Wie weit würdest du gehen, um deinen besten Freund zu retten? Mit dieser einfachen Frage schicken der slowakische Indie-Spiele-Entwickler mit dem interessanten Namen Fishcow Studio und Publisher Daedalic Entertainment den Spieler mit Gomo auf eine leicht bizarre Reise durch mehr als 35 kleine Level.

Geschichte ohne Tiefgang

Gomos Hund und bester Freund Dingo wurde über Nacht von Außerirdischen entführt. Im Austausch für den treuen Kläffer will die fremde Übermacht einen wertvollen Kristall, den Gomo aus einem unterirdischen Minensystem besorgen soll.

Was auf den ersten Blick nicht sonderlich aufregend klingt, ist es auf den zweiten Blick noch immer nicht. Nach einem vielversprechenden, wenn auch gewöhnungsbedürftigen Start, will die Geschichte um Gomos entführten Zweibeiner einfach nicht an Fahrt gewinnen. Das liegt wohl primär daran, dass ganz offensichtlich vergessen wurde, den Figuren samt Schicksal wirklichen Tiefgang zu verleihen. Emotional bindet den Spieler nichts. Gomo ist weder Held, noch Antiheld, noch Bösewicht. Man fiebert nicht mit, im Grunde kennt man den Ausgang. Was den Spieler vom Ziel des Spiel trennt, sind nicht etwa eine originelle Geschichte, sentimentale Rückblenden oder andere reizvolle oder dramaturgische Stilmittel. Nein, es sind unzählige Minilevel, deren größerer Sinn und Zusammenhang sich einem mehr als einmal verschließt.

Rätseldesign für Einsteiger

In nicht einmal mehr als zwei Stunden ist es möglich, das Spiel ohne größere Anstrengungen zu beenden. Mit Ausnahme eines (unnötigen) Schieberätsels, bei dem sich Gegner dieser Art der Spielzeitstreckung zu Recht echauffieren können, bietet keines der Level ungeahnte Hürden, die nicht innerhalb von ein paar Minuten zu bewältigen wären. Das dürfte für den Gelegenheitsspieler oder Einsteiger ganz angenehm sein, ermüdet alle anderen Zielgruppen jedoch bereits nach wenigen Minuten. Man hofft zu Beginn noch auf eine Steigerung des Schwierigkeitsgrades, die jedoch leider ausbleibt.



Mehr als drei Gegenstände kann Gomo nicht tragen, mehr als zwei wird er kaum zeitgleich im Inventar haben. An Hotspots sucht sich der Spieler auch nicht verzweifelt ab. Es gibt kaum welche, was an sich ein kleiner Pluspunkt ist. Ebenso wenig wie Inventar- oder Kombinationsrätsel. Mal hier, mal dort wird ein Gegenstand aus dem Inventar benötigt. Ob dieser passt, sieht der Spieler, wenn der Gegenstand aufleuchtet. Das geschieht zumindest im einfachen Modus, der das an sich leichte Spiel für die ganz ungeduldigen Rätsler mit dieser simplen Funktion noch einfacher macht. Die meiste Zeit bringt man Maschinen wieder in Gang oder versucht auf umständlichste Art und Weise Hindernisse und Türen zu umgehen. Dafür braucht man lediglich eine funktionierende Maustaste, denn in Gomo reicht ein simpler Klick auf einen Hotspot aus. Das war bei Machinarium im Grunde nicht anders, aber dort stimmte einfach das Gesamtpaket.

Speicherstände gibt es keine. Die braucht man aber auch nicht. Die einzelnen Abschnitte sind so kurz, dass man das Spiel einfach beenden und jeweils zum Abschnittsbeginn wieder einsteigen kann. Das Spiel merkt sich, wie weit der Spieler bereits gekommen ist. Wer unerwarteter Weise mal im wahrsten Sinne des Wortes ""festhängt"", was zwar sehr selten aber durchaus vorkommt, und sich nicht mehr bewegen kann, braucht das Spiel einfach nur zu beenden und weiterzuspielen.

Optisch durchaus reizvoll, musikalisch eher nicht

Optisch gesehen kann Gomo auf Grund der sehr simplen Grafik nur bedingt überzeugen. Das liegt im Großen und Ganzen nicht nur an der Einfachheit der Darstellungen, sondern vielmehr daran, dass das Potenzial verschenkt wurde, dem ganzen Setting wirklich eine Seele einzuhauchen. Den Figuren und der Umgebung fehlt der gewisse Charme, der mit Grafik allein nicht erzielt werden kann: Es fehlt der bereits erwähnte Tiefgang. Dazu kommt erschwerend hinzu, dass die an sich reizvolle, non-verbale Umsetzung in diesem Zusammenhang eher hinderlich als förderlich ist. Es gibt weder Dialoge, noch Schriftstücke, die der eher ereignislosen Umsetzung von Gomo einen Lichtblick verleihen. Damit fehlt im Grunde nach zehn Minuten Spielzeit jegliche Motivation, die Spielfigur von Level zu Level zu befördern.



Weiterhin ist dem Spieler leider nicht möglich, die auf Dauer nervende Hintergrundmusik auszuschalten. Diese wechselt zwar von Abschnitt zu Abschnitt, unterstützt die Atmosphäre und den Spielgenuss jedoch kaum. Man kann lediglich alle Geräusche im Spiel ausstellen, was an sich gar nicht nötig ist.

Am Ende dennoch ein paar freundliche Worte

Gomo bietet dem Spieler keinen wirklich guten Grund, circa 7 Euro (bei Veröffentlichung) für das Spiel zu investieren. Mit etwa zwei Stunden Spielzeit bietet Gomo zwar ein längeres ""Spielvergnügen"" als so manch kostenloses Adventure in diesem Bereich, allerdings springt der Funke am Ende nicht über. Dabei ist durchaus Potenzial vorhanden, das jedoch an fast jeder Stelle unnötig verschenkt wurde. Was bleibt am Ende? Eine Geschichte, die im Grunde gar keine ist. Geprägt von fehlendem Tiefgang und emotionslosen Charakterdarstellungen, deren bessere Umsetzung bereits die Hälfte des Spieles ausgemacht hätten. Ein viel zu einfaches Rätseldesign, das nicht über triviale Hürden hinaus geht und in einem Ende gipfelt, das vorhersehbar ist und das Ruder auch nicht mehr herumreißt.



Für Indie-Fans und Anhänger von Spielen im Stil von Der Besucher, Machinarium oder Paraplüsch - Die Anstalt der misshandelten Kuscheltiere kann Gomo durchaus ein neues reizvolles Abenteuer sein. Alle anderen sollten vor dem Kauf lieber erst auf die Demo zurückgreifen, damit es am Ende kein böses Erwachen gibt.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

Leider konnte der Funke auch am Ende nicht überspringen. Gomo bietet zwar kurzweilige Unterhaltung, allerdings ohne weiteren Tiefgang. Die Rätsel sind selbst für Einsteiger zu einfach und die Hintergrundgeschichte ist bereits nach dem Abspann in Vergessenheit geraten.

Julia 'Kleener_Apfel' Gründel

Redaktions-Wertung

Grafik

Musik

Steuerung

Atmosphäre

Rätsel

Gesamt