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Test

von  Hans Pieper
06.03.2018
Apocalipsis: Harry at the End of the World
Getestet auf Windows, Sprache
  • Deutsch
  • Englisch

Es ist eine düstere Welt, in die sich der stumme Hauptcharakter von Apocalipsis – Harry at the End of the World begibt. Tod und Leid lauern an jeder Ecke. Wie der Titel schon andeutet, scheint das Ende der Welt nahe. In der brutalen, düsteren Landschaft, zu deren Gnadenlosigkeit der Spieler selbst beitragen muss, ist ein Leben nichts mehr wert. Doch ein winziger Funken Hoffnung treibt den Protagonisten an: Er will den Tod seiner Freundin rückgängig machen, die als Hexe verfolgt und getötet wurde. Doch bis das geschafft werden kann, stehen zahlreiche Hindernisse im Weg.

Willkommen im düstersten Mittelalter

Der eigenwillige Grafikstil trägt viel zur Atmosphäre bei

Der eigenwillige Grafikstil orientiert sich unverkennbar an Stichen von Hans Holbein, Michael Wolgemut und Albrecht Dürer. Dabei kommen hauptsächlich braune und bronzene Farbtöne zum Einsatz, nur sehr selten gibt es weitere, gut gesetzte Farbakzente. Die Darstellung wirkt stimmig und schafft eine starke Atmosphäre, die den drohenden Weltuntergang spürbar werden lässt. Nicht so ganz wollen dazu allerdings die Animationen passen: Vor allem, wenn Charaktere laufen, wirkt ihr unkoordiniertes Wedeln mit Extremitäten etwas merkwürdig. Hin und wieder steigt Harry auch durch die Luft, anstatt die Füße auf den Boden zu setzen. Im Gegensatz dazu beeindruckt das Spiel mit sehr guten Partikeleffekten.

Wer suchet, der findet

Leichte Rätsel, viele Minispiele

Die Rätsel von Apocalipsis basieren zum größten Teil auf Inventar-Kombinationsaufgaben. In klassischer 2D-Point-and-Click-Manier, allerdings nur mit einer Maustaste, läuft und rätselt sich der Spieler durch die Welt. Die benötigten Gegenstände müssen allerdings erst einmal gefunden werden: Es gibt keine Hotspot-Anzeige. Zwei Zahnräder zeigen jedoch stets deutlich, wo ein Objekt verwendet werden muss. Im Großen und Ganzen sind die Aufgaben logisch, es gibt jedoch auch Ausreißer. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Magie häufig eine Rolle spielt. Doch auch sonst gibt es Logikbrüche: Harry kann beispielsweise ohne eine Leiter Objekte auf Kopfhöhe nicht erreichen. Und während er die erste Hälfte des Spiels mühelos alles in die Taschen stopft, benötigt er an einer Stelle plötzlich einen Korb, um Gegenstände mitzunehmen. Und welcher Mechanismus eine Kiste mit abgetrennten Zungen öffnet, bleibt ebenfalls offen. Der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben liegt über das gesamte Spiel hinweg auf leichtem Niveau. Nach etwa zwei Stunden sollten geübte Rätsler eines der beiden Enden erreicht haben.
Zusätzlich gibt es Minispiele. Der Titel hat dabei alles, was erfahrene Rätsler nicht mehr sehen wollen: Schiebe-, Rohrrätsel und die Türme von Hanoi finden sich ebenso wie Actioneinlagen, bei denen im richtigen Moment gelaufen oder ausgewichen werden muss. Dankenswerter Weise sind letztere Momente eher kurz gehalten.

Sprachlos

Harrys Welt ist trostlos und voller Leid und Brutalitäten

Abgesehen vom Erzähler, dem Frontmann der Band Behemoth, spricht in Apocalipsis niemand. Das macht einige Rätsel etwas schwieriger, weil manche Objekte nicht selbsterklärend sind und eine Beschreibung vertragen hätten. Der Atmosphäre tut die Sprachlosigkeit hingegen gut. Für Fans mag die Besetzung von Adam Nergal Darski ein nettes Element sein, doch wer nicht mit der Band vertraut ist, hört lediglich einen mäßig guten Sprecher in gebrochenem Englisch. Die gute deutsche Übersetzung in Textform verhindert dabei, dass Inhalte verpasst werden. Deutlich besser ist da die Musik gelungen, die stets passend die düstere Atmosphäre unterstützt. Zwiespältig fallen die Geräusche auf. Diese sind zwar insgesamt gut gelungen. Einige wiederholen sich aber an manchen Schauplätzen derartig häufig in kurzen Abständen, dass sie schnell nervtötend wirken.

Unbequemes Mittelalter

Kurze Zwischensequenzen zeigen Harrys Reise

Gespeichert wird nur automatisch – und nur zu Beginn einer Szene. Wer bereits mehrere Teile der stets linearen Rätselkette gelöst hat und das Spiel beendet, muss alle Schritte der Szene wiederholen. Auch weitere Komfortfunktionen, wie etwa das Überspringen unliebsamer Minispiele, fehlen.

 

 

Fazit

Ein wenig erinnert Apocalipsis an Tormentum. Die Atmosphäre ist düster, der Grafikstil eigenwillig, aber sehr passend und die brutale Welt zieht den Spieler immer tiefer in ihren hoffnungslosen Bann. Dennoch gibt es ein starkes Element, das den Hauptcharakter antreibt. Leider bietet die eher grob ausgearbeitete Hintergrundgeschichte, die besonders im Mittelteil sehr dünn wird, wenig Substanz. Die beiden alternativen Enden helfen hierbei auch nicht. Die sehr einfachen Rätsel haben bei Minispielen und Actioneinlagen leichtes Frustpotential und einige Geräusche wiederholen sich zu oft. Letztlich ist Apocalipsis eine nette Erfahrung mit starker Atmosphäre, aber kein absolutes Muss.

Galerie

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Düster stellen wir uns das Mittelalter vor, düster präsentiert es uns Apocalipsis. Die Atmosphäre ist den Start auf jeden Fall wert, beim Rest müssen Abstriche gemacht werden.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Grafikstil
  • Soundtrack
  • Atmosphäre
  • Minispiele
  • Repetitive Geräusche
  • Logiklücken
  • Dünne Story