adventures und/oder einen der Vorgänger mochte, kann hier beruhigt zugreifen. Der Budgetpreis fordert natürlich seinen Tribut in der Spielzeit: Viel mehr als zwei Stunden ist man mit Sam Peters nicht beschäftigt.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • kurzweilige Geschichte
  • durchdachte Steuerung
  • typische Geheimakte-Rätsel
  • typische Geheimakte-Rätsel
  • Titelheldin manchmal unsympathisch
  • etwas kurz