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Der Wahlkampf und die Medien

Verfasst: 04.09.2009, 21:28
von Threepbrush
Hm...ich war lange nicht mehr hier...ich hoffe, das Thema wurde nicht schon abgegrast :-).

Aber zur Sache: Was mich grad so ein bisschen nervt ist, wie der Wahlkampf in den Medien dargestellt wird. Also was ich am häufigsten lese sind so Sachen wie: 'Der Wahlkampf findet eigentlich gar nicht statt'...'Merkel führt einen präsidialen Wahlkampf'...'Steinmeier kann den Schröder nicht'...usw.
Was mich dabei so stört: Es wird der Eindruck suggeriert, als wolle das Volk unbedingt Spitzenkandiaten, die aufeinander eindreschen.
Also ich will das zb nicht. Und ich glaube, viele andere auch nicht. Es scheint mir so zu sein, dass die Medien etwas als Tatsache behaupten...und dann wird das vom Volk als Tatsache angesehen, weil es halt in den Medien steht oder zu sehen ist. Also die Meinung wird von den Medien gemacht und dann als Volkes Meinung verkauft.

Was ich aber auch schlimm finde, wenn Politiker darauf einsteigen. Ich finde es zb hochnotpeinlich, wenn Steinmeier sich die Ärmel aufkrempelt und markige Sprüche loslässt. Weil das einfach nicht zu ihm passt. Wie es auch nicht zu Angela Merkel passt.
Ich fände es irgendwie besser, wenn Politiker sich nicht so von den Medien treiben lassen würden...Sondern einfach sagen würden: 'So bin ich...wählt mich oder lasst es bleiben.'

Vielleicht ist das Volk ja doch intelligent genug nach Sachthemen zu entscheiden und nicht danach, wer die beste Show abliefert. Das Problem ist: Weder die Politiker noch die Medien trauem dem Volk das zu. Irgendwie schade...

Re: Der Wahlkampf und die Medien

Verfasst: 04.09.2009, 21:36
von Möwe
Ich verschone mich weitgehend mit dem Wahlkampfspektakel, aus (unter anderem) eben diesem Grund.
Ich weiß noch nicht was ich wähle, aber das werde ich anhand der Stellungnahmen der einzelnen Parteien zu bestimmten Themen ausmachen, und nicht anhand gockelhaftem Gehabe. Nichts gegen Beleidigungsduelle im Computerspiel, aber in "echt" will ich doch mehr Fakten.

Re: Der Wahlkampf und die Medien

Verfasst: 04.09.2009, 21:51
von JohnLemon
Du wählst wie eine fliegende Kuh! 8-[

Re: Der Wahlkampf und die Medien

Verfasst: 04.09.2009, 21:57
von Möwe
Wie passend! Und deine Kreuzchen sehen aus wie versauerter Fliegendreck. :mrgreen:

Ist das jetzt Wahlkampf? :-k

Re: Der Wahlkampf und die Medien

Verfasst: 04.09.2009, 22:02
von neon
Ist Obst in Deutschland überhaupt wahlberechtigt?

Und Vögel?

Re: Der Wahlkampf und die Medien

Verfasst: 04.09.2009, 22:23
von nufafitc
tja, ich denke mal, das ist leider so, dass die meisten eher diejenigen wählen, die ihnen am sympathischsten oder schlagkräftigsten rüberkommen. da ich die ganze sache eh nicht in den medien verfolge, prallt das eh ab... im endeffekt machen sich, glaub ich, die wenigsten die mühe, die ganzen parteiprogramme durchzugehn.
sieht man ja auch bei den ganzen lächerlichen aktionen draußen... von wegen bürgernähe. einmal am wochenende wird da umsonst kaffee und kuchen an die älteren verteilt, die jüngeren bekommen n kinderfest spendiert, und das war's... traurig, aber wahr.

Re: Der Wahlkampf und die Medien

Verfasst: 04.09.2009, 23:17
von Threepbrush
nufafitc hat geschrieben:tja, ich denke mal, das ist leider so, dass die meisten eher diejenigen wählen, die ihnen am sympathischsten oder schlagkräftigsten rüberkommen. da ich die ganze sache eh nicht in den medien verfolge, prallt das eh ab... im endeffekt machen sich, glaub ich, die wenigsten die mühe, die ganzen parteiprogramme durchzugehn.
Ja...da hast du sicherlich recht. Die Frage, die ich mir stelle ist halt: Muss das so sein?
Der ganze Wahlkampf dreht sich doch eh nur um die Frage: Wer kann am simpelsten seine Botschaften unters Volk bringen und schafft es damit im günstigsten Fall in die Tagesschau.
Mein revolutionärer Vorschlag wäre: Man schafft den Wahlkampf komplett ab. Jeder wahlberechtigte Bürger bekommt einmal das Wahlprogramm von allen Parteien zugesendet. Mehr hat er nicht zur Verfügung. Wenn er was über das Programm der Parteien wissen will, muss er das Zeug halt lesen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Es werden Millionen für sinnloses BlaBlaBla gespart. Und die Wahl wird nicht mehr davon abhängig sein, wer die coolsten Sprüche auf Lager hat und im Fernsehen am besten rüber kommt.

Klar...die Medien werden kotzen...aber die können ja dann immer noch über elementar wichtige Themen wie das Kind von Oliver Pocher und Sandy-Meyer-Schieß-mich-tot berichten...

Re: Der Wahlkampf und die Medien

Verfasst: 05.09.2009, 00:15
von sinus
Sehr guter Vorschlag! Wirklich!

Re: Der Wahlkampf und die Medien

Verfasst: 05.09.2009, 00:23
von nufafitc
Ich bin auch dafür... lasst uns eine Sammelaktion für diese Idee machen... utopisch leider, aber bisher das beste und sinnvollste, was ich seit langem gehört hab...

Re: Der Wahlkampf und die Medien

Verfasst: 05.09.2009, 00:38
von Möwe
Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn ein Ruck durch Deutschland gehen würde und die Politiker einig wie ein Volk den Wahlkampf absagen würden.
Es gibt sicher viele Wähler, die würden es irritierend finden, denn sie wollen, dass "ihre" Partei sich profiliert. Und kämpft und sich durchsetzt. Sie wären enttäuscht von den Waschlappen, die mal wieder nichts bringen und ihre Ideale verraten haben.
Andere Wähler wüssten gar nicht wen und was sie wählen sollten, so ganz ohne Anleitung. Sich anhand von Fakten eine eigene Meinung zu bilden - nicht gerade eine beliebte deutsche Freizeitbeschäftigung. Diese Leute wollen eine Person, die sie wählen können. Programme und Parteien sind ihnen erst mal egal. Viel zu kompliziert.
Aber natürlich hätte jeder Bürger eine Meinung, auch ohne Faktenwissen.
Und statt der Politiker würden nun eben die Wähler um so lauter für "ihre" Parteien sprechen. Wäre zwar derselbe Stuss, den die erzählen, aber sicher inhaltlich chaotischer und diskussionstechnisch aggressiver. Man denke nur an Fußballfans - da kommt es auch nicht auf die Fakten an, sondern noch mehr ums Gewinnen und Recht haben.
Die Politiker würden zwar behaupten, keinen Wahlkampf zu betreiben, da sich so eine Nichtbetreibung aber schlecht definieren lässt, würden sie natürlich hintenrum doch irgendwas tun. Zum Beispiel das eingesparte Geld medienwirksam an Witwen und Waisen verteilen. Oder Politiker anderer Parteien voller Selbstgerechtigkeit der Falschspielerei bezichtigen, die wiederrum die anderen entlarven würden.
Politiker könnten heimlich sogenannte "unbescholtene" Bürger bezahlen, damit sie sich unter die diskutierende Masse mischen würden. Es gäbe heimlich besondere Trainingslager dafür.
Die Medien würden natürlich werbewirksam alles breittreten und die Politiker und deren Verhalten, ebenso die extrem unterschiedlichen Reaktionen der Wähler genau unter die Lupe nehmen.

Im Endeffekt würde sich nicht viel ändern, bloß ließen die Politiker die Überzeugungsarbeit anderen überlassen.
Es fallen mir noch Millionen anderer Dinge ein, die alle nur in noch größeres Chaos führen würden. :(
Schade, nette Idee, aber wird wohl nix.
Da steht mal wieder die menschliche Natur der guten Idee im Weg.
Nicht, dass ich eine bessere Idee hätte.

Re: Der Wahlkampf und die Medien

Verfasst: 05.09.2009, 00:51
von nufafitc
um mal die alten tocotronic-herren zu zitieren: "die idee ist gut, aber die welt noch nicht bereit"...

Re: Der Wahlkampf und die Medien

Verfasst: 05.09.2009, 01:40
von Floyd
Die Wahlprogramme.
Schonmal die Versandkosten gespart. ;)

Aber mal im Ernst: Findest du (Threepbrush) es nicht etwas widersprüchlich, dass du das Volk einerseits für so souverän hältst, innerhalb eines guten Monats nebenbei mal 1000 Seiten Wahlprogramm durchzugehen und dann auch noch zu einer dezidierten Meinung zu gelangen, aber andererseits für so manipulierbar, dass es die Meinung der Medien blind übernimmt?

Es wird doch niemand daran gehindert, die Wahlprogramme zu lesen, und die Diskussionen in den verschiedenen Sendungen finde ich persönlich schon ganz interessant, wenngleich die Beurteilung der einzelnen Positionen im Anschluss oft genauso schwierig ist wie zuvor (in dieser Hinsicht würde ich den Medien auf jeden Fall einen Vorwurf machen wollen, die meisten Themen werden leider nur oberflächlich angerissen, sodass es für Außenstehende schwer ist, sich ein abschließendes Urteil zu bilden (zumindest geht es mir so)).

Das eigentliche Problem liegt auch weniger im Wahlkampf an sich als vielmehr in der Art, wie dieser geführt wird. Gegen Überzeugungsarbeit ist doch nichts einzuwenden, nur sollte diese auf sachlicher und nicht emotionaler Ebene erfolgen (dann könnte man auch das Wort "kampf" streichen). Leider bestehen die "sachlichen Diskussionen" in vielen Fällen nur aus dem wechselseitigen Austauschen und Widerlegen von Halbwahrheiten (siehe vorheriger Absatz).

Ich persönlich habe übrigens nicht das Gefühl, dass man nur auf Grundlage der Wahlprogramme erkennen kann, wer tatsächlich die besten Vorschläge unterbreitet. Man findet höchstens einige ideelle Positionen, die man teilt oder nicht teilt.

Re: Der Wahlkampf und die Medien

Verfasst: 05.09.2009, 10:36
von sinus
Floyd hat geschrieben:1000 Seiten Wahlprogramm
Ähm? Wie bitte. Ich hab selten ein »Wahlprogramm« gesehen, dass die 10-Seiten-Marke überschritt und wenn, dann waren die vielen bunten Bilder Schuld.

Was den medialen Umgang angeht, geb ich dir Recht. Liegt allerdings auch an den Politikern selbst, die oftmals nur einen Feelgood-Effekt für alle schaffen wollen. Bei dem Geseiere (zuletzt ganz monumental wohl Steinmeier) ist es kaum verwunderlich, dass es so etwas wie Politikverdrossenheit gibt. Klartext redet eigentlich kaum einer. Den Medienzirkus kann man sich sparen - viel zu viel kostbare Zeit!

Re: Der Wahlkampf und die Medien

Verfasst: 05.09.2009, 11:29
von Threepbrush
Floyd hat geschrieben: Aber mal im Ernst: Findest du (Threepbrush) es nicht etwas widersprüchlich, dass du das Volk einerseits für so souverän hältst, innerhalb eines guten Monats nebenbei mal 1000 Seiten Wahlprogramm durchzugehen und dann auch noch zu einer dezidierten Meinung zu gelangen, aber andererseits für so manipulierbar, dass es die Meinung der Medien blind übernimmt?
Da hast du nicht ganz Unrecht...ein bisschen widersprüchlich ist es schon. Aber der Mensch an sich ist ja eher ein bequemes Wesen und wenn er die Möglichkeit hat, sich die poltischen Showkämpfe im Fersehen anzusehen anstatt sich etwas eingehender mit den Zielen der Parteien zu beschäftigen, wird er dies wohl tun - da ensteht durchaus ein Interessenskonflikt zwischen der eigenen Souveränität und der eigenen Faulheit - davon nehme ich mich selbst auch gar nicht aus.

Re: Der Wahlkampf und die Medien

Verfasst: 05.09.2009, 11:30
von Dead
Threepbrush hat geschrieben:Hm...ich war lange nicht mehr hier...ich hoffe, das Thema wurde nicht schon abgegrast :-).

Aber zur Sache: Was mich grad so ein bisschen nervt ist, wie der Wahlkampf in den Medien dargestellt wird. Also was ich am häufigsten lese sind so Sachen wie: 'Der Wahlkampf findet eigentlich gar nicht statt'...'Merkel führt einen präsidialen Wahlkampf'...'Steinmeier kann den Schröder nicht'...usw.
Das sehe ich aber auch so: Präsidial bedeutet ja nur, dass sie agiert, wie der Bundespräsident, d.h. im Grunde keine Meinung hat. Ich weiss überhaupt nicht, was sie in der nächsten Legislaturperiode vorhat. Guttenberg will wenigstens noch den Kündigungsschutz lockern und den Niedriglohnsektor ausweiten, damit kann ich was anfangen, heisst: Ich wähle keine CDU.

Steinmeier macht sich lächerlich mit seinen Aussagen, die Agenda 2010 habe ja so viele Arbeitsplätze geschaffen, dabei haben wir laut BA-Chef immernoch ca. 5 Mio. Arbeitssuchende, durch die Statistik wird das allerdings gekonnt verschleiert.

Und keiner beherrscht es so gut, auf konkrete Fragen keine Antwort zu geben, wie Steinmeier. Selbst auf relativ unverfängliche Fragen, was er denn sagen würde, wollte seine Tochter sich als Soldatin für Afghanistan verpflichten, kam nur: "Ja, das in der Tat eine schwierige Frage ... (laber) ... aber der Einsatz ist enorm wichtig!"

Der Wahlkampf ist in der Tat langweilig, nicht zu vergleichen mit den in den Ländern.