Mit The Inner World wagt Studio Fizbin gemeinsam mit Headup Games den Schritt in den Adventure-Markt. Wir haben uns angesehen, was ihr von dem Titel erwarten könnt.
Der Novize Robert wächst gut behütet in einem Kloster in Asposien auf. Sein Mentor, der Abt Conroy, bewacht dort den letzten aktiven Windbrunnen der merkwürdigen Welt, die nur aus einem Erdinneren besteht. Die Bürger Asposiens leben derweil in der ständigen Angst, sie könnten durch die Blicke der drachenähnlichen Basylen versteinert werden oder der letzte lebenswichtige Windbrunnen könnte versiegen und die Welt so im Dunklen versinken. Denn ohne den Wind gibt es weder Strom noch Luft zum Atmen. Keine schönen Aussichten, von denen der naive Robert allerdings nichts mitbekommt. Doch eines Tages stiehlt eine Taube einen wertvollen Anhänger von Conroy und Robert wird während der Suche nach dem Schmuckstück zum ersten Mal mit der Welt außerhalb der Klostermauern konfrontiert. Eine turbulente Suche beginnt, die das Weltbild des armen Robert mehrfach ins Wanken bringen wird. Immer tiefer erkundet der Spieler dabei die Welt Asposien und trifft auf ebenso merkwürdige Schauplätze wie Personen.
Bemerkenswert ist bei der Entwicklung der Geschichte der oftmals leise, aber sehr zielsichere Humor, der hinter dem Spiel steckt. Der Titel baut viel auf Situationskomik und auch Lauras enorm sarkastische Art sorgt für einige Lacher. Ebenso unterhaltsam ist Roberts fast schon unglaubliche Naivität, der mit seinem Blick auf die Welt häufig leicht bizarre Schlüsse zieht. Generell ist die Charakterentwicklung in The Inner World selbst bei kleinen Nebenpersonen extrem gut gelungen. Man hat das Gefühl, zu jeder Person existiere eine reichhaltige Hintergrundgeschichte, die in vielen Fällen auch im Spielverlauf hervorblitzt. Durch die vielen verschrobenen Eigenheiten wird beinahe jeder Charakter zu einem witzigen Unikat.
The Inner World sieht wunderschön aus. Sichtbar mit Liebe und von Hand gezeichnete, comichafte Figuren und Hintergründe mit treffen auf unzählige Animationen und Zwischensequenzen. Alles wirkt flüssig, stimmig und niedlich. An den zahlreichen Kleinigkeiten innerhalb der Schauplätzen kann man sich kaum satt sehen. Grafisch ist der Titel rundum gelungen und man erkennt deutlich, dass hier Leute am Werk waren, die ihre Kunst nicht nur verstehen, sondern auch mit Leidenschaft ausführen.
Doch nicht nur die Grafik überzeugt: Auch die geniale Vertonung ist ein echtes Highlight des Spiels. Die Sprecher sind ausnahmslos sehr gut ausgewählt und liefern tolle Arbeit ab. Alles sitzt, alles passt. So ist es stets eine Freude, auch längere Dialoge zu genießen und absichtlich weiter zu fragen, während man doch eigentlich alle wichtigen Informationen schon erhalten hat.
Ebenso herrlich klingt die Musik zum Spiel, die sich mit schönen, stets passenden Klängen dezent im Hintergrund hält und doch so eingängig ist, dass sie durchaus auch nach dem Spielen noch im Kopf herumspukt. Der Soundtrack, welcher der Boxversion des Spiels beiliegt, dürfte daher sicherlich bei vielen auch nach dem Spielen noch öfter aus den Boxen des Computers oder der Anlage tönen.
The Inner World bietet zum größten Teil klassische Inventar- und Dialogrätsel. Dabei sind die Aufgaben stets nachvollziehbar und fair. Trotz des Comic-Settings gibt es keine besonders abgedrehten Aufgaben, in den meisten Fällen ist die logischste Aktion auch die richtige. Der Schwierigkeitsgrad bewegt sich dabei im Spielverlauf von der unteren bis zur oberen Mittelklasse. Das hält das Spieltempo angenehm hoch und fordert erfahrene Spieler, ohne zu einfach zu sein. Hin und wieder können Aufgaben auch ein Stück weit unabhängig voneinander bearbeiten werden, wodurch die Linearität des Spiels ein wenig aufgelockert wird. Auch findet im Spielverlauf ein Charakterwechsel statt: Für eine kurze Zeit muss auch mit Laura gespielt werden. Die Rätsel sind in klar begrenzte Abschnitte eingeteilt und beschränken sich auf wenige Schauplätze. Bleibt der Spieler hängen, hilft ein absolut vorbildliches Hilfesystem im Spiel, das Stück für Stück Tipps zur Lösung gibt, die schrittweise immer konkreter werden.
Was uns bei der Vorschauversion noch etwas Kopfzerbrechen bereitete, war die Steuerung. In der finalen Version wurde hier noch einmal stark nachgebessert. Das Anklicken von Gegenständen und das Verlassen von Schauplätzen geht nun flott voran. Immer noch anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig ist die Kombination von Gegenständen: Nach wie vor muss hierfür die rechte Taste gedrückt gehalten und die Maus gezogen werden. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase stört das aber kaum. Ein wenig schade ist, dass Schauplätze nicht schnell per Doppelklick verlassen werden können. Zwar sind die Orte im Spiel nicht besonders groß, trotzdem entstehen dadurch längere Wartezeiten. Auch etwas störend wirkt sich die Tatsache aus, dass das Spiel selbst auf schnellen Rechnern recht lange lädt, wenn der Schauplatz gewechselt wird – selbst wenn man diesen schon mehrfach aufgesucht hat. Doch das sind technische Kleinigkeiten, die das Spielerlebnis im Ganzen nicht allzu stark trüben.
Die Geschichte von The Inner World ist extrem humorvoll und leichtfüßig erzählt. Es baut sich durchaus auch Spannung auf, wenngleich die Wendungen der Geschichte recht leicht vorhersehbar sind. Dennoch kann der Titel vor allem eines: Wunderbar unterhalten. Bei The Inner World geht es weniger um das, was erzählt wird, sondern darum, wie es erzählt wird. Besonders hohe Ansprüche an die Geschichte von Roberts Reise sollte man nicht haben, die Erzählung bleibt insgesamt verspielt, allerdings im besten Sinne. Und mit einigen ziemlich anzüglichen Dialogen, Szenen und Anspielungen macht das Spiel deutlich, wen es als seine eigentliche Zielgruppe sieht. Die Mischung aus süßer Naivität und erwachsenen Anspielungen ist interessant und trägt weiter zum Charme des Spiels bei. Dabei verzeiht man ihm gerne die nicht allzu fordernde Hintergrundgeschichte.
Es sieht super aus, es hört sich super an, es spielt sich sehr gut und es belohnt mit extrem unterhaltsamen Stunden: The Inner World bietet alles, was man sich von einem sehr guten Adventure wünscht. Da sieht man gerne über ein paar kleinere Fehler im Spielverlauf hinweg. Was Studio Fizbin in zwei Jahren auf die Beine gestellt hat, spielt definitiv in der oberen Liga des Adventure-Genres und braucht sich auch vor den anderen Titeln in diesem Jahr nicht zu verstecken.
The Inner World auf Xbox One
Fast vier Jahre hat es gedauert, bis The Inner World von Studio Fizbin den Sprung auf die Konsolen geschafft hat - und das vermutlich auch nur, weil der für den Sommer angekündigte zweite Teil ebenfalls für die Wohnzimmergeräte erscheinen soll.
Inhaltlich hat sich bei der Konsolenumsetzung im Vergleich zum PC-Original nichts getan, auch in Sachen Grafik und Sound bleibt alles beim Alten. So beschränken sich die Änderungen auf die Steuerung, die nun an das Gamepad der Konsole angepasst wurde. Statt einen Cursor über den Bildschirm zu steuern, wird Robert nun direkt mit dem linken Analogstick bewegt. Mit den Schultertasten klickt man sich durch die Hotspots, welche sich per Tastendruck anzeigen lassen, ebenso das Inventar. Etwas umständlich ist die Tatsache, dass die Hotspots nur durch einen, oder bei vielen Hotspots durch ganz viele Tastendrücke aktiviert beziehungsweise angezeigt werden, und nicht der der Spielfigur nächstgelegene Hotspot direkt angezeigt und ausgewählt wird - das machen andere Titel mit direkter Steuerung besser. Auch nervig ist es, dass man sofort den ausgewählten Hotspot wieder verliert, wenn man den Analogstick berührt. Durch diese umständliche Steuerung spielt sich The Inner World auf Konsole deutlich mühsamer als auf dem PC und die Lust, verschiedene Dinge einfach nur mal so auszuprobieren, mag nicht so recht aufkommen.
Auch vier Jahr später und mit umständlicher Steuerung ist The Inner World auf Xbox One (und vermutlich auch Playstation 4) noch immer ein wunderschönes, witziges und motivierendes Adventure. Trotzdem wäre es, auch im Hinblick auch den Nachfolger, wünschenswert, wenn sich Studio Fizbin und Headup Games noch einmal mit der Steuerung auseinandersetzen und diese optimieren - so wie es jetzt ist, ist es leider, auch für Konsolenverhältnisse, nicht ideal.
Ein Angespielt-Video der Xbox One - Fassung findet ihr auf unserem Youtube-Kanal unter https://youtu.be/SaDwWInxlgw
Mobile Versionen
iOS
Einige Monate nach dem PC-Release erscheint The Inner World auch auf iTunes für iPad und iPhone und die mobile Umsetzung ist überaus gelungen. Nach einem kleinen Tutorial zur Steuerung startet man in das klassische Abenteuer. Gerade die Steuerung, die auf dem PC noch leicht gewöhnungsbedürftig war, wirkt auf Tablets und Smartphones sehr natürlich - insbesondere die Art und Weise, wie Gegenstände durch simples Aufeinanderziehen kombiniert werden können. Das Interface reagiert sehr schnell und ist absolut intuitiv.
Auch sonst kann man der mobilen Umsetzung technisch nichts vorwerfen. Die Grafiken sind scharf, Areale scrollen dank Parallax-Scrolling in mehreren Ebenen butterweich, der Ortswechsel ist schnell und die Zwischensequenzen ebenfalls hochwertig. The Inner World ist außerdem in Apples Gamecenter eingebunden und es gibt freispielbare Achievements. Vorbildlich ist, dass sowohl die deutsche als auch die englische Sprachversion eingebunden wurde und man zwischen beiden Sprachen problemlos wechseln kann. Die App belegt ca. 2 GByte Speicher.
Android
The Inner World schafft es auch auf Android, seinen tollen Humor und die knuffige Spielwelt voll zu entfalten. Allerdings schleichen sich manchmal zwischen Tippen und Aktion kurze Pausen ein, die jedoch nicht weiter stören. Die mobile Version bringt luxoriöserweise drei Spielstände mit, sodass zum Beispiel am Tablet im Wohnzimmer mehrere Spieler in die Welt eintauchen können. Als kleinen Bonus bringt das Spiel auf Android ein Flötennasen-Minispiel mit - das ich offengestanden nicht verstanden habe. Irgendwie sollen zur richtigen Zeit die Töne auf der Flöte getroffen werden - aber mehr als einen Finger erkennt mein Handy nicht, wodurch das Minispiel unlösbar wird. Seis drum - der eigentliche Titel ist schön genug, auch unter dem kleinen grünen Roboter.
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