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Test

von  Benjamin "Grappa11" Braun
20.01.2010
CSI 5 - Tödliche Absichten (Xbox 360)
Getestet auf Xbox 360, Sprache Englisch

Entwickler Telltale Games hat alle Hände voll zu tun: Wallace & Gromit, Tales of Monkey Island, demnächst wohl eine dritte Staffel von Sam & Max und neben Wii- und Xbox-Portierungen würde man zukünftig auch ganz gerne das PlayStation Network bedienen. Doch da ist noch etwas, um das sich die Mannen um Dan Connors kümmern, die Kalifornier entwickeln für Ubisoft nämlich alle paar Jahre ein Spiel zur CSI-Las-Vegas-Reihe. Seit dem vergangenen Herbst steht mit CSI: Tödliche Absichten die insgesamt fünfte Lizenzversoftung der TV-Serie im Handel, die neben einer inhaltlich abweichenden DS-Version für PC, Wii und Xbox 360 erschienen ist. Die Version für die Microsoft-Konsole haben wir uns näher angesehen. Ob sie uns gefallen hat könnt ihr den folgenden Zeilen entnehmen.

Erfolg in Serie

Die Ur-CSI-Reihe läuft in den USA mittlerweile seit fast zehn Jahren sehr erfolgreich und hat neben zwei TV-Ablegern bereits zahlreiche Computer- und Videospielumsetzungen spendiert bekommen, die sich besonders in den Vereinigten Staaten sehr gut verkaufen. Hierzulande sieht das etwas anders aus, weshalb die deutsche Version, genauso wie die Vorgänger, keine vollständige Synchronisation, sondern lediglich deutsche Untertitel bereithält.

Auch in Tödliche Absichten schlüpft der Spieler in die Rolle eines namenlosen und stummen Alter Ego, der neu zur Ermittlungsbehörde in Las Vegas stößt und gleich zu Beginn seine Fähigkeiten unter Beweis stellen muss. Insgesamt fünf Fälle gilt es aufzuklären, bei denen uns neben modernsten Analyse-Techniken auch verschiedene der alteingesessenen Ermittler hilfreich zur Seite stehen. Captain Jim Brass und Catherine Willows dürfen dabei natürlich nicht fehlen und sehen ihren Vorbildern, ähnlich wie der erst später dazu gestoßene Dr. Langston, ziemlich ähnlich. Doch der Wiedererkennungswert ist nicht nur äußerlich, sämtliche Schauspieler haben ihren Rollen auch im Spiel ihr Organ geliehen, was besonders mit Blick auf die Fans der Fernsehserien unumgänglich sein dürfte.

Fernab von offenkundigen Anzeichen einer Lizenzversoftung schlägt sich die Qualität der Serie aber durchaus auch inhaltlich durch, wenn es um Story und Dialoge geht. Der Grundton der Serie und seiner Charaktere wird definitiv getroffen auch wenn man hin und wieder - meist im optionalen Bereich - den einen oder anderen Satz eingebaut hat, über den man sich nur mit einem gedachten Augenzwinkern nicht wundert. Grundsätzlich sind die Dialoge etwas lockerer formuliert, insbesondere was die Sprechzeilen der Zeugen angeht. Wer die geringfügig mit Fachtermini durchsetzte Beamtensprache der Serie schätzt, wird jedenfalls nichts vermissen und auch die Charakterzüge der bekannten Figuren wiedererkennen.

Diesmal hängen die fünf Fälle nicht inhaltlich zusammen, wie es beim letzten Telltale-CSI der Fall war. Dadurch fällt zwar einerseits ein Element weg, das storymäßig für mehr Tiefe hätte sorgen können, als es vielleicht fünf voneinander unabhängige Fälle können, andererseits sind die einzelnen Episoden wesentlich besser gelungen als in Eindeutige Beweise. Schon im letzten Teil merkte man deutlich, dass hin und wieder verschiedene gesellschaftliche Themen angesprochen werden sollen, wohl um für ein höheres Maß an Glaubwürdigkeit zu sorgen. So gut wie in diesem Teil ist das der Spielereihe aber selten gelungen. Ein gewalttätiger Stiefvater, lebensbedrohliche Krankheiten, Geldnot, Bestechung, Hörigkeit, Homosexualität, Liebe, Eifersucht, alles Themen, die in den fünf Fällen eine Rolle spielen. Besonders der letzte Fall ist grundsätzlich klasse gemacht, wodurch die - abhängig von der Spielweise - durchschnittlich 2-3,5 Stunden langen Fälle gekonnt über so manches überdeutlich ausgearbeitete Klischee und die manchmal etwas sehr geraffte, dafür aber umso spannendere Inszenierung hinwegtrösten können.

Feierabendrätsler

Spielerisch konzentriert man sich neben den Tatortbegehungen und der Objektanalyse auf die Zeugenbefragungen. Die Dialoge sind recht zentral und machen zusammen mit den vielen, meist kürzeren Zwischensequenzen mehr als die Hälfte der Spielzeit aus.

Jeder Fall beginnt am Ort des Verbrechens, den wir gründlich absuchen sollten. Dabei können wir uns nicht frei im Raum bewegen, sondern müssen uns durch eine festgelegte Struktur von Perspektivwechseln wurschteln. Aus der Grundansicht heraus kann man nach links und rechts schwenken, wobei die Kamera daraufhin an einigen Punkten auch mal um ein Objekt herumfährt und sich nicht bloß von einer zur anderen Seite verschiebt. An manchen Stellen verändert der Cursor seine Form und wird zu einem dicken, blauen Pfeil, mit dem wir sozusagen ins Bild reinzoomen können. Von dort aus gibt es meist weitere Zoom-Möglichkeiten.

Innerhalb der verschiedenen Ansichten des Tatorts finden sich zahlreiche Hinweise. Dabei kann es sich um ein deutlich sichtbares Taschentuch handeln, von dem man beispielsweise eine DNA-Probe entnehmen könnte, ab und zu gilt es aber auch, zunächst unsichtbare Spuren sichtbar zu machen. Auf dem Stuhl eines Stripclubs muss man zum Beispiel mehrere Fingerabdrücke sicherstellen, die man zunächst sichtbar machen muss. Im Labor müssen die Fingerabdrücke dann analysiert werden, wozu manchmal ein Datenbankabgleich notwendig ist oder man sie mit denen von Zeugen und Opfer vergleicht. Des Weiteren spielt die DNA-Analyse eine wichtige Rolle. Wie alle anderen Ermittlungsmethoden sind die DNA-Untersuchungen nicht wirklich schwierig, lassen sich aber normalerweise nicht mit einem simplen Knopfdruck lösen. Meistens liegt bereits eine fertig analysierte DNA-Probe vor, die man dann mit einer anderen vergleicht. Die Vergleichs-DNA besteht dabei aus einzelnen Strängen, die man dann auf die gesicherte Probe per Drag & Drop verteilen muss. Das ist so leicht, dass niemals Frust aufkommt, aber stets von so viel Interaktion des Spielers abhängig, dass sich ein angenehmes Mittendrin-Gefühl einstellt.

Während der Vernehmungen kann man aus einem Fragenkatalog wählen, der vom Ermittlungsstand abhängig ist. Einige der Zeugenaussagen muss man mit den gesammelten Beweisen abgleichen und entweder bestätigen oder den Zeugen einer Lüge überführen um weiterzukommen. Das kann ein Videobeweis sein, eine DNA-Spur des Zeugen am Tatort, eine bestätigte Zeugenaussage oder auch ein belastendes Schriftstück. Der spielerische Abwechslungsreichtum ist nicht sonderlich groß und hin und wieder droht es etwas eintönig zu werden. Spätestens aber, wenn die nächste interessante Zeugenvernehmung folgt, ist das alles halb so wild.

Beweise, Zeugenbefragungen oder auch die Obduktionen, die von Doc Robbins durchgeführt werden, geben weitere Schauplätze frei, die uns neben dem jeweiligen Tatort und den ständig verfügbaren Locations, wie das Büro des Chefs oder das Labor, in die Wohnung oder an den Arbeitsplatz von Zeugen und Verwandten bringt. Grundsätzlich folgt man dabei einem festen Pfad, es gibt jedoch ein gewisses Maß an spielerischer Freiheit. Zum einen kann man immer frei zwischen den verfügbaren Locations wechseln und die gesammelten Beweise in unterschiedlicher Reihenfolge abhandeln, zum anderen gibt es immer wieder mehrere Beweise, deren Analyse zum Ziel führt, einen weiteren Schauplatz freigibt oder sogar die Überführung des Täters ermöglicht.

Tatortuntersuchung ohne Anspruch mit Tücke

Trotzdem der spielerische Anspruch nicht gerade hoch ausfällt, kann es durchaus zu kleinen nervigen Hängern kommen, wenn man bei einer Tatortbesichtigung etwas übersehen hat oder auf einem der eingesammelten Objekte, die man in einer 3D-Ansicht rotieren lassen kann, auch nach der 30. Umdrehung immer noch nicht den Punkt gefunden hat, an dem man möglichweise eine DNA-Spur oder einen Fingerabdruck findet. Das liegt allerdings weniger an einer unfairen Platzierung oder zu geringer Größe der Hotspots als vielmehr an der schlechten Sensitivität des Analogsticks. Wie in der PC-Version steuert man das gesamte Spiel mit einem gewöhnlichen Cursor, den man mit dem linken Stick über den Bildschirm bewegt. Beim Kennzeichnen markanter Punkte eines Fingerabdrucks verhält sich der Cursor unglaublich träge, in anderen Situationen ist er hoffnungslos unruhig, wodurch man ohne die Feinmotorik eines Hirnchirurgs kaum die Möglichkeit hat, einen bestimmten Punkt zielgenau anzusteuern. Sowas kann also zu einem kleinen Stolperstein werden, dürfte aber in den seltensten Fällen dauerhaft für Probleme sorgen, unter anderem, da das Spiel einen abgearbeiteten Schauplatz oder ein vollständig analysiertes Objekt entsprechend kennzeichnet. Man hat also zumindest einen recht verlässlichen Hinweis darauf, ob man nun etwas übersehen haben könnte oder nicht, wenn es gerade nicht weitergeht.

Du bist nicht allein

Ansonsten stehen einem während des Spiels umfangreiche Hilfen zur Verfügung, die man in Anspruch nehmen kann, aber nicht muss. Zum einen kann man zu jeder Zeit einen der berühmten Kollegen befragen, was man als Nächstes tun soll. Der Hinweis kann je nach Spielsituation sehr dezent ausfallen, indem man lediglich gesagt bekommt, dass man sich vielleicht noch mal an einem bestimmten Schauplatz umsehen sollte, da man womöglich eine Spur übersehen hat, oder sehr konkret werden, wenn man Fingerabdrücke abgleichen oder einen bestimmten Zeugen erneut kontaktieren sollte. Zum anderen zeigt einem das Spiel unmissverständlich an, wenn ein bestimmter Beweis die Vorladung eines Verdächtigen durch Captain Brass möglich gemacht hat. Darüber hinaus kann man weitere Tipps in Anspruch nehmen, die einem regelmäßig in Form von E-Mails zugehen. Hierbei kann man auch die Tipp-Frequenz erhöhen, wobei dann innerhalb weniger Minuten der spielinterne Posteingang zugemüllt wird.

Aber auch für erfahrenere Spieler hat der jüngste Telltale-Titel ab und zu etwas mehr zu bieten: In jedem der fünf Fälle taucht ein Kollege auf, der einen um Hilfe bei einem Problem bittet. Dabei muss man teils deutlich schwierigere DNA- oder Fingerabdruck-Abgleiche vornehmen bzw. unter dem Mikroskop ein Dokument analysieren. Wer darauf keine Lust hat, kann es aber auch einfach bleiben lassen.

Zweckmäßig

Während man sich inhaltlich alle Mühe gegeben hat, und dabei im Großen und Ganzen sehr erfolgreich war, und durch die Originalsprecher die Lizenz sinnvoll untermauert, so mangelt es dem Spiel etwas an optischer Finesse. Was man positiv hervorheben kann, sind Schnitt und Optik der Zwischensequenzen, die toll die Theorien bzw. den tatsächlichen Tathergang visualisieren, sowie die gute Mimik der Spielfiguren, die mehr oder weniger lippensynchron zum Text sprechen und über eine ganze Reihe ausdrucksstarker Gesichtsbewegungen verfügen.

Alles andere fällt allerdings deutlich ab. Die Schauplätze sind relativ karg und quasi frei von Animationen, die Spielfiguren selbst stehen häufiger stocksteif in den Szenen. Die Qualität der Umgebungs- und Charaktertexturen könnte ebenfalls deutlich besser sein. Selbst die Objekte in der 3D-Ansicht wirken etwas billig. Kurz gesagt: Grafikfetischisten werden nicht viel von CSI haben.

Fazit

CSI Tödliche Beweise ist gar nicht mal schlecht geworden. Lizenzversoftungen haben nicht ohne Grund keinen allzu guten Ruf, egal ob sie von Telltale oder Raven Software kommen. Mit den Genre-Größen kann das Spiel jedenfalls nicht mithalten, dafür merkt man dann doch etwas zu sehr, dass das Budget nicht allzu üppig gewesen sein kann. Dennoch bietet das Spiel inhaltlich grundsolide Abenteuerkost mit toller Sprachausgabe, überwiegend gut geschriebenen Dialogen, fünf spannenden kleinen Krimigeschichten und vor allem einem sehr angenehmen Mittendrin-Gefühl. Wer noch dazu CSI-Fan ist, der dürfte sich zusätzlich über das gut eingefangene Flair der TV-Vorlage und die Originalstimmen der Schauspieler freuen.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Ich bin positiv überrascht. Nachdem ich Eindeutige Beweise als erstes der CSI-Spiele nicht nur an- sondern komplett durchgespielt habe (ebenfalls auf der Xbox), wollte ich die Spiele eigentlich nicht mehr unbedingt anrühren. Die magere und teils dennoch ruckelige Optik hat mir nur bedingt was ausgemacht. Die teils hohlen Dialoge und überwiegend langweiligen Fälle allerdings schon. Und genau hier macht der neueste Teil eine deutlich bessere Figur. Spielerisch und vom Handlungsablauf her sind sich die fünf Fälle weiterhin sehr ähnlich, doch aber durch Schauplatz- sowie Charakterwahl so unterschiedlich und in Form gut geschriebener Dialoge ansprechend erzählt, dass ich gerne noch einen sechsten, siebten oder achten Fall hätte spielen wollen.
Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn man weiter in diese Richtung geht. Wenn man gleichzeitig für ein bisschen mehr grafische Finesse und spielerischen Abwechslungsreichtum sorgt, dann kann man den nächsten CSI-Ableger aus dem Hause Telltale vielleicht sogar ohne größere Einschränkungen empfehlen. So lege ich diesen hier besonders CSI-Fans und Freunden (spielerisch) leicht verdaulicher Feierabendkost ans Herz.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Gut geschriebene Dialoge
  • Gute (englische) Sprachausgabe
  • Fünf unterschiedliche Fälle...
  • ...deren Geschichten manchmal etwas zu klischeehaft sind
  • Grafisch schwach
  • Spielerisch recht eintönig und etwas zu leicht