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Test

von  Michael Stein
07.08.2009
Das Vermächtnis - Testament of Sin
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Mit Das Vermächtnis - Testament of Sin versucht sich der polnische Entwickler City Interactive an der Art Adventure, bei der jeder neu erschienene Titel von Fans des wiederbelebten Genres vor einigen Jahren mit Kusshand genommen wurde: Vorgerenderte Hintergründe mit 3D-Charakteren, gemischt mit einer mysteriösen Story. Tätsächlich erinnern die Screenshots auf der Packungsrückseite sofort an die Werke von Future Games, während die Geschichte sich liest, als sei sie von Baphomets Fluch entliehen. Nach dem Start und einem Durchforsten der Spieloptionen fällt als erstes auf, dass das Spiel mit einer festen Auflösung von 1024 X 768 Punkten nicht gerade dem aktuellen Standard entspricht. Wenigstens die Unterstützung eines Breitbild-Formats wäre wünschenswert gewesen. Zumindest lassen sich die Hintergrundanimationen und Schatteneffekte abschalten, was auch Besitzern älterer Systeme das Spielen ermöglichen sollte. Im Spiel selbst wird schnell klar, dass man auch in puncto Steuerung keine Experimente machen wollte. Das Spiel wird zu weiten Teilen nur mit der linken Maustaste gespielt. Die Hotspots sind größtenteils leicht zu finden, dennoch lassen sie sich bei Bedarf auch anzeigen. Lediglich beim Betrachten der Inventargegenstände kommt die rechte Maustaste zum Einsatz. Insgesamt sind die Interaktionsmöglichkeiten also stark eingeschränkt.

Besondere Merkmale: Keine

...heißt es im Handbuch bei der Charakterbeschreibung von Silvie Leroux, die wir in 'Testament of Sin' durch ihr archäologisches Abenteuer steuern dürfen. Das ist zumindest ehrlich und trifft auch auf alle anderen Charaktere im Spiel zu. Standard-Baukastenfiguren ohne echte Ausstrahlung und mit puppenhaften Animationen, die sich dank sporadisch auftretendem Kantenflimmern nur schwer in die Umgebung einpassen, trüben den ansonsten recht positiven Eindruck der Spielgrafik. An den Hintergründen selbst gibt es eigentlich nicht viel zu meckern. Stellenweise sind diese wirklich gut gelungen, wenn sie auch die eine oder andere zusätzliche Hintergrundanimation vertragen hätten, um ein bisschen mehr Leben in die auffällig sterilen Kulissen zu bringen. Viel schöner anzusehen sind hingegen die Zwischensequenzen, bei denen seltsamerweise sogar die Charakteranimationen stimmen. Der Unterschied zwischen diesen und der Spielgrafik ist so auffällig, dass man denkt, sie kämen aus einem anderen Spiel.

Besondere Erzählkunst: Keine

Die Geschichte selbst erinnert über die ganze Spielzeit an bewährte Konzepte, wie man sie bereits aus den Baphomets-Fluch-Teilen, Nibiru oder Belief and Betrayal kennt. Verwandter Archäologe wird entführt, seltsames Artefakt ist involviert, eine religiöse Gemeinschaft hat die Finger im Spiel und wir sind wieder mal die Einzige, die alles zum Guten wenden kann. So zusammengeschustert wie die Geschichte wirkt auch das Rätseldesign. Wirklich anspruchsvolle Knobelaufgaben gibt es nur selten zu bestehen, zumal Silvie oft durch ihre Kommentare die Lösung schon verplappert, bevor sich der Spieler überhaupt mit dem Problem beschäftigen kann. Überhaupt sind die Kommentare teilweise sehr unlogisch und zudem sehr lieblos offensichtlich aus der englischen Übersetzung des polnischen Originals weiterübersetzt worden. Standardkommentare wie 'Das nennt man wohl Versuch und Irrtum' findet man für gewöhnlich nicht im deutschen, sondern eher im englischen Sprachgebrauch. Oft fragt man sich daher, was genau im Gehirn unserer Spielfigur vorgeht, wenn Kommentare so gar nicht zur Situation passen wollen. Auch die gelegentlichen Visionen, die Silvie während des Spiels erscheinen, werden am Ende des Spiels nicht erklärt und wirken daher sehr konstruiert.

Besondere Sprachfähigkeiten: Keine

Selbst die Sprecher machen keinen besonders guten Job. Alles wirkt vom Blatt abgelesen und es scheint sich auch niemand die Mühe gemacht zu haben, die Aufnahmen anschließend auf Logik zu überprüfen. Bei dem Satz 'Am Ende wissen wir nicht mehr, sondern haben nur weniger' sollte man zum Beispiel das Wort 'mehr' betonen, da ansonsten ein völlig falscher Sinn entsteht. Eine wirkliche sprachliche Glanzleistung liefert keiner der Sprecher ab. So bleibt am Ende nur eine durchschnittliche Lokalisation übrig.

Musikalische Raffinesse: Keine

Die Musik ist eine Ansammlung kurzer klassischer Stücke, die in Schleifen ablaufen. Anfangs macht sie einen recht guten Eindruck, durch die ständige Wiederholung wird sie mit der Zeit aber eher langweilig. Zum Glück lassen sich Musik, Effekte und Sprache getrennt voneinander regeln. Das ist auch notwendig, da einige Charaktere sehr leise sprechen und von der Musik übertönt werden. Ganz abschalten muss man die Musik allerdings nicht, immerhin kommen bis zum Ende des Spiels immer wieder interessante Passagen hinzu.

Fazit

Wer von 2,5D-Renderadventures noch nicht genug gesehen hat und auf runde Animationen keinen Wert legt, könnte an diesem Spiel seinen Spaß haben. Mit einer Spielzeit von 6-8 Stunden und einem durchschnittlichen Preis von inzwischen etwa 20 Euro dürfte das Preis-/Leistungsverhältnis noch einigermaßen im erträglichen Bereich liegen. Erwartet man jedoch eine innovative Story, Charaktere mit Wiedererkennungswert oder anspruchsvolle Dialoge, dann sollte man um Das Vermächtnis einen weiten Bogen machen.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Ich habe von dem Spiel nicht viel erwartet und das bekam ich auch geboten. Für meinen Geschmack ist es technisch zu unausgereift, zu einfach und bietet keine spielerischen Höhepunkte. Selbst das Finale wirkt irgendwie unbefriedigend, da die Geheimnisse, die sich die ganze Spielzeit über auftun, am Ende doch nicht zufriedenstellend aufgelöst werden. Prädikat: lieblos.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Teilweise ansprechende Hintergrundgrafik
  • Gute Zwischensequenzen
  • Einfache Bedienung
  • Lieblos gestaltete Charaktere
  • Anspruchslose Rätsel
  • Insgesamt zu banale Geschichte
  • Unschöne Patzer bei den Sprachaufnahmen