Gabriel Knight 2 - The Beast Within
Verfasst: 08.12.2008, 19:36
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Lang angekündigt, hier ist er: Mein Senf zu Gabriel Knight 2. Hat ein Weilchen gedauert, nicht nur weil das Spiel ein knackiger Brocken ist und mir eine Prüfung in den Weg gekommen ist, sondern weil mir zwischendurch die Motivation abhanden gekommen ist. Dazu aber später mehr.
Dabei hat mich der Reiz, der mich vor Gut einem Jahrzent an den Monitor gefesselt hat, von der ersten Minute wieder gefangen genommen. Der hohe Schwierigkeitsgrad und eine Festplattenformatierung haben mich damals daran gehindert,das Spiel abzuschließen. Die Story hat's jedenfalls in sich. Unser Protagonist Gabriel ist das Erbe seines Onkels Wolfgang angetreten und verwaltet das Schloß der Schattenjäger im bayrischen Rittersberg. Eines Abends steht das versammelte Dorf vor der Tür. Der Huber Sepp, ein Verwandter des hiesigen Gastwirtes, muss den Verlust seines Töchterchens beklagen, das von einer Bestie in Stücke gerissen wurde. Die Polizei geht von einem Wolfsangriff aus, zumal aus dem Münchener Zoo zwei Wölfe entflohen sind. Doch die Bewohner von Rittersberg wissen, dass die Welt so manches dunkle Geheimnis birgt und bringen den neuen Schattenjäger dazu, Nachforschungen in und um München anzustellen. Gleichzeitig weilt Gabriels Assistentin Grace Nakimura in New Orleans und kümmert sich um dessen Buchhandlung. Als sie erfährt, dass Gabriel den Fall auf eigene Faust lösen will, reist sie entrüstet nach Deutschland. Sie geht ihren eigenen Recherchen nach. Bald steht fest: Gabriels Fall ist tief bis in die Vergangenheit des Märchenkönigs Ludwig und des Opernkomponisten Richard Wagner verwurzelt.
Eine spannende Ausgangslage, die im Laufe des Spiels nie an Tiefgang verliert. Im Gegenteil: Der Plot verdichtet sich zu einem eigenen kleinen Mikrokosmos, in dem geschichtliche Fakten mit Fiktion und Werwolfsmythologie mit Philosophie dicht miteinander verwoben werden und der den Spieler fast nicht mehr loslässt. Da er sich mitten in einem interaktiven Film, bestehend aus einer Vielzahl Full Motion Videos, wiederfindet, wird die Sogwirkung verstärkt. An den meisten Stellen zumindest. Denn die Qualität der Filmsequenzen lässt gerne mal zu wünschen. Nicht unbedingt,weil die Technik von "The Beast Within" leicht antiquiert wirkt. Es sind vielmehr die schauspielerischen Leistungen, die sich auf eine permante Gratwanderung zwischen genial und drenzdebil begeben haben. Gabriel-Darsteller Dean Erikson passt zwar zu dem eher zwiespältig verlangten Charakter, der sich auf der einen Seite für mysteriöse Ereignisse interessiert, der aber auch gleichzeitig erst in die Rolle des Schattenjägers hineinfinden muss. Warum man den Herrn allerdings nicht in weiteren Filmen sehen konnte, dürfte spätestens dann klar sein, wenn er erstmals dümmlich in die Kamera blickt. Für eine Soap-Opera reichts gerade noch. Allerdings, da muss man eine Lanze für Erickson brechen, nimmt sich Gabriel Knight schon im ersten Teil selbst nicht immer ganz so ernst - von daher sei hier noch ein Auge zugedrückt.
Joane Takahashi hingegen, die Grace Nakimura mimt, schießt den Vogel ab. Mit dem ein und denselben Gesichtszug zieht sie durch den bayrischen Freistart, die Besserwisserei immer im Anschlag. Von Sympathie keine Spur. Kein Wunder, dass Gabriel Knight, der Bescheißer vom Dienst, diesen moralischen Zeigefinger auf zwei Beinen nicht um sich haben möchte. Was aber des Schattenjägers Glück ist, ist des Spielers Pech: Er darf mit Miss Nakimura drei Kapitel lang die geschichtliche Seite des Falles aufarbeiten. Nicht, dass ich geschichtlichen Fakten abgeneigt wäre - ich bin selbst unter anderem Geschichtsstudent - aber das vierte Kapitel schmeckt wie ein Hubba-Bubba-Kaugummi, der von drei Leuten hintereinander durchgekaut wurde. Auf dem Programm steht ein ausgedehnter Museumsgang, bei dem jedes einzelne Exponant beäugt bzw. angeklickt werden muss. Angesichts der spannend und flott erzählten Episoden mit Gabriel eine Tortur. Mein Rat: Sich jede Location in Ruhe anschauen und jedes Ausstellungsstück unter die Lupe nehmen. Wenn auch nur ein Objekt vergessen wurde, sucht man sich in den drei Museen dumm und duselig.
Unverständlich, denn wie spannende Rätselkost schmackhaft serviert werden kann, zeigen die Kapitel, in denen Gabriel die Handlungsfreiheit ausüben darf. Tonbandfälschungen, Einbrüche und andere Betrügereien wollen auch erstmal ausgeheckt werden. Dazu ein bisschen Detektivarbeit, fertig ist das Rätseldesign, das auch schon den Vorgänger spielenswert gemacht hat. Im Gegensatz zum Vorgänger sind die Rätsel sogar noch etwas durchdachter und fairer ausgefallen, der Schwierigkeitsgrad ist allersdings weiterhin anspruchsvoll geblieben. Zwei, drei richtig gemeine Aufgaben gilt es weiterhin zu lösen. Wer das Klebeband im letzten Kapitel auf Anhieb gefunden hat, dem gebührt mein vollster Respekt. Frustmomente, mal abgesehen von der Museumserkundung, sind selten; die Todesrate wurde auf ein moderates Maß geschraubt. Insgesamt ist Gabriel Knight 2 ein episches Adventure, das Spielspaß für über zwanzig Stunden bietet.
Denn das, was sich als ein Manko entpuppt, nämlich die B-Movie tauglichen Schauspielleistungen, hat definitiv einen gewissen Charme. Wer sich Trash-Filme angucken mag, wird hier seine helle Freude haben. Leicht tuntige Wissenschaftler, unterwürfige Junior-Rechtsanwälte und dumm dreinblickende Bauernlümmel (der Huber Sepp im Eingangsfilm ist göttlich) - kein Klischée wird ausgelassen. Dazu Deutsche, deren Lieblingsbeschäftigung der ausgiebige Genuss von Bier ist. Nahezu jede Begegnung mit der deutschen Bevölkerung hat mich amüsiert. Auf den Schlips getreten fühlen braucht man sich aber nicht. Auch die zwei Amerikaner, die Laufe des Spiels auftauchen, sind nicht gerade vorteilhaft in Szene gesetzt worden. Die Gabriel Knight-Reihe nimmt sich halt nicht immer todernst. Auch ein Reiz, den das Spiel ausmacht, wie ich finde.
Nur manchmal wird das ganze Schauspiel eben zu arg Lächerliche gezogen. Die deutsche Synchronisation trägt hier einen Großteil der Schuld. Wenn Gabriel und Grace reinstes Hochdeutsch sprechen und die einfache Bevölkerung einen merkwürdigen Dialekt an den Tag legt, der nicht mal ansatzweise bayrisch klingt, wird's wirklich gruselig.
Fazit: Gabriel Knight 2 hat seine Macken, über die man objektiv nicht hinweg sehen möchte. Die intelligent durchdachte Geschichte und die recht spannende Inszenierung entschädigen aber für so einiges. Teilweise gewinnt man die leicht dümmlich agierenden Mimen sogar richtig lieb. Dean Erickson kann im Großen und Ganzen dann doch halbwegs überzeugen, auch dem dicken Kommisaren Leber konnte ich etwas abgewinnen. Perfekt in Szene gesetzt wurde der mysteriöse Baron Von Glower, der von Peter Lucas - einer der wenigen Darsteller, die nach ihrem Auftritt in den Spiel ein wenig auf sich aufmerksam machen konnte - gespielt wird.
In der Nachbetrachtung ein mehr als empfehlenswertes Adventure, dem die Höchstwertung aufgrund der zu großen Präsenz einer Grace Nakimura und einigen wenigen Schnitzern im Rätseldesign verwehrt bleibt.
Objektiv 6,5 - mit Trash-Bonus 8 von 10 Punkten.
Euer DrBres
Lang angekündigt, hier ist er: Mein Senf zu Gabriel Knight 2. Hat ein Weilchen gedauert, nicht nur weil das Spiel ein knackiger Brocken ist und mir eine Prüfung in den Weg gekommen ist, sondern weil mir zwischendurch die Motivation abhanden gekommen ist. Dazu aber später mehr.
Dabei hat mich der Reiz, der mich vor Gut einem Jahrzent an den Monitor gefesselt hat, von der ersten Minute wieder gefangen genommen. Der hohe Schwierigkeitsgrad und eine Festplattenformatierung haben mich damals daran gehindert,das Spiel abzuschließen. Die Story hat's jedenfalls in sich. Unser Protagonist Gabriel ist das Erbe seines Onkels Wolfgang angetreten und verwaltet das Schloß der Schattenjäger im bayrischen Rittersberg. Eines Abends steht das versammelte Dorf vor der Tür. Der Huber Sepp, ein Verwandter des hiesigen Gastwirtes, muss den Verlust seines Töchterchens beklagen, das von einer Bestie in Stücke gerissen wurde. Die Polizei geht von einem Wolfsangriff aus, zumal aus dem Münchener Zoo zwei Wölfe entflohen sind. Doch die Bewohner von Rittersberg wissen, dass die Welt so manches dunkle Geheimnis birgt und bringen den neuen Schattenjäger dazu, Nachforschungen in und um München anzustellen. Gleichzeitig weilt Gabriels Assistentin Grace Nakimura in New Orleans und kümmert sich um dessen Buchhandlung. Als sie erfährt, dass Gabriel den Fall auf eigene Faust lösen will, reist sie entrüstet nach Deutschland. Sie geht ihren eigenen Recherchen nach. Bald steht fest: Gabriels Fall ist tief bis in die Vergangenheit des Märchenkönigs Ludwig und des Opernkomponisten Richard Wagner verwurzelt.
Eine spannende Ausgangslage, die im Laufe des Spiels nie an Tiefgang verliert. Im Gegenteil: Der Plot verdichtet sich zu einem eigenen kleinen Mikrokosmos, in dem geschichtliche Fakten mit Fiktion und Werwolfsmythologie mit Philosophie dicht miteinander verwoben werden und der den Spieler fast nicht mehr loslässt. Da er sich mitten in einem interaktiven Film, bestehend aus einer Vielzahl Full Motion Videos, wiederfindet, wird die Sogwirkung verstärkt. An den meisten Stellen zumindest. Denn die Qualität der Filmsequenzen lässt gerne mal zu wünschen. Nicht unbedingt,weil die Technik von "The Beast Within" leicht antiquiert wirkt. Es sind vielmehr die schauspielerischen Leistungen, die sich auf eine permante Gratwanderung zwischen genial und drenzdebil begeben haben. Gabriel-Darsteller Dean Erikson passt zwar zu dem eher zwiespältig verlangten Charakter, der sich auf der einen Seite für mysteriöse Ereignisse interessiert, der aber auch gleichzeitig erst in die Rolle des Schattenjägers hineinfinden muss. Warum man den Herrn allerdings nicht in weiteren Filmen sehen konnte, dürfte spätestens dann klar sein, wenn er erstmals dümmlich in die Kamera blickt. Für eine Soap-Opera reichts gerade noch. Allerdings, da muss man eine Lanze für Erickson brechen, nimmt sich Gabriel Knight schon im ersten Teil selbst nicht immer ganz so ernst - von daher sei hier noch ein Auge zugedrückt.
Joane Takahashi hingegen, die Grace Nakimura mimt, schießt den Vogel ab. Mit dem ein und denselben Gesichtszug zieht sie durch den bayrischen Freistart, die Besserwisserei immer im Anschlag. Von Sympathie keine Spur. Kein Wunder, dass Gabriel Knight, der Bescheißer vom Dienst, diesen moralischen Zeigefinger auf zwei Beinen nicht um sich haben möchte. Was aber des Schattenjägers Glück ist, ist des Spielers Pech: Er darf mit Miss Nakimura drei Kapitel lang die geschichtliche Seite des Falles aufarbeiten. Nicht, dass ich geschichtlichen Fakten abgeneigt wäre - ich bin selbst unter anderem Geschichtsstudent - aber das vierte Kapitel schmeckt wie ein Hubba-Bubba-Kaugummi, der von drei Leuten hintereinander durchgekaut wurde. Auf dem Programm steht ein ausgedehnter Museumsgang, bei dem jedes einzelne Exponant beäugt bzw. angeklickt werden muss. Angesichts der spannend und flott erzählten Episoden mit Gabriel eine Tortur. Mein Rat: Sich jede Location in Ruhe anschauen und jedes Ausstellungsstück unter die Lupe nehmen. Wenn auch nur ein Objekt vergessen wurde, sucht man sich in den drei Museen dumm und duselig.
Unverständlich, denn wie spannende Rätselkost schmackhaft serviert werden kann, zeigen die Kapitel, in denen Gabriel die Handlungsfreiheit ausüben darf. Tonbandfälschungen, Einbrüche und andere Betrügereien wollen auch erstmal ausgeheckt werden. Dazu ein bisschen Detektivarbeit, fertig ist das Rätseldesign, das auch schon den Vorgänger spielenswert gemacht hat. Im Gegensatz zum Vorgänger sind die Rätsel sogar noch etwas durchdachter und fairer ausgefallen, der Schwierigkeitsgrad ist allersdings weiterhin anspruchsvoll geblieben. Zwei, drei richtig gemeine Aufgaben gilt es weiterhin zu lösen. Wer das Klebeband im letzten Kapitel auf Anhieb gefunden hat, dem gebührt mein vollster Respekt. Frustmomente, mal abgesehen von der Museumserkundung, sind selten; die Todesrate wurde auf ein moderates Maß geschraubt. Insgesamt ist Gabriel Knight 2 ein episches Adventure, das Spielspaß für über zwanzig Stunden bietet.
Denn das, was sich als ein Manko entpuppt, nämlich die B-Movie tauglichen Schauspielleistungen, hat definitiv einen gewissen Charme. Wer sich Trash-Filme angucken mag, wird hier seine helle Freude haben. Leicht tuntige Wissenschaftler, unterwürfige Junior-Rechtsanwälte und dumm dreinblickende Bauernlümmel (der Huber Sepp im Eingangsfilm ist göttlich) - kein Klischée wird ausgelassen. Dazu Deutsche, deren Lieblingsbeschäftigung der ausgiebige Genuss von Bier ist. Nahezu jede Begegnung mit der deutschen Bevölkerung hat mich amüsiert. Auf den Schlips getreten fühlen braucht man sich aber nicht. Auch die zwei Amerikaner, die Laufe des Spiels auftauchen, sind nicht gerade vorteilhaft in Szene gesetzt worden. Die Gabriel Knight-Reihe nimmt sich halt nicht immer todernst. Auch ein Reiz, den das Spiel ausmacht, wie ich finde.
Nur manchmal wird das ganze Schauspiel eben zu arg Lächerliche gezogen. Die deutsche Synchronisation trägt hier einen Großteil der Schuld. Wenn Gabriel und Grace reinstes Hochdeutsch sprechen und die einfache Bevölkerung einen merkwürdigen Dialekt an den Tag legt, der nicht mal ansatzweise bayrisch klingt, wird's wirklich gruselig.
Fazit: Gabriel Knight 2 hat seine Macken, über die man objektiv nicht hinweg sehen möchte. Die intelligent durchdachte Geschichte und die recht spannende Inszenierung entschädigen aber für so einiges. Teilweise gewinnt man die leicht dümmlich agierenden Mimen sogar richtig lieb. Dean Erickson kann im Großen und Ganzen dann doch halbwegs überzeugen, auch dem dicken Kommisaren Leber konnte ich etwas abgewinnen. Perfekt in Szene gesetzt wurde der mysteriöse Baron Von Glower, der von Peter Lucas - einer der wenigen Darsteller, die nach ihrem Auftritt in den Spiel ein wenig auf sich aufmerksam machen konnte - gespielt wird.
In der Nachbetrachtung ein mehr als empfehlenswertes Adventure, dem die Höchstwertung aufgrund der zu großen Präsenz einer Grace Nakimura und einigen wenigen Schnitzern im Rätseldesign verwehrt bleibt.
Objektiv 6,5 - mit Trash-Bonus 8 von 10 Punkten.
Euer DrBres