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Test

von  Axel Kothe
05.01.2017
Undercover Missions: Operation Kursk K141
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Recht unverhofft wurde Ende 2015 auf Amazon ein Adventure gelistet, von dem bis dato kaum jemand etwas gehört hatte und das noch innerhalb weniger Wochen erscheinen sollte. Auch eine Nachfrage beim Publisher nach mehr Informationen war zwecklos. Die ersten paar Screenshots ließen auf ein klassisches Third-Person-Adventure mit etwas altbackener Grafik schließen, aber das war es schon.

Achtung! Geheim!

Dementsprechend gespannt waren wir, als wir das Spiel endlich mit unseren eigenen Augen begutachten konnten. Tatsächlich ist es wie vermutet ein ganz klassisches Adventure, in dem man die Heldin, die russische FSB-Geheimagentin Miljena Beljajewa, in dritter Person steuert. Wir werden von unserem Oberst beauftragt, Hinweisen nachzugehen, welche eine Serie von Waffendiebstählen aufklären könnten. Dabei geht es nicht nur um simple Handfeuerwaffen, sondern um schweres Gerät wie Panzer, Kampfjets, Boote – oder wie im aktuellen Fall – Teile des Atom-U-Bootes Kursk K-141. Im Laufe des Spiels erhalten wir Hinweise darauf, dass einer der Matrosen an Bord der Kursk Informationen an die Mafia verkauft, und unser Auftrag ist es, uns an Bord zu begeben, den Matrosen ausfindig zu machen und ihn zum Reden zu bringen.

Klassisch mit Nervfaktor

Die Steuerung ist simpel. Mit der linken Maustaste benutzt man Items, mit der rechten kann man sie betrachten. Dialoge laufen automatisch ab, es gibt eine Hotspotanzeige sowie einen sehr allgemein gehaltenen Hilfehinweis, der einem die Aufgabe für das aktuelle Kapitel mitteilt. Der Großteil der Rätsel im Spiel sind die üblichen Kombinationsrätsel mit Inventargegenständen und zum Teil auch längeren Rätselketten. Gelegentlich muss man den richtigen Moment abpassen, um eine bestimmte Aktion durchzuführen, von Actioneinlagen jeglicher Art bleibt man aber verschont. Im Allgemeinen sind diese fair, nachvollziehbar und in die Geschichte eingebunden – aber leider nicht immer. Hin und wieder haben die Entwickler ein nicht überspringbares Puzzle eingebaut. So muss man zwei Mal je zehn Unterschiede finden oder Tetrissteine passend in ein Rechteck einfügen. Diese Einlagen sind zwar selten, können aber durchaus nerven. Probleme machen diverse Designentscheidungen, welche man erst einmal verinnerlichen muss, will man erfolgreich weiterkommen. So können Schubladen, welche man im Spiel bereits komplett leergeräumt hat, im weiteren Verlauf dringend benötigte Gegenstände beherbergen. Dies kommt häufiger vor, auch innerhalb eines Kapitels, sodass man sich nie sicher sein kann, schon alles abgesucht zu haben, das Spiel gibt jedenfalls keinerlei Hinweise. Außerdem gibt es bei mindestens einer Personenbegegnung (Ende 3. Kapitel) einen Zufallsfaktor, wann man diese in einem bestimmten Raum antreffen kann – wenn man Pech hat, irrt man minutenlang im Boot herum und versucht alles Mögliche, obwohl man doch eigentlich nur immer wieder den Raum betreten und wieder verlassen müsste, damit man die Person dort antrifft.

Optisch-akustische Sparflamme

Während der Umfang mit neun Kapiteln durchaus akzeptabel ist und man mit circa sieben Stunden Spielzeit rechnen kann, wurde bei der Grafik deutlich gespart. Sowohl die Figuren als auch die Renderhintergründe sind, von der Full-HD-Auflösung abgesehen, auf dem Stand von vor zehn Jahren. Ein Geheimakte Tunguska sieht besser aus als dieses Spiel. Noch schlimmer sind allerdings die extrem sparsamen Animationen und grundsätzlich eingesetzten Schwarzblenden, wenn auch nur eine Kleinigkeit passiert. Selbst wenn Personen den Raum betreten oder verlassen wird der Bildschirm schwarz. Und wenn sich was auf dem Bildschirm bewegt, so sind die Animationen staksig und abgehackt. Nicht mal die Münder der 3D-Figuren bewegen sich, wenn sie sich miteinander unterhalten. Diese fehlenden Animationen können durchaus auch für Verwirrung sorgen, wenn der Spieler eine Veränderung erwartet, diese aber nicht zu sehen ist. Tatsächlich gibt es einfach nur die passende Animation nicht und man muss eben kurz Geduld haben, und das Ergebnis wird dann (nach einer Schwarzblende) dargestellt. Akustisch sieht es leider nicht viel besser aus: Auf der Haben-Seite kann das Spiel eine komplett deutsche Vertonung verbuchen, was ja leider eine Seltenheit geworden ist, gerade für solche Außenseiterspiele. Dass die Sprachausgabe sehr amateurhaft wirkt, muss hingegen leider bemängelt werden. Wer nun denkt, dass er das Spiel dann eben auf englisch spielt, dem ergeht es nicht besser, die englische Fassung ist tatsächlich fast noch schlechter – wenn man bedenkt, dass die Entwickler aus Österreich stammen allerdings dann doch nicht so verwunderlich. Die Musik ist wenig abwechslungsreich und beschränkt sich weitestgehend auf das Titelstück und Soundeffekte.

Fazit

Im Spiel um Miljena und die Kursk steckt einiges an Potential – welches bei der Umsetzung hier leider fast komplett verschenkt wird. Die Story ist spannend, enttäuscht aber mit einem unausgegorenen Ende, die technische Umsetzung ist für das Jahr 2015 eine kleine Frechheit und im Gamedesign verstecken sich so einige kleine Stolperfallen, die für Frust beim Spieler sorgen. Trotzdem kann das Spiel motivieren, wenn man lernt mit seinen Fehlern zu leben – was nicht jedem Spieler gelingen wird.

Galerie

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Irgendwie bin ich hin- und hergerissen bei der Beurteilung des Erstlingswerkes von The Game Species. Denn obwohl der Titel zahlreiche offensichtliche und weniger offensichtliche Mängel hat, hatte ich überraschend viel Spaß beim Spielen und war stets motiviert weiter zu machen. Für mich hat sich das Spiel somit, trotz aller Kritik, gelohnt und ich würde mich unheimlich freuen, wenn die Entwickler die Chance bekämen, ein weiteres Adventure mit größerem Budget auf die Beine zu stellen, denn Potential sehe ich durchaus.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • komfortable Steuerung
  • gute Geschichte
  • mit enttäuschendem Ende
  • altbackene Grafik
  • schwache Sprachausgabe
  • Gameplay-Eigenheiten