Zum Weihnachtsfest gehören Traditionen. Und das Neo Magazin Game Royale schickt sich gerade an, eine davon zu werden. Zum zweiten Mal erscheint in der Vorweihnachtszeit ein Adventure mit Jan Böhmermann in der Hauptrolle. Kann The Secret of Jannis Island ebenso überzeugen wie sein Vorgänger?
Nach seinem mysteriösen Verschwinden in Teil 1 taucht der blasse, dünne Junge Böhmermann wieder auf – um prompt auf einer einsamen Insel zu stranden. Natürlich muss er von dort wieder zurück ans Festland. Zeitgleich begibt sich die hauptberuflich Pullover tragende Fernsehlegende William im Studio König auf die Suche nach dem verschwundenen Freund. Nach der Wiedervereinigung der beiden kommen sie dann auch noch einem furchtbaren Geheimnis auf die Spur, bis die Geschichte ähnlich wie im ersten Teil ein abruptes und offenes Ende findet.
Herzstück des klassischen Point-and-Click-Adventures ist nicht die Hintergrundgeschichte, die ähnlichen Tiefgang und Vorbereitungsgrad wie die meisten von Böhmermanns Stand-Up-Einlagen zu Beginn seiner Show hat. Ähnlich wie im Neo Magazin Royale überzeugt vor allem, was danach kommt, bzw. dahinter steht. Tonnen von Anspielungen auf aktuelle Themen, sei es Politik, Promiwelt oder Geschichten aus der Kategorie „Panorama“. Und natürlich wird auch mehrmals auf ein ganz bestimmtes lyrisches Werk angespielt. Die Vielzahl an zum Teil gewohnt fiesen Kommentaren dürfte nicht nur Böhmi-Fans Freude bereiten. Umso schöner ist es, dass für nahezu jede Inventarkombination ein eigener Satz aufgenommen wurde. Wer Jans Humor teilt, wird erneut viel Freude an dem Spiel haben. Ansonsten behält folgender Absatz aus dem Test des ersten Teils seine Gültigkeit:
„Natürlich steht – ganz im Sinne der Show – vor allem selbstreferenzielle Blödelei im Mittelpunkt. Fans der Show dürften dadurch häufig zum Schmunzeln oder Lachen gebracht werden. Allerdings ist der Humor – ebenfalls im Sinne der Show – Geschmackssache und polarisiert. Um alle Anspielungen zu verstehen, muss der Spieler sich darüber hinaus auch noch mit Jan Böhmermanns Tweets und Facebook-Posts auskennen.“
Die hübsch umgesetzte Retro-Pixelgrafik bietet bei den unterschiedlichen Schauplätzen überraschend viele Details und wirkt stimmig. Auch die musikalische Untermalung (Variationen über das "Neo Magazin Royale"-Intro) und die Geräusche können überzeugen. Gleiches gilt für die Sprecherleistung. Kein Wunder: Alle Beteiligten sind Medienprofis.
Für geübte Rätsler ist auch der zweite Teil eher eine Fingerübung. Nach etwa einer Stunde flimmert der Abspann über den Bildschirm. The Secret of Jannis Island setzt voll auf Inventarkombinationsrätsel. Und auch wenn streckenweise mit William gespielt werden kann, geht es hauptsächlich darum, Hotspots zu finden und dort das richtige Objekt zu verwenden. Anders als im ersten Teil ist das Rätseldesign deutlich linearer geworden, auch die Komplexität hat etwas nachgelassen. Dafür werden die Kombinationen abgedrehter. Es kann dadurch vorkommen, dass Aktionen erst nach wildem Ausprobieren einen Sinn ergeben. Gerade LucasArts-Fans dürften damit aber weniger ein Problem haben.
Wieder ist der Titel hauptsächlich Fanservice für Böhmi-Fans. Die Umsetzung ist erneut gut, der Humor Geschmackssache, die Rätsel recht einfach und die Geschichte ebenso flach wie abgedreht. Letztlich geht der Titel auch als Jahresrückblick für die Show durch. Ein schöner Abschluss eines turbulenten "Neo Magazin Royale"-Jahres, wenn auch minimal schwächer als der erste Teil.
Als Neo Magazin Royale-Fan hat mich auch der zweite Teil des Adventures überzeugt. Da war es gar nicht so störend, dass die Rätsel sehr zügig erledigt waren - es ging ohnehin um Jans und Williams Kommentare. Nächstes Jahr gerne wieder!
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