Daedalic Entertainment tritt ja schon seit längerer Zeit nicht mehr ausschließlich als Entwicklungsstudio auf, sondern auch immer wieder als Publisher von Fremdproduktionen. Aus einer entsprechenden Partnerschaft mit den spanischen Nexus Game Studios ist jetzt das Geek-Adventure Randal’s Monday entstanden, das es sich zur Aufgabe macht, eine abgedrehte Story mit allerlei Referenzen auf die Popkultur der 80er- und 90er-Jahre zu verknüpfen.
Protagonist Randal ist eigentlich ein typischer Adventureheld. Als erfolgloser Nerd, angehender Trinker, Ego- und Kleptomane weiß er nicht so recht, was er mit seinem Leben anfangen soll, zumal er - wie immer - pleite ist. Eines Tages sitzt er mit seinen beiden Freunden Matt und Sally in einer Bar und feiert mit ihnen deren Verlobung. Trotz guter Vorsätze wird zu viel getrunken und irgendwie kommt es dazu, dass Randal seinem Freund den Geldbeutel mitsamt Verlobungsring stiehlt und ihn damit in den Selbstmord treibt. Das ist ihm aber eigentlich gleichgültig und damit zeigt sich auch gleich ein großes Problem des Spiels: Randal ist nicht auf ironische oder sarkastische Art und Weise witzig, sondern ganz einfach ein großer Unsympath, der sich selbst der nächste ist.
Gut, dass er gleich vom Schicksal bestraft wird. Der gestohlene Ring, den Randal mittlerweile beim Pfandleiher zu Geld gemacht hat, war mit einem Fluch belegt. Das führt dazu, dass er den gleichen Montag immer und immer wieder durchlebt, allerdings jeweils mit leicht veränderten Voraussetzungen. Ziel des Spiels ist es nun, diesen Fluch zu brechen. Dabei lernt Randal seine Mitmenschen besser kennen und kann sich ihre Eigenarten zu Nutze machen.
Die Voraussetzungen für eine lustige und leicht abgedrehte Story sind also gut. Leider haben die Entwickler sich eher darauf konzentriert, Randal so unsympathisch wie möglich zu gestalten. Und was darf bei einem Geek-Adventure natürlich noch nicht fehlen? Natürlich: Anspielungen auf Filme, Musik, Games und die allgemeine Popkultur der letzten zwei bis drei Jahrzehnte. Wer jetzt aber eine angenehme und subtile Verknüpfung dieser Referenzen mit den Elementen des Spiels erwartet, die durchaus Spaß machen würde (man freut sich ja immer, wenn man eine Anspielung erkannt und zugeordnet hat), wird bitter enttäuscht. Anders als zum Beispiel bei South Park oder The Big Bang Theory sind die Anspielungen nämlich äußerst plump und übertrieben häufig platziert. Und damit es auch der letzte versteht, weist Randal natürlich nur zu gerne darauf hin, dass er gerade zum Beispiel ein Filmzitat von sich gegeben hat. Schade um das verschenkte Potenzial, 80s- und 90s-Kids mit ins Boot zu nehmen.
Ein weiterer Atmosphärekiller sind die ausufernden Dialoge, die viel zu wenig Inhalt und viel zu viel Gefasel enthalten und nur sehr wenig zum Spielgeschehen beitragen. Negativ zu erwähnen ist hier auch die Möglichkeit, Multiple-Choice-Antworten zu geben. Bei der Auswahl der Antworten entsteht nicht etwa ein sinnvoller Gesprächsverlauf, sondern man muss ohnehin alle Optionen durchklicken, damit es weitergeht - sogar wenn sich diese inhaltlich widersprechen.
Natürlich ist Humor Geschmackssache und vielleicht gibt es auch Spieler, denen die lieblose Aneinanderreihung von Anspielungen und das unsympathische Auftreten des Protagonisten gefallen. Leider versagt das Spiel aber auch auf der für Adventures wichtigen Gameplayeigenschaft Rätseldesign. Die Rätsel sind zwar durch und durch klassische Kombinationsrätsel, oft erschließt sich aber auch nach der Lösung eines Rätsels nicht wirklich, weshalb jetzt gerade zwei bestimmte Gegenstände miteinander kombiniert werden mussten. Viele Aufgaben wirken auch einfach unglaublich konstruiert. Dazu kommt eine suboptimale Eigenschaft der ansonsten ordentlichen Point-and-Click-Steuerung: Hat man eine Kombination zwischen einem Inventargegenstand und einem Hotspot probiert, verschwindet der Gegenstand aus dem Fokus und man muss ihn erneut aus dem Inventar holen. In Kombination mit den vielen Hotspots eine nervige Angelegenheit. Zumindest gibt es aber eine ausführliche Spielhilfe, die über die dümmsten Rätsel hinweg hilft.
Technisch ist an Randal’s Monday ansonsten nicht viel auszusetzen. Die Comicgrafik ist recht rudimentär, aber zweckmäßig. Animationen sind eher hakelig und generell selten zu sehen, die Spielfiguren sind ordentlich animiert, scheinen aber über den Boden zu schweben. Im Allgemeinen ist die Spielwelt nicht sehr belebt, trotzdem versprüht die grafische Gestaltung ihren Charme.
Die deutsche Vertonung ist ordentlich, die Sprecher gut gewählt. Auch Stimmungslagen und Betonungen passen. Alternativ kann man das Spiel auch mit englischer Sprachausgabe spielen, die ebenfalls gut ist. Leider werden die Sprachsamples willkürlich mal zu laut, mal zu leise. Eine Soundkulisse ist kaum vorhanden und die Hintergrundmusik dudelt so daher und fällt nicht weiter auf.
Die Steuerung erfolgt adventuretypisch mit der Maus und ist komfortabel. Dialogzeilen und Laufwege lassen sich abkürzen, es gibt eine U-Bahn-Karte, um schnell an verschiedene Orte zu reisen. Hotspots lassen sich betrachten und benutzen. Das Inventar verbirgt sich hinter einem Comicbuch, in dessen Panels die Gegenstände abgelegt werden. Das wird schnell unübersichtlich, zumal sich bei erneutem Öffnen des Inventars immer wieder die erste Seite zeigt, nicht die zuletzt besuchte.
Wenn Randal’s Monday einen etwas sympathischeren Protagonisten, etwas weniger plumpe Anspielungen und ein besseres Rätseldesign gehabt hätte, hätte es ein tolles Adventure werden können. So bleibt ein Spiel, mit dem man durchaus ein paar Stunden unterhalten wird, das aber eher gemischte Gefühle hinterlässt und zwischendurch auch einfach mal nervt.
Dass Randal in seiner Welt überhaupt Freunde hat, verwundert. Dass sich einer seiner Freunde aufgrund der Bekanntschaft auf grauenhafte Art und Weise(n) das Leben nimmt, nicht wirklich. Einen erfolglosen, kleptomanischen, besserwisserischen und egomanischen Protagonisten zu spielen kann durchaus ein reizvolles Abenteuer sein. Randals widerwärtige und abartige Persönlichkeit macht es jedoch schwer, den Humor hinter seinen beleidigenden Worthülsen auszumachen. Humorvolle Stellen habe ich vergeblich gesucht. Tiefsinnigen und subtilen Humor damit natürlich auch. Aus dezent platzierten Anspielungen hat man versucht ein Gagfeuerwerk aufzubereiten, das in etwa so witzig ist, wie die letzte Folge von 7 Tage, 7 Köpfe. Die Rätsel sind völlig an den Haaren herbeigezogen und ziehen die so schon fade Geschichte noch künstlicher in die Länge. Alles wirkt zu überladen, zu konstruiert und am Ende wenig liebevoll umgesetzt. Aus einer prima Grundidee wurde es am Ende nicht nur für Randal nervig, diesen einen Montag immer und immer wieder neu zu durchlaufen. Mir erging es genauso.Julia Kleener_Apfel Gründel
Leider haben sich einige Befürchtungen aus der Vorschau bestätigt: Die hakelige Inventar-Steuerung und die abstrusen Rätsel nehmen dem Spiel viel von seinem Charme. Die langen Dialoge fand ich mit der Zeit auch recht ermüdend. Der Humor hat mich insgesamt ein wenig mehr angesprochen als meine Kollegen, allerdings wurde mir Randal mit der Zeit auch extrem unsymphatisch und die Anspielungen wirkten auf mich nach längerer Spielzeit ebenfalls eher aufgesetzt. Während die Boxversion von Daedalic gewohnt schön gestaltet ist und viele schöne Extras auffährt, kann das Spiel darin leider nicht alle Versprechen halten. Letzlich muss jeder Spieler selbst entscheiden, ob er mit den Kritikpunkten klar kommt - Randals Monday ist trotz allem ein respektables Erstlingswerk mit schönen Ideen. Doch es zeigt auch: Einen Rufus schüttelt man nicht einfach so aus dem Ärmel: Da steckt viel harte Arbeit dahinter, damit so etwas funktioniert.Hans Duschl
Ok, ich oute mich! Ich mag den Humor in Randals Monday! Ich liebe die unglaublich vielen Referenzen, Anspielungen, Zitate im Spiel. Einige sind auch mir deutlich zu plump (die ganzen U-Bahn-Stationsnamen sind so ein Beispiel), viele andere finde ich hingegen super gelungen und auch nicht zu aufdringlich. Ich liebe es, in wirklich jedem Screen zig Sachen zu entdecken. Aber auch manche Dialoge und so ziemlich alles, was Randals Freund Matt vom Stapel lässt, finde ich einfach herrlich, auch dank der wirklich tollen Sprachausgabe. Klasse ist auch immer der Beginn eines neuen Tages, wenn man die Auswirkungen der Aktionen des Vortages zu spüren bekommt. Leider sind die Tage an sich meiner Meinung nach deutlich zu lang, denn auch wenn es Veränderungen gibt, sind es letztendlich immer wieder die gleichen Locations die man als Spieler besucht. Hier kommt auch das größte Manko des Spiels zu tragen: Das teils unterirdische, meist extrem abstruse Rätseldesign. Dazu noch das hakelige Inventar, relativ viele immer begehbare Screens, kaum vorhandene Hinweise, spürbare Ladezeiten und Laufwege, und schon verliere ich schnell die Lust am selber Rätseln. Da war mir die integrierte Lösungshilfe (oder eher: Komplettlösung) ein echter Segen, ohne die hätte ich vermutlich schon spätestens am dritten Tag frustriert aufgegeben. Mein Tipp: Schaut euch ein paar Videos vom Spiel an um zu sehen, ob der Humor euch liegt, denn allein davon lebt dieser Titel.Axel Kothe
Von einem Geek-Adventure erwarte ich subtile, passend platzierte Anspielungen, die nicht jedem sofort ins Auge springen. Qualität vor Quantität. Außerdem hätte ich mir einen Protagonisten gewünscht, dem seine Mitmenschen nicht völlig egal sind und der offensichtlich nur Abscheu für sie übrig hat. Als jemand der schwarzen Humor mag, könnte ich das durchaus lustig finden - das ist es hier aber einfach nicht. Unter diesen Voraussetzungen leidet die eigentlich vielversprechende Geschichte, deren Facetten auch gut umgesetzt sind, leider sehr stark. Dazu kommen extrem langatmige Dialoge, bei denen ich mich nicht nur einmal zum Wegklicken verleitet sah. Außerdem natürlich das Rätseldesign, das extrem aufgesetzt und konstruiert wirkt und in Kombination mit dem schlecht benutzbaren Inventar zu Frustration führt. Nexus Game Studios scheinen Potenzial zu haben und ich hoffe, sie nutzen es bei einem eventuellen nächsten Adventure.
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