Durch eine Kickstarter-Kampagne konnte Shrug Island bereits im Februar 2014 26.596 US-Dollar sammeln. Ursprünglich war das Geld zur Fertigstellung der ersten Episode angedacht, welche noch im selben Jahr erscheinen sollte. Amazu Media wurde die Entwicklung allerdings zu komplex. Daher gründete Alina Constantin gemeinsam mit Michael Rose das Studio Tiny Red Camel , um weiter an dem Adventure zu arbeiten. Die Idee zur Welt der Shrugs stammt ebenfalls von Alina Constantin und wurde bereits 2009 in ihrem Kurzfilm Shrug umgesetzt. Nun ist das in sich abgeschlossene Spiel im Mai 2018 unter dem Titel Shrug Island - The Meeting erschienen. Ob sich das Warten gelohnt hat, haben wir für euch getestet.
Auf der Insel der Shrugs verliert der Wächter, der für das Gleichgewicht des Ortes verantwortlich ist, seine Kräfte. Die beiden Shrug-Freunde Li und Shri werden von ihm zu Hilfe gerufen. Längere Zeit waren sie nicht auf der Insel und erkunden diese nun getrennt, jedoch in Abhängigkeit voneinander, um dabei ihre unterschiedlichen Fähigkeiten zu nutzen, sich die durch Musik verändernde Landschaft anzuschauen und die Tür zum Wächter zu finden.
Li und Shri werden abwechselnd mit der Maus über die Insel gesteuert. Die beiden Shrugs begegnen sich dabei nur selten direkt. Für das Lösen der einfachen Aufgaben kommen immer ihre unterschiedlichen Fähigkeiten zum Einsatz. Li kann eine verborgene Ebene sehen, wenn der Spieler diese Funktion per Doppelklick auf den Charakter aktiviert. Die schwarzweiße Umgebung ist dann erkundbar, sofern mit der Maus über den Bildschirm gefahren wird. Allerdings ist die Funktion auf das Finden von Puzzleteilen beschränkt, welche anschließend gedreht und an passender Stelle wieder eingesetzt werden müssen.
Shri muss dagegen mit dem Spielen von Musik Teile der Umgebung in Bewegung setzen. Die verschiedenen Töne werden am unteren Bildschirmrand eingeblendet, sofern die Fähigkeit aktiviert ist. Dies funktioniert nur an bestimmten Stellen, welche durch leuchtende Pflanzen markiert sind. Dafür braucht der Spieler keine Notenkenntnisse. Entsprechende Rätsel sind entweder durch Ausprobieren zu lösen oder die Töne werden durch Symbole dargestellt. Auch ein gutes Gehör ist dafür nicht erforderlich.
Viele Rätsel können in beliebiger Reihenfolge gelöst werden. Der Spieler hat dabei häufig die Möglichkeit, frei zwischen den Charakteren zu wechseln und so bei einem Hänger zunächst an anderer Stelle weiterzumachen. Letztendlich ist das nur selten erforderlich, denn der Schwierigkeitsgrad bewegt sich durchweg auf einem niedrigen Niveau. Manchmal muss ein Shrug zunächst ein Rätsel lösen, damit der andere im Spiel vorwärts kommt. Eine Art Inventar gibt es nur für die Puzzleteile von Li, wobei diese ihren Einsatz immer in dem Bildschirm finden, in welchem sie entdeckt wurden. Auch alle anderen Rätsel müssen auf kleinstem Raum, zum Teil durch Ausprobieren gelöst werden. Schwierig ist zunächst das Spielprinzip zu erkennen. Eine Einführung gibt es aber zu Beginn und ein Shrug taucht wiederholt mit Tipps auf. Außerdem kann es passieren, dass ein Puzzleteil oder ein Ausgang übersehen wird. Eine Karte hilft den Überblick über die kleine Welt zu behalten und zeigt auch den Spielfortschritt an. Außerdem kann darüber ins Menü gelangt und gespeichert werden.
Die malerische Grafik ist die große Stärke von Shrug Island. Sie wirkt aufwendig erstellt und schafft durch die Animationen und die vielen skurillen Charaktere, denen die Spielfiguren begegnen, eine lebendige Atmosphäre. Dabei lädt sie zum längeren Betrachten ein. An den einzelnen Orten wird ansonsten nicht lange verweilt, da häufig nur wenig zu tun ist. Dadurch gibt es für die kurze Spielzeit vergleichsweise viele Hintergründe zu entdecken. Bei größeren Spielfortschritten wird zur Überleitung außerdem der Wächter eingeblendet, welcher dann einige Sätze zu erzählen hat.
Der Sound spielt in Shrug Island eine große Rolle. Dafür werden größtenteils sanfte Klänge verwendet, welche dezent und passend ihren Einsatz finden. Manchmal ist zunächst auch nur das Rauschen des Meeres zu hören, bevor Shris Fähigkeit zum Einsatz kommt. Die Melodien haben dabei fast etwas meditatives. Sprachausgabe besitzt das Spiel nicht. Außerdem werden die wenigen Texte lediglich in englischer Sprache eingeblendet und bestehen zumeist aus Reimformen. Viele Charaktere, denen unterwegs begegnet wird, können angesprochen werden. Häufig haben sie ein Problem, welches der Spieler lösen muss. Die Gespräche sind dabei immer einseitig, denn Li und Shri sprechen nicht.
Hübsche Grafik und tolle Animationen sowie passende Musik machen noch kein gutes Adventure. Dies lässt sich an Shrug Island - The Meeting wieder einmal feststellen. Dem Spiel ist die liebevolle Erstellung anzumerken, doch reicht das einfach nicht, um zu überzeugen. Auch wenn Shrug Island als Short-Adventure angekündigt wurde, so ist die Spielzeit von einer Stunde einfach zu kurz und die Geschichte zu dünn, um darin einzutauchen. Dazu kommen die Rätsel, deren Prinzip durch Probieren erkannt werden muss oder die aus dem Suchen von wenigen Puzzleteilen sowie dem Finden des nächsten Ausgangs bestehen und keine Herausforderungen bereithalten. Sehr schade, denn die Ideen auf der Insel und der Einsatz von zwei spielbaren Charakteren mit besonderen Fähigkeiten sind durchaus nett.
Die hübsche Grafik hat mich dazu bewogen, Shrug Island zu spielen. Nun bin ich bereits am Ende angelangt und weiß nicht so recht, wie ich das Spiel bewerten soll. Während es mich optisch und akustisch angesprochen hat, ist der Rest leider wenig gelungen. Geholfen hätte sicherlich eine größere Einführung in die Welt der Shrugs und eine spannende Geschichte. Auch die Rätsel wirken unausgereift. Das wahllose Suchen der Puzzlefragmente konnte mich bis zum Schluss nicht überzeugen. Zumindest ist die Story in sich abgeschlossen, was bei angedachten Episodenspielen nur selten der Fall ist. Sollte die ursprünglich geplante mobile Version noch erscheinen, ist Shrug Island zumindest ein nettes kleines Spiel für zwischendurch.
Adventure-Treff-Verein
IBAN: DE38 8306 5408 0004 7212 25
BIC: GENODEF1SLR