Von der Menschheit ist nichts mehr übrig: In einem Atomkrieg hat sie sich komplett von der Erde gefegt. Aber Leben gibt es trotzdem noch auf dem Planeten, denn Kakerlaken überstehen ja bekanntlich alles. Jim und Bud sind die beiden Protagonisten in Journey of A Roach, die durch einen Zufall tief in ein unterirdisches Höhlensystem geraten und dabei entdecken, dass sie längst nicht die einzigen überlebenden Insekten sind. Und nicht alle sind besonders freundlich...
Die postapokalyptische Welt nach dem Atomschlag ist im Spiel sehr gut dargestellt. Während der Spieler die Kakerlake Jim die meiste Zeit in einer 3D-Umgebung mit den Tasten WASD frei bewegen kann, werden die Zwischensequenzen in leicht animierten Diashows gezeigt. Die detailreiche und passend umgesetzte Grafik transportiert dabei die abgedrehte Atmosphäre sehr schön. Kaputte, skurile Charaktere und merkwürdige, teilweise radioaktiv verseuchte Schauplätze entfalten sich auf dem Bildschirm. Je tiefer man in die Welt unter der Erde vordringt, desto gefährlicher und technischer wird sie.
In Journey of A Roach geht der Spieler desöfteren die Wände hoch – allerdings nicht wegen des Spiels selbst, sondern um die Umgebung zu erkunden. Denn die Kakerlake Jim kann Räume nicht nur am Boden, sondern auch an den Wänden und der Decke erkunden. Diese nette Idee verleiht dem Spiel und seinen Rätseln eine schöne zusätzliche Tiefe und erhöht vor allem gegen Ende den Schwierigkeitsgrad deutlich. Ansonsten gibt es ein klassisches Inventar und die dazugehörigen Rätsel. Das Spiel teilt sich dabei in mehrere Abschnitte, die erst erkundet und dann gelöst werden müssen. Dabei ist es ab und zu möglich, in sehr begrenztem Maße eine eigene Reihenfolge der zu erledigenden Aufgaben festzulegen. Der Schwierigkeitsgrad der Rätsel bewegt sich hauptsächlich auf einem angenehm mittleren Niveau, zieht aber zum Ende des Spiels noch einmal deutlich an und dürfte dabei vor allem gut geübte Adventure-Spieler fordern und erfreuen. Abgesehen von einem recht fiesen Elektro-Rätsel sind alle Aufgaben komplett fair und nachvollziehbar gestellt, obwohl die Umgebung und Charaktere teilweise ziemlich abstrus erscheinen.
Die Steuerung ist dabei insgesamt gut gelungen. Munter krabbelt man durch Gänge, Räume und an Wänden und Decken entlang, per Mausklick landen Gegenstände im Inventar, das sich wie von Daedalic gewohnt bequem per Mausrad einblenden lässt. Lediglich an einigen wenigen Stellen ist Jim zu schnell unterwegs und man krabbelt zu weit oder in die falsche Richtung. Das ist besonders an einer Stelle ärgerlich, bei der es auf ein wenig Geschicklichkeit ankommt. Ansonsten ist die Umsetzung sehr gelungen und weckt Freude am Erkunden der Umgebung.
Gesprochen wird in dem Spiel nicht wirklich. Alle Dialoge werden über Sprechblasen mit teilweise animierten Zeichnungen dargestellt, ähnlich wie zum Beispiel bei Machinarium. Trotzdem sagen die Charaktere etwas: Sie brummeln, brabben, quieken vor sich hin oder machen andere Geräusche. Das klingt prima und unterhaltsam, vor allem wenn Jim auf eine Inventar-Kombination mit einem langgezogenen ""Häääääääh?"" reagiert. Auch die Geräusche sind passend ausgesucht und fügen sich nahtlos und unauffällig in die Umgebung ein. Die Musik zum Spiel lässt sich am besten wie die Umgebung beschreiben: Ein bisschen abgedreht und surreal. Nichts, was man sich so einmal anhören würde, aber sehr passend zum Spiel, ohne dabei nervig zu werden.
Journey of A Roach ist ein schön gemachtes, unterhaltsames und kurzweiliges Spiel, das mit leicht morbidem Humor und teilweise fraglicher Moral seine Geschichte erzählt. Die Steuerung ist gut, die Rätsel sind fordernd und insgesamt schön konzipiert, die Umgebung wird lebhaft auf den Bildschirm gebracht. Und das witzige Ende rundet den Titel gekonnt ab. Daedalic hat bei der Aufnahme des Titels in ihr Portfolio wieder ein glückliches Händchen bewiesen.
Es hat keine fünf Minuten gedauert, da hatte ich schon die beiden Protagonisten in mein Herz geschlossen. Bei der Spielmechanik hat es etwas länger gedauert, bis ich damit warm geworden bin. Durch die ungewohnte Bewegungsfreiheit habe ich immer wieder Gegenstände und mögliche Rätsellösungen übersehen und somit war das Spiel durchaus eine Herausforderung für mich, obwohl die meisten Rätsel an sich nicht so wahnsinnig schwer waren. Insgesamt ein sehr sympathischer Titel und eine Bereicherung für Daedalics Produktpalette.Axel Kothe
Was passiert, wenn man die abstruse Welt und die merkwürdigen Charaktere aus Full Pipe nimmt, sie ein wenig abschwächt und faire, anspruchsvolle Rätsel hinzufügt? Journey of A Roach kommt dabei heraus. Beim Spielen hat mich der Titel bestens unterhalten und mit dem Abspann machte sich vor allem ein Gefühl breit: Zufriedenheit.
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