Test

von  Janina Brünner
28.07.2017
Perception
Getestet auf PlayStation 4, Sprache
  • Deutsch
  • Englisch

Im Juni 2015 sammelte der Entwickler The Deep End Games 168.000 US-Dollar bei Kickstarter, um damit die Fertigstellung seines First-Person-Horror-Adventures zu finanzieren. Perception erschien im Mai dieses Jahres durch den Publisher Feardemic für Windows, Playstation 4 und Xbox One. Geworben wurde mit Mitgliedern aus den Teams, die an BioShock, BioShock Infinite und Dead Space gearbeitet haben. Dies sorgte für entsprechend hohe Erwartungen. Wir haben uns den Titel für euch auf der Playstation 4 angesehen und berichten in unserem Test, wie uns die ungewöhnliche Spielart gefallen hat.

Dieses Anwesen verfolgt Cassie in ihren Träumen

Das Haus der Geheimnisse

Nach monatelanger Forschung entdeckt die blinde Cassie das verlassene Herrenhaus Echo Bluff in Gloucester, welches sie schon länger in ihren Träumen verfolgt. Schnell stellt Cassie fest, dass das Haus schlimmer als ihre Albträume ist. Eine gespenstische Präsenz hat seine Bewohner über Generationen geplagt und und jetzt hat sie es auf Cassie abgesehen. Dennoch versucht die Protagonistin die Geheimnisse des Anwesens zu lüften.

Das Spiel beruht auf wahren Gegebenheiten und ist in vier Kapitel unterteilt, die jeweils eine Spielzeit von ca. einer Stunde haben. Jedes der Kapitel erzählt die Geschichte einer Person und deren Familien. Puzzlestück für Puzzlestück setzen sich die Geschehnisse zusammen, bis der Spieler am Ende des jeweiligen Kapitels erfährt, welches Schicksal die Bewohner ereilt hat.

Rottöne sind in der Regel ein schlechtes Zeichen

Ewige Dunkelheit

Cassie ist blind und die Entwickler haben eine innovative Variante gewählt, um dem Spieler das Gefühl der Dunkelheit zu vermitteln und dennoch mit grafisch ansprechenden Hintergründen zu arbeiten. Der Großteil des Spiels ist in Blautönen gehalten. Allerdings wird die Umgebung erst beim Aussenden von Schallwellen sichtbar. Je stärker diese sind, desto größer ist die Sichtweite des Spielers. Bewegt sich Cassie zum Beispiel, wird die direkte Umgebung angezeigt. In der Regel reicht das nicht zur Orientierung. Daher besitzt Cassie einen Stab, der mit der Taste R2 eingesetzt wird. Cassie klopft damit auf den Boden und schon wird für einen kurzen Moment ein Großteil des Raumes sichtbar. Luftzirkulationen bei Wind oder Schallwellen durch ein laufendes Radio sorgen ebenfalls für eine erkennbare Umgebung. Sehenswürdigkeiten und Erinnerungen werden in grüner Farbe dargestellt. In besonderen Situationen können auch schon mal Rottöne auftreten. Geister erscheinen zwischendurch schemenhaft, verschwinden aber schnell wieder. Die First-Person-Sicht zieht sich durch das gesamte Spiel. Zwischensequenzen gibt es nicht, so dass Cassie nie komplett zu sehen ist. Insgesamt ist die Grafik eher schlicht gehalten. In den Räumen findet sich wenig Schnickschnack und sie erfüllt somit lediglich ihren Zweck.

Das Haus verändert sich ständig

Wer klopft denn da?

Die Hauptaufgabe des Spielers besteht darin, sich in der Umgebung zu orientieren und markierte Gegenstände zu finden. Dazu gehören zum Beispiel Tonbänder, durch welche die Geschichte erzählt wird. Auch andere Gegenstände lassen Bruchstücke der Story frei. Manche können mit einem Delphi-Gerät gescannt werden, um Informationen zu bekommen. In wenigen Fällen muss ein konkreter Gegenstand aufgenommen werden, um ihn an anderer Stelle automatisch zu benutzen. Ein Inventar ist nicht vorhanden. Rätsel kommen sehr selten vor und fordern den Spieler nicht. Zum Beispiel wird in einer Erinnerung eine Zahlenfolge erwähnt, die kurz danach als Code eingegeben werden muss. Die größte Herausforderung stellt wohl die Orientierung dar. Auch wenn gleichzeitig nur kleine Areale zugänglich sind, öffnen und schließen sich ständig neue Türen, die Etagen werden gewechselt und der Spieler kommt von verschiedenen Seiten in den gleichen Raum. Das alles verwirrt, gerade weil sich der Großteil der Umgebung immer in Dunkelheit befindet.

Das Versteckspiel

Der bereits erwähnte Stab kann zur Echoortung dauerhaft vom Spieler verwendet werden. Allerdings kommen die Geister durch laute Geräusche hervor, was für Cassie schlimme Folgen hat. Wenn sie ein Geist verfolgt, kann sie sich an verschiedenen Orten wie in Truhen oder Schränken verstecken. Zum Rennen wird die Taste L1 verwendet. Falls Cassie nicht rechtzeitig flüchtet, hat das den Tod zur Folge. Automatische Speicherpunkte sind daher regelmäßig vorzufinden. Sollte der Spieler tatsächlich sterben, wird er dennoch nicht vom letzten Speicherpunkt starten. Unverständlicherweise befindet sich Cassie dann an einem anderen Punkt im Haus. Solange der Stab in Maßen eingesetzt wird, kann das Versteckspiel zu Beginn auf ein Minimum reduziert werden. Im späteren Spielverlauf nehmen die Sequenzen zu. Manchmal wird auch auf Cassie geschossen. Hier muss den Schüssen zwangsläufig ausgewichen werden. Selbst Verstecken hilft dann nur bedingt weiter.

Falls die Orientierung komplett versagt, gibt es die Taste L2. Damit wird dem Spieler die aktuelle Aufgabe angezeigt. Cassie dreht sich in die Richtung, in der sich der nächste Gegenstand befindet, welcher direkt mit angezeigt wird. Somit ist sofort klar, wo es weiter geht. Allerdings werden die Gegenstände auch durch Wände und geschlossene Türen angezeigt, der konkrete Weg muss also immer noch gefunden werden.

Aufzusuchende Türen und Gegenstände werden auch durch Wände angezeigt

Durchbrochene Stille

Perception kommt mit englischer Sprachausgabe und deutschen Untertiteln. Während die Sprecher einen guten Job machen, ist die Übersetzung der Texte nicht immer gelungen. Teilweise wurden Texte gar nicht übersetzt, so dass die englischen Untertitel erscheinen. Zum Glück handelt es sich in der Regel nur um einzelne Sätze. Dennoch ist die Menge der fehlenden deutschen Texte enorm. Meistens kann sich der Spieler den Sinn zusammenreimen. Eine Ausnahme bieten optionale Aufnahmen von Gesprächen, die Cassie früher mit ihren Bekannten zum Beispiel per Telefon geführt hat. Hier wurde nicht ein Satz übersetzt, selbst die englischen Untertitel fehlen komplett. Auch Rechtschreibfehler kommen häufiger vor und stellenweise werden die Untertitel zu schnell ausgeblendet.

Wo sind die Untertitel?

Zu Beginn des Spiels kann zwischen zwei Modi gewählt werden. Nimmt der Spieler die gesprächige Cassie, erzählt sie häufiger etwas und wird so besser kennengelernt. Bei der zweiten Variante spricht Cassie nur, wenn es für die Handlung entscheidend ist. Hier werden also einige Informationen verpasst, so dass das Spiel selbst die erste Möglichkeit empfiehlt. Eine Änderung der Einstellung kann im Menü jederzeit vorgenommen werden.

Die Musik wurde passend zum Spiel ausgewählt. Unheimliche Geräusche sollen Angst vermitteln und den Gruselfaktor erhöhen. Das gelingt nicht immer, doch wenn mit der Musik plötzlich Geister erscheinen, wird zumindest ein kurzer Gruselmoment erreicht.

Die Wahl des Spielmodus kann jederzeit im Menü geändert werden

Fazit

Ein Spiel, das von einer blinden Person handelt. Was interessant klingt, wird nach kurzer Zeit zum ärgerlichen Übel. Obwohl Perception eigentlich sehr linear aufgebaut ist, verliert der Spieler durch die ständig veränderte Umgebung schnell die Orientierung. Zwar gibt es die Möglichkeit der Echoortung, doch die hat bei häufiger Benutzung den Tod zur Folge. Ständig auf der Flucht zu sein und Verstecke im Blick zu behalten, dürfte den gemütlichen Adventurespieler wenig begeistern. Leider nutzt sich das Spielprinzip schnell ab, zu wenig gibt es zu tun. Letztendlich besteht Perception aus dem Abklappern von Gegenständen, deren Standorte auch noch angezeigt werden können. Die Geschichte ist ebenfalls mäßig spannend, nicht neu und verwirrt, wenn nicht alle Fragmente entdeckt worden sind. Zum Glück ist das Spiel mit vier bis fünf Stunden Spielzeit kurz geraten.

Galerie

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Das Spielkonzept von Perception klang interessant. Der Beginn spielte sich auch so, doch vielleicht haben die Entwickler einfach die falsche Umgebung gewählt, um das Thema blind sein näher zu bringen. Letztendlich befinden wir uns das ganze Spiel über in einem spukenden Anwesen, in dem wir nur von einem Gegenstand zum nächsten gehen. Eine innovative Umgebung sieht anders aus. Ich hätte mir zum Beispiel einen belebten Ort am hellichten Tag gewünscht, um das Gefühl einer blinden Person zu erleben. So könnte man Cassie auch einfach eine Taschenlampe in die Hand drücken, ändern würde das wenig. Spätestens als mich auf Schienen fahrende Puppen verfolgten und auf mich geschossen haben, wollte ich nur noch das Ende erreichen. 

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Innovative Spielidee
  • Geschichte wird über Erinnerungsfetzen und Tonbänder erzählt
  • Übersetzung wurde an einigen Stellen vergessen
  • Spielprinzip nutzt sich schnell ab
  • Zu wenig zu tun
  • Sterben ist möglich
  • Puppen