Mit Sherlock Holmes und das Geheimnis der Königin versprachen die Entwickler von Frogwares im Jahr 2010 ein „speziell für den Nintendo DS erschaffenes Kriminalspiel mit aufregenden Puzzles“. Auf der Spur eines Attentäters ermitteln Holmes und sein Assistent Watson an den verschiedensten Orten in London und kommen schließlich einem unglaublichen Verbrechen auf die Spur. Was der Titel wirklich taugt, erfahrt ihr in unserem Test.
Im gesamten Spiel gibt es nicht eine animierte Zwischensequenz. Entsprechend karg gestaltet sich auch der Anfang des Falles: Sherlock Holmes und sein Assistent Watson stehen sich in der Wohnung in der Baker Street gegenüber. Es folgt ein längerer, textbasierter Dialog. Eine Sprachausgabe enthält das Spiel nicht. Insgesamt ist dies ein eher magerer Spielbeginn.
Und auch die Geschichte will nicht so recht in Fahrt kommen. In einem recht lang geratenen Tutorial werden zunächst das Inventarsystem und die Menüs erklärt. Danach ärgert sich Sherlock Holmes minutenlang über zu unspektakuläre Fälle, die er lösen soll – um dann einer ebenso langweiligen Einladung zum Tee zu folgen. Erst etliche Dialoge und Rätsel später beginnt sich die eigentliche Geschichte um einen gefälschten Stammbaum und ein Attentat zu entwickeln. Zwar verspricht der Klappentext des Spiels einen „fesselnden Kriminalfall“ und ein „Adventure“, allerdings stehen die Rätsel und Puzzles stark im Vordergrund, sodass die Story zu einer netten Begleiterscheinung zusammenschrumpft. Auch die einzelnen Charaktere sind nicht besonders stark ausgebaut, meist verschwinden sie nach ein paar kurzen Sätzen wieder. Der eigentliche Bösewicht wird erst kurz vor Spielende eingeführt, seine Motive und seine Bereitschaft zu morden werden denkbar knapp und dürftig abgehandelt und Augenblicke später wird er von der Palastgarde aufgegriffen. Es sind also noch nicht einmal Holmes und sein Assistent Watson, die den Verbrecher dingfest machen.
Die wenigen Musikstücke, die im Laufe des Spiels aus den Lautsprechern quellen, gingen uns allesamt schon nach kurzer Zeit gehörig auf die Nerven. Zusätzlich passt der Soundtrack so gut wie nie zur Handlung. Beispielsweise fiedeln an einem Tatort mit einer Leiche fröhlich mehrere Violinen vor sich hin und auch das Entschärfen einer Bombe wird mit unbekümmerter Musik untermalt. Eine gute Atmosphäre kommt so nicht auf. Die handgezeichneten Hintergründe und Figuren wirken oftmals schief, unruhig und nicht besonders ansprechend, auch wenn die grafische Qualität des Spiels insgesamt für den DS recht gut ist. Zusätzlich sind Details an den Schauplätzen häufig schwer oder gar nicht zu erkennen. Das ist besonders ärgerlich, da sich auf mehreren Bildschirmen im hintersten Winkel ein benötigter Gegenstand versteckt. In diesen Fällen hilft nur blindes Abtippen des Touchscreens, eine Hotspot-Anzeige gibt es nicht.
Das gesamte Spiel wird über den Touchpen auf dem unteren Bildschirm des DS gesteuert. Auf diese Weise werden die Umwelt untersucht, Zeugen befragt und Gegenstände eingesammelt. Mit einem Klick auf Holmes‘ Tasche gelangt man zu den verschiedenen Menüs und zum Inventar. Dort können Gegenstände kombiniert und ausgewählt werden. Wurde ein Gegenstand ausgesucht, erscheint dieser in einem kleinen Kästchen rechts oben am unteren Bildschirm und kann nach dem Schließen der Tasche mit Objekten in der Spielwelt kombiniert werden.
Bis auf wenige nervige Ausnahmen sind die Hotspots großzügig gezogen und der Spieler landet stets treffsicher auf dem gewünschten Objekt. Auch die Steuerung der Puzzles und Rätsel funktioniert einwandfrei – sobald man sie verstanden hat.
Der schwierigste Teil an den Rätseln ist es, überhaupt zu erkennen, was verlangt ist. Es gibt nämlich keinerlei Anweisungen, was mit den Objekten auf dem Bildschirm nun angefangen werden soll. Besonders bei den vielen Zahlen- und Schieberätseln muss der Spieler erst einmal wie wild auf dem Bildschirm herumtippen, bis er verstanden hat, welche Objekte er überhaupt bewegen kann. So gilt es beispielsweise ein Schloss zu öffnen, in dem mehrere Kugeln mit den Zahlen von Eins bis Neun in einer Rille liegen. Dass dabei stets nur die vorderste Kugel bewegt werden darf und nur Kugeln mit einer Zahl Abstand nebeneinander gelegt werden dürfen, muss der Spieler selbst herausfinden. Den Grund für diese Beschränkung bleibt das Rästel schuldig. In einigen Fällen bleibt aber auch nach dem Herausfinden der Regeln noch offen, was denn nun eigentlich das Ziel der Aufgabe ist. Zwar gibt es ein integriertes Hilfesystem, dass die Regeln des Rätsels erklärt, allerdings werden dem Spieler hierfür Punkte abgezogen. Ansonsten stellt keines der Rätsel eine wirkliche Herausforderung dar. Häufig gilt es auch einfach nur, einen Bildschirm mit dem Stylus freizuwischen. Auf eine wirklich harte Nuss wartet man vergeblich.
Für etwas Abwechslung von den Rätseln und dem Absuchen von Bildschirmen sorgt das Inventarsystem. Im Laufe des Spiels müssen zahlreiche Gegenstände eingesammelt und an der richtigen Stelle miteinander kombiniert und eingesetzt werden. Da aber alle Objekte, die Holmes einsammelt, auch mehr der weniger sofort wieder benutzt werden müssen, stellt dies keine besondere Herausforderung dar. Das führt dazu, dass das Spiel nach nur knapp drei Stunden auch schon wieder vorbei ist.
Der große Wurf ist Sherlock Holmes und das Geheimnis der Königin definitiv nicht. Bei den Rätseln ist anfangs oft nicht klar, was eigentlich verlangt ist. Wurde dann allerdings das Prinzip verstanden, stellen die Rätsel selbst keine Herausforderung dar. Grafik und Musik überzeugen nicht. Ebenso spielt die Geschichte keine rühmliche Rolle: Der Einstieg ist schwach und die insgesamt dürftige Erzählung kommt auch später nicht in Fahrt. Die Steuerung funktioniert gut, die technische Umsetzung ist insgesamt gelungen - von nervigen Ladezeiten beim Wechsel ins Inventar und zurück einmal abgesehen. Mit der sehr kurzen Spielzeit von knapp drei Stunden taugt der Titel höchstens als schnelle, unkomplizierte Unterhaltung für zwischendurch oder als Einstieg für Genre-Neulinge.
Eine Sache, die dieses Spiel meisterhaft beherrscht, ist das Anzeigen unfassbar hilfreicher Dialoge. Sammelt man zum Beispiel ein Seil ein, kombiniert Holmes messerscharf: „Ein Seil“. Im Tutorial erscheint gar die Meldung „Sie haben sich gerade von einem Bildschirm in den anderen bewegt“. Immerhin lassen sich diese Meldungen noch zügig wegklicken. Kurz vor dem Ende stellte mich das Spiel noch auf eine harte Probe: Plötzlich konnten die Dialoge nicht mehr durch Tippen beschleunigt werden. So dauerte die Endsequenz deutlich länger, als es nötig gewesen wäre. In der Zeit, in der ich auf das Weiterschalten der Dialoge gewartet habe, hätte ich wahrscheinlich auch einen Kaffee machen und die aktuelle Zeitung durchlesen können.
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