Willkommen in der spannenden Welt der Wirtschaftspionage! Du bist Agentin Noomi Kovacs, frischgebackene Absolventin der Spionage-Akademie, die nun bei Penderbrook Motors in der Spionage-Abteilung angeheuert hat. Leider stellt sich schnell heraus, dass der Job nicht ganz dem entspricht, was man sich als angehender Spion darunter vorgestellt hat. Nur ein einziger Agent wird auf Missionen geschickt, alle anderen machen ihren Job per Telefon. Damit wollt ihr euch aber nicht zufrieden geben...
The Low Road ist ein klassisches, humorvolles Third Person Adventure, das in einem alternativen 1976 spielt, in dem Industriespionage offensichtlich zum ganz normalen Alltag gehört. Die meiste Zeit steuert der Spieler die junge Agentin Noomi Kovacs, darf aber auch zeitweise ihren direkten Vorgesetzten Turn durch das Spiel führen. Die Charaktere und deren Beziehung zueinander wurden sehr schön herausgearbeitet. Die Geschichte um einen entführten Erfinder, dessen Kreationen und die Machenschaften der mächtigen Industriegesellschaft wurde mit viel Witz und spitzer Zunge geschrieben.
Spielerisch bietet The Low Road in erster Linie ein recht reduziertes Adventure-Gameplay. Für jeden Hotspot in der Umgebung gibt es nur eine Aktion, die Figur entscheidet selbst, ob sie nun einen Gegenstand mitnimmt, benutzt oder nur betrachtet. Ein Inventar gibt es auch, allerdings verirren sich nur selten mehr als drei Gegenstände dorthin und es ist auch nicht möglich, Gegenstände innerhalb des Inventars zu kombinieren oder sie erneut zu untersuchen. Die jeweils erreichbaren Areale sind sehr klein. Die Rätsel sind allgemein sehr einfach, auch aufgrund der nur sehr beschränkten Handlungsmöglichkeiten. Dazu kommen mehrere Dialogrätsel, die gut geschrieben sind und bei falscher Auswahl auch zu einem (meist lustigen) Game Over führen können – aber keine Angst, danach kann direkt wieder zum Beginn des Dialogs zurückgespult werden. Schließlich gibt es noch verschiedene Logikrätsel, Minigames und auch kleine Geschicklichkeitstests, welche den Schwierigkeitsgrad auch nicht weiter anheben, aber zumindest für etwas Abwechslung sorgen. So muss man zum Beispiel direkt zu Beginn des Spiels in einem Telefongespräch dem Gesprächspartner diverse Infos entlocken und blättert dazu dessen Akte. Eine ganz coole Mechanik, aus der leider nicht all zu viel gemacht wurde. An anderer Stelle muss man einen Gegenstand aus einer Tasche entwenden, ohne dass dieser andere Gegenstände oder den Rand berührt.
Das komplette Spiel wird per Maus gesteuert, nur um die Dialogzeilen zu beschleunigen muss man die Space-Taste drücken. Eine Controllerunterstützung gibt es nicht. Optisch bedient sich The Low Road eines gezeichneten Grafikstils mit flüssigen, aber einfachen Animationen. In sich ist die Grafik stimmig, auch wenn sie nicht wahnsinnig detailliert ist. Die Musik während des eigentlichen Gameplays hat einen psychedelischen Charakter. Die Songs, die zwischen den einzelnen Kapiteln gespielt werden, sind hingegen fast schon ein Highlight des Spiels. Zusammen mit dem Setting erzeugt das alles eine durchaus gelungen Atmosphäre. Die Tonqualität der englischen Sprachausgabe ist durchwachsen, eine deutsche Sprachfassung bietet der Titel nicht. Anstrengend ist die teils sehr langsame Fortbewegung der Charaktere.
The Low Road lebt von seinen Charakteren, dem Humor, der Atmosphäre und den guten Songs. Das Wichtigste, das Gameplay, kann hingegen kaum überzeugen.
Wir haben das Spiel sowohl am PC als auch in der Switch-Fassung vorliegen. Technisch und inhaltlich sind beide nahezu identisch, so beschränken sich die Unterschiede hauptsächlich auf die Steuerung. Auf der Switch fällt die Steuerung leider deutlich unintuitiver aus. Je nach Situation muss man mit beiden Thumbsticks, den Schultertasten und den anderen Tasten des Controllers hantieren. Die Figur wird hier direkt mit dem linken Thumbstick gesteuert, mit dem rechten können, wenn mehrere Hotspots in der Nähe der Figur sind, eben jene ausgewählt werden. Die Minigames benötigen jeweils wieder ihre eigenen Konfigurationen und auch das Inventar ist nicht so angenehm zu nutzen. Trotzdem funktioniert sie grundsätzlich und bei einem solch langsamen Spiel ist es kein Beinbruch.
Aufgrund der Steuerung werten wir die Switch-Fassung wie folgt:
Grafik: 7
Musik: 8
Steuerung: 4
Atmosphäre: 8
Rätsel: 4
Gesamt: 60
Mit den ersten Tönen des Introsongs bekam ich Lust auf den Titel, und die ersten paar Minuten können mit Witz und spielerischer Abwechslung punkten und lassen mich zunächst über die meiner Meinung nach ziemlich hässlichen Figuren hinwegsehen. Durch das geringe Spieltempo und die kaum vorhandene Herausforderung hatte es die an sich gute Story schwer, mich bis zum Ende zu motivieren, das nach circa fünf bis sechs Spielstunden über meinen Bildschirm flimmerte. Die PC-Version ist aufgrund der intuitiveren Steuerung vorzuziehen, wenn man die Wahl hat.
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