Das kleine kroatische Entwicklerstudio Cateia Games, das mit The Legend of Crystal Valley sein Debüt in Deutschland feierte, hat bereits vor längerer Zeit mit Hotel - Rätsel um Schloss Bellevue, ein weiteres Abenteuer vorgelegt, in dem die Polizistin Bridget Brightstone die Hauptrolle spielt. Wir haben uns das Mystery-Abenteuer näher angesehen und sagen Euch, ob es uns gefallen hat.
Bridget Brightstone ist Ermittlerin beim New Yorker Police Department. Während sie sich zwischen Sandstrand und Palmen im Bikini entspannt, erhält sie den Auftrag, nach Frankreich zu reisen, um dort den Raub einer Halskette zu untersuchen. Beim Diebstahl im Schlosshotel Bellevue ist aber nicht bloß die Halskette entwendet worden, die Besitzerin fiel sonderbarerweise in ein Koma und schwebt in Lebensgefahr...
Jeder Versuch, den Storyeinstieg auch nur halbwegs spannend oder Interesse weckend wiederzugeben, ist bei Hotel von vornherein zum Scheitern verurteilt. Der Spieler wird einfach in die Geschichte reingeworfen, die viel unsinniger nicht sein könnte. Aber es wird nicht besser nach dem holprigen Beginn, denn je weiter man voran kommt, umso abstruser wird das Ganze. König Artus, Kleopatra und die Mumie eines mächtigen ägyptischen Hohepriester sind Elemente, die hier zu einem geschmacklosen, dünnen Süppchen verkocht werden, der selbst mit einer ganzen Flasche Maggi nicht mehr der nötige Pepp verschafft werden könnte. Das gilt auch für die Charaktere wie den Hotelbesitzer und seine Frau, den Rezeptionisten oder den mürrischen Polizisten, der bereits vor Bridget den Fall untersucht hat und jedwede Kooperation mit der New Yorker Polizistin ablehnt.
Dem Niveau der Story und der Charaktere schließt sich auch die Qualität der Dialoge an. Wer bereits bei den Gesprächen einer der gängigen Seifenopern Ohrenkrebs bekommt, der sollte schon allein deshalb einen großen Bogen um Hotel machen.
Auch an den Rätseln kann man nur bedingt Spaß haben. Das liegt zum einen daran, dass die ohnehin nicht besonders zahlreichen Aufgaben allesamt Standard-Kost sind oder auch gerne mal aus Inventarkombinationen a la ""Benutze Beil mit Weinfass"" bestehen, zum anderen sind sie so leicht, dass sie selbst Anfänger nicht fordern dürften. Und falls der Spieler vielleicht nicht gleich drauf kommen sollte, dass Bridget einen Stapel Papier entzünden muss, um damit den Feuermelder in ihrem Zimmer zu aktivieren, käme man aufgrund des stets begrenzten Schauplatzes, der sehr überschaubaren Anzahl an Hotspots und dem kümmerlich befüllten Inventar notfalls mit Ausprobieren schnell auf die Lösung. Das gilt teilweise sogar für die Mini-Games, die oft nach wenigen Klicks gelöst sind.
Ein paar dieser Aufgaben sind da schon etwas besser, so muss zum Beispiel ein Schriftstück zusammengepuzzelt werden, für das zunächst einige Teilstücke aus einem Bücherregal eingesammelt werden. Die darauf befindliche Abbildung benötigen wir später, um eine weitere Apparatur korrekt bedienen zu können. An einer anderen Stelle nutzen wir ein Stethoskop, das wir ebenfalls erst aus drei Einzelteilen zusammensetzen müssen, um damit in altbekannter Manier einen Safe zu knacken. Wirklich tolle, oder wenigstens nicht ganz so standardmäßige Rätsel, gibt es leider keine. In einem Wort: einfallslos.
Zumindest ist Hotel aber eines: Einsteigerfreundlich. Obwohl die Puzzles an sich schon nicht gerade herausfordernd sind, bietet die - nur innerhalb des Spiels - als Collector's Edition ausgewiesene deutsche Version neben der fast schon obligatorischen Hotspotanzeige einen vollständigen, ins Spiel integrierten Walkthrough an, auf den praktisch jederzeit zugegriffen werden kann.
Hotel bekommt auch bei Grafik und Sound kaum ein Bein auf den Boden. Der Schauplatz an sich ist noch einigermaßen hübsch anzuschauen, wenngleich sich die Detailfülle und die Texturqualität mehr als in Grenzen halten, besonders für die Charaktere hätten die Entwickler aber viel mehr tun müssen.
Nicht nur, dass es keinerlei Gesichtsanimationen gibt - nicht mal angedeutete Mundbewegungen während der Dialoge -, die Spielfiguren bewegen sich auch sonst meist nicht besonders natürlich und fuchteln häufiger albern mit den Armen herum. Sicherlich muss hier auch das wohl eher niedrige Budget in Betracht gezogen werden, aber mit Blick auf den sehr geringen Umfang des Spiels ist es dennoch viel zu wenig, was das Spiel optisch anbietet.
Beim Sound gibt es nur unwesentlich weniger Grund zur Klage, denn immerhin hat sich dtp um professionelle Sprecher bemüht. Oliver Böttcher, Marion von Stengel, Martin May, Erik Schäffler, Celine Fontanges oder Kerstin Draeger, die die Hauptfigur spricht; alles durchaus bekannte Namen, die fast alle bereits aus anderen Adventure-Spielen wie A Vampyre Story, Black Mirror 2, Sunrise oder Dreamfall, als Hörspiel- oder TV-Sprecher bekannt sind. Was diese allerdings größtenteils abliefern kann nur als Verschwendung von Talent bezeichnet werden. Der Umfang der Dialoge ist ohnehin nicht gigantisch groß, die Kommentare der Spielfigur werden zudem nur als Bildschirmtext eingeblendet, und dennoch klingt fast alles nach einmal abgelesen.
Die Hintergrundmusik ist durchaus passend und versprüht ein bisschen mittelalterliches Mystery-Flair. Blöd nur, dass einem das Gedudel schon nach kurzer Zeit droht auf den Senkel zu gehen. Denn viel Abwechslung gibt es nicht, vor allem aber stimmt die Abmischung vorne und hinten nicht. Die Musik ist viel zu laut und drängt sich dabei nicht nur massiv in den Vordergrund, sondern überlagert in manchen Szenen auch gerne mal die Dialoge bis zur Unverständlichkeit.
Erstaunlich ist dabei, dass die Entwickler in einzelnen Bereichen sehr auf Details geachtet haben. So gibt es für zahlreiche Umgebungen bzw. Untergründe unterschiedliche Schrittlaute und hin und wieder auch andere solide Soundeffekte. Aufwerten kann das die Soundkulisse insgesamt allerdings nicht.
Hotel ist ein äußerst durchwachsenes Spiel, das besser im Laden stehenbleiben sollte. Es kann in keinem Bereich entscheidend Punkte sammeln - und bestenfalls 4 Stunden Spielzeit in dieser Qualität sind einfach keine 20 Euro wert.
Einzelne Elemente wie die dämliche Story, die oft komischen und insgesamt unterdurchschnittlich vertonten Dialoge oder die eher bescheidene Technik könnte man noch verschmerzen, aber es gibt eben leider nichts, was diese Mängel auffangen könnte. Das gilt auch für die Rätsel, die zwar als überaus einsteigerfreundlich bezeichnet werden können, die aber meist durch ihre Einfallslosigkeit bestechen.
Hotel könnte durchaus ein netter Lückefüller sein, wenn es wenigstens in einem Bereich einigermaßen gut wäre. Leider präsentiert sich der Titel der Kroaten in jedem Bereich mit teils sehr groben Schwächen, die einfach ein ziemlich schwaches Ganzes ergeben.
Das Spiel kostet zwar nur 20 Euro, etwa 3-4 Stunden Spielzeit sind dafür aber zu wenig, erst recht in dieser Qualität.
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