Anfang 2016 erschien die erste Episode des Fünfteilers The Descendant, der wir bereits einen Vorschaubericht gewidmet hatten. Seit Dezember ist die Reihe vollständig und verfügt inzwischen auch über deutsche Untertitel. Wir haben uns die komplette Staffel angesehen und berichten in unserem Test, wie sich das Spiel und vor allem die Geschichte seitdem entwickelt haben.
Nach der Zerstörung der Erde erwachen in den dafür erbauten Arche-Bunkern die zum Überleben der Menschheit eingelagerten Auserwählten, doch Bunker ARK-01 bleibt geschlossen. Zwei Überlebende begeben sich auf den Weg, um die Arche zu erkunden und machen dabei erstaunliche Entdeckungen. Gleichzeitig wird immer wieder in die Vergangenheit geschaltet, wo die Geschichte einer Hausmeisterin in ARK-01 seit der Schließung erzählt wird. Beide Story-Zweige bewegen sich zeitlich im Laufe der fünf Episoden aufeinander zu. Welches Mysterium steckt hinter ARK-01? Der Spieler wird es erfahren.
Dass das unabhängige Entwicklerteam Gaming Corps im Laufe des Projekts viel hinzugelernt hat, zeigt sich im Laufe des Spiels sehr deutlich. Vor allem die Unterschiede zwischen der ursprünglich veröffentlichten ersten Episode und der nun vorliegenden endgültigen Fassung des ersten Teils zeigen starke Verbesserungen. Im Detail wurde die komplette Sprachausgabe noch einmal aufgenommen und es kamen Untertitel in verschiedenen Sprachen hinzu. Darunter findet sich auch eine gelungene deutsche Textübersetzung. Ab der dritten Episode war zudem ein professioneller Schreiber mit an Bord, der dem Rest der Serie einen guten Story-Vorschub verpasst hat. Außerdem wurde das Gameplay aufgewertet, die Story fühlt sich nun weniger linear an und auch am Rätseldesign wurde geschraubt.
Optisch orientiert sich das Spiel weiterhin am grafischen Stil der späteren Telltale-Titel, mit einem Unterschied: Es handelt sich hier um eine reine Point-and-Click-Steuerung. Auch bei The Descendant gibt es grundsätzlich kein echtes Inventar. Zwar können Gegenstände eingesammelt werden, die Verwendung geschieht jedoch automatisch, wenn man den richtigen, dafür vorgesehenen Hotspot anwählt. Ab Episode 3 kommen Rätsel in Form von Minispielen hinzu, wodurch sich der Titel mehr wie ein echtes Adventure anfühlt, als noch zu Beginn der Staffel.
Während die Geschichte anfangs noch ein wenig vor sich hinplätschert, nimmt sie etwa ab der Mitte der Spielzeit Fahrt auf und schafft es, durch einige interessante Wendungen tatsächlich noch einen roten Faden zu erzeugen. Kontinuierlich steigt die Neugier auf weitere Erkenntnisse zum Ende hin immer weiter an und kann damit den Spieler bei der Stange halten. Ein recht gutes, wenn auch etwas langgezogenes Ende rundet das Spiel ab.
Mit The Descendant haben Gaming Corps zwar noch nicht den ganz großen Hit gelandet, aber zumindest gezeigt, dass sie mit Spieler-Feedback etwas anfangen können. Viele der Kritikpunkte aus den ersten Episoden wurden im Laufe der Staffel berücksichtigt und umgesetzt, auch insgesamt konnten die Entwickler die Qualität ihres Spiels immer weiter steigern. Das ist erfreulich, denn wenn sie das Gelernte in ihrem nächsten Spiel umsetzen können, stehen die Aussichten auf einen noch besseren Nachfolger gut.
Nach der ersten Episode hatte ich leichte Zweifel, ob Gaming Corps in der Lage sind, ihr Spiel zufriedenstellend abzuschließen. Sie haben mich nicht enttäuscht und nach hinten raus einiges draufgepackt. Was das kleine Team hier geleistet hat, verdient Beachtung. Ich werde dieses Studio sicher im Auge behalten und bin gespannt, was als nächstes kommt.
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