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Musikdownloads: 50 Cent und gut?

Verfasst: 30.05.2004, 18:05
von Certain
Die c't hat (mal wieder) eine sehr interessante Aktion ausgetüftelt, mit der sie der Musikindustrie vorführen möchte, dass deren geplante Musikshops, in denen ein per DRM beschränktes Musikstück 1,39 Euro und mehr kosten soll, eine ziemlich blöde (und für den Verbraucher unnötig teure!) Idee sind.

Den ausführlichen Artikel gibt es hier.

Um den Argumentationen der Musikindustrie nun etwas entgegenzustellen, wurde mit der Band "Soul Kitchen" ein Lied aufgenommen, dass man sich auf der Homepage http://www.50-cent-und-gut.de in verschiedenen Formaten und Bitraten herunterladen kann (ein kurzes Previewhören ist auch möglich). Wenn einem das Lied gefällt, kann man freiwillig 50 Cent dafür bezahlen.

Dieser Feldversuch soll der Musikindustrie beweisen, dass Verbraucher prinzipiell keine Musik "stehlen" wollen, sondern zu einem fairen Preis gerne bereit sind, den Künstlern einen angemessenen Obulus zukommen zu lassen.

Mich würde nun interessieren, wie ihr zu dieser Aktion und der Thematik im Allgemeinen steht. Ich selbst stehe dem Vorhaben der c't sehr positiv gegenüber und habe auch soeben 50 Cent per Micropayment abgedrückt. ;)

Verfasst: 30.05.2004, 19:05
von Hanuka
Es ist mir zu aufwaendig per Inet zu bezahlen und wenn ich die Dateien mal geloescht habe, sind se weg. Ich werd weiterhin CDs kaufen. Mir waere lieber, die Plattenfirmen senken endlich mal die CD-Preise auf ein rationales Niveau, anstatt sich auf so einen imho wenig Erfolg verheißenden Quatsch wie kostenpflichtige Downloads zu konzentrieren. Ich will weder fuer eine Brandneue noch fuer eine 10 Jahre alte CD ~19 Euro bezahlen. :|

Verfasst: 30.05.2004, 19:30
von DasJan
Find ich ne klasse Aktion, hab die 50 Cent auch schon abgedrückt.
Hanuka hat geschrieben:Es ist mir zu aufwaendig per Inet zu bezahlen und wenn ich die Dateien mal geloescht habe, sind se weg.
Ich fands ganz leicht, zu bezahlen, hat mich 10 Sekunden gekostet. Und die Sachen kann man ja auf CD brennen.
Hanuka hat geschrieben:wenig Erfolg verheißenden Quatsch wie kostenpflichtige Downloads
Ich kenn jetzt keine Zahlen, aber ich glaub in Amiland funktioniert das relativ erfolgreich.

Das Jan

Verfasst: 30.05.2004, 19:48
von Hans
Ich hielte auch mehr davon, endlich die Preise für CDs zu senken. Meiner Meinung nach ist das das einzige Mittel, Leute dazu zu bringen, wieder Geld für CDs auszugeben statt sich die Musik einfach runterzuladen.
Der Ansatz dieser Aktion ist vielleicht gut, aber mir gefällt das ganze Prinzip "Musik-Bezahl-Dienste" nicht. Vielleicht ist diese Ansicht veraltet, aber ich halte gerne was in den Händen, wenn ich für etwas bezahlen soll, selbst wenn es sich letztlich doch nur um digitale Daten gepresst auf CD handelt.

Verfasst: 30.05.2004, 19:51
von Rech
Ich find das ganze auch ne gute Aktion, vorallem wenn man mal rechnet :

1 Lied = 0,50 €

Auf einem von mir aktuell gekauften Album [Beatsteaks - SmackSamsh] befinden sich 12 Lieder.

12 Lieder = 6 €

Ich habe für das Album 15€ ausgegeben und das nur um es zu grabben und als MP3-Datei auf der Festplatte zu haben und es von dort anzuhören [CD-Player sind mir zu umständlich...]

Ich hätte also 9€ gespart -!- [gut okay, ich habe zusätlich noch eine "Sicherheitskopie" und ausgedruckte Liedtexte, aber selbst dann...]

Das bezahlen per Telefonrechnung ist mehr als bequem und auch die Fahrt zum Musickladen hätte ich gespart,
alles in allem ne Klasse Aktion.

Auserdem gibt man so "kleineren", aufstrebenden Künstlern die Möglichkeit ihre Musick anzubieten und damit [vieleicht] auch noch Geld zu machen.
Selbst die Suche nach Alben von "Untergrund"-Bands, die vieleicht nur in geringem Umfang gepresst wurden, wäre damit beendet.

Ach ja falls es nicht aufgefallen ist, ich bin dafür :wink:

Verfasst: 30.05.2004, 19:51
von max_power
Ich finde die Aktion sehr gut, bin aber überzeugt, dass sie nichts bringen wird. Die Initiatoren und Befürworter werden es als Erfolg werten, die Musikindustrie wird sie als nicht repräsentativ abstempeln. Ich werde mir das Lied noch anhören, denke aber – nach dem, was ich gelesen habe – nicht, dass es meinen Geschmack treffen wird. Was die Musikindustrie sicher sagen wird ist, dass vermutlich viele nur bezahlt haben, um die Aktion zu unterstützen und es sonst wohl nicht gekauft hätten, diese Vermutung kann ich sogar nachvollziehen.
Nichtsdestotrotz finde ich jeden Preis über 99 Cent für ein Musikstück über's Internet zu hoch. Im Grunde sind selbst 99 Cent zu viel. Zum Einen geht es in den USA auch billiger (iTunes 0,99$ < 0,99€), zum Anderen bekomme ich für den Preis viele (ältere) CDs schon billiger, ich habe nur den Vorteil, dass ich nicht alle Stücke der CD kaufen muss. Insgesamt finde ich Musikkauf per Internet auch nicht so attraktiv, denn ich habe schon gerne eine richtige CD mit schönem Heftchen dabei im Regal stehen; MP3s würde ich nur kaufen, wenn ich nur ein oder wenige spezielle Stücke einer sonst zu teuren oder bei uns nicht erhältlichen CD haben möchte.
Ich stimme Hanuka zu, dass die aktuellen CD Preise oft viel zu überhöht sind (ebenso wie Preise für Musikdateien über's Netz). Trotzdem kaufe ich zur Zeit relativ viele CDs, aber eben eigentlich nur ältere, die ich z.B. als Sonderangebot für etwa 6,99€ bekomme und natürlich nur, wenn sie keinen Kopierschutz haben.

Verfasst: 30.05.2004, 20:40
von Hexenjohanna
Zu der Zeit, als die ersten CD's in die Läden kamen, hab ich mal in einem Plattenladen gearbeitet, ungefähr bis zu dem Zeitpunkt, als die CD's dann mengenmäßig überhand nahmen. Mir tat es damals sehr leid um die schönen Vinylplatten. Sie kosteten damals zwischen 16,99 bis 21,99 DM. In heutiger Währung gerechnet also
ca. 8,50 bzw. 10,50 €.

Dafür erwarb man ein schönes Sammelstück mit repräsentativen Cover und bekam oft noch kreative Beilagen gratis dazu. Aus einer hiesigen Quelle (Bertelsmann) erfuhren wir Verkäufer damals, dass das pressen einer CD dreimal billiger sein sollte, man fragte sich nur, warum dann anfangs die CD's gleich 30-50% teurer waren als die Vinylplatten. Vermutlich hatte man die Kosten für die Umstellung der verschiedenen Pressverfahren gleich im ersten Jahr wieder einfahren wollen. Im Prinzip hat sich an den Preisen für CD's bis heute aber nur minimal was geändert. Die Musikindustrie wollte sich wohl von den fetten Margen nicht wieder verabschieden.

Dabei waren die LP-Preise für Sammler eigentlich schon ausgereizt. So bei ca. 20,- DM merkte man deutlich, wie die Kauflust abnahm und die Leute anfingen, wirklich nach dem billigsten aller Läden zu suchen. Ich glaube, an dieser 10,- € Preisgrenze hat sich bis heute nichts geändert, schon deshalb nicht, weil es heute viel mehr Medien gibt als früher, für die man sein Geld auch ausgeben könnte.

(Zum Beispiel nette Video-DVD's für 9,99, oder Spiele in WhiteLabel-Auflagen oder Klingeltöne oder Handyspiele oder, oder oder...)

Die Musikindustrie scheint immer noch anzunehmen, eine besonders exklusive Ware anzubieten... die Zeiten waren wohl mal.
Das die Ware nicht mehr exklusiv ist, daran haben sie ja am stärksten mitgearbeitet.

Seit mehr als einem Jahrzehnt betreibt man kaum noch Nachwuchsförderung und schliesst statt dessen lieber teure Verträge mit Kassenfüllern ab. Es wird fast nur der Mainstream der Bevölkerung bedient, das sind aber nicht die Leute, die regelmäßige Musik-Käufer sind, bzw. langjährige treue Käufer von Musik"produkten".

Für mich kommt das stückweise Herunterladen aus dem Netz, vor allem für relativ hohe Preise und bei fehlenden Beilagen, eigentlich nicht in Frage. Dafür bin ich erstens zu faul und zweitens hab ich gern mehr fürs Geld als einen anonymen Silberling oder ein virtuelles Datenpaketchen.

Einen Aspekt möchte ich auch noch gern herausstellen, der für mich einen Verlust von Identifikation mit "Produkten der Musikindustrie", denn mehr als Produkte sehen sie ja zumeist in ihrer Ware nicht, ausmacht:

Herunterladen ist für mich wie "Rosinenpicken". Man bekommt zum Beispiel nicht die Aspekte einer Band zu hören, wenn man sich nur den "Nummer1-Hit" runterläd. Diese gängige Praxis führt mE zu einer oberflächlichen Auseinandersetzung mit einer Band bzw. eines Interpreten, und führt dazu dass noch mehr Bands sich wohl gezwungen sehen werden, schon aus Wettbewerbsgründen noch eingängigere Sachen anzubieten, damit sie überhaupt noch einen Vertrag bekommen.

Ich hab oft erst beim dritten Hören einer CD festgestellt, was denn die wirklich guten Songs waren.

:)

Verfasst: 30.05.2004, 20:57
von Mic
Gaybra hat schon vieles gesagt, womit ich vollkommen übereinstimme. Bei Einführung der CD hieß es, dass dann bald alles billiger wird und was war? Nichts. Gut die Qualität wurde billiger, aber das war's dann auch.
Früher war man sauer, wenn auf eine LP ein bis zwei Lieder scheiße waren, jetzt kann man von Glück reden wenn ein bis zwei Lieder gut sind.
Zum Glück geht der Trend bei ernstzunehmenden Unterhaltungskünstlern wieder ein wenig zur Vinyl. Da gibt's auch immer mehr als nur ein schnödes Inlett bei.

Verfasst: 30.05.2004, 21:05
von Hexenjohanna
Mic hat geschrieben:
Zum Glück geht der Trend bei ernstzunehmenden Unterhaltungskünstlern wieder ein wenig zur Vinyl. Da gibt's auch immer mehr als nur ein schnödes Inlett bei.
...und was geht schon über ein Aufwachen bei einem gleichmäßigen, nervenzerfetzendem "Rrrks, rrrks, rrrks....* :wink:

Verfasst: 31.05.2004, 00:09
von Mic
Just lief gerade bei Viva2 das neue Video von KoRn "Y'all want a single". Irgendwie passt das sehr gut hierhin, weil sie da äußerst kritisch mit der Musikbranche umgehen. Ein Remix des Liedes kann man sich auch kostenlos auf deren Internetseite runterladen. Über die Seite http://www.bandbuilder.com/korn/index.p ... ode=D30800 hat man ebenfalls die Möglichkeit, sich das betreffende Video anzuschauen.

Verfasst: 31.05.2004, 01:44
von Hanuka
Kann mich Gaybra in dem Punkt nur anschließen. Maddox hat da mal was schoenes geschrieben:

http://maddox.xmission.com/musicindustry.html (schon 5 jahre alt, aber macht keinen Unterschied ;) )

Ansonsten will ich für mein Geld auch was Materielles haben, d. h. eine Verpackung und Aufmachung. Das gehoert fuer mich dazu. Ich will keine Anhäufung besagter anonymer Rohlinge, sondern eine bunte CD-Sammlung für den Schrank. Mit einer CD-Verpackung kann ich eine Band, Songs, Gefühle und vielleicht Erlebnisse verbinden. Ich kanns vielleicht schlecht umschreiben, aber mir ersetzt eine rein virtuelle Musiksammlung nichts.

Letztlich zahl ich gerne 10 Euro für ein Album mit Verpackung, selbst wenn ichs für 6 Euro im Internet bekäme. Das hat was exklusives, das stillt mein Sammelbeduernis und ich weiss, wo mein Geld steckt.

Vermutlich lässt sich die Diskussion mit jener um Gottes Existenz gleichsetzen. Warum soll ich an Musik glauben, wenn ich sie nicht sehen kann :lol:

Verfasst: 31.05.2004, 12:47
von Certain
Ich bin grundsätzlich auch eher der CD-Käufer, sieht im Regal einfach besser aus. Manchmal wäre ich aber auch froh gewesen, die Möglichkeit zu haben, einzelne Titel gezielt kaufen zu können (nud zwar nicht in Form der überteuerten "Maxis"), nämlich immer dann, wenn neben vier tollen Liedern noch sechs bis acht halbgare "Fülltitel" zusammengetragen wurden, um das ganze dann als Album zu verkaufen.

Das sind aber tatsächlich Praktiken, die die Musikindustrie auch gerne weiterbetreiben würde - man wolle nämlich gerne ein Album als Gesamtkunstwerk verkaufen, und es nicht in einzelne Titel aufteilen.

Und genau in diesem Punkt würde ich es begrüßen, die Wahl zu haben: CDs für tolle Alben, Downloads für gute Einzelstücke.

Zumal ich mir gut vorstellen kann, dass ich durch den Download von Musik durchaus auf den Geschmack kommen könnte, mir dann auch mal eine CD des entsprechenden (vielleicht weniger bekannten) Künstlers zu kaufen.

Verfasst: 15.06.2004, 14:56
von max_power
Heute wurde der europäische iTunes-Music-Store eröffnet. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, sogleich ein wenig zu stöbern. Die Musikauswahl ist okay, einige sehr interessante Stücke dabei. Kaufen kann ich leider nichts, da ich nicht über eine Kreditkarte verfüge, aber auch sonst hätte ich starke Hemmungen:
Ich bekomme für 99 Cent eine komprimierte Audiodatei. Mich stört, dass sie nur mit 128 kBit/s komprimiert ist, hätten es nicht 192 sein können, damit wäre ich schon deutlich glücklicher gewesen. Ganze Alben werde ich, wenn ich überhaupt etwas dort kaufen sollte, mir sicherlich nicht kaufen. Wenn ich schon 9,99 € ausgebe, möchte ich dafür auch etwas in der Hand haben, da weiß ich, was ich habe. Von einer – noch dazu in freier Nutzung beschränkten – Audiodatei kann ich das nicht behaupten. Wenn würde ich den iTunes-Store maximal nutzen, um einzelne Titel zu kaufen, die entweder gerade als Ohrwurm durch meinen Kopf geistern oder die ich so nicht bekommen würde, weil sie ausverkauft sind, nicht in DE angeboten werden oder sonst was mit ihnen ist.

Verfasst: 15.06.2004, 16:33
von john_doe
Wundert mich sowieso, daß es (legal) noch keine Flac-Dateien zum Download gibt. Sie sind zwar wesentlich größer als Mp3s, aber verlustlos komprimiert, man bekommt also den selben "Ton" wie von CD. Ein komplettes Album ist um die 250MB groß, was bei DSL usw. ja nicht mehr so schlimm ist.
Aber beim Flac kann man ja afaik kein DRM oder sonstigen Müll einbauen, also siehts da eher schlecht aus...

Verfasst: 15.06.2004, 19:26
von unwichtig
john_doe hat geschrieben:Wundert mich sowieso, daß es (legal) noch keine Flac-Dateien zum Download gibt.
dann schau mal hier: http://www.magnatune.com