Bereits im Oktober 2016 sollte The House of Da Vinci des slowakischen Entwicklers Blue Brain Games veröffentlicht werden. Das Puzzle-Spiel konnte bei Kickstarter 2391 Unterstützer überzeugen und so einen Betrag von über 43.000 Pfund sammeln. Erschienen ist es letztendlich im Juni 2017 und zunächst nur für iOS. Ende August folgte der Release für Android-Geräte. Auch Versionen für PC und Mac sind geplant. Wir haben uns The House of Da Vinci auf dem Android-Smartphone angesehen.
Die Geschichte um Da Vinci ist schnell erzählt. Es wird das Jahr 1506 geschrieben und der Meister Leonardo ist verschwunden. Der Spieler schlüpft in die Rolle seines vertrauenswürdigen Untergebenen, der von einer Wache einen Brief erhält, welcher von Da Vinci selbst verfasst wurde. Dessen Inhalt fordert ihn auf, sich auf die Suche nach Leonardo zu begeben und die Wahrheit über die Ereignisse herauszufinden. Damit ist die Story wenig originell, erfüllt aber ihren Zweck und weiß die zu lösenden Puzzle gut zu verknüpfen, denn sie bilden den Kern des Spiels. Immer wieder stößt der Spieler in den acht Kapiteln auf von Da Vinci verfasste Briefe sowie seine Erfindungen, über die die Geschichte nach und nach erzählt wird. Das Ende erfolgt zwar nicht abrupt, ist aber offen gehalten und insgesamt kurz geraten. Generell bleibt die Geschichte immer oberflächlich.
Die Möglichkeiten des Touchscreens werden voll ausgenutzt. Zur Fortbewegung muss der Spieler einfach zwei Finger auseinander- oder zusammenziehen, je nachdem, ob er sich vor- oder zurückbewegen möchte. Nahansichten werden durch Tippen auf die gewünschte Stelle angezeigt. Auch kann sich durch das Wischen über den Bildschirm in begrenztem Maße im Raum umgesehen werden. Das Öffnen von Türen oder Schubladen, die Betätigung einer Türglocke oder das Ausbreiten einer Schriftrolle erfolgt ebenfalls durch die Touch-Steuerung. Gegenstände aus dem Inventar müssen für ihren Einsatz lediglich an die gewünschte Stelle geschoben werden. Zu Beginn wird der Spieler auf die einzelnen Möglichkeiten in Textform und über Zeichen hingewiesen, so dass die Steuerung leicht von der Hand geht. Dennoch ist nicht immer ersichtlich, ob und wo ein Gegenstand manipuliert werden kann. Dies sorgt für überflüssige Hänger, die schnell frustrieren können.
Gespeichert wird bei Beendigung des Spiels automatisch auf dem jeweils eingestellten Profil. Weitere Spieler können jederzeit angelegt werden. Ladezeiten gibt es beim Wechsel von Räumen. Diese fallen aber kurz aus. Etwas nervig ist der Hinweis auf ein Online-Ranking, welcher manchmal erscheint. Die Teilnahme muss zunächst explizit verweigert werden, bevor das Spiel fortgesetzt wird.
The House of Da Vinci wird als historisches Puzzle-Spiel beworben, welches auch einige mysteriöse Elemente enthält. Es setzt seinen Fokus ganz klar auf das Lösen von Rätseln, und das gelingt gut. Letztendlich versucht sich der Spieler durch das Haus von Da Vinci zu bewegen, neue Geheimnisse zu entdecken und in den nächsten Raum zu gelangen. Dafür müssen jeweils eine Vielzahl von Rätseln gelöst werden, die allesamt sehr abwechslungsreich sind. Es gibt zum Beispiel mehrere Sorten von Schieberätseln. Jene erfinden das Rad nicht neu und dürften erfahrenen Spielern schon häufiger begegnet sein, doch sie sind immer gut integriert und werden passend sowie sinnvoll eingesetzt.
Die Geschichte stellt die Verbindung zu den Rätseln her und wird im Laufe des Spiels vorangetrieben. Dennoch bleiben die Puzzles immer der wichtigere Aspekt. Der Schwierigkeitsgrad regt zum Nachdenken an, kommt aber nie auf ein frustrierend hohes Niveau. Das erste Kapitel dient als Einstieg, danach werden die Rätsel laufend schwerer. Ein optional verfügbares und mehrstufiges Hilfesystem steht dem Spieler bei Bedarf zur Verfügung, um lange Hänger zu vermeiden.
Gegenstände im Inventar können nicht nur manipuliert werden. Auch die Kombination mehrerer Objekte ist möglich. Eine Anzeige weist dabei auf nicht vollständige Gegenstände hin. Meistens handelt es sich bei den Objekten um eine Form von Schlüsseln, deren Einsatzort schnell ersichtlich ist. Außerdem entdeckt der Spieler einige von Da Vincis Erfindungen, welche an vielen Stellen verwendet werden müssen. Eine Erfindung lässt zum Beispiel Mechanismen im Inneren von Objekten erkennbar werden, die anschließend manipulierbar sind. Des Weiteren gibt es einen Gegenstand, mit dessen Hilfe ein Blick in die Vergangenheit gelingt, der zum Voranschreiten unabdingbar ist. Zwar bedient Blue Brain Games hier ganz klar die Mystery-Schiene, doch dafür bringt dies interessante Abwechslung im Rätselabenteuer.
Zusätzlich kann der Spieler Aufzeichnungen von Da Vincis Erfindungen entdecken. Diese werden als Errungenschaften gespeichert und können in einem extra Raum betrachtet werden. Danebenliegende Texte geben eine Beschreibung zu den Maschinen ab. Das Sammeln dieser Erfindungen ist optional und hat keinen Einfluss auf das eigentliche Spiel.
Die Grafik ist für ein mobiles Spiel hübsch anzusehen. Allerdings fällt auf, dass immer nur Teile der Räume beleuchtet sind. Jene wurden detailreich gestaltet, der Rest liegt im Dunkeln und ist meist nur schwer oder gar nicht zu erkennen. Auch in den helleren Bereichen ist häufig kaum ersichtlich, wo Objekte bedient oder manipuliert werden müssen. Die Probleme, die schon im Inventar für Frust sorgen, tauchen hier vermehrt auf. Entweder übersieht der Spieler einen Bereich, der für das Voranschreiten aufgesucht werden muss oder es ist kaum zu erkennen, wie die Bedienung einer Maschine funktioniert. Als Beispiel kann das Abfeuern einer Kanone genannt werden. Schnell ist klar, wie diese zu laden ist und worauf sie angewendet werden soll. Doch der Hebel, der zunächst betätigt werden muss, ist auch nach mehrmaligem Benutzen nur schwer auszumachen.
Dafür wird der Spieler nach dem Lösen von Rätseln regelmäßig mit tollen Kamerafahrten belohnt. Etwa wenn eine Maschine in Gang gesetzt wurde und mit Hilfe einer Schleuder die Lampe zum Brennen gebracht wird oder sich ein neuer Raum öffnet.
Eine fehlerfreie deutsche Übersetzung ist inzwischen vorhanden, Sprachausgabe gibt es dagegen generell nicht. Insgesamt bleibt die Anzahl der Texte sehr überschaubar, lediglich das Hilfesystem ist ausführlich geschrieben. Bei den meisten spielrelevanten Texten handelt es sich um Briefe, somit wird die Sprachausgabe kaum vermisst. Die Schrift der Briefe hätte dagegen stellenweise besser lesbar ausfallen dürfen. Der Sound wurde passend ausgewählt, allerdings fällt auf, dass sich die Musik nach kurzer Zeit wiederholt. Sie wirkt aber zu keiner Zeit störend oder aufdringlich.
The House of Da Vinci bietet eine zweckmäßige Geschichte mit einer hübschen Grafik. Auch wenn die Rätsel allesamt bereits in ähnlicher Form in anderen Spielen aufgetaucht sind, bieten sie viel Abwechslung bei einem angenehmen Schwierigkeitsgrad. Negativ fallen lediglich das schwache Ende sowie schwer erkennbare spielrelevante Bereiche auf. Die Spiellänge dürfte daher bei den meisten Spielern bei sechs bis acht Stunden liegen. Fans von mobilen Rätselspielen wie The Room sollten trotz der Kritikpunkte zuschlagen.
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