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- Das Geheimnis der vergessenen Höhle
Test
02.08.2005
Nur wenige Monate nach der Veröffentlichung von Die Rückkehr zur Geheimnisvollen Insel bringen die Kheops Studios nun das nicht nur vom Namen her ähnliche Adventure Das Geheimnis der vergessenen Höhle auf den Markt. Was das Spiel außer Jagen, Fischen und Feuermachen noch ausmacht, könnt ihr in unserem Test nachlesen.
15000 v. Chr, Westfrankfreich
Der fünfzehnjährige Arok, Protagonist des Spiels, lebt ungefähr 15000 v. Chr. dort, wo heute Westfrankreich liegt. Wie es sich für einen Cro-Magnon Menschen gehört, ist er in der Lage sich an fremde Umgebungen anzupassen und zu Überleben - kurz: Er ist ein Jäger und Sammler.
Eines schönen Tages begibt er sich auf die Jagd und findet auch einen ausgewachsenen Hirsch. Doch plötzlich stürzt eine Löwin auf ihn zu und er kann sich gerade noch in eine Höhle in der näheren Umgebung retten.
Bei näherer Betrachtung findet Arok dort Wandmalereien, die ihn an seinen alten Freund und Mentor Klem erinnern. Die letzte Begegnung mit diesem liegt jedoch schon sehr lange zurück und Arok beschließt, Klem zu finden. Vorher muss er sich allerdings noch um die wilde Bestie kümmern, die den Eingang versperrt. Und schon ist Arok mitten im Abenteuer.
Historisch korrekt? Naja, fast..
Informiert man sich einmal unabhängig über die Hintergrundgeschichte des Spiels, merkt man schnell, dass Kheops Studios viel Recherchearbeit betrieben haben, um die Handlung so realistisch wie möglich zu gestalten.
Die Figur des Arok und dessen Abenteuer sind natürlich erfunden, aber trotzdem wurde er als Cro-Magnon-Mensch ganz bewusst ausgewählt. Diese Vorfahren waren nämlich durchaus schon in der Lage, Waffen zu erfinden oder eben Höhlenwandmalerei zu betreiben. Nicht zuletzt auch wegen der Möglichkeit, sich verbal mitzuteilen, wurden sie als Charaktere für dieses Adventure ausgewählt (wenngleich die Konversationen zu dieser Zeit wohl kaum so zivilisiert abgelaufen sein drüften, doch dazu später...).
Der wichtigste Punkt ist aber eigentlich die berühmte Höhle von Lascaux, die 1940 in Frankreich entdeckt wurde und von der auch das Spiel handelt. In dieser wurden einige bedeutende Wandmalereien gefunden. Heute steht sie Besuchern jedoch auf Grund der immer weiter fortschreitenden Beschädigung der Kunstwerke durch das ausgeatmete Kohlendioxid leider nicht mehr zur Besichtigung frei.
Ein weiteres Detail ist die Umgebung, in der Arok lebt. Die Tiere, auf die man trifft, basieren auf archäologischen Erkenntnissen - ebenso wie die vorhandenen Pflanzen.
Natürlich bedienen sich die Entwickler aber auch erfundenden Hilfsmitteln und Elementen, um die Geschichte spannend und gut erzählbar zu machen. Diese Mischung ist jedoch sehr gut getroffen und wirkt überwiegend realistisch.
Der Spielverlauf läuft sehr linear ab, was schade ist und an einigen Stellen offensichtlich nicht notwendig gewesen wäre.
Leder + Blase + Nadel = Wasserbeutel!
Viele Rätsel drehen sich darum, ein Werkzeug (oder generell Hilfsmittel) aus verschiedenen Objekten zu erstellen. Diese Inventarrätsel sind unterhaltsam und interessant. Die Kombination von Gegenständen erfolgt nicht wie üblich im Inventar, sondern auf flachen Steinflächen, die in Aroks Welt oft vorgekommen. Diese scheinen für diesen Zweck vorbestimmt zu sein. Leider ist deswegen nicht sofort ersichtlich ist, ob Gegenstände miteinander kombiniert werden können.
Im späteren Spielverlauf tauchen auch vermehrt Schiebe-, Sound- und sonstige Logikrätsel auf. Schwierig macht diese Aufgaben vor allem auch, dass man kaum Hinweise auf die Vorgehensweise beim Lösen erhält. Insgesamt bleibt das Spiel hier aber fair und wird sogar ein bisschen lehrreich.
Zu erwähnen ist noch eine Geschicklichkeitsaufgabe, die allerdings so einfach ist, dass auch eingefleischte Adventurefans keine Probleme haben sollten.
Natürlich tauchen hier auch die fast schon esenziell gewordenen mechanischen Rätsel auf, die allerdings gut in die Geschichte eingebunden sind. Einige dieser Aufgaben geschehen unter Zeitdruck und man kann das Spiel auch verlieren. Die Entwickler waren allerdings so fair, den Spieler auch ohne Savegame wieder kurz vor die entsprechende Stelle zu setzen.
Man hat die Möglichkeit ein Tagebuch, in dem die Aufgaben und Erlebnisse von Arok festgehalten werden, und die Enzyklopädie, ein Nachschlagewerk zur damaligen Tier- und Pflanzenwelt sowie vielen anderen spielerelevaten Inhalten aufzurufen. Während ein Blick in die Enzyklopädie noch sehr interessant sein kann, kann man die Informationen im Tagebuch getrost ignorieren. Es war wohl dafür gedacht, den Spieler zu unterstützen. Dieser Plan geht jedoch nicht auf: Oft irrt man herum, ohne zu wissen, welche Aufgabe gerade zu erfüllen ist (auch deswegen, weil die Problemstellungen manchmal so abwegig sind, dass man mit natürlichem Verstand nicht darauf kommt. Ein Beispiel: Arok soll den Eingang zu einem höher gelegenen Plateau finden. Statt einfach an der Steilwand entlang zu laufen muss er verschiedene Zeichnungen analysieren und ein Soundrätsel lösen, um den Eingang dann schließlich hinter einer Ecke zu entdecken).
Grafik
Die Grafik von Das Geheimnis der vergessenen Höhle wirkt sehr angenehm. Die vorgerenderten Schauplätze sind extrem detailliert und auch in die Animationen wurde offensichtlich sehr viel Arbeit gesteckt. Sie sind sehr präzise in die Hintergründe integriert und der Spieler bekommt das Gefühl, wirklich zwischen rauschendem Wasser und im Wind wehenden Blättern zu stehen. Man spielt aus der Ich-Perspektive auf traditionelle Art, das heißt: 360° stufenlose Rundumsicht und "springen" von Punkt zu Punkt, um sich zu bewegen. Die Zwischensequenzen wirken professionell. Lediglich die Charakteranimation wirkt seltsam und unnatürlich. Außerdem sind die Hotspots manchmal schlecht erkennbar, so dass man des öfteren etwas wichtiges übersieht. Auf der anderen Seite liegen die Gegenstände, die man für ein Rätsel benötigt, ab und an auch alle auf einem Haufen, so dass die Lösung schon vorgegeben wird.
Sound & Lokalisation
Bei diesem Punkt ist das Spiel ein zweischneidiges Schwert. Die Hintergrundgeräusche passen grandios zu den Schauplätzen und klingen auch sehr realistisch. Wenn die Vögel von den Bäumen zwitschern oder ein Lagerfeuer knistert hat man wirklich das Gefühl, mitten in der Natur zu stehen. Bei besonders dramatischen Szenen gesellt sich zum guten Sound auch noch Musik, die ebenfalls perfekt zur jeweiligen Situation passt. Dies ist vor allem der Atmosphäre sehr zuträglich.
Mit dieser ist es allerdings schnell vorbei, wenn einer der Charaktere den Mund aufmacht. Die Lokalisation ist derart miserabel, dass man auf diese besser verzichtet hätte. Den Sprechern scheint jede Motivation zu fehlen, sie scheinen absolut keinen Bezug zu den Szenen gehabt zu haben. Gerade auf Grund der sehr niedrigen Anzahl an zu vergebenen Charakteren ist dieser Umstand nicht zu entschuldigen. Doch nicht nur die Art der Vertonung, sondern auch die Sprachwahl ist erschreckend. So gewählt und gleichzeitig hölzern würde auch in der Gegenwart niemand sprechen.
Steuerung
Gespielt wird ausschließlich mit der Maus. Die Steuerung ist extrem intuitiv, so dass beim Erlernen keine Probleme auftreten sollten. Die Bewegung erfolgt stufenlos zur Seite und nach oben und unten. Die Kamerageschwindigkeit ist regelbar. Will man die Lokalität verlassen, klickt man einfach in die entsprechende Richtung. Mit der linken Maustaste führt man Aktionen aus (bei Hotspots verändert sich der Mauszeiger), mit der rechten gelangt man über eine Symbolleiste am unteren Bildschirmrand ins Inventar, die Enzyklopädie, das Tagebuch, das Hauptmenü und die Lupe, mit der man sich Objekte im Inventar genauer ansehen kann. Gespeichert werden kann fast immer.
Bei den Dialogen wird zwar das Multiple-Choice Verfahren verwendet, wirkliche Interaktion findet aber nicht statt, da man sich sowie durch alle Möglichkeiten durcharbeiten muss.
Fazit
Das Geheimnis der vergessenen Höhle ist ein interessanter und spannender Ausflug in die Vergangenheit. Die Grafik ist gelungen, wenngleich allzukleine Hotspots manchmal den Rätselspaß vermiesen. Auch wenn die Sound- und Musikeffekte ansprechend sind, verdirbt doch die miserable Lokalisation den Genuß selbiger. Was sich Dreamcatcher Europe dabei gedacht hat ist unverständlich, wenn man bedenkt wie wichtig eine gute (deutsche) Lokalisation im Adventuregenre ist. Der schwache Storyverlauf sowie einige unsinnige Rätsel drücken die Wertung jedoch deutlich.
Kommentar des Verfassers
Kommentare
Das Spiel hat mir wegen der Mängel in der Lokalisation und der Storyline nur mäßig Spaß bereitet. Ab einem bestimmten Punkt habe ich mich nur noch gelangweilt von Rätsel zu Rätsel geklickt, gerade die Schlussphase verpasst es, Spannung aufzubauen (diese kommt im ganzen Spiel nicht auf). Wenigstens die Hintergrundinformationen in der Enzyklopädie sind interessant. Mit dem ungewöhnlichen Schauplatz Steinzeit schafft es Das Geheimnis der vergessenen Höhle trotzdem, aus dem First-Person Einheitsbrei von TAC/Dreamcatcher herauszutreten. Mit dem Protagonisten Arok konnte ich mich allerdings nur schwer identifizieren, dazu bleibt das Spiel zu unpersönlich und Arok selbst zu unmotiviert. Auch die absolute Linerarität hat mich etwas gestört. Die Gesamtspielzeit schätze ich auf 10-15 Stunden, erfahrene Spieler werden wohl auch etwas schneller den Abspann über den Bildschirm flimmern sehen. Den günstigen Preis im Auge empfehle ich dieses Adventure auch nicht geschichtsinteressierten Spielern, die etwas mit 1st Person Adventures anfangen können - allerdings nur mit den genannten Einschränkungen.
Redaktions-Wertung
Gesamt
- Szenario
- Enzyklopädie
- Höhlenmalerei
- Synchronisation
- Linearität
- Dialoge