Test

von  Michael Stein
22.07.2016
The Silent Age
Getestet auf Windows, Sprache Englisch

The Silent Age ist ein in zwei Episoden veröffentlichtes Adventure des Entwicklers House on Fire. Ursprünglich wurde das Spiel für iOS und Android entwickelt. Die erste Episode wurde kostenlos angeboten und inzwischen über acht Millionen mal heruntergeladen. Im Februar 2015 wurde das Spiel mit der Veröffentlichung des zweiten Teils fertiggestellt und im Februar 2016 mit deutschen Untertiteln versehen. Wir haben uns das Zeitreise-Adventure näher angesehen.

Hausmeister Joe

1972: Der Vietnam-Veteran Joe hat nach seinem Ausstieg aus der Army einen Job als Hausmeister bei der Firma Archon National Defenses angenommen. Eines Tages wird er in das Büro seines Chefs gerufen, der ihm stolz verkündet, dass Joe von nun an mehr Verantwortung übertragen bekommt, da einer seiner Kollegen gekündigt hat. Mehr Geld oder einen besonderen Titel gibt es dadurch zwar nicht, aber wenigstens Zugang zu den geheimen Labors im Keller. Dort angekommen, findet Joe eine Blutspur vor, die ihn zu einem alten Mann führt, der verwundet in einer Ecke zusammengebrochen ist und im Sterben liegt. Mit letzter Kraft erklärt ihm dieser, dass er aus der Zukunft stammt. Er übergibt Joe eine Zeitmaschine im Taschenformat und bittet ihn, in seine Zeit zu reisen, ihn zu besuchen und vorzuwarnen. Noch bevor Joe weiß, wie ihm geschieht, wird er von den Sicherheitskräften festgenommen und zum Verhör abgeführt. Kurz darauf springt er zum ersten Mal in die Zukunft und findet die Welt zerstört und verwildert vor. Es stellt sich heraus, dass es 1972 eine Katastrophe gegeben haben muss, welche die Menschheit vollständig ausradiert hat. Doch was ist passiert und wie kann es verhindert werden?

Joe ist Hausmeister bei Archon National Defenses

Endlich wieder Zeitreisen

Die Handlung von The Silent Age spielt in den Jahren 1972 und 2012. Über große Teile des Spiels kann zwischen diesen beiden Zeitebenen jederzeit hin- und hergeschaltet werden. Da die portable Zeitmaschine mit Solarenergie arbeitet, fehlt ihr allerdings an manchen Stellen der Strom, sodass man zeitweise in einem der beiden Jahre festsitzt, bis wieder Sonnenlicht zur Verfügung steht. Tatsächlich ist der Wechsel zwischen den Zeiten sehr oft nötig, da er zentraler Bestandteil des Rätseldesigns ist. So sind etwa im Jahr 1972 Durchgänge blockiert, die 2012 durch den Zahn der Zeit frei wurden. Andererseits gibt es 2012 auch Hindernisse, die 1972 nicht vorhanden sind. Hinzu kommen klassische Rätsel, bei denen Inventargegenstände kombiniert oder in der Umgebung angewandt werden müssen. Dieser Mix aus logischen Kombinationsrätseln in Verbindung mit Zeitsprüngen ergibt ein sehr schönes Rätseldesign, welches das Spiel über die ganze Spielzeit hinweg interessant zu halten vermag.

Grafisch in Ordnung

Grafisch macht das Spiel keine großen Experimente. Die meisten Hintergründe sind recht einfach gehalten, wirken aber dennoch ästhetisch. Auch die Anmationen sind eher ungelenk, spezielle Einzelanimationen für Handlungen fehlen fast vollständig und werden zum Beispiel durch einfaches Ausblenden von Aufzugtüren ersetzt. Technisch merkt man dem Spiel schon an der Art des Cursors, dem Menü und der Bedienung an, dass es ursprünglich für mobile Geräte entwickelt wurde. Die Hotspots sind großzügig dimensioniert und die rechte Maustaste hat keine Funktion. Die Umsetzung für den PC ist jedoch perfekt gelungen. Es werden Auflösungen von 640x480 bis 1680x1080 in unterschiedlichen Seitenverhältnissen unterstützt.

Die Grafik ist einfach, aber hübsch

Es klingt und tickt und spricht sogar

Die Hintergrundmusik besteht hauptsächlich aus einer sphärischen Klangkulisse, die nicht besonders abwechslungsreich ist. Hinzu kommen einzelne, gut gelungene Soundeffekte und in den Dialogen gibt es sogar englische Sprachausgabe. Letztere ist zwar nicht wirklich professionell, allerdings gibt es im Spiel kaum Dialoge. Die Bemerkungen die Joe über Großteile der Spielzeit hinweg zu seinen Handlungen oder den Objekten in der Spielwelt macht, sind nicht vertont. Hinzu kommt eine deutsche Textübersetzung, die manchmal etwas seltsam und flapsig anmutet, aber im Großen und Ganzen ihren Zweck gut erfüllt.

Links oder rechts?

Wie schon Klassiker wie Zak McKracken oder Maniac Mansion ist The Silent Age ein Sidescroller, es wird also nur nach links oder rechts gelaufen. Tritt Joe durch eine Tür, wechselt die Szene und es geht nach dem gleichen Prinzip weiter. Da die Areale, in denen man sich im Spiel bewegt, nie besonders groß sind, behält man aber dennoch leicht den Überblick. Hilfreich ist übrigens eine Doppelklickfunktion, die Joe etwas schneller laufen lässt, vor allem da seine Standardgehgeschwindigkeit eher einem gemütlichen Schlurfen gleicht.

Dieser Spind spinnt:<br /><br />Die Übersetzung ist teilweise etwas seltsam

Fazit

Freunden von mysteriösen Zukunftsgeschichten, Zeitreisen und klassischen Adventure-Rätseln kann man The Silent Age guten Gewissens ans Herz legen. Wir haben die PC-Version getestet und die entsprechenden Vorläufer auf iOS und Android kurz angespielt. Welche Plattform man bevorzugt, bleibt jedem selbst überlassen. Der Spielspaß ist auf allen Geräten gleich hoch und auch die Grafik unterscheidet sich nicht wesentlich. Mit einer Spielzeit von etwas mehr als drei Stunden ist das Vergnügen zwar kurz, am Ende bleibt aber das Gefühl zurück, ein schönes und mit Liebe entwickeltes Adventure gespielt zu haben.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Ich finde The Silent Age rundum gelungen. Schon als ich die kostenlose erste Episode vor zwei Jahren auf dem Smartphone angespielt hatte, wusste ich, dass ich mir den zweiten Teil bei Erscheinen auf jeden Fall zulegen werde. Dass es nun auch eine PC-Variante mit deutschen Texten gibt, ist umso schöner. Ich kann dieses Spiel nur wärmstens empfehlen, zumal es auch recht günstig zu bekommen ist.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Tolle Atmosphäre
  • Guter Einsatz des Zeitreise-Elements
  • Interessante Geschichte
  • Einfache Handhabung
  • Etwas einfacher Grafikstil
  • Recht kurz