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Monkey Island 4 - Escape from Monkey Island

Verfasst: 31.03.2009, 01:44
von Cohen
Am 06.11.2000 erschien das lang ersehnte "Monkey Island 4", bereits eine Woche später wurde der deutsche Markt mit einer lokalisierten Version versorgt. Auch in seinem vierten Abenteuer darf der frisch verheiratete Möchtegern-Pirat "Guybrush Threepwood" wieder "mit einem offensichtlich sinnlosen Auftrag um das ganze Drei-Insel-Reich segeln" (wie seine Ehegattin Elaine Marley so treffend sagt). Nachdem die beiden aus ihren Flitterwochen nach "Mêlée Island" zurückkehren, müssen sie feststellen, dass Elaine aufgrund ihrer langen Abwesenheit für tot erklärt wurde und Neuwahlen für ihren Gouverneurs-Posten anstehen. Also stürzt sie sich sofort gegen den schmierigen Gegenkandidaten "Charles L. Charles" in den Wahlkampf während Guybrush versucht, den Abriss der Gouverneursvilla zu verhindern.

Neben dem Geisterpiraten LeChuck stellt sich diesmal auch der Australier Ozzie Mandrill in Guybrushs Weg. Ozzie Mandrill knöpft den Piraten des Drei-Insel-Reiches systematisch ihre Grundstücke ab, indem er sie zu Beleidigungsduellen herausfordert. Danach vertreibt er die Piraten und wandelt die Inseln in familienfreundliche Touristenzentren um. Guybrush begibt sich auf die Suche nach den Bestandteilen der "Ultimativen Beleidigung" (ein sehr mächtiger Voodoo-Talisman, der in dem Nachlass von Elaines Großvater "H. T. Marley" erwähnt wird), um den Fortbestand von Grog, Dirnen und übelriechenden Piraten in der Karibik zu sichern.

Die Story ist gut durchdacht, löst viele offene Fragen der Vorgänger-Spiele, und man stellt überraschend fest, dass die Insel "Monkey Island" und ihre Bewohner noch einige Geheimnisse zu bieten haben. Trotzdem gibt es ein paar Continuity-Fehler, und viele Änderungen passen nicht so richtig in das bekannte "Monkey Island"-Szenario. Natürlich trifft Guybrush auch viele alte bekannte wieder, z.B. die Schwertmeisterin Carla, der zwielichtige Otis, der Einsiedler Herman Toothrot, der Totenkopf Murray, die hilfreiche Voodoo-Lady und natürlich mein Favorit: der Verkäufer Stan, der nach Gebrauchtschiffen, Gebrauchtsärgen und Lebensversicherungen auf Timesharing-Ferienwohnungen umgestiegen ist.

Die wohl größte und sofort auffallende Änderung gegenüber Monkey Island 1-3 ist, dass die Bewohner keine Bitmap-Sprites mehr sind sondern richtige 3D-Modelle. Während bei "The Curse of Monkey Island" die 3D-Karten-Unterstützung noch ein Scherz im Optionsmenü war und "Grim Fandango" noch optional im Software-Modus lief, setzt die "Flucht von Monkey Island" zwingend eine Grafikkarte mit 3D-Unterstützung voraus. Da die Auflösung immer noch 640x480 ist, sollten Besitzer einer GeForce im Grafikkartentreiber "Antialiasing erzwingen" aktivieren, um den Treppchen-Effekt zu verhindern (besonders bei großen Monitoren).

Wie schon "Grim-Fandango" hat "Monkey Island 4" keine echte 3D-Engine. Stattdessen sind die 3D-Charaktere und 3D-Objekte geschickt in die gezeichneten 2D-Hintergründe eingefügt. Durch deren Comic-Stil wurde der Charme der "Monkey Island"-Serie bewahrt; die Einbettung der 3D-Modelle in die 2D-Hintergründe ist sauberer als bei "Grim Fandango", auch Spielgrafik und Cutscenes wirken jetzt wie aus einem Guss... man muss schon genau hinschauen um Unterschiede zu erkennen. Der Sound ist wie immer gut gelungen; die tollen Karibik-Melodien wecken sofort das Monkey-Island-Feeling und die Sprecher sind wieder gut gewählt.

Nun zu meinem Haupt-Kritikpunkt: DIE STEUERUNG !!! ("Welche Überraschung!" werden diejenigen sagen, die schon mein "Grim Fandango"-Review kennen). Erneut muss die Maus in ihrem Loch bleiben, denn man kann Guybrush nur über Tastatur oder GamePad steuern. Und wie schon bei "Grim Fandango" habe keine einzige Stelle gefunden, die mit den bewährten Adventure-Steuerungssystemen nicht möglich gewesen wäre. Selbst das Turmspringen den "Monkey Kombat" hätte man per Multiple-Choice-Auswahl statt Cursor-Tasten-Befehle realisierten können.

Trotz meines Ärgers über die Steuerung möchte ich nicht verschweigen, dass sie gegenüber "Grim Fandango" verbessert wurde. Zum einen werden auch Analog-Pads unterstützt, so dass man (etwas Feingefühl vorausgesetzt) mit dem Stick nicht nur die Richtung sondern auch die Geschwindigkeit, in der sich Guybrush bewegt, steuern kann. Zum anderen kann man im Gegensatz zu "Grim Fandango" wieder Gegenstände im Inventar kombinieren *freu*. Anscheinend hat ein Designer von LucasArts zuviel "Tomb Raider" gespielt, denn das Inventar wird nicht nur so gesteuert, sondert es sieht genauso aus.