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Ist Werbung insgesamt überbewertet?

Die Werbebranche ist ein Millionen- (oder vielleicht eher Milliarden-) markt. Werbung ist teuer und aufwendig. Aber wenn ich so nachdenke, kaufe ich kaum (eigentlich gar nicht) Produkte, die ich aus der Werbung kenne und würde behaupten, dass die Werbung insgesamt einen geringen Einfluss auf mich (und meine Mitmenschen) hat. Obwohl ich Google seit Jahren verwende, kann ich kann mich zum Beispiel nie an die Werbung erinnern, die sie manchmal am Rand einblenden.
Gut, es gibt natürlich noch den zweiten Effekt (neben "ich kaufe das"): Das Produkt überhaupt mal bekannt zu machen, damit die Leute es vielleicht später mal erwerben, ohne jetzt direkt von einer bestimmten Werbung dazu verleitet wurden zu sein.

Was meint ihr dazu? Ist Werbung tatsächlich überbewertet?

Es geht bei Werbung um Markenbewusstsein und Imagepflege. Diesem Einfluss wirst auch du dich nicht entziehen können.

@Leonaru

Nein, die Werbung für Markenprodukte erreicht vor allem die Menschen, die nicht darauf achten müssen, wie viel sie für bestimmte Produkte des täglichen Lebens ausgeben. Das wird dann auch noch durch die Regalplatzierungen unterstützt. Ist durch die Werbung bekannt und steht auf Augenhöhe - passt, wird gekauft. Interessant ist, dass es bei manchen Produkten sogar reicht 'Bekannt aus der Werbung' draufzuschreiben und schon klappt's mit dem Absatz.

Außerdem erreicht man so noch diejenigen, die sich mal 'was besonderes' leisten wollen oder die ihren Verwandten und Bekannten oder überhaupt jedem Besucher keine 'Billigprodukte' vorsetzen wollen, damit nicht der Anschein entsteht, man könne sich nicht mehr leisten. Es ist schon erstaunlich, wie viele Menschen peinlich genau darauf achten, in jedem Detail nur Markenartikel im Haus zu haben. Selbst wenn z.B. die Chips vom Aldi am besten schmecken, die müssen dann aber in den Schrank, bevor der Besuch kommt

Ein anderes Beispiel: Gast- Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenke. Man schenkt keine Billigprodukte. Also schenkt man die Produkte, die beworben werden und damit jedem bekannt sind. Nicht dass die besser sind, es macht aber trotzdem einen gewaltigen Unterschied.

Letztendlich sind die Kosten für die Werbung aber wahrscheinlich so hoch, weil die Werbeprofis nicht nur Spezialisten im Bewerben anderer Leute Produkte sind, sondern auch im Bewerben ihrer eigenen Notwendigkeit.

Leonaru hat geschrieben: Was meint ihr dazu? Ist Werbung tatsächlich überbewertet?

Kannst du dich noch an bac erinnern? An Gammon? An Doppeldusch? An Alberto? Oder an Alpia? Alle diese Marken gibt es noch, auch wenn keine Werbung mehr dafür gemacht wird.

Durch die fehlende Werbung werden sicherlich viele Menschen bei ihren Einkäufe sich nicht an diese Produkte erinnern und eher zu anderen greifen, die ihnen durch die Werbung präsenter sind. Andererseits gibt es sicherlich Menschen, die diese Marken noch aus ihrer Kindheit kennen (als sie vielleicht auch noch intensiver beworben wurden) und zu den heute weniger geläufigen Marken greifen, weil sie damit angenehme Kindheitserinnerungen verbinden, aus purer Gewohnheit, oder weil schon Mutti und Omi zu diesen Produkten gegriffen und damit gute Erfahrungen gemacht haben.

Außerdem kann Werbung natürlich auch dazu genutzt werden, um Produkten ein bestimmtes Image zu verpassen oder den Kunden einen Nutzen vorzugaukeln, den das Produkt gar nicht hat (mit dem Besten aus einem Viertelliter Milch - aber über den Fett- und Zuckergehalt wird vorsichtshalber nichts gesagt).

Letztendlich ist Werbung wichtig, um ein neues Produkt bekannt zu machen und den Bekanntheitsgrad zu erhalten - aber Werbung ist nicht alles.

Werbung muss, um für die Industrie nützlich zu sein, Dir nicht gefallen. Selbst wenn Du die jeweilige Werbung hasst, wird in Deinem Unterbewusstsein mal mehr mal weniger hängen bleiben. Du greifst dann zu einem Produkt, dass Du völlig unbewusst beim Spaziergang durch die Stadt auf Plakaten, auf einem Auto im Radio oder was weiß ich mitbekommen hast. Werbung ist letztlich Gehirnwäsche und funktioniert selbst bei den Konsumverweigerern. Selbst wenn Du Tempo nie kaufst, kennt Du es. Wenn Du z.B. fragst: "Hast Du mal ein Tempo?" Nutzt Du einen Begriff der durch Werbung in deinen Kopf gekommen ist und machst somit unbewusst selbst Werbung für das Produkt. Selbst Negativ-Werbung ist ein Erfolg.

Die Werbung am Rand von Google bekommst Du oft nicht mit, manchmal aber schon, wenn auch unbewusst. Ich ignoriere z.B. diese Casinowerbung, welche auf jeder Pornoseite aufpoppt. Trotzdem kenne ich sie und habe sie mir gemerkt. Man muss sich schon sehr bewusst und mit ideologie im Hinterkopf dagegen auflehnen, wenn man den Einfluss der Werbung unterdrücken will.

VW hat sich durch die Darth Vader Werbung ein super Image verpasst. Da sind bestimmt mehr Autos verkauft worden. Im Grunde setzt die Werbung in Deinem Kopf eine Verknüpfung. Eine festgesetzte Assoziation kommt bei einer konkreten Situation zurück. Babywerbung finde ich doof und bekomme sie nur am Rande mit. In ein paar Jahren schiebt mir meine Freundin ein Kind unter und ich muss Windeln kaufen. Der erste Name, welcher mir einfällt, ist Pampers. Faul wie ich und viele Menschen sind, werde ich zu Pampers greifen.

Hab gerade gestern den dazu passenden Film gesehen ^^

99 Francs bzw. 39,90

Den habe ich damals im Kino gesehen. Ist recht... schräg. ^^

Momentan schaue ich gerade Mad Men, die Richtung ist ja ähnlich.

neon hat geschrieben:@Leonaru

Nein, die Werbung für Markenprodukte erreicht vor allem die Menschen, die nicht darauf achten müssen, wie viel sie für bestimmte Produkte des täglichen Lebens ausgeben. Das wird dann auch noch durch die Regalplatzierungen unterstützt. Ist durch die Werbung bekannt und steht auf Augenhöhe - passt, wird gekauft. Interessant ist, dass es bei manchen Produkten sogar reicht 'Bekannt aus der Werbung' draufzuschreiben und schon klappt's mit dem Absatz.

Außerdem erreicht man so noch diejenigen, die sich mal 'was besonderes' leisten wollen oder die ihren Verwandten und Bekannten oder überhaupt jedem Besucher keine 'Billigprodukte' vorsetzen wollen, damit nicht der Anschein entsteht, man könne sich nicht mehr leisten. Es ist schon erstaunlich, wie viele Menschen peinlich genau darauf achten, in jedem Detail nur Markenartikel im Haus zu haben. Selbst wenn z.B. die Chips vom Aldi am besten schmecken, die müssen dann aber in den Schrank, bevor der Besuch kommt

Ein anderes Beispiel: Gast- Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenke. Man schenkt keine Billigprodukte. Also schenkt man die Produkte, die beworben werden und damit jedem bekannt sind. Nicht dass die besser sind, es macht aber trotzdem einen gewaltigen Unterschied.

Letztendlich sind die Kosten für die Werbung aber wahrscheinlich so hoch, weil die Werbeprofis nicht nur Spezialisten im Bewerben anderer Leute Produkte sind, sondern auch im Bewerben ihrer eigenen Notwendigkeit.

Wenn ich merke, dass wieder eine Sau durchs Dorf getrieben wird, egal ob Spiele oder Bücher, stößt mich das so ab, dass ich es erst recht nicht kaufe. Werbefernsehen sehe ich grundsätzlich nicht und ob ich Markenprodukte daheim habe oder nicht, geht mir sonstwo vorbei - es kommt mir auf meine Erfahrungswerte mit dem Produkt an. Ich kann dir also gar nicht zustimmen.

Glaube ich Dir, geht mir im Grunde genauso. Nur ist das nicht der Standard.

Die Frage ob mich Fernsehwerbung schon einmal dazu brachte etwas zu kaufen, muß ich bejahen. Zu meiner Verteidigung sollte ich hinzufügen, daß ich gelgentlich an Runden des schlechten Geschmacks beiwohne, wo jeder versucht ein möglichst schlechtes / widerwertigen Lebensmittel beizusteuern. Allerdings waren die Toastys dafür eine überraschend schlechte Wahl.

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, daß Werbung zumindest zur Bekanntmachung eines Produktes wunderbar funkioniert.

Ansonsten verschlingt gerade die Produktpflege einen Großteil der Werbeausgaben. Alles soll eben möglichst ökologisch korrekt und Heimat bezogen wirken. "Lightprodukte", Namensgebung wie "Alpenländer Joughurt" oder Biosiegel, welche ehe ein Hohn sind.

neon hat geschrieben:Glaube ich Dir, geht mir im Grunde genauso. Nur ist das nicht der Standard.

Gibt halt immer Leute, die ihr Selbstwertgefühl über solchen Quatsch definieren. *schulterzuck*. Wenn ich eine Chipstüte vom Aldi aufmache, kann das gerne jeder sehen. Im Grunde gibt es nur zwei Varianten: Man hat Geld, dann muss man anderen nicht mit seiner Angeberei auf die Nerven gehen. Man kann mit Genuß eine Pellkartoffel essen, wenn man sich Kaviar leisten kann. Oder man hat kein Geld und jeder Gast mit ein bißchen Hirn sieht ein, dass keine teueren Markenprodukte gekauft werden können.

Prinzipiell bin ich leidlich anfällig für Werbung im Bereich Süßigkeiten und Putzmittel.

Der Rest geht nach Erfahrungswerten, da spielen Marken eine untergeordnete Rolle, der Inhalt muss stimmen. Zudem gibt es ja immer mehr Eigenmarken der einzelnen Lebensmittelketten, hier kommen viele Produkte ja auch von namhaften Hersteller. Name ist außerdem nicht mit Qualität gleichzusetzen. Sehr viele ALDI-Produkte heimsen regelmäßig Bestwertungen ein.

Welche natürlich großteilig von namenhaften Herstellern kommen.

Ich habe einmal gelesen, daß die Hersteller sogar an ihren "No - Name" - Produkten mehr verdienen, als an ihren Markenprodukten. Unter anderem weil die Werbung für diese eben große verursacht.

Sepplhose hat geschrieben: Sehr viele ALDI-Produkte heimsen regelmäßig Bestwertungen ein.

Genau diese Ergebnisse würde ich auch produzieren, wenn ich das Volk beruhigen wollte. Ich sage damit nicht, dass die Wertungen manipuliert sind; aber WENN ich von Staats wegen zur Befriedung der nicht so finanzkräftigen Bevölkerungsanteile (und der Schnäppchenjäger) IRGENDETWAS manipulieren würde, dann den opiumhaften Glauben an eine geradezu naturgesetzliche Verzahnung von hoher Nahrungsqualität und Niedrigpreisen.

JohnLemon hat geschrieben:

Sepplhose hat geschrieben: Sehr viele ALDI-Produkte heimsen regelmäßig Bestwertungen ein.

Genau diese Ergebnisse würde ich auch produzieren, wenn ich das Volk beruhigen wollte. Ich sage damit nicht, dass die Wertungen manipuliert sind; aber WENN ich von Staats wegen zur Befriedung der nicht so finanzkräftigen Bevölkerungsanteile (und der Schnäppchenjäger) IRGENDETWAS manipulieren würde, dann den opiumhaften Glauben an eine geradezu naturgesetzliche Verzahnung von hoher Nahrungsqualität und Niedrigpreisen.

Das ist sicherlich nicht gerade ein Beispiel für hohe Nahrungsmittelqualität, aber z.B. sind Aldi-Chips nicht so überwürzt wie z.B. die von Chio. Pizza hat Netto die, die mir am besten schmeckt. Bei Nudelsoße kaufe schmeckt mir dagegen Barilla am besten.

Ich (und die meisten) werden das kaufen, womit sie die besten Erfahungen gemacht haben. Zu den wirklich negativen Erscheinungen von Werbung scheint zu gehören, dass man so geübt ist Plakate zu übersehen, dass auch wichtige Aushänge übersehen werden.