Im Mai veröffentlichte der Ein-Mann-Entwickler Marshlight Software sein erstes Spiel. The Edgelands wird als atmosphärisches Abenteuer beworben, welches reale und imaginäre Elemente der Folklore verbindet. Dabei spielt es in der Gegenwart und setzt seinen Schwerpunkt auf das Erkunden und Erzählen der zweideutigen Geschichte, statt auf das Lösen von Rätseln. Unterstützt wurde die Entwicklung von der Plattform Fundbetter, die sich auf das Finanzieren von Indie Games mit dem Fokus auf Erzählungen und Interactive Fiction spezialisiert hat. Auch aussichtslose Projekte sollen so eine Chance bekommen. Gegründet wurde Fundbetter von dem Entwickler Failbetter Games (Sunless Sea und Fallen London). Ob die Unterstützung geholfen hat und sich ein Kauf lohnt, erfahrt ihr in diesem Test.
Die namenlose Protagonistin wohnt mit ihrer Katze in einem Haus im Wald. Das Spiel startet im Schlafzimmer des Hauses, wo unser Spielcharakter mit dem Laptop beschäftigt ist, Mails liest und im Internet surft. The Edgelands ist dabei in Kapitel eingeteilt, zwischen denen nicht gespeichert werden kann. Der erste Abschnitt hat das Erkunden des Hauses zum Fokus, sowie dessen Grundstück. Im weiteren Spielverlauf werden die Wälder und andere mysteriöse Orte besucht. Unsere Protagonistin folgt dabei stets dem Weg ihrer Katze, wobei die Geschichte beim Durchforsten der Umgebung erzählt wird, während sich unser Charakter zum Beispiel diverse Hotspots oder Dokumente anschaut.
Die Steuerung erfolgt komplett über die Tastatur. Bewegt wird sich mit WASD oder den Pfeiltasten. Die Bewegungen der Protagonistin sind dabei sehr langsam. So können Laufwege durchaus lang erscheinen, da es in einigen Abschnitten nicht viel zu sehen gibt. Mit Enter werden Hotspots ausgewählt, zu denen dann eine Beschreibung in Textform erscheint. Außerdem wird die Enter-Taste benutzt, um zum Beispiel einen Gegenstand mit einem Objekt zu verwenden. Ein Inventar ist nicht vorhanden. Gegenstände können trotzdem eingesammelt werden. Der Spielcharakter bewahrt sie auf und falls eine Anwendung mit einem Objekt möglich ist, wird der passende Gegenstand automatisch ausgesucht und kann dann benutzt werden. Die Speicherung erfolgt nach Beendigung eines Kapitels, welches jeweils eine Länge von zehn bis zwanzig Minuten hat. Dazwischen gibt es keine Speicherpunkte. Wann ein neues Kapitel beginnt, wird durch einen schwarzen Hintergrund mit einer Texteinblendung sichtbar gemacht. Im Menü kann lediglich das Spiel fortgesetzt oder ein neues Spiel begonnen werden. Die Rückkehr in frühere Kapitel ist nicht möglich.
Die Grafik ist minimalistisch gehalten. Gerade die Charaktere sind nur grob gezeichnet. Zum Teil fehlen ihnen Mund und Nase und sie bewegen sich steif. Größtenteils wurden eher düstere Farben gewählt, manchmal ist nur eine Treppe zu sehen und der restliche Hintergrund ist schwarz. Die Randbereiche werden sowieso immer dunkel eingefärbt. Neue Orte sind erst sichtbar, wenn die Protagonistin ihren Weg fortsetzt. Dennoch ist auch im ländlichen Bereich nicht alles so einsam, wie es zunächst scheint. Überall trifft unser Charakter auf Tiere. Teilweise nur in Textform, häufig auch sichtbar, wenn zum Beispiel ein Kühlschrank voll mit Ratten geöffnet wird. Diese Tiere haben dann auch nette Animationen spendiert bekommen. So schließt eine Ratte selbstständig die Kühlschranktür, wenn wir uns ein Stück davon entfernen. Nach und nach werden die Gebiete zivilisierter und der Spieler trifft auf andere mysteriöse Personen. Auch ansonsten findet im Hintergrund meistens Bewegung statt. So wiegen sich Grashalme und Lampen im Wind. Zwar sehen diese alle gleich aus, dennoch tragen sie zur Atmosphäre bei.
Das Spiel ist nur englischer Sprache verfügbar und kommt ohne Sprachausgabe aus. Die Geschichte wird dabei komplett über Texte erzählt, von denen es einige zu lesen gibt. Mit dem Fortschreiten des Spiels wird die Geschichte tiefgründiger und der Spieler versteht immer mehr, was es mit der Zweideutigkeit auf sich hat. Daher sind gute Englischkenntnisse empfehlenswert, um der Geschichte folgen zu können.
Die Musik hat einen Elektro-Touch erhalten. Vermutlich auch, weil der Entwickler aus dem Bereich der Elektromusik kommt. Der Sound wirkt eintönig, stört beim Lesen der Texte und will zunächst nicht zu der Atmosphäre passen. Im Nachhinein passt er dann doch ganz gut in die Geschichte. Trotzdem bleibt die Eintönigkeit erhalten.
The Edgelands legt den Fokus eindeutig auf das Erzählen der Geschichte. Zwar müssen auch Rätsel gelöst werden, diese bestehen aber häufig aus dem Suchen von Gegenständen, wie zum Beispiel einem Schlüssel, um eine Tür zu öffnen und den Weg fortsetzen zu können. Jene Schlüssel können auch versteckt sein. In der Regel werden zum Finden einfach die Hotspots in der Umgebung angeschaut. Sobald unsere Protagonistin in die Nähe kommt, wird sie auf diese in Textform hingewiesen. Mit Enter kann dann eine Beschreibung angezeigt werden und auch eine Info, wenn zum Beispiel in einer Kiste ein benötigter Gegenstand zu finden ist. Selbst in Kisten schauen ist nicht möglich, stattdessen kann der Gegenstand dann wahlweise mitgenommen oder das Anschauen des Hotspots abgebrochen werden. Auch wenige Rätsel, wie das Verbinden von Kabeln, laufen rein in Textform ab. Mehrere Möglichkeiten stehen zur Auswahl und der Spieler entscheidet, welche die richtige ist. Stimmt dies, ist der gewünschte Effekt zu sehen. Ansonsten besteht unsere Aufgabe aus dem Erledigen von Botengängen, etwa um ein benötigtes Objekt zu bekommen. Sämtliche Rätsel sind einfach zu lösen, es kann lediglich passieren, dass ein Hotspot übersehen wird. Allerdings sind die erkundbaren Bereiche nicht groß, so dass die Lösung normalerweise schnell gefunden wird.
Manchmal müssen auch Entscheidungen getroffen werden. So ist die Rettung einer Spinne aus der Badewanne möglich, alternativ kann sie in den Abfluss gespült werden. Solche Entscheidungen tragen allerdings nur zur Atmosphäre bei und ändern nicht den Spielverlauf.
The Edgelands kann nicht mit einer tollen Grafik oder schweren Rätseln punkten. Dafür begeistert es in den zwei bis drei Stunden Spielzeit mit seiner besonderen Atmosphäre. Der Spieler wird zum Nachdenken angeregt und muss sich mit dem Inhalt der Texte auseinandersetzen, um den Sinn der Geschichte verstehen zu können. Dabei vermischt der Entwickler gelungen Elemente aus dem realen und übernatürlichen Bereich. Das Ende lässt Fragen offen und kommt durchaus überraschend, geht insgesamt aber in Ordnung.
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