Amanita Design sind bekannt für liebevoll gestaltete Adventures, die komplett ohne Sprache funktionieren. Eines davon hat nun seinen dritten Teil erhalten: Samorost 3. Wir haben uns auf den Weg ins All gemacht.
Der Held der Samorost-Reihe ist ein waschechter Entdecker. Nachdem er sein Raumschiff mit etwas Hilfe startklar gemacht hat, erkundet er die umliegenden Planeten. Dabei gibt es in der ersten Hälfte des Spiels nur eine Andeutung einer Hintergrundgeschichte, primär werden die fremden Himmelskörper bereist und untersucht. Erst im letzten Drittel wird dann eine klassische Geschichte aus der Kategorie ""abtrünniges Mitglied einer eigentlich heldenhaften Gruppe missbraucht seine Macht"" erzählt. Wer also eine durchgängige Erzählung mit eindeutigem Missionsziel erwartet, kommt erst gegen Ende auf seine Kosten. Das ist jedoch offensichtlich eine bewusste Entscheidung, denn Samorost 3 stellt eindeutig die Erkundung fremder Planeten, neuer Schauplätze und logischer Rätsel in den Vordergrund. Da ist es wenig verwunderlich, dass der Held erst einmal um der Reise willen aufbricht. Das spiegelt sich auch nach dem Ende der Geschichte wider: Dem Spieler wird weiterhin die Möglichkeit gegeben, die Planeten zu erkunden und eventuell übersehene Ereignisse nachträglich noch zu erleben. Dennoch fehlt ein wenig der rote Faden, der durch die Geschichte führt.
Bei den Rätseln setzt Samorost 3 fast ausschließlich auf die genaue Beobachtung der Umgebung und verspieltes Ausprobieren. Die Aufgaben sind dabei stets perfekt in die jeweiligen Schauplätze integriert. Der Schwierigkeitsgrad bewegt sich über das Spiel hinweg zwischen einfach und mittelschwer. In einigen wenigen Fällen kommt ein sehr kleines Inventar zum Einsatz. Ein wichtiges Element ist hingegen eine Art Trompete, die der Hauptcharakter bei sich trägt. Mit ihr lassen sich gehörte Töne (automatisch) nachspielen. So erhält der Spieler Hinweise zu Rätseln oder kommt im Spiel voran. Insgesamt sind alle Aufgaben fair gestellt und lassen sich durch sorgfältiges Beobachten lösen. Wer dennoch einmal einen Hänger hat, kann ein hübsch gestaltetes Lösungsbuch zu Rate ziehen, vor dessen Verwendung ein sehr einfaches Schloss geöffnet werden muss. Das verschafft noch einmal Zeit zum Nachdenken darüber, ob Spicken denn wirklich notwendig ist. Zusätzlich gibt es eine Menge an Bonusaufgaben, für deren Erfüllung der Spieler mit weißen Klangelementen belohnt wird, die am Ende ein frei zusammenstellbares Lied ergeben. Eine nette Idee, die Errungenschaften auf sympathische Art und Weise und vor allem mit echtem Mehrwert integriert. Je nachdem, wie eifrig die Suche nach zusätzlichen Aufgaben durchgeführt wird, dauert das Spiel zwischen vier und sechs Stunden.
Wenn sich der weiß gekleidete Held mit Schlafmütze in sein Raumschiff begibt, um fremde Planeten zu erkunden, fällt eines sofort auf: Jeder Schauplatz ist mit enorm viel Liebe zum Detail inszeniert. Käfer wuseln durch riesige, sattgrüne Wälder, Einsiedlerkrebse laufen seitwärts durch eine rote Marslandschaft und überall zirpt und klingt es. Dadurch wirken die unterschiedlichen Gebiete enorm lebendig und sind ein echter Blickfang. Unzählige Animationen tragen zu dieser Atmosphäre bei. Zudem ist faszinierend zu sehen, wie die Entwickler durch leichte Abwandlung von Pflanzen und Strukturen aus der uns bekannten Natur eine gleichsam fremdartige, aber doch vertraute Umgebung schaffen. Hinzu kommt eine Menge Abwechslung, vom lavagefüllten Vulkan bis hin zum lebenden Dschungel ist alles dabei.
Die Steuerung ist denkbar einfach: Mit simplen Klicks kann der Hauptcharakter an bestimmte Stellen geschickt werden. Unabhängig davon kann auch die Umgebung manipuliert werden. An einigen Stellen kommt zusätzlich eine leichte Gestensteuerung zum Einsatz, etwa wenn die Maus hoch und runter geschoben werden muss, um Wasser zu pumpen. Besonders bei einer Drehaufgabe fühlt sich das etwas merkwürdig an, auf einem Touchscreen wirken diese Elemente sicher besser. Für die Verwendung der wenigen Inventargegenstände und der Trompete ist ein Ziehen bei gedrückter Maustaste notwendig.
Wie schon im Vorgänger und in Machinarium liefert Tomáš Dvořák einen fantastischen Soundtrack, der jeden Schauplatz und jede Aktion perfekt begleitet. Auch durch das Element der Trompete verschmelzen Musik und Spiel auf wunderbare Art und Weise und schaffen eine Atmosphäre, die einen tief in das Geschehen hineinzieht. Hinzu kommen die stets perfekten und mit Sorgfalt gesetzten Geräusche.
Es sieht toll aus, es hört sich fantastisch an und es stellt schöne Aufgaben. Samorost 3 ist wunderbar geworden. Lediglich bei der Hintergrundgeschichte tut sich verhältnismäßig wenig, doch die starke Atmosphäre macht das wieder wett. Wer Machinarium, Botanicula oder die anderen Samorost-Teile mochte, sollte unbedingt zugreifen.
Immer wenn ich das Spiel gestartet habe, bin ich innerhalb von Sekunden in der wundervollen Welt von Samorost 3 versunken. Ein schönes Erlebnis, fast schon ein wenig wie eine gelungene Meditation.
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