Seit heute ist das über Kickstarter finanzierte Pixel-Adventure The Last Time auf Steam verfügbar. Entwickler Big Cow erzählt darin die Geschichte eines 70jährigen Ex-Polizisten, den unvermittelt die Schatten seiner Vergangenheit einholen. Was der Titel kann und ob er sich lohnt, erfahrt ihr im Test.
Das Spiel beginnt 1976. Polizist Jack und sein Kollege Darren sind auf Streife, als ein Notruf eingeht. Ein Einbruch wurde gemeldet, der Täter soll aber schon wieder verschwunden sein. Als sie am Tatort eintreffen, wird Darren vom Einbrecher getötet und Jack gibt sich die Schuld an dessen Tod. 40 Jahre später erreicht Jack ein Anruf im Altersheim. Es ist Sarah, Darrens Enkelin, die mehr über ihren Vorfahren wissen möchte. Doch kaum dass er sich mit ihr getroffen hat, überschlagen sich die Ereignisse.
The Last Time ist, nüchtern betrachtet, ein grob gepixeltes Spiel. Umgesetzt wurde es mit der Unity-Engine und dem Adventure-Creator-Plugin, nutzt aber kaum die technischen Möglichkeiten der Engine aus. Dennoch ist der Grafikstil über die komplette Spielzeit hinweg konsistent und kompromisslos. Wenige Spezial-Animationen sind zwar vorhanden, aber grundsätzlich setzt das Spiel auf Klötzchen-Grafik. Dass man damit durchaus gute Effekte erzielen kann, wissen wir spätestens seit Titeln wie The Last Door. Und auch hier gelingt es, minimalistische Grafik mit dem Erzählen einer guten Geschichte zu verknüpfen.
Tatsächlich schafft es der Autor, innerhalb kürzester Zeit seine Charaktere vorzustellen. Ob Jack als alternder Ex-Polizist oder Sarah, eine etwas unbedarfte zwanzigjährige Bibliothekarin, die Figuren kommen dem Spieler schnell vertraut vor. Das hilft beim Erzählen dieses kleinen Krimi-Adventures sehr, schnell eine gute Atmosphäre aufzubauen. Die Geschichte, die über einen Zeitraum von etwa 90 Minuten erzählt wird, hat Hand und Fuß, ist interessant und wird befriedigend aufgelöst. Kleinere Rätsel, die wenig fordernd daher kommen, lockern das Spielerlebnis angenehm auf. Wer möchte, kann durch unterschiedliche Gesprächsoptionen ein wenig Einfluss auf die Story und die Dialoge nehmen. Dadurch entsteht sogar ein kleiner Wiederspielwert.
Der Sidescroller kommt mit einer klassischen Point-and-Click-Steuerung daher. Allein mit der Maus bewaffnet darf sich der Spieler durch die rudimentäre Grafik klicken, ohne dabei auf technische Schwierigkeiten zu stoßen. Ein Tutorial steht optional zur Verfügung, aber wer sich mit klassischen Adventures auskennt, wird dieses nicht brauchen. Ein Inventar ist nicht vorhanden. Vielmehr werden Gegenstände einfach mitgenommen und stehen bei Bedarf als Icon zur Verfügung, sobald Hotspots angewählt werden, mit denen eine Verwendung Sinn ergibt.
Da Daniel Black den größten Teil des Spiels selbst programmiert hat, greift er auf frei verwendbare Musik zurück. Die Referenzen füllen gleich zwei Bildschirme im Abspann. Die Auswahl ist dabei gelungen und die wenigen Soundeffekte sind ebenfalls gut platziert. Sprachausgabe gibt es keine, auch Übersetzungen sind bisher nicht vorhanden. Das Spiel ist daher nur mit englischen Texten verfügbar, die aber auch ohne professionelle Kenntnisse der Sprache zu bewältigen sein dürften.
The Last Time ist ein lohnendes Pixel-Adventure mit einer interessanten Story und kleiner Spielzeit zum kleinen Preis. Das Erstlingswerk des Briten Daniel Black ist trotz der limitierten Technik erfolgreich gelungen. Das liegt vor allem an den glaubwürdigen Charakteren, den gut geschriebenen Dialogen und der runden Geschichte. Liebhaber solcher Spiele sollten unbedingt einen Blick darauf werfen. Wer allerdings ein Adventure-Epos mit High-End-Grafik erwartet, sollte sich nach einem anderen Titel umsehen.
Was Big Cow als Ein-Mann-Team hier auf die Beine gestellt hat, verdient Respekt. Es mag zwar kein Meilenstein der Adventure-Geschichte sein, ist aber ein rundes Werk, das sich gut spielt und vor allem eine gut erzählte Geschichte zufriedenstellend abschließt. Ich bin froh, dem Titel sowohl als Kickstarter-Unterstützer als auch als Spieler eine Chance gegeben zu haben. Von mir aus darf es in Zukunft mehr von diesen kleinen Indie-Perlen geben.
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