Nachdem wir vor einigen Wochen den ersten Teil der Red Johnson's Chronicles für den PC getestet haben, wollen wir heute einen Blick auf den Nachfolger Red Johnson's Chronicles – One Against All werfen.
One Against All macht direkt dort weiter, wo der erste Teil aufgehört hat. Nachdem der Privatdetektiv Red Johnson den letzten Fall dank der Hilfe des Spielers bravourös lösen konnte und dadurch zu einer gewissen Berühmtheit geworden ist, hat Uncle Teddy, der Verbrecherboss unseres Schauplatzes Metropolis, ein Kopfgeld von 150.000 Dollar auf Red ausgesetzt. Tot, nicht lebendig! Und da es in Metropolis nur so vor Kriminellen wimmelt, die alle keine Skrupel haben, für eine derartige Summe über Leichen zu gehen, muss Red nicht nur einen neuen Unterschlupf suchen, sondern auch ständig auf der Hut sein.
Zwei Dutzend fehlgeschlagene Mordversuche später ist Red zwar noch quicklebendig, aber auch keinen Schritt weiter mit seinen Recherchen, wer nun Uncle Teddy wirklich ist und wie er an ihn rankommt. Eines Tages jedoch bekommt er in einer Bar von der Bedienung eine seltsame Kiste an den Tisch gebracht. Diese enthält nicht nur einen Computer, sondern auch eine beunruhigende Information: Brown, Reds kleiner Bruder, wurde gekidnappt! Während Red nun also alles daran setzt, seinem Bruder zu helfen, werden zahlreiche Fragen aufgeworfen. Hat die Entführung etwas mit dem Kopfgeld zu tun? Wer waren die Kellnerin und der merkwürdige Gast in der Bar an diesem Abend? Warum will ausgerechnet eine Profikillerin Red helfen? Kann Red seinen Bruder rechtzeitig befreien? Leider wird die Story recht wirr erzählt und so ziemlich jeder der anderen Charaktere hätte ein Motiv für die Tat.
Während die Story eine direkte Weiterführung von Red Johnsons erstem Abenteuer ist, wurde das Gameplay eins zu eins vom Vorgänger übernommen. Weiterhin gilt es, verschiedene Schauplätze in der Egoperspektive zu erkunden, Gegenstände einzusammeln, mit Leuten zu reden und zahlreiche Knobelaufgaben und Minispiele zu lösen. Letzteres macht wieder den größten Teil der Spielzeit aus. Teilweise wurde das Prinzip der Aufgaben vom Vorgänger kopiert (Tarotkarten), teils gibt es neue Ideen. Insgesamt war der Vorgänger aber etwas abwechslungsreicher und die Aufgaben etwas besser in die Story integriert. Hier wirken sie nun fast alle ziemlich aufgesetzt. Ärgerlich ist die Tatsache, dass man ein einmal begonnenes Rätsel oft nicht mehr abbrechen oder zurücksetzen kann. Damit kann man auch nicht speichern oder Fehler korrigieren, was sehr frustrierend sein kann, gerade weil manche der Puzzles durchaus mal gut 20 Minuten dauern können – hier hilft dann im Notfall nur die Hilfe-Funktion, was frustrierend ist, wenn man das Rätsel eigentlich selbst lösen will.
Im Test der PC-Umsetzung des ersten Teils kritisierten wir in erster Linie die Umsetzung an sich, bzw. vor allem die missratene Anpassung der Steuerung an den PC. Da beide Umsetzungen wohl parallel entwickelt und nahezu gleichzeitig veröffentlicht wurden, treffen die Kritikpunkte in vollem Umfang auch auf den vorliegenden Titel zu. Einzig die Mausgesten haben dieses Mal weniger Probleme gemacht und wurden fast immer direkt richtig erkannt. Auch optisch und akustisch bleibt alles beim alten. Die neuen Schauplätze und Charaktere sind wieder hübsch anzuschauen und mit vielen Details ausgestattet. Bei den deutschen Untertiteln haben sich ein paar mehr Fehler und unglückliche Formulierungen eingeschlichen, da war der erste Teil besser. Die Sprachausgabe liegt nur in englischer Sprache vor und ist je nach Charakter gut bis durchwachsen. Zumindest der Sprecher von Red macht seine Sache ziemlich gut. Apropos Sprache, eine Warnung an eher zartbeseitete Gemüter: Im Spiel wimmelt es nur vor üblen Beschimpfungen, Drohungen, sexuellen Anspielungen und Angeboten.
Die Fortsetzung der Red Johnson's Chronicles macht auf den ersten Blick genau das, was die Spieler des ersten Teils erwarten. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass One Against All dem Original nicht ganz das Wasser reichen kann. Wirrere Story, schlechter eingebundene Rätsel, die zudem teilweise recycelt wurden, weiterhin große Probleme bei der Steuerung und andere nervige Eigenschaften ergeben insgesamt ein weniger überzeugendes Spiel.
Schon Teil eins konnte mich nicht überzeugen, wie man im Test nachlesen kann. Immerhin hatte ich mich für den zweiten Teil schon damit abgefunden, dass die Steuerung ein einziger Krampf ist, und habe mich entsprechend nur noch seltener darüber aufgeregt. Das Highlight des Spiels, wie auch beim Vorgänger, bleiben die an sich guten und kniffligen Knobelaufgaben, und das ist dann schließlich auch der Grund, warum das Spiel trotz seiner Mängel eine brauchbare Wertung erhält. Wer den Vorgänger aufgrund der Rätsel mochte, kann auch hier zugreifen, als Einstieg würde ich One Against All aber nicht empfehlen.
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