Nachdem Assil seine ersten beiden Abenteuer mit dem namensgebenden Amulett überstanden hat, teilt er sich mit Gattin Thara ein Häuschen. Dieses wird jedoch von einem Meteoriten getroffen und die beiden entkommen nur knapp den Flammen. Mitten im Chaos fängt auch noch das Ankh, welches Assil seit dem ersten Teil der Spielereihe um den Hals trägt, zu sprechen an. Von diesem und einem alten Seher erfährt Assil, dass der Kampf der Götter, ein im Hundert-Jahres-Rhythmus stattfindendes Ritual, begonnen hat. Der zerstörerische Gott Seth will den Kampf gewinnen, um die Herrschaft über Ägypten an sich zu reißen. Unser Held und das Ankh, dem der verfluchte Gott Horus innewohnt, müssen dies verhindern, indem sie selbst am Kampf teilnehmen. In die Götterwelt gelangt man jedoch nur über ein Portal, das sich im Tempel von Luxor befindet.
Assil muss nun einen Weg in das Heiligtum finden, das sich nachts in ein Spielcasino verwandelt. Dabei begegnet er sowohl alten Bekannten, als auch neuen Leuten, die ihm nicht immer wohl gesonnen sind...
Die Steuerung ist weitgehend identisch zu den Vorgänger-Spielen. Per klassischem Point & Click steuert man Assil durch Ägypten und die Götterwelt. Ein Linksklick führt zum Anschauen, ein Rechtsklick zum Benutzen eines Gegenstands. Per Doppelklick kann Assil jetzt zu seinem Bestimmungsort rennen oder ohne Laufwege die Location wechseln.
Auch das Inventar am oberen Bildschirmrand ist gleich geblieben. Die mitgeführten Items werden dort als kleine Icons angezeigt, die über einen Rechtsklick mit der Maus auf den gewünschten Verwendungsort gezogen werden können.
Wie in den Vorgängern kann man über die Tabulatortaste eine Liste der momentan anstehenden Aufgaben aufrufen. Neu hinzugekommen ist endlich auch eine Hotspot-Anzeige: Ein Druck auf die X-Taste blendet Ausrufezeichen über allen anklickbaren Gegenständen im aktuellen Screen ein. Leider ist diese Funktion noch unausgereift, denn abhängig vom Betrachtungswinkel liegen die Ausrufezeichen manchmal weit neben dem eigentlichen Gegenstand.
Mit der Leertaste können Cutscenes jederzeit übersprungen werden, dasselbe ist per Rechtsklick mit einzelnen Dialogzeilen möglich.
Im ersten Kapitel, das auch in der Demo schon anspielbar ist, kann der Spieler zwischen Assil und Thara wechseln, deren jeweilige Schwächen und Fähigkeiten sich bei der Flucht aus dem brennenden Haus ergänzen. Im restlichen Spiel bleibt Assil die Hauptfigur, bevor man im Finale noch einmal die Steuerung von Thara übernimmt.
Die Musik hält sich dezent und atmosphärisch im Hintergrund, wobei sie sich selbst bei kontinuierlichem Hören nicht abnutzt. Unterstützt wird die Atmosphäre durch Vogelzwitschern, Wasserrauschen und andere Geräusche.
Die Sprachausgabe ist, wie von Deck13-Spielen gewohnt, sehr hochwertig und bedient sich bekannten Sprechern. Assils Freundin Thara wird diesmal von einer anderen Sprecherin als in den ersten beiden Teilen vertont. Neu hinzugekommen ist unter anderem Engelbert von Nordhausen, bekannt als Synchronstimme von Samuel L. Jackson, der dem Gott Thor seine Stimme leiht. Einziger Wermutstropfen ist, dass sich die Münder der Figuren manchmal nur minimal bewegen, wodurch der sonst vorhandene Eindruck von Lippensynchronität leidet.
Fehlende Sounddateien in Dialogen, wie sie in Ankh 1 und 2 mehrmals vorkamen, konnten wir nur in einem einzigen Satz am Ende des Spiels feststellen.
Grafisch wurde Ankh 3 noch etwas aufgebohrt und läuft mit der aus Jack Keane bekannten Engine. Detailliertere Figuren, realistischer Schattenwurf und schöne Wassereffekte sind die Folge. Im Menü lassen sich Grafik und Effekte in mehreren Detailstufen einstellen, damit das Spiel auch auf älteren Computern und Grafikkarten flüssig läuft. Die Hintergründe sind sehr detailliert und vorwiegend durch wogende Palmen, Büsche, Pflanzen und andere Animationen belebt. Auffällig ist die Vielfalt der Locations: Vom Glitzerlook des Luxor-Casinos, über psychedelische Bonbonfarben im Götterhotel, bis zum schneebedeckten Wikingerdorf wird dem Auge viel Abwechslung geboten. Besonders interessant ist ein von M.C. Escher inspirierter würfelförmiger Rätselraum, an dessen Wänden, Boden und Decke sich unzählige Treppen befinden.
Die Kameraführung ist, wie schon in Jack Keane, sehr cineastisch orientiert und gibt mithilfe von Kamerafahrten beim ersten Betreten einer Szenerie einen guten Überblick der liebevoll gestalteten Hintergründe. Auch die Zwischensequenzen wirken durch Kamerafahrten sehr dynamisch. Leider wirken die Animationen der Figuren an einigen Stellen etwas hölzern und das Timing, vor allem in den Gag- und Slapstick-Sequenzen, könnte noch etwas knackiger sein. Auch die Actionszenen schöpfen das Potenzial an möglicher Dramatik nicht ganz aus.
Die für Dialoge verwendeten Close-ups der Figuren werden leider nicht konsequent durchgehalten, weshalb man nicht immer genau erkennt, welche Person gerade redet. Auch im Bereich Mimik und Gestik wird dadurch einiges Potenzial verschenkt, vor allem in den Dialogen zwischen Assil und dem Ankh. Schade ist auch, dass sich die Figuren während der Dialoge nicht aufeinander zudrehen und mit ihren Blicken willkürlich in der Gegend herumwandern statt den Gesprächspartner anzuschauen.
Die Rätsel in Ankh 3 sind durchgehend fair und auch weitgehend logisch. Da die Anzahl der Inventargegenstände und Locations stets überschaubar bleibt, halten sich auch die Laufwege in Grenzen. Selten sitzt man mehr als 5 Minuten an der Lösung eines Rätsels, was das Spiel sehr einsteigerfreundlich macht. Auf Geschicklichkeitseinlagen und Minispiele wurde verzichtet. An einigen Stellen wird der Fortschritt der Spielhandlung erst durch ein Verlassen und/oder erneutes Betreten von Orten ausgelöst. Das kann zu langem Stillstand führen, wenn man des Rätsels Lösung nur innerhalb der Örtlichkeit sucht.
Weitgehend findet man im Spiel Kombinationsrätsel, die oft sehr originell und witzig sind. Hervorzuheben ist hier wieder der oben genannte M.C.-Escher-artige Raum, in dem man mithilfe der Schwerkraft schwere Steinblöcke verschieben muss, um weiter zu kommen. Im Reich des nordischen Gottes Thor muss Assil aus Alltagsgegenständen ein Wikingerkostüm zusammenbasteln, um zu beweisen, dass er trotz seiner Rock-ähnlichen Tunika ein Mann ist.
Das Inselrätsel, das als Ergebnis eines vor einigen Monaten herauskam, ist leider sehr willkürlich in die Spielhandlung eingebettet, so dass ein ziemlicher Bruch entsteht. Auch werden einige Aufgaben im Dialog nicht klar genug erwähnt, oder man erhält Gegenstände ohne Erklärung warum. Das wirkt oft so, als würden hier Dialogzeilen fehlen, beeinflusst aber nicht die Lösbarkeit der Rätsel.
Alles in allem ist Ankh 3 ein lustiges Comicadventure mit abwechslungsreicher Grafik. Nach dem Location-Recycling im zweiten Ankh-Teil wirkt Kampf der Götter wieder vielfältiger und frischer. Durch die nicht allzu schweren Rätsel kann man es auch Adventure-Einsteigern empfehlen. Bei erfahrenen Spielern flimmert schon in 6-8 Stunden der Abspann über den Bildschirm, dafür ist aber auch der Kaufpreis fair gehalten. Ein paar Inventargegenstände mehr hätten es ruhig sein können, bei Situationen mit nur 3 Gegenständen und zwei betretbaren Räumen liegt des Rätsels Lösung dann eben doch zu nah. Hier würde selbst eine handvoll roter Heringe Wunder wirken.
Der cineastische Ansatz ist gut, kann aber noch einigen Feinschliff vertragen. Der Humor führt die Tradition der Vorgänger fort und bietet viele Anspielungen auf andere Medien, wie z.B. Jack Keane, Spongebob oder Fight Club.
Es hat Spaß gemacht, wieder mit Assil um die Häuser zu ziehen. Die Grafikvielfalt konnte ich trotz älterer Grafikkarte fast ohne Einschränkungen genießen und an Oliver Rohrbecks Sprecherleistung gibt es nichts zu rütteln. Da ich auch von Sam & Max sehr begeistert bin, gefällt mir das episodenhafte und der filmische Look von Ankh 3 im Ansatz sehr gut. Allerdings könnte Deck 13 sich in Sachen Inszenierung, Timing und Gags noch einiges von ihren Kollegen bei Telltale abschauen.
Adventure-Treff-Verein
IBAN: DE38 8306 5408 0004 7212 25
BIC: GENODEF1SLR