Erneut entführt uns Publisher Wadjet Eye Games in eine düstere Zukunft. Nach einem verheerenden Krieg liegt die Welt in Schutt und Asche. Gleichzeitig grassiert ein tödlicher Virus, die Grünlunge. Zwar gibt es ein Heilmittel, doch das ist schwer zu bekommen. Zumindest gilt das für die breite Mehrheit der Bevölkerung, welche die Unterschicht bildet. Kerngesund sind dagegen eine handvoll Aristokraten. Sie lenken die Geschicke in der postapokalyptischen Welt und verteilen bei einer Lotterie Impfungen gegen die Grünlunge. Es kommt, wie es kommen muss: Eine Rebellion probt den Aufstand gegen die Elite. Und natürlich gerät die Heldin des Spiels, Amy Wallard, mitten zwischen die Fronten. Selbst an Grünlune erkrankt, will die Reparaturexpertin zunächst nur sich selbst retten, wird dann jedoch mit größeren Aufgaben konfrontiert.
Wie bei dieser Art von Setting zu erwarten, bietet Shardlight wenig Neues oder Innovatives im Bereich der Hintergrundgeschichte. Allerdings ist diese schön inszeniert und wird spannend erzählt. Erzähltempo und Spiellänge passen perfekt und vor allem Amys Charakter erreicht eine Tiefe, die den Spieler emotional binden kann. Zudem klingt die tiefergehende Frage an, ob bestimmte Handlungen aus bestimmten Gründen als böse und verwerflich angesehen werden müssen oder nicht. Hier erhält sogar der Spieler die Möglichkeit, am Ende eine eigene Entscheidung zu treffen und so eines von drei alternativen Enden auszulösen. Das Interessante: Ein Richtig oder Falsch gibt es dabei nicht. Shardlight zeigt lediglich neutral die Auswirkungen der Wahl. Das verleiht dem Titel noch einmal ein sehr hübsches Element zum Abschluss.
Zwar wirken die meisten Schauplätze durch die geringe Anzahl an Animationen recht statisch, die gesamte Grafikqualität liegt jedoch trotz Pixelpräsentation sehr hoch. Viele Details schmücken die Schauplätze und selbst Gemütszustände lassen sich an den Gesichtern der Charaktere ablesen. Nahaufnahmen in Dialogen mit einer höheren Auflösung werten die Präsentation weiter auf. Insgesamt macht Shardlight dadurch einen guten Eindruck, auch wenn der Pixelstil natürlich Geschmackssache bleibt.
Das Spiel stellt über die Dauer von etwa 8-10 Stunden zahlreiche schwierige Aufgaben. Neben Inventarkombinationsrätseln spielen auch Dialogrätsel und gelungene, unverbrauchte Minispiele eine Rolle. Durch zum Teil größere Areale ist es für den Spieler wichtig, den Überblick über die aktuellen Aufgaben zu behalten. Wer genau zuhört und beobachtet, hat jedoch immer eine faire Chance, die Aufgaben zu bewältigen. Generell handelt es sich bei den Rätseln mehr oder weniger um Standardkost, die jedoch stabil umgesetzt wurde. Abwechslung liefern die bereits erwähnten Minispiele. Besonders für geübte Rätsler ist der Titel daher gut geeignet.
Shardlight ist nur auf Englisch verfügbar. Ausnahmslos alle Sprecher leisten dabei herausragende Arbeit, was viel zur Atmosphäre des Spiels beiträgt. Auch die Geräusche sind passend gesetzt, ebenso wie die Musik. Bei der klassischen Point-and-Click-Steuerung müssen keine Besonderheiten erwähnt werden.
Schön präsentiert bietet Shardlight gute Standardrätselkost und eine spannende Geschichte mit netten Andeutungen zum meist unreflektierten Kampf zwischen Gut und Böse, sowie drei überzeugende, alternative Enden. Ein stabiles Standardadventure, das bei Fans des Genres auf jeden Fall in die Sammlung gehört.
Francisco Gonzalez neues Adventure kann bereits deutlich mehr überzeugen als sein Vorgänger. Die Charaktere haben mehr Tiefe und die erzeugte Atmosphäre zieht den Spieler schnell in eine meist trostlose, postapokalyptische Welt. Ich bin bereits gespannt auf den nächsten Titel, denn wenn sich Franciscos Lernkurve so fortsetzt, warten noch schöne Spiele auf uns.
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