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Test

von  Janina Brünner
02.05.2017
Her Majesty's SPIFFING - The Empire Staggers Back
Getestet auf
  • Windows
  • PlayStation 4
, Sprache
  • Deutsch
  • Englisch

Im Jahr 2013 startete Billy Goat Entertainment ein Kickstarterprojekt, um die erste Episode ihres kuriosen Adventurespiels Her Majesty's SPIFFING zu finanzieren. Das fertige Spiel sollte aus drei Akten bestehen, wobei jede Episode einen Akt beinhaltet hätte. Die Finanzierung schlug fehl, da nur etwa ein Drittel der geforderten 30.000 Britischen Pfund gesammelt werden konnten. Doch die Entwickler ließen sich von dem Fehlschlag nicht unterkriegen und knapp ein Jahr später gelangte das Projekt erneut auf Kickstarter. Diesmal kamen mehr als 33.000 Britische Pfund zusammen - die Finanzierung war geglückt. Damals erschien eine Tech-Demo, die wir uns in einer Vorschau für euch angesehen haben. Doch erst im Dezember vergangenen Jahres wurde die komplette erste Episode The Empire Staggers Back veröffentlicht. Mittlerweile ist das Spiel für den PC, die Playstation 4 und die Xbox One erhältlich. In Kürze sollen noch Versionen für mobile Geräte folgen, um damit das Geld für die nächsten Akte zu sammeln. Wir haben Her Majesty's SPIFFING auf der Playstation 4 durchgespielt und auch einen Blick in die PC-Version geworfen. Die Zusammenfassung unserer Eindrücke dürft ihr im folgenden Test nachlesen.

Vor dem Spielstart noch ein wichtiger Hinweis!

Lang lebe die Queen

Der Brexit ist beschlossene Sache und die Durchführung des Rückzuges des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union schnell geschehen. Ob der politischen Aufruhr sowie der daraus folgenden Isolation ist die Queen schwer enttäuscht. Daher beschließt sie nun ihrerseits, ihr königliches Vorrecht geltend zu machen und das Parlament aufzulösen, um anschließend die alleinige Herrschaft Großbritanniens zu übernehmen. Ihr Ziel: Großbritannien zu neuer Macht verhelfen und die Erde erobern. Doch das ist gar nicht so einfach. Deswegen gründet sie eine neue Raumfahrtorganisation namens SPIFFING (Special Planetary Investigative Force For Inhabiting New Galaxies). Damit will sie zunächst den Weltraum einnehmen und ein galaktisches britisches Empire erschaffen. Nachdem die Vorbereitungen in einer geheimen Abteilung im Buckingham Palace getroffen wurden, wird die HMSS Imperialise 2 mit einer Mannschaft von Kolonisten in den Weltraum entlassen, um sich in Richtung der Planeten auf der Milchstraße zu begeben.

Die Leitung an Bord übernimmt Kapitän Frank Lee English, zusammen mit seinem walisischen Unterleutnant Aled Jones. Beide sitzen auf ihren Plätzen im Cockpit, als wir die Steuerung des Kapitäns übernehmen dürfen. Zu dieser Zeit befinden wir uns bereits im Weltraum, in dem wir uns die ganzen zwei Stunden Spielzeit aufhalten werden. Die Geschichte entwickelt sich nach dem Intro nur noch wenig weiter und endet, bevor sie richtig beginnen konnte.

Unser Raumschiff - die Hauptlocation im Spiel

Freie Sicht im Weltraum?

Das Spiel ist komplett in einem 3D-Comiclook gehalten. Dieser ist sehr hübsch anzusehen. Auch wenn das Raumschiff durch Grautöne beherrscht wird, haben die Entwickler eine Umgebung geschaffen, in der sich gerne umgeschaut wird. Überall gibt es nichtspielrelevante Kleinigkeiten zu entdecken. Hinter einer Tür befindet sich zum Beispiel ein Staubsauger, der uns beim Öffnen dieser direkt angreift. Kapitän English muss nun schauen, dass er den Staubsauger wieder sicher hinter der Tür verstaut. Dies passiert automatisch und ist hübsch animiert. An anderer Stelle können wir ein Laufband benutzen. Hier müssen wir selbst Hand anlegen und den Kapitän mit der Kreuz- und Viereckstaste zum Laufen bringen. Er hört lediglich automatisch damit auf, wenn er aus der Puste ist. Leider befinden wir uns die meiste Zeit des Spiels auf dem Raumschiff und dieses ist nicht besonders groß. Einige weitere besuchbare Locations im Weltraum wären schön gewesen. Auch der Blick in den Weltraum bleibt uns die meiste Zeit verwehrt. Die Kameraperspektive ist fest und kann nicht manuell verstellt werden. Sie bewegt sich allerdings passend mit, so dass nur selten die Gefahr besteht, einen relevanten Gegenstand in der Umgebung zu verpassen. Zumal die Hotspots auffällig umrahmt werden, wenn English in deren Nähe kommt.

Die graue Umgebung wird durch die hübsche Gestaltung aufgelockert

Mit britischem Akzent

An der Sprachausgabe gibt es nichts auszusetzen. Die wenigen Sprecher sind passend gewählt, allerdings ist lediglich eine englische und eine amerikanische Sprachausgabe verfügbar. Wobei es sich bei der amerikanischen Sprachausgabe handelt, sollte selbst ausprobiert werden. Deutsche Untertitel sind vorhanden und fehlerfrei. Nur außerhalb des Raumschiffs fehlt bei den Dialogoptionen zum Teil die Übersetzung. Das ist nicht dramatisch, da die Dialoge wieder übersetzt sind, sobald die Option ausgewählt wurde. Auch der Humor des Spiels wird durch die Untertitel gut transportiert. Wie schon an der Handlung zu sehen ist, nimmt sich das Spiel nie ganz ernst. Die Entwickler nehmen sich ebenfalls auf die Schippe und mitunter werden die Spieler in die Dialoge miteinbezogen. Außerdem gibt es einige Anspielungen auf aktuelle Themen, wie zum Beispiel den Bau des Berliner Flughafens. Das genaue Ansehen, Ansprechen und Interagieren mit Hotspots lohnt sich meistens, in der Regel hat English einen passenden Kommentar parat. Wiederholungen kommen eher selten vor und Standardkommentare à la "Das geht so nicht" sind die Ausnahme.

Die Musik ist zwar nicht sehr abwechslungsreich, aber durchaus passend. Auch verändert sie sich in einigen Situationen und wirkt somit nicht zu eintönig. Auffällig sind die lauten und unnatürlichen Laufgeräusche des Kapitäns. In den Optionen können Sprache, Musik und Soundeffekte aber individuell eingestellt werden.

Das Aufeinandertreffen mit anderen Personen verläuft nicht so gut

Schwungvoll durch das Universum

Die Steuerung über den Controller funktioniert auf der Playstation 4 gut. Es ist dem Spiel anzumerken, dass es für die Konsole geplant war. Mittels linkem Joystick kann durch die Umgebung gelaufen werden. In wenigen Situationen wird auch der rechte Joystick benutzt, etwa wenn English beide Hände braucht, um die Imperialise zu steuern. Rennen ist mit den Tasten L2 und R2 möglich. Die Hotspots werden mit der gedrückten Kreuztaste ausgewählt. Daraufhin öffnet sich ein Menü mit vier verschiedenen Aktionsmöglichkeiten. Mit dem Joystick wird dann zwischen Benutzen, Sprechen, Untersuchen und Interagieren mit einem Inventargegenstand, welcher zuvor im Inventar festgelegt werden muss, gewählt. Das Inventar öffnet sich über die Dreieckstaste und kann mit dem Joystick durchgescrollt werden. Mit der Kreuztaste öffnet sich dann ein weiteres Optionsmenü und es besteht die Möglichkeit, sich mit dem gewählten Gegenstand auszurüsten, ihn näher zu untersuchen oder mit anderen Gegenständen zu kombinieren.

Speichern ist jederzeit möglich. Im Menü, welches über die Optionstaste aufgerufen wird, stehen dafür vier Speicherplätze zur Verfügung. Zusätzlich wird zwischendurch automatisch gespeichert. Über eine Schreibmaschine, die sich im unteren Teil des Schiffs befindet, lässt sich ebenfalls auf das Speichermenü zugreifen.

In der PC-Version kann Kapitän English wahlweise mit der Maus oder mit einer Kombination aus Maus und Tastatur gesteuert werden. Die Maussteuerung funktioniert dabei wie in jedem Point&Click-Adventure. Es wird die Stelle mit der linken Maustaste angeklickt, an die der Kapitän gehen soll und schon bewegt er sich in die Richtung. Soll eine Interaktion mit Gegenständen erfolgen, ist dies mit der rechten Maustaste möglich. Auch hier öffnet sich dann ein Menü mit Aktionsmöglichkeiten, die dann mit der linken Maustaste ausgewählt werden. Alternativ funktioniert die Bewegung des Kapitäns mit den WASD-Tasten. Gerannt wird mit der Shift-Taste. Punkte am Bildschirmrand zeigen an, wenn es in der Richtung noch etwas zu entdecken gibt. Das Inventar kann im unteren Bildschirmrand mit der linken Maustaste geöffnet und das Menü für die einzelnen Gegenstände mittels der rechten Maustaste ausgewählt werden. Auch wenn die Steuerung am PC zunächst ungewohnt erscheint, funktionieren beide Möglichkeiten problemlos.

Das Aktionsmenü

Rätselei durch das Schiff

Die Rätsel sind als einsteigerfreundlich anzusehen. Zwar muss als Anfänger manches Mal um die Ecke gedacht werden - erfahrenen Adventurespielern dürften die Rätsel häufig bekannt vorkommen - allerdings ist die Umgebung immer eingeschränkt und die Anzahl an Hotspots gering. Außerdem ist immer nur ein Rätsel zu lösen, wobei die zu lösende Aufgabe mitgeteilt wird und die Räume nach und nach erschlossen werden. Das Spiel ist also linear aufgebaut. Manchmal ist das Manipulieren von Gegenständen im Inventar nötig, bevor deren Einsatz möglich ist. Auch können Gegenstände im Inventar oder mit der Umgebung kombiniert werden. Zum Teil wird dem Spieler im begrenzten Umfang die Wahl gelassen, wie er eine Situation lösen möchte. So kocht der Kapitän Tee und kann Aled dessen Tasse oder seine eigene anbieten. Je nachdem, wie sich der Spieler entscheidet, ändert sich der nachfolgende Dialog und die Situation, wie es zum nächsten Problem kommt. Am eigentlichen Verlauf der Geschichte ändert sich allerdings nichts, so dass das eher für Spieler interessant ist, die sämtliche Trophäen auf der Playstation sammeln bzw. alle Steamachievements erreichen wollen.

Fazit

Dem Spiel ist anzumerken, wie wichtig den Entwicklern die Liebe zum Detail war. Doch damit alleine kann ein Adventurespieler nicht zufrieden gestellt werden. Es fehlt nicht an Ideen im Gegenteil: Beim Spielen wird häufig geschmunzelt, da die Charaktere, Kommentare und Rätsel herrlich verrückt sind. Allerdings sind die Rätsel zu leicht, weil es einfach zu wenig zu entdecken gibt. Das große Manko des Spiels ist aber die Story. Sie ist ungewöhnlich und bietet sehr viel Potenzial, welches von den Entwicklern, aufgrund von Geldmangel, nicht ausgeschöpft werden konnte. So bleibt der Spieler nach dem Beenden mit dem Gefühl zurück, dass er eine größere Demo oder ein Intro gespielt hat, aber ganz sicher kein fertiges Spiel.

Galerie

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Ich bin eigentlich kein großer Weltraum-Fan. Außerdem haben es humorvolle Adventures mitunter bei mir schwer und die Geschichte von Her Majesty's SPIFFING klingt schon sehr verrückt. Dennoch konnte ich den kurzen Ausflug in das Universum genießen. Leider ist von dessen Weite nicht viel zu spüren, dafür wurde die Umgebung einfach zu sehr eingeschränkt. Auch konnten die Rätsel nicht fordern und gingen mir leicht von der Hand. Zumindest wird dadurch die Spielzeit nicht künstlich in die Länge gezogen. English und Jones entpuppten sich als erfrischende Hauptpersonen, die eine hervorragende Lokalisierung genossen haben. Trotzdem kann die Bewertung nicht höher ausfallen. Dafür ist das Spiel einfach zu kurz - und somit zu unfertig. Ich hoffe, dass die Entwickler das Geld für die weiteren Akte zusammenbekommen. Genug Potenzial ist vorhanden.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • englische Sprachausgabe
  • Humor
  • wenige optionale Inhalte
  • offenes Ende
  • zu kurz und zu leicht
  • verschenktes Potenzial