• Tests
  • The Inner World - Der letzte Windmönch

Test

von  Hans Pieper
30.09.2017
The Inner World - Der letzte Windmönch
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch
91%

Willkommen zurück

Tief im Inneren der fast nur aus Erde bestehenden Welt Asposien gibt es einen Ort mit so eigenartigen Charakteren und Ereignissen, dass es sich lohnt, mehr als eine Geschichte von dort zu erzählen. Vier Jahre nach dem ersten Teil setzt The Inner World – Der letzte Windmönch die Geschichte von Robert und Laura fort.
Für die beiden sieht es düster aus. Obwohl sie den despotischen Herrscher Conroy von seinem Thron gestoßen und Asposien befreit haben, werden sie nun als Verräter gesucht. Die einzige Chance, sich und alle anderen verfolgten Flötennasen zu retten besteht darin, den letzten Windmönch zu finden. Denn was die Anhänger der Anti-Flötennasen-Bewegung nicht wissen: Durch die Verfolgung entziehen sie sich ihre eigene Lebensgrundlage. So beginnt eine weitere urkomische Reise durch das eigentümliche Land, das erschreckend viele Parallelen zu aktuellen Ereignissen in unserer Welt hat. Der Vorgänger muss übrigens nicht gespielt worden sein: Eine sehr gute Zusammenfassung zu Beginn bringt alle Spieler wieder auf den neuesten Stand, enthält dadurch aber logischerweise auch Spoiler zum ersten Teil.

Flötennasen erfreuen sich keiner großen Beliebtheit

Detailverliebt

Der letzte Windmönch ist eine grafische Wucht. In detailverliebten und lebendig wirkenden Schauplätzen bewegt sich nicht nur ständig etwas, es gibt auch häufig kleine Details im Hintergrund für aufmerksame Beobachter. So stockt etwa die Wollmaus-Scher-Produktion, sobald sich Robert mit dem Vorabeiter unterhält. Die eigentlich von diesem zu beladende Lore bleibt leer stehen – bis das Gespräch zu Ende ist.

Es sind kleine Details wie dieses, die den Titel über den Genrestandard hinausheben und viel zur ohnehin schon fantastischen Atmosphäre beitragen. Die wundervoll flüssigen, extrem kleinteiligen und unzähligen Charakter- und Umgebungsanimationen tun ihr Übriges, um wie beim ersten Teil eine große Begeisterung für die Präsentation auszulösen.

Mit unzähligen Animationen und Details ist die Grafik einfach eine Wucht

Bingopony!

Der stets pointierte, erfrischende Humor setzt meist auf kleine popkulturelle Anspielungen sowie Seitenhiebe auf das Zeitgeschehen. Hinzu kommen Brüche mit der vierten Wand, bei denen die Charaktere den Spieler oder Elemente des Adventures direkt ansprechen („Na Hack, möchtest du ein bisschen ins Inventar?“). Auch nimmt sich die Erzählung an vielen Stellen selbst auf die Schippe.

 

So gibt das Orakel zu Beginn des Spiels etwa folgende Richtungsanweisung zur alles umspannenden Mission, bei der Robert auf die andere Seite Asposiens muss: „Da fährt, glaube ich, eine Seilbahn von Wollingen aus. Die 8. Mit einmal Umsteigen, so weit ich weiß.“ Solche und andere Situationen werden mit einer ordentlichen Portion Situationskomik gemischt und ergeben mit abgedrehten Charakteren (Bingopony!) ein herrlich unterhaltsames und kurzweiliges Spiel, selbst während längerer Dialoge.

Abgedrehte Charaktere wie das Bingopony verleihen der Geschichte zusätzlichen Schwung

Klangvoll

Erneut werden die Zwischensequenzen und Schauplätze mit einem ebenso ansprechenden wie passenden Soundtrack untermalt. Auch das Sounddesign ist wie beim ersten Teil genau auf den Punkt getroffen. Die Sprecher, die bei wiederkehrenden Rollen zum Großteil gleich besetzt wurden, leisten sehr gute Arbeit und verleihen den Charakteren die notwendige Tiefe. So wurden beispielsweise Roberts naive und Lauras sarkastische Art wieder perfekt eingefangen.

Gronkh hat zwar - wohl aus marketingtechnischen Gründen - auch eine Sprechrolle erhalten, fällt aber mit seinen drei Sätzen glücklicherweise nicht stark auf. Ein Kritikpunkt ist allerdings, dass nach Dialogzeilen, bei denen der Sprecher unterbrochen werden soll, eine zu lange Pause entsteht, bevor es weiter geht.

Die Gags sind Punktlandungen - inklusive Seitenhiebe auf das Zeitgeschehen

Klassische Rätsel

Mit schnell komplexen, leicht abgedrehten, aber nie unfairen Rätselketten trifft das Spiel genau den perfekten Schwierigkeitsgrad für geübte Rätsler. Dazu tragen auch Abschnitte bei, in denen mehrere Charaktere gesteuert werden können und zusammenarbeiten müssen. Angenehmerweise teilen sie sich dabei ein Inventar, wenn sie im selben Raum sind, sodass zeitraubende Tauschaktionen hier entfallen.

Die Aufgabenarten reichen von klassischer Inventarkombination über Dialogrätsel bis hin zu gut integrierten Minispielen. Neben der Geschichte, der Grafik und dem Humor sind die Rätsel der nächste große Pluspunkt des Spiels, der Adventureherzen höher schlagen lässt.
Wer einen Denkanstoß braucht, kann wie im ersten Teil auf ein ausgeklügeltes Hilfesystem zurückgreifen, das schrittweise Tipps gibt. Selbst in diese Texte ist viel Liebe geflossen.

Die Rätsel sind abwechslungsreich und angenehm fordernd

Fazit

Der letzte Windmönch ist Balsam für die Adventure-Seele. Klassische, knackige Rätsel, eine erneut wundervolle und mit viel Liebe ausgestaltete Geschichte und Welt, ein schön umgesetzter Humor, der Spaß macht, eine gelungene Vertonung und eine umwerfende grafische Darstellung. Bis auf Kleinigkeiten bleiben hier keine Wünsche offen.

Galerie
thumb
Inhalt der Boxversion: Die Boxversion besteht aus einem aufklappbaren Pappschuber mit Einleger, durch dessen Wegnahme nach dem Öffnen das USK-Logo vom Cover entfernt werden kann. Enthalten sind das DRM-freie Spiel auf Deutsch und Englisch sowie ein Steam-Code, zwei Sticker mit einem Schroff und einer Wollmaus sowie eine digitale Anleitung zum Basteln eines Papierhacks als .pdf. Zusätzlich ist ein Code für einen 15-prozentigen Rabatt auf die Vinyl-Version des Soundtracks enthalten. Die Boxversion kann hier bestellt werden (Affiliate-Link). Mobilversion des Spiels: Am 22.11.2017, bereits einen Monat nach Erscheinen von The Inner World 2 für PC, wurden die Versionen für iOS und Android veröffentlicht. Die getestete Playstore-App ist 1,37GB groß und benötigt mindestens Android 4.0. Die mobile Variante orientiert sich in jeglicher Hinsicht sehr stark am Vorgänger. Es stehen wieder drei Speicherplätze zur Verfügung. Jedes Spiel wird jedoch in einem einzigen abgespeichert, so dass nur ein Spielstand vorhanden ist. Neben der automatischen Speicherung an verschiedenen Stellen ist auch manuelles Abspeichern während des Spiels jederzeit möglich. Leider waren die Ladezeiten sehr lang. Die Grafik kommt, wie bereits im ersten Teil, auf Mobilgeräten gut zur Geltung. Auch akustisch ist alles passend gemacht. Durch Antippen wird sowohl das Laufen als auch das Betrachten von Dingen gesteuert. Ein Halten führt zu einer Hotspotanzeige. Die App reagiert auf die Aktionen sehr flüssig. Gegenstände aus dem Inventar mit dem Finger anzutippen, führt zur Auswahl, diese ansehen oder benutzen zu können. Zum Kombinieren werden sie auf ein anderes Objekt darin oder in der Umgebung gezogen. Gesprächsoptionen werden mit Symbolen dargestellt, Text wird im unteren Bildschirmbereich eingeblendet, auch bei Videosequenzen. Für den zweiten Teil von The Inner World wurde die gekonnte Umsetzung des ersten Teils beibehalten, so dass ein nahtloser Übergang von einem zum anderen und ein gleichbleibendes Spielerlebnis geboten wird.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Auf wenige Titel habe ich mich so gefreut, wie auf The Inner World – Der letzte Windmönch. Bereits in frühen Präsentationen war klar: Dieser Titel toppt mühelos den damals schon hochgelobten ersten Teil. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn man allein vor dem Bildschirm sitzt und laut lachen muss. Und ich habe viel gelacht. Erneut: Hut ab! 

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Umwerfende Grafik
  • Viel Liebe zu jedem Detail
  • Toller Humor
  • Knackige Rätsel
  • Schöne Geschichte
  • Gutes Erzähltempo
  • Pausen bei Dialogen z.T. zu lang