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Sollte das Genre innovativer werden?

Verfasst: 25.03.2003, 20:46
von max_power
Insgesamt gibt es ja im Adventure-Genre wenig Innovatives, viele Spiele laufen ähnlich ab, wie andere schon vor zehn Jahren, nur ab und zu gibt es einige Besonderheiten. Sind solche Neuerungen vielleicht gar nicht erwünscht? 3D-Adventures sind ja nicht wirklich beliebt, wahrscheinlich wegen einiger besonders schlechter Spiele und weil bei diesen Versuchen oft zu viele Dinge eingebaut werden, die den typischen Spielspaß bremsen. Andere Experimente wie z.B. Loom sind vor allem bei der breiten Masse auf Kritik gestoßen.
Meine Frage:
Findet ihr, es sollte mehr Innovationen geben? Habt ihr vielleicht konkrete Vorstellungen? Ist der Innovationsmangel vielleicht der Grund, weshalb Adventures nur noch eine geringere Rolle spielen?

Re:Sollte das Genre innovativer werden?

Verfasst: 25.03.2003, 23:00
von LGH
Ich finde nicht, dass das Adventure-Genre dringend innoviert werden muss! Gute, spannende Geschichten bleiben immer beliebt, und es gibt ja auch heute noch viele Leute, die Bücher lesen, obwohl diese immer noch auf ähnlichem Papier gedruckt werden wie vor 30 Jahren.

In den 80er und 90er Jahre machte die Technik natürlich enorme Fortschritte:
- die Auflösungen der Grafiken wurden von Spiel zu Spiel besser
- Ab Monkey 2 enthielten viele Adventures eine Musikuntermalung ohne Unterbrechung (währen z.B. bei Monkey 1 nur bei einigen Schlüsselszenen Midis abgespielt wurden)
- Sprachausgabe und Hintergrundgeräusche kamen hinzu; auch die Musik wurde digital verarbeitet und teilweise sogar von echten Musikern eingespielt

Diese "Innovationen" waren alle technischer Natur und halfen enorm, die Atmosphäre zu verbessern, während das eigentliche Spielprinzip unangetastet blieb.

Dann kamen einige "interaktive Spielfilme", was ein interessanter Ansatz war, nur dass die meisten Vertreter floppten.

Dann kamen Spiele mit halbem 3D (z.B. Grim und Monkey 4) und komplettem 3D (z.B. GK3). Hier kann man eigentlich nicht von Fortschritt sprechen, sondern von einer Alternative. 2D Adventures können auch heute noch überzeugen. Manche hassen 3D Adventures, andere mögen sie. Ich sehe es ziemlich neutral. Beides kann Sinn machen, wenn es gut eingesetzt wird.


Innovationen im eigentlichen SPIELPRINZIP stehe ich aber eher skeptisch gegenüber. "Why fix it, if it ain't broken!"

Einige Leute sehen ja das Action-Adventure als zeitgemäße, verbesserte Variante des Adventures; aber ich finde, dass hier viele Qualitäten des Adventures verloren gehen (z.B. die Möglichkeit, Gegenden in RUHE zu erkundschaften).

Zum Beispiel habe ich auch Schwierigkeiten, mir ein Online-Adventure vorzustellen. Die meisten Adventures leben von einem gut geplanten Skript, das dem Spieler vorgaukelt, völlige Freiheit zu haben, während das Meiste ziemlich genau geplant ist. Nur so kann die Story (mit tollen Zwischensequenzen, Sprachausgabe usw.) ordentlich erzählt werden. Wenn der Spieler ZU viel Freiheit erhält, wird das ein schwieriges Unterfangen! (cf Multiplayer-RPGs)

Auch eine Innovation, die Tim Schäfer mal in einem Interview anschnitt, nämlich wieder auf einen Text-Parser zurückzugreifen, nur dass dieser mit Stimmenerkennung statt mit Tastatureingabe funktioniert, halte ich für unrealistisch und einen Rückschritt.


Fazit: Ich bin nicht gegen Innovationen, aber halte sie in vielen Fällen für gefährlich. Innovationen, die das Genre bereichern, ohne dass die "alten" Qualitäten verloren gehen??? Nur zu! Allerdings fällt mir hier kaum ein überzeugendes Beispiel ein...

Und NÖTIG sind sie meiner Meinung nach nicht. Auch im Kino kann man heute noch viele Zuschauer ohne Spezialeffekte fesseln.

cu,
LGH

Re:Sollte das Genre innovativer werden?

Verfasst: 25.03.2003, 23:16
von Certain
Innovationen sind sehr wichtig, aber sie sollten die Gesetze des Genres nicht auf den Kopf stellen.

Solche dezenten Änderungen werden dann auch sicherlich nicht dazu dienen, Nicht-Adventurespieler zu bekehren, sondern den Genre-Fans etwas Abwechslung zu bieten.

Loom ist ein schönes Beispiel, trotz des niedrig angesetzten Schwierigkeitsgrades ein tolles Spiel.

Zu weiteren Innovationen würde mir zwar was einfallen, aber da diese z.T. bestandteil von Tukult sein werden, muss ich mich in dieser Hinsicht leider ausschweigen... ;)

Re:Sollte das Genre innovativer werden?

Verfasst: 26.03.2003, 01:53
von El_Kramo
Ich spar mir jetzt einfach mal die Tipparbeit und schliess mich LGH an. Bild

Re:Sollte das Genre innovativer werden?

Verfasst: 26.03.2003, 13:05
von Gast
Im Prinzip kann ich mich auch LGH anschließen.

Jedoch halte ich die Idee mit dem Textparser (allerdings ohne Spracheingabe) für gut.
Als einziges Spiel fällt mir da Larry 7 ein. Man kann einfach mehr Sachen ausprobieren und ist nicht nur auf die vorgegebenen Verben begrenzt.

Re:Sollte das Genre innovativer werden?

Verfasst: 26.03.2003, 13:55
von Bigking
[me=Bigking]schliest sich auch mal LGH an :D[/me]

Ich möchte noch hinzufügen :
An der generellen Spielmechanik sollte nicht großartig rumgefummelt werden. Orte besuchen, gegenstände finden,kombinieren, benutzen und mit Charakteren sprechen, das sind die elementarsten sachen eines Adventures, so ähnlich wie bei einem Shooter das schiessen.
Woran natürlich immer gefeilt werden darf ist die Präsentation. Wobei für mich das MI3 / TLJ etc. Interface schon nahezu die perfekteste lösung darstellt.

gegen zeitgemäße grafik hab ich auch nichts, das kann der athmosphäre nur dienlich sein, aber krampfhaft 3d is nich OK (höhö) was man ja an Simon 3D sieht (die grafik *würg*)

nicht unbedingt

Verfasst: 26.03.2003, 15:44
von Tynor
Wenn's um das Herumändern an Adventures geht bin ich doch recht konservativ. Mir gefällt es so wie es jetzt ist am besten (Baphomets Fluch/Nightlong und MI3/TLJ). Grim Fandango habe ich bis jetzt noch nicht gespielt und erlaube mir keine Wertung über den Einfluss der Steuerung auf das Spiel (weil Grim Fandango = Tastensteurung, fertig), aber was mit Monkey Island in Teil 4 gemacht wurde (ich habe es angespielt) gefällt mir überhaupt nicht. Für mich ist es eine Erniedrigung der PC-Möglichkeiten (Maussteuerung). So nicht.
"Innovativ" fand ich Blade Runner. Ein "reines" Adventure sollte für mich zwar nicht sooo viele Sequenzen haben (ist ja schon fast ein Film), aber das Spiel zeigt so ungefähr die Richtung.
Gut finde ich auch The Watchmaker (habe nur die Demo gespielt). Dank ATI & nVidia können heute auch ruhig mehr Details berechnet werden...

Naja, ideal wäre für mich so was wie TLJ mit noch mehr Animationen, aber nicht so viel wie in Blade Runner sondern eher wie in Quest for Glory V: Dragon Fire (ich habe aber auch das nur angespielt und selbst das ist schon lange her). Soviel zum Thema Grafik. Steuerung wie gesagt so lassen wie sie "jetzt" ist. Lineare Spiele finde ich auch besser als solche, wo man manchmal nicht wirklich weiß was man denn jetzt tun muss.

Fazit: Bessere Nutzung der aktuellen Hardware für mehr Animationen im Spiel (weg von den statischen Bildern) und (noch) mehr Details. Mehr nicht. Und wenn man's nicht so recht hinkriegt, dann lieber so belassen wie jetzt. ( = auch ich schließe mich LGH an :))

Re:Sollte das Genre innovativer werden?

Verfasst: 26.03.2003, 16:04
von Kruttan
vieles kann ich auch nicht mehr hinzufügen - aber ich versuch's trotzdem:

Innovationen sind erwünscht, man sollte ruhig mal experimente machen. z.B. Orion Burger spielte damit, dass man immer wieder die selben Dinge tun musste, das Spiel mehrmals anders angehen musste. Dies war einfach mal ein ein wenig anderer Ablauf, der allerdings auch schnell Kritiker fand.
Dann das Prinzip von mehren Spielfiguren, die man gleichzeitig spielt, wie Maniac Mansion. Gibts leider oft auch viel zu wenig. Quest for Glory - sehr gute Idee, eine der besten Serien.
Man sollte ruhig mal etwas neues versuchen. Mich stören auch die 0815 Adventures, die immer wieder mit den selben Rätseln kommen, bei denen sich alles wiederholt.
Aber man sollte nichts am Genre verädnern, denn ein Actionadventure, dass nur ein paar flaue Adventureelemente beinhaltet, ist doch viel eher ein leicht innovatives Actionspiel, aber mehr nicht.
Das Adventure ist auch dazu da, eine Geschichte interessant zu erzählen. Mann könnte auch hier ruhig mal etwas neues machen, nicht das typische geradlinige Fortschreiten.
Bei einem guten Adventure wird der Spieler so manipuliert und an der Nase herumgeführt, dass er es nicht mal merkt. Das Spiel bringt ihn dazu, selbst durch die Handlung zu gehen und den Spielverlauf zu beeinflussen, so dass er dessen Vorbestimmtheit gar nicht bewusst erfasst. Hier wird leider auch momentan noch viel zu viel gespart...

Re:Sollte das Genre innovativer werden?

Verfasst: 26.03.2003, 18:42
von max_power
Man muss wohl zwischen Experiment und Innovation unterscheiden, vielleicht hätte ich auch mit experimentierfreudiger überschreiben sollen. Ein Entwickler muss wohl zuerst ein Experiment wagen, wenn dieses erfolgreich ist, kann es zu einer Innovation werden, evtl. sogar das Genre revolutionieren (z.B. Scumm). Leider wagen Firmen in einer Zeit, in der jedes Spiel über den Niedergang einer Firma entscheiden kann, immer weniger Experimente. Das wird den Adventures wohl nur in seltenen Fällen schaden - ich werde sie trotzdem weiterhin spielen - aber auf die Dauer sind Experimente sehr erfrischend.
Es gibt IMO zwei Arten von Innovationen: Technische und Inhaltliche. Die Einordnung sollte nicht allzu schwer sein. LGH hat sicher recht, dass fehlende Innovationen nicht zwangsläufig schlechte Spiele bedeuten, ich glaube auch nicht, dass Runaway sehr innovativ war, trotzdem war es ein gutes Adventure.
Insgesamt sind Experimente für mich sehr interessant und erfrischend,
so hat mir hat die Möglichkeit, mehrere Personen zu steuern, ein Spiel, in dem mein Handeln mehrere Zeiten beinflusst (DOTT), die Idee von (und natürlich das Spiel) Orion Burger, die Steuerung von Grim Fandango (von einigen schwächen mal abgesehen) sowie dessen 3D-Grafik und vieles mehr sehr gut gefallen!

Re:Sollte das Genre innovativer werden?

Verfasst: 27.03.2003, 13:45
von Creedy
Natürlich braucht man Innovationen, um das Genre weiterzuentwickeln.
Wo wären wir heute, wenn Maniac Mansion nicht ein leicht zubedienendes SCUMM-Interface eingeführt hätte. Wo, wenn nicht einer mal auf die Idee kam, alle Texte zu vertonen und somit die Sprachausgabe saisonfähig zu machen?
Aber diese Innovationen sollten dann kommen, wenn eine grosse Nachfrage nach den Spielen herrscht und nicht, wenn das Genre froh über jeden Verkauf ist.
Das meine ich inhaltlich und technisch.

Runaway hat sich super verkauft...trotz "rückschrittlicher" Technik. Es muss nun mal nicht immer 3D sein.

Was den Inhalt angeht:
Ich finde, man muss aufpassen, dass das Adventure-Genre nicht immer mehr zum Action-Adventure bzw zum Puzzle-Adventure mutiert.
Solche kleinen Zwischenspielchen wie zB die Mastermind-Variante in Runaway sind nunmal nichts für mich...oder auch der Monkey-Battle und diese Geschichte mit den Felsbrocken in den Tunnels bei Monkey 4 fand ich nicht gerade passend.
Was solls, ist wohl Geschmackssache.

Re:Sollte das Genre innovativer werden?

Verfasst: 27.03.2003, 17:59
von El_Kramo
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saisonfähig [/quote]

??? ;D

Re:Sollte das Genre innovativer werden?

Verfasst: 27.03.2003, 18:34
von Creedy
Und wieder ein Erguss aus meinem unerschöpflichen Wortschatz ;)