Test

von  Hans Pieper
31.08.2016
Adr1ft
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Sosehr Menschen davon träumen, durch das All zu anderen Planeten zu reisen, sosehr ist es für sie ein Albtraum, auf sich alleine gestellt durch den luftleeren Raum zu trudeln. Genau hier setzt Adr1ft an. Und wir mit unserem Test.

Allein im All

Alex Oshima erwacht außerhalb ihrer Raumstation ""Northstar"", die sich in einer Umlaufbahn um die Erde befindet. Doch die Basis in der Schwerelosigkeit hat sich in ein vielteiliges Puzzle verwandelt. Irgendetwas muss die Station hart getroffen und regelrecht zerstückelt haben. Offensichtlich hat Alex diese Katastrophe überlebt. Mithilfe von Steuerungselementen an ihrem Raumanzug schafft sie es zurück in die Reste der Station und beginnt, zumindest Teile des Systems wiederherzustellen und nach einem Ausweg aus der bedrohlichen Situation zu suchen. Natürlich spielt auch die drängende Frage eine Rolle, was genau eigentlich passiert und wer daran schuld ist.

Irgendjemand bekommt hier gewaltigen <br /><br />Ärger mit der Versicherung

Luft!

Die Entwickler haben bei Adr1ft viel Wert auf Realismus gelegt. Das wirkt sich in einem Punkt extrem nervig aus: Über das gesamte Spiel hinweg muss der Spieler auf Sauerstofffläschchen zuschweben und diese inhalieren, um ein vorzeitiges Spielende zu verhindern. Zwar ist das Element für die ersten Minuten ganz nett, schnell wird daraus jedoch unnötiger Stress. Verstärkt wird dies durch die Steuerung. Da sich Alex die gesamte Zeit über im schwerelosen Raum befindet, treibt sie jeder Impuls nahezu unendlich weiter in diese Richtung. Über die WASD-Tasten und das Umschauen mit der Maus muss viel korrigiert werden. Immerhin kann sich der Spieler mit der Leertaste wieder in eine Standardposition versetzen. Doch all dies kostet auch Luft und schnell geht da die lebensrettende Ampulle, die ebenfalls munter durch das All schwebt, verloren. Und nicht nur in diesem Punkt bietet Adr1ft wenig Abwechslung: Durch den Zeitdruck gerät das Erkunden der Raumstation komplett in den Hintergrund. Stets müssen Terminals gesucht und bedient sowie Türen geöffnet werden. Mehr gibt es nicht zu tun. Wer darüber hinaus aus Versehen aus der Station herausschwebt und kurz die Orientierung verliert, hat kaum eine Chance, wieder auf den Pfad zurückzufinden.

Und wieder mal ist die Luft (r)aus

Lies und Hör

Die Geschichte hinter Adr1ft wird durch Tagebucheinträge und Audiofiles transportiert. Zwar sind die Hintergründe durchaus spannend, die Dokumente müssen aber erst einmal eingefangen werden. Dabei ergibt sich dasselbe Problem wie bei den Sauerstoffflaschen. Und durch den chronischen Sauerstoffmangel bleibt wenig Motivation, alles nach Dokumenten abzusuchen. Nach etwa fünf Stunden mündet der Titel daher wohl für die meisten Spieler in ein Finale, in dessen Vorlauf einiges an Geschichte verpasst wurde.

Schon am PC ist die Steuerung immer<br /><br />mit etwas Glück verbunden

Grafisch äußerst beeindruckend

Am besten kann das Spiel mit seiner fantastischen Grafik beeindrucken. Die Raumstation und ihre Umgebung sind überraschend realistisch. Wer eine VR-Brille besitzt, kann noch tiefer in diese gelungene Darstellung eintauchen. Auch die Physik wirkt (für einen Tester, der nie selbst im Weltall war) sehr realitätsnah. Doch diese beiden Elemente sind längst nicht alles, was ein gutes Spiel ausmacht.

Fazit

Besonders die ersten 15 Minuten von Adr1ft sind beeindruckend. Überzeugene Grafik, fantastische Atmosphäre, spannende Geschichte. Doch dann überwiegen der unnötige Zeitdruck durch den stetigen Sauerstoffmangel und das extrem unabwechslungsreiche Gameplay. Die große Chance, PC-Spieler und VR-Brillen-Träger durch das All schweben und mit offenem Mund staunen zu lassen, wurde vertan. Mehr als eine beeindruckende Techdemo bleibt leider nicht.

thumb
VR-Version In der VR-Version für die HTC Vive war Adr1ft für mich kaum spielbar. Bereits nach wenigen Minuten habe ich die Brille wieder abgenommen. Die Steuerung ist unnötig kompliziert auf die Controller umgelegt und schlecht erklärt. Komplett unverständlich ist, warum die Controller nicht als Hände der Protagonistin implementiert wurden, sondern zusätzlich angezeigt werden. Ständiges Schweben und Drehen lässt auch bei Hartgesottenen das baldige Wiedersehen mit dem jüngst verzehrten Essen realistisch erscheinen. Kurzum: Finger weg von dieser Version.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Das anfängliche Staunen wich bei mir schnell einem genervten, gehetzten Korrigieren der eigenen Schwebebahn. Ständig habe ich gehofft, im nächsten Abschnitt würde endlich mein Raumanzug komplett repariert. Doch das Sauerstoffproblem bleibt bis zum Schluss, wenn auch etwas abgemildert. Das regelmäßige Verfehlen der lebenswichtigen Fläschchen, die gefühlt mit Absicht extra schlecht erreichbar an mir vorbeischwebten, führte zu sehr vielen, sehr kurzen Spielesessions für den Test. Nach einem versehentlichen Ausflug in den Weltraum fand ich den richtigen Abschnitt der Raumstation nicht wieder und musste von vorne anfangen. Vermutlich einen Großteil der Geschichte habe ich durch schnelles Passieren der Räume aufgrund des Sauerstoffmangels verpasst. Wie viel, weiß ich nicht, denn eine Übersicht über die Logs und Audiofiles gibt es nicht. Und ich fange sicher nicht noch einmal von vorne an.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Tolle Grafik
  • Gute Präsentation
  • Spannende Geschichte
  • Starke Atmosphäre
  • Schlechte Steuerung (besonders in VR)
  • Nervige Luftknappheit bis zum Ende
  • Kaum Rätsel