Als Ankh 2005 veröffentlicht wurde, avancierte das Abenteuer um den jungen Ägypter Assil schnell zum Publikumsliebling und wurde schließlich auch mit dem deutschen Entwicklerpreis ausgezeichnet. Nach zwei Fortsetzungen auf dem PC erreichte nun der erste Teil der Serie, jetzt mit dem Untertitel "Der Fluch des Skarabäenkönigs", den Nintendos DS. Wie gewohnt konzentrieren wir uns im Test zur Konsolen-Version auf technische Aspekte, da an der Geschichte und dem Rätseldesign nichts geändert wurde. Diese Informationen sind in unserem Artikel zur PC-Version zu finden, in der wir eine Gesamtwertung von 84 % vergeben.
Die Entwickler werden schnell gemerkt haben, dass man ein - wenn auch im Vergleich nur mittelmäßig aufwändiges - 3D-Spiel nicht einfach so durch kleinere Anpassungen auf eine Plattform wie den DS portieren kann, der unter anderem in Bezug auf Speicherplatz oder Prozessorleistung viel eingeschränkter ist als der PC. Dieser Umstand wird schon im Intro klar. Die Qualität der Zwischensequenzen, die im Gegensatz zur Originalversion als Videoclips vorliegen, wurde deutlich gesenkt. Und das sieht man leider auch. Die Zwischensequenzen sehen nicht gut aus und ruckeln.
Nach dem Vorspann, in dem sich Assil - kurz zusammengefasst - einen Todesfluch aufhalst, den nur der Pharao wieder von ihm nehmen kann, unfreiwilliger Besitzer des Ankh und dann zu allem Überfluss auch noch zu einer Woche Hausarrest verdonnert wird, findet man sich in einem typischen altägyptischen Mittelstandshaus wieder. Und hier fällt der zweite große Unterschied zur Originalversion auf: Die 3D-Engine wurde durch eine 2,5D-Umgebung ersetzt, in der lediglich noch die Charaktere tatsächlich dreidimensional sind. Die Schauplätze an sich haben nur in vorgerenderter Form auf die Speicherkarte gefunden. Leider haben Sie dabei ein wenig ihre Lebendigkeit verloren, manche Areale wirken gar trist und farblos, was auch daran liegen muss, dass auf so gut wie alle Hintergrundanimationen verzichtet wurde. Die Kamerapositionen sind überwiegend gut gewählt.
Weniger übersichtlich ist die Platzierung von Hotspots. An dieser hat sich zwar ebenfalls nichts geändert, der kleine Bildschirm macht das Auffinden der anklickbaren Objekte aber oft zur Qual. Viele der Objekte sind nicht auf den ersten Blick ersichtlich und es ist eher Zufall, ob man sie findet oder nicht. Hier hilft es natürlich, schon die PC-Version gespielt zu haben, aber das wird wohl auf die wenigsten Käufer zutreffen. Im leichteren der beiden Schwierigkeitsgrade, die eine Neuerung in der DS-Version darstellen, wurde aber ein Feature eingebaut, das relevante Objekte hervorhebt, wenn sich Assil in deren Nähe befindet. Das Pixelhunting im normalen Modus ist aber eher als Designfehler einzustufen denn als höherer Schwierigkeitsgrad. Das Hotspot-Highlighting hätte definitiv in beide Modi gehört, um Ankh DS spielbar zu machen.
Während auf dem unteren Bildschirm das eigentliche Spiel stattfindet, wird auf dem oberen Bildschirm eine Detailansicht des gerade aktivierten Inventargegenstandes und außerdem die Dialoge in Textform angezeigt. Während der Dialoge oder Zwischensequenzen wechselt das Spielgeschehen auf den oberen Bildschirm.
Die Steuerung erfolgt komplett über den Stylus, nur einige Sonderfunktionen wie das Überspringen von Dialogen liegen auf den DS-Buttons. Am unteren Bildschirmrand des Touchscreens sind vier Interaktionssymbole platziert, deren Bedeutung sich aber erst durch Ausprobieren oder einen Blick in das Handbuch offenbart. Egal, welches Symbol aktiviert ist, folgt Assil der Position des Stylus. Erwischt man einen Hotspot, wird dieser je nach Modus betrachtet, aufgenommen, benutzt oder, bei einer Person, kommuniziert. Da die korrekten Interaktionsmöglichkeiten pro Hotspot jedoch sehr begrenzt sind und auch nicht immer klar ist, mit welchem Interaktionsmodus eine Aktion durchgeführt werden muss, kommen auf eine erfolgreiche Interaktion gefühlte dutzende Fehlversuche, die immer und immer wieder mit dem Satz "Schade, das scheint nicht zu gehen!" quittiert werden.
Der Navigation an sich, die im Übrigen auch mit dem Steuerkreuz möglich ist, merkt man an, dass sie ursprünglich nicht auf 2D-Areale zugeschnitten war. Die steuerbaren Charaktere (neben Assil kann man auch an bestimmten Stellen Thara übernehmen) bleiben an diversen Ecken hängen, so dass man eigentlich selten den gewünschten Zielpunkt auf dem Touchscreen berührt, sondern den Stylus auf dem Schirm belässt, um die Wegfindung selbst in die Hand zu nehmen. So ist die Steuerung auch weniger Point-&-Click als direkt. Die Charaktere laufen dabei auch munter durch Hindernisse wie Pflanzen oder Wände. Eine Option, das Verlassen von Arealen abzukürzen fehlt, aber wenigstens fängt Assil manchmal an zu rennen, wenn ihm ein Weg zu lang erscheint.
Eine Besonderheit auf dem DS stellt mit Sicherheit die Tatsache dar, dass die komplette Musikuntermalung und Sprachausgabe vorhanden ist. Den Sounds merkt man aber natürlich die hohe Kompressionsrate an, die an Telefonate in den 80er Jahren erinnert. Über die DS-Lautsprecher fast ungenießbar, muss man bei Benutzung natürlich trotzdem das große atmosphärische Plus würdigen, das sowohl die Musikuntermalung als auch die Sprachausgabe mit sich bringen.
Aber Vorsicht: Die Musikuntermalung wird am Ende des dritten Kapitels zunichte gemacht. Ein schwerer Bug führt nämlich dazu, dass am Ende des Kapitels nach einer Zwischensequenz die beiden Bildschirme schwarz werden - und bleiben. Publisher Xider ist sich des Problems bewusst und bietet auch eine Lösung an. Diese beinhaltet aber auch die Notwendigkeit, die Musikuntermalung komplett zu deaktivieren und das Spiel noch einmal von vorne zu beginnen.
Ankh - Der Fluch des Skarabäenkönigs hinterlässt einen sehr durchwachsenen Eindruck. Die unterhaltsame Geschichte und das zumindest überwiegend gelungene Rätseldesign werden durch schwere Schnitzer im Gameplay stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Steuerung ist gewöhnungsbedürftig und wenig intuitiv, Hotspots zu finden wird zum Glücksspiel und auch die viele Lauferei durch die immer wieder gleichen Areale zehrt an den Nerven des Spielers. Die vorhandene Sprachausgabe leidet zwar an der schlechten Qualität, ist aber natürlich auf dem DS auch ein willkommenes Novum.
Ganz klar: Das einprägsamste Spielerlebnis in Ankh DS ist der Bug, der mich nach einigen Stunden Spielzeit dazu zwang, das Spiel noch einmal von vorne zu beginnen - und zwar ohne Musikuntermalung. Vor allem wundert mich, wie dieser Fehler niemandem von der Qualitätssicherung auffallen konnte - da er unabhängig von der Handlung auftritt, sobald man mit den Standardeinstellungen spielt. Aber auch sonst bleibe ich bei diesem Adventure lieber bei der PC-Vorlage. Von dieser ist mir zum Beispiel die intensive, farbenfrohe Grafik in Erinnerung geblieben, von der ich auf dem DS nicht mehr viel sehe. Sicher, die DS-Grafik ist in Ordnung - mehr aber auch nicht. Auch die Steuerung ist höchstens Mittelmaß und wirkt an vielen Stellen wenig durchdacht. Die Sprachausgabe ist eine nette Zugabe, wird aber durch die schlechte Qualität erst bei der Verwendung von Kopfhörern erträglich.
Insgesamt fehlt mir bei dem Titel auch der nötige Feinschliff, der bei der hohen Entwicklungszeit eigentlich hätte drin sein können. Die zahlreichen Clippingfehler und die fehlerhafte Wegfindung stören zwar nicht so sehr den Spielfluss, machen aber einfach keinen guten Eindruck. Und auch sonst gibt es diverse kleine Fehler: Thara verschwindet manchmal beim Wechsel des Charakters. Falls das nicht passiert, bleibt der jeweils andere Charakter wie versteinert stehen, auch wenn die Animation noch nicht abgeschlossen ist, was unfreiwillig komisch wirkt. Apropos: Die Verwendung von Animationen hätte der starren Hintergrundgrafik nicht geschadet. Auch die ruckeligen Zwischensequenzen stoßen bei mir auf wenig Verständnis, hätte man diese ja auch einfach als Videos einbinden können. Schade ist auch die schlechte Ausnutzung der beiden Bildschirme. Statt des winzigen Inventars hätte man hier zum Beispiel ein richtiges kreieren können. Insgesamt handelt es sich hier zwar um ein solides Adventure, das durchaus auch auf dem DS unterhält. Wem die Plattform allerdings egal ist, sollte auf jeden Fall zur PC-Variante greifen.
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