Über die Remakes von Kings Quest (langer Aufsatz)
Verfasst: 28.09.2004, 10:01
Es besteht ein kleines Problem:
Einerseits richtet sich dieses Thema natürlich an alle,
denn es geht um die große Frage "Soll man alte Adventures
remaken? Und wenn, dann wie?"
aber andererseits geht es hier im Aufsatz auch speziell um Kings Quest
und das Kings Quest 2-Remake von Tierra und das vielleicht bevorstehende Remake von Kins Quest 3; Und ich weiß nicht
wieviele sich mit diesem Spiel beschäftigt haben und interessiert sind. Wenn das hier zu speziell
ist, kann es gerne in ein unteres Forum verbannt werden.
Achtung das ist leider ein sehr langer Aufsatz, vielleicht
macht sich ja trotzdem einer die Mühe ihn zu lesen, man kann
ihn ja auch nur mal anlesen. Zusätzlich gibts noch eine Umfrage.
Kings Quest 3 soll "gecovert" werden -- Ein Remake ist
geplant, das zumindest erfahre ich aus einem Thread von Forummitglied "Kruttan", gleichzeitig aber lese ich Gerede davon
"dass das Remake ja sehr langweilig werden dürfte, da ja ein 1zu1-Remake geplant sei." Was soll der Unsinn?
Meines Erachtens nach sollten die Rufe nämlich eher lauten:
"Ein 1zu1-Remake? Ich bitte darum! Dies und nichts anderes!"
Warum?
Dies auszuführen soll das Bestreben dieses Aufsatzes sein,
den ich schrieb um mal etwas zu den Remakes der Sierra Klassiker zu sagen, was soweit ich mitgekriegt habe leider bis jetzt viel zu wenig oder vielleicht gar nicht gesagt wurde, denn das Tierra-Remake von Kq2 wurde ja bis jetzt ausschließlich gelobt.
Also nochmal einleitend:
Ich finde diese negative Einstellung von Forum Mitglied "Kruttan" (Zitat:)
"Nachdem KQ2+ von Tierra die Story deutlich verbessert und erweitert hat, wird mir bei einem 1:1 Remake des 3. Teils etwas mulmig" ist doch ein wenig deplaziert.
Denn allein dass Kq2 in seinem Remake derartig umgeändert wurde
ist doch schon komisch genug gewesen, (ist denen denn gar nichts mehr heilig?).
Ich will hiermit die Tierra-Version von Kings Quest 2 nicht als ganzes verurteilen, ich will nur betonen, dass ICH es eigentlich schöner gefunden hätte, hätte man die Story in ihrer Ur-Form belassen, womit ich wohl ziemlich allein dastehe. Aber ich möchte dass mal folgendermaßen erklären:
Kings Quest 2 in seiner originalen Version war nicht langweilig! Es war ein heiteres, kindliches Spiel, und ein netter Zeitvertreib für die ganze Familie. Um den alten Kings Quest Titeln nicht wie es so oft geschieht immer Unrecht zu tun, muss man sehen: Die Kings Quest Reihe richtete sich damals eigentlich nie an die, wie man ja sagt- oft Fantasy-geplagten Computer Nerds die mit Spielen wie (sagen wir mal) Zork die aberwitzigsten Fantasy-Abenteuer mit den kompliziertesten 100-schichtigsten Handlungsabläufen durchkauten, sonden KQ sah sich stets als Computerspielreihe gemacht für die immer mehr mit Personal Computern ausgestattenen Haushalte ganz normaler Familien. Kings Quest richtete sich also an ein weitaus größeres Mainstream Publikum und dadurch
durchaus oft auch an jüngere Familientmitglieder und deren Eltern. "Ein Abenteuer dass die ganze Familie begeistern wird." hieß daher auch oft genug ein Werbespruch.
Dass die Serie ein größeres Massenpublikum ansprach führte zu ihrem Großen Erfolg, da die Serie ja beim Massenpublikum ankommen sollte, ist es auch nicht verwunderlich dass die Kings Quest Spiele damals keine all zu komplizierte Story hatten. Es war damals einfach schön das Männchen über den Bildschirm durch eine fremde Welt zu steuern und zu sehen was passiert. Das Spiel
war liebenswert und nett - es kommen da Märchenfiguren vor - alles sehr niedlich und familiengerecht.
Ich glaube kaum dass das, was heute unter Tierra-Version von Kings Quest 2 angeboten wird, damals als sehr Familiengerecht eingestuft worden wäre. Niemand würde das von Tierra überarbeitete Kings Quest 2 heute als Familienunterhaltung verkaufen bzw. kostenlos anbieten, logisch - Tierra richtet sich damit natürlich auch nicht wie damals an ein Massenpublikum, denn das Massenpublikum spielt ja keine Adventures mehr, sondern Tierra richtet sich heute eben an die "Nerds", denn nur die Nerds spielen heute noch Adventures, und die meisten Nerds finden das alte KQ scheinbar langweilig (die Nerds von
Tierra eingeschlossen.)
Das was Tierra vielleicht deshalb aus Kings Quest 2 gemacht hat, hat mit dem originalen Spiel aber so ziemlich gar nichts mehr zu tun. Das was das Remake von KQ2 ist, kann natürlich als gut empfunden werden (ich selber halts an manchen Stellen für furchtbaren Schrott, aber egal) da es jetzt vielleicht spannender oder so ist, aber warum es dann noch "Kings Quest 2" nennen? Warum einen Klassiker derart nach eigenen Vorstellungen verändern, nach Vorstellungen die mit den Vorstellungen der Macher vermutlich eher wenig zu tun haben. Gut, Ken und Roberta Williams werden sich kaum ärgern, sofern sie es mitgekriegt haben, wer weiß wahrscheinlich haben sie sich sogar gefreut (ich weiß nicht ob und wie sie sich dazu geäussert haben) denn Kings Quest 2 wird ihnen kaum ihr allerheiliges Meisterwek sein, und jede Reaktion die diese angestaubten Spiele heute noch erzeugen, wird sie vermutlich freuen.
Ich aber wäre in jedem Falle "nod amused"
über eine derartige Verunstaltung eines meiner Spiele. Die Tierra-Leute wiederum denken scheinbar Kings Quest müsse irgendwie sowas wie aufwendige, aufregende Fantasy sein.
Kings Quest war aber nie Fantasy als vielmehr vergleichbar mit einem liebenswert und familiengerecht aufgebauten Disney-Märchenfilm alter Bauart (obwohl grafisch das natürlich erst beim unsäglichen und in gewisser weise furchtbaren siebten Teil zu tragen kam). Wenn sich die Tierra-Leute so gerne Fantasy-mäßig austoben, wieso machen sie dann nicht ihr eigenes Spiel (war oder ist das nicht auch geplant?) wieso müssen sie denn dann Kings Quest 2 dafür verwusten?
Oder fragen wir so:
Wieviel bringt es eigentlich diese Spiele zu remaken?
Ein Spiel besser zu machen als es im Original war ist unmöglich!
Oder ist es möglich? Ist das so wie bei Liedern bei denen die Coverversionen besser klingen? Gut, aber eine Coverversion kleidet ein altes Lied nur neu ein, sie enthält
keine neuen Text- oder Melodie Passagen. Nehmen wir KQ2 als ein altes Lied (Hänschenklein) und Tierra als eine Band die es coverte.
Aber was machten sie? Tierra sangen nicht
"Hänschen klein ging allein" und legten eine neue Bass-Spur drunter und bessere Keyboards drüber, sie legten eine neue Bass-Spur drunter und sangen stattdessen "Hänschen groß kauft sich eine neue Hoß"
(um hier ein ganz und gar dämliche Veranschaulichung für das zu verwenden, was ich meine.)
Aber okay - genug der Kritik.
Tierra hat an natürlich einen ziemlich guten Job gemacht (das mach ihnen erstmal wer nach).
Kings Quest 2 Storymäßig auf diese Art aufzumöbeln war meiner Meinung nach zwar falsch gewesen, der Punkt das Spiel allein was die Rätsel angeht zu erneuern und zu erweitern ist aber zumindest irendwie nachvollziehbar, denn wenn man das was Kings Quest II im Original rätseltechnisch ausmacht mit einem Mausgesteuerten Ikonen-Interface spielt, bleibt vermutlich wenig übrig.
Kommen wir jetzt aber zu dem spezielleren Thema: Kings Quest 3 und warum es ganz sicher nicht schlecht ist, wenn man dies in seiner alten Form belässt:
Was Kings Quest 3 betrifft haben wir es wiederum nämlich mit
einem ganz anderen Eisen zu tun. Denn mit Kings Quest 3 gingen die Macher der originalen Kings Quest Reihe ja 1985/86 eh schon Wege, die das ganze handlungsmäßig etwas "düsterer" und komplexer weden ließen. Hier haben wir mal keinen Disney-Film, aber auch kein Fantasy-Epos, das ist halt was eigenständiges - Kings Quest eben (das ist Familiendrama Königshaus Daventry, wie dann auch in den späteren Teilen). Aber darum gehts eigentlich nicht, die Story steht eh am Rande, das was KQ3 ausmacht ist
dieses enorme Ausmaß an Spiel- und Umfeld-Gestaltung (Szenario) und die enorme Detailverliebtheit.
Man muss ja mal zugeben, dass Kings Quest 3 ein Spiel ist,
welches (für die damaligen Verhältnisse) in Sachen Gestaltung,
Erzeugung einer Atmosphäre - Grafik, Musik, den vielen Details, sowie im Aufbau des gesamten Szenarios und der Story einfach nicht besser gemacht werden konnte. Das Spiel ist auch enorm lang, es lässt sich bei Leibe nicht schnell durchspielen.
Negativ einzuwenden ist nur, dass das Spiel durch den Spielaufbau, das Gameplay, und den Parser leicht zu einer zermürbenden und ich würd auch mal sagen, ermüdenden Qual verkommen kann
(wer das Spiel kennt wird sich erinnern). Da würde es doch
glatt erfreuen, wenn man dieses Spiel mit einem Ikonen gesteuerten Interface spielen könnte, obwohl die Übertragung von Parser auf Ikonen-Interface, immer eine sehr heikle Angelegenheit darstellt, bei der sehr viel Spielwitz verloren gehen kann. (Die Frage ist, ob es nicht am schlausten wäre, bei der Übertragung von Parser zu Maus-Steuerung schlicht und einfach das ganz alte Lucas-Film-Games Prinzip mit diversen Verben zu verwenden, aber das ist nochmal ein ganz anderes Diskussionsthema.)
Selbst die EGA-Grafiken von Kings Quest 3 waren damals
schon super (mal ehrlich - wer etwas anderes sagt, hat keine Ahnung von Grafik, bzw. von der Erstellung dieser) aber wenn es den Entwicklern eines Remakes gelingt die immens detailierten Computer Grafiken von damals in noch detailliertere, hangemalte Bilder im Stil und auch in der Qualität von Kings Quest 5 oder 6 zu verwandeln (wie es den Tierra-Leuten bei dem Remake von KQ2 zwar gut, wenn auch nicht bestens gelang, aber sie hatten sich ja auch selbst doppelt so viel grafische Arbeit gemacht, als sie eigentlich gehabt hätten) wäre das natürlich ebenfalls schön anzuschauen, bzw. für viele wohl erstmalig schön anzuschauen, denn es ist ja kein Geheimnis, dass die EGA-Grafiken von 1985 von vielen verschmäht und als unangenehm da zu klobig angesehen werden. Stellt man aber auf hangemalte VGA-Grafiken wie in den frühen 90gern um, müssen diese aucht sehr gut aussehen, sonst hat es keinen Sinn. (Das was ich bis jetzt auf der Infamous-Adventures Seite gesehen habe, sieht allerdings
noch nicht so richtig super aus.)
Ein großer Aufwand in der Produktion von Hintergrundmusik ist bei der Frage nach einem Remake von KQ3 eigentlich unnötig, es genügt völlig die recht vielen Musikstücke der Originalversion in eine schöne neue orchestrale Form zu bringen, worauf man sich, sei es gut gemacht, natürlich auch sehr freuen kann. (Schaut
man sich aber das Kings Quest 2 Remake an, ist zu befürchten,
dass auch in diesem Falle irgendjemand einen völlig belanglosen, neuen Soundtrack schreibt, der freilich des gesamten Charmes des original-Soundtracks entbehrt.
Was aber die Story und das Game-Desing angeht, soll hier mal etwas klar gestellt werden, berechtigter Weise fragend:
Was soll man da denn bei KQ3 noch ändern? Was noch hinzufügen? Mal ehrlich, wenn die Leute die das KQ3 remake planen, auch nur versuchen alle Details des Originals zu reproduzieren, sind sie ja fast Jahre beschäftigt. Was das allein programmiertechnisch für einen Aufwand kostet, will ich mir gar nicht ausmalen.
Nur ein paar Beispiele: - Wo der böse Zauberer in seinem Haus überall auftauchen muss - Was er alles machen muss - Was die ganzen Tiere (und bei Kings Quest 3 gibt es viele
davon) alles zu erzählen haben, wenn man mal der Sprache der Tiere längst kundig zufällig an ihnen vorbei geht. (Vermutlich haben die wenigsten das Spiel so lang und oft genug gespielt um wirklich alle Details zu entdecken.)
Des weiteren die 100 Items im Inventar, die mehr als 100 (waren es gar mehr als 200?) Bildschirme.
ach ja- die Karte die es ermöglicht sich zu beamen nicht zu vergessen (UND wenn man sich in den Bildschirm der Hafenstadt
beamt bleibt man mit seiner Nase am Anker hängen und ruft "Outsch." Jaja, das sind diese Details...)
Es ist ein aufwendiges Spiel, ein von Details strotzendes Spiel und das macht die Qualität des Originals aus. Und wenn das allein (wenn ich jetzt so darüber nachdenke) im Grunde eigentlich nicht dazu aufruft, das Spiel lieber nochmal in seiner Originalversion zu spielen, blieb den Machern eines Remakes eigentlich nur zu sagen, dass sie sich da eine ganz schöne Bürde auferlegt haben, dass man ihnen nur Erfolg wünschen kann und dass sie GUT daran tun ihre Finger von der Story und dem Gamedesign zu lassen, wenn sie da nicht jämemrlich Schiffbruch erleiden wollen. Angesichts der Größe des Spiels ist es aber eh anzunehmen, das vieles von der Originalversion fehlen wird. Klar. Weg lassen kann man immer und vermutlich würds die wenigsten stören wenn die Hälfte des alten Spiels einfach rausgeworfen würde um was neues, fetziges
einzubauen, aber mit Kings Quest 3 hat das dann ja nichts mehr tun!!
Was ich abschließend sagen will:
Um wieder bei der Frage zu sein, was bringt es, so ein
Spiel überhaupt zu remaken?
Ich sage, ja es bringt vielleicht etwas aber:
Ein VGA Remake eines in EGA gehaltenen Sierra-Klassikers der 80ger zu machen, sollte bei der Enwticklung immer nur als Weiterführung DER Reihe
von Remakes angesehen werden, die Sierra seinerzeit Anfang der 90ger selbst produzierte. Und diese Remakes hatten nie im Sinne, neue, aufregende Stories einzubinden, es ging in ihnen einzig und allein darum, die Spiele atmosphärisch erheblich zu verbessern in dem man sie in Sachen Grafik und Sound den Verhältnissen Anfang der 90ger anpasste. Kleine neue Gags oder Details wurden natürlich schon eingebaut aber im Grunde ging es nur darum Grafisch sowie Musik- und Soundtechnisch eine Verbesserung vorzunehmen, was den Fachleuten von Sierra natürlich ohne weiteres und bestens gelang. Die Leute, die heute diese Remakes entwickeln sind aber nicht derartig routinierte Fachleute und eine rein grafische wie den sound betreffende Verbesserung vorzunehmen die dann wirklich dem Qualitätsstandard gleichkommt, den Sierra selber 1991 vorlegte, sollte für die Macher genug Herausforderung sein, als sich noch mit aufwendigen Umstrukturierungen der Handlungen und des Gamedesigns zu beschäftigen!
So das ist meine Meinung.
Habt ihr eine andere Meinung? Denkt ihr nicht so? Findet ihr, dass das eigentlich
alles ganz anders ist? Oder nicht? Oder doch? Hat das hier überhaupt irgendwer ganz gelesen?
Hat das hier überhaupt irgendwer auch nur ansatzweise gelesen?
Also egal, wenn ja oder nein dann schreibt doch was dazu! Es würde mich sehr interessieren.
Liebe Grüße
Gwydion
Einerseits richtet sich dieses Thema natürlich an alle,
denn es geht um die große Frage "Soll man alte Adventures
remaken? Und wenn, dann wie?"
aber andererseits geht es hier im Aufsatz auch speziell um Kings Quest
und das Kings Quest 2-Remake von Tierra und das vielleicht bevorstehende Remake von Kins Quest 3; Und ich weiß nicht
wieviele sich mit diesem Spiel beschäftigt haben und interessiert sind. Wenn das hier zu speziell
ist, kann es gerne in ein unteres Forum verbannt werden.
Achtung das ist leider ein sehr langer Aufsatz, vielleicht
macht sich ja trotzdem einer die Mühe ihn zu lesen, man kann
ihn ja auch nur mal anlesen. Zusätzlich gibts noch eine Umfrage.
Kings Quest 3 soll "gecovert" werden -- Ein Remake ist
geplant, das zumindest erfahre ich aus einem Thread von Forummitglied "Kruttan", gleichzeitig aber lese ich Gerede davon
"dass das Remake ja sehr langweilig werden dürfte, da ja ein 1zu1-Remake geplant sei." Was soll der Unsinn?
Meines Erachtens nach sollten die Rufe nämlich eher lauten:
"Ein 1zu1-Remake? Ich bitte darum! Dies und nichts anderes!"
Warum?
Dies auszuführen soll das Bestreben dieses Aufsatzes sein,
den ich schrieb um mal etwas zu den Remakes der Sierra Klassiker zu sagen, was soweit ich mitgekriegt habe leider bis jetzt viel zu wenig oder vielleicht gar nicht gesagt wurde, denn das Tierra-Remake von Kq2 wurde ja bis jetzt ausschließlich gelobt.
Also nochmal einleitend:
Ich finde diese negative Einstellung von Forum Mitglied "Kruttan" (Zitat:)
"Nachdem KQ2+ von Tierra die Story deutlich verbessert und erweitert hat, wird mir bei einem 1:1 Remake des 3. Teils etwas mulmig" ist doch ein wenig deplaziert.
Denn allein dass Kq2 in seinem Remake derartig umgeändert wurde
ist doch schon komisch genug gewesen, (ist denen denn gar nichts mehr heilig?).
Ich will hiermit die Tierra-Version von Kings Quest 2 nicht als ganzes verurteilen, ich will nur betonen, dass ICH es eigentlich schöner gefunden hätte, hätte man die Story in ihrer Ur-Form belassen, womit ich wohl ziemlich allein dastehe. Aber ich möchte dass mal folgendermaßen erklären:
Kings Quest 2 in seiner originalen Version war nicht langweilig! Es war ein heiteres, kindliches Spiel, und ein netter Zeitvertreib für die ganze Familie. Um den alten Kings Quest Titeln nicht wie es so oft geschieht immer Unrecht zu tun, muss man sehen: Die Kings Quest Reihe richtete sich damals eigentlich nie an die, wie man ja sagt- oft Fantasy-geplagten Computer Nerds die mit Spielen wie (sagen wir mal) Zork die aberwitzigsten Fantasy-Abenteuer mit den kompliziertesten 100-schichtigsten Handlungsabläufen durchkauten, sonden KQ sah sich stets als Computerspielreihe gemacht für die immer mehr mit Personal Computern ausgestattenen Haushalte ganz normaler Familien. Kings Quest richtete sich also an ein weitaus größeres Mainstream Publikum und dadurch
durchaus oft auch an jüngere Familientmitglieder und deren Eltern. "Ein Abenteuer dass die ganze Familie begeistern wird." hieß daher auch oft genug ein Werbespruch.
Dass die Serie ein größeres Massenpublikum ansprach führte zu ihrem Großen Erfolg, da die Serie ja beim Massenpublikum ankommen sollte, ist es auch nicht verwunderlich dass die Kings Quest Spiele damals keine all zu komplizierte Story hatten. Es war damals einfach schön das Männchen über den Bildschirm durch eine fremde Welt zu steuern und zu sehen was passiert. Das Spiel
war liebenswert und nett - es kommen da Märchenfiguren vor - alles sehr niedlich und familiengerecht.
Ich glaube kaum dass das, was heute unter Tierra-Version von Kings Quest 2 angeboten wird, damals als sehr Familiengerecht eingestuft worden wäre. Niemand würde das von Tierra überarbeitete Kings Quest 2 heute als Familienunterhaltung verkaufen bzw. kostenlos anbieten, logisch - Tierra richtet sich damit natürlich auch nicht wie damals an ein Massenpublikum, denn das Massenpublikum spielt ja keine Adventures mehr, sondern Tierra richtet sich heute eben an die "Nerds", denn nur die Nerds spielen heute noch Adventures, und die meisten Nerds finden das alte KQ scheinbar langweilig (die Nerds von
Tierra eingeschlossen.)
Das was Tierra vielleicht deshalb aus Kings Quest 2 gemacht hat, hat mit dem originalen Spiel aber so ziemlich gar nichts mehr zu tun. Das was das Remake von KQ2 ist, kann natürlich als gut empfunden werden (ich selber halts an manchen Stellen für furchtbaren Schrott, aber egal) da es jetzt vielleicht spannender oder so ist, aber warum es dann noch "Kings Quest 2" nennen? Warum einen Klassiker derart nach eigenen Vorstellungen verändern, nach Vorstellungen die mit den Vorstellungen der Macher vermutlich eher wenig zu tun haben. Gut, Ken und Roberta Williams werden sich kaum ärgern, sofern sie es mitgekriegt haben, wer weiß wahrscheinlich haben sie sich sogar gefreut (ich weiß nicht ob und wie sie sich dazu geäussert haben) denn Kings Quest 2 wird ihnen kaum ihr allerheiliges Meisterwek sein, und jede Reaktion die diese angestaubten Spiele heute noch erzeugen, wird sie vermutlich freuen.
Ich aber wäre in jedem Falle "nod amused"
über eine derartige Verunstaltung eines meiner Spiele. Die Tierra-Leute wiederum denken scheinbar Kings Quest müsse irgendwie sowas wie aufwendige, aufregende Fantasy sein.
Kings Quest war aber nie Fantasy als vielmehr vergleichbar mit einem liebenswert und familiengerecht aufgebauten Disney-Märchenfilm alter Bauart (obwohl grafisch das natürlich erst beim unsäglichen und in gewisser weise furchtbaren siebten Teil zu tragen kam). Wenn sich die Tierra-Leute so gerne Fantasy-mäßig austoben, wieso machen sie dann nicht ihr eigenes Spiel (war oder ist das nicht auch geplant?) wieso müssen sie denn dann Kings Quest 2 dafür verwusten?
Oder fragen wir so:
Wieviel bringt es eigentlich diese Spiele zu remaken?
Ein Spiel besser zu machen als es im Original war ist unmöglich!
Oder ist es möglich? Ist das so wie bei Liedern bei denen die Coverversionen besser klingen? Gut, aber eine Coverversion kleidet ein altes Lied nur neu ein, sie enthält
keine neuen Text- oder Melodie Passagen. Nehmen wir KQ2 als ein altes Lied (Hänschenklein) und Tierra als eine Band die es coverte.
Aber was machten sie? Tierra sangen nicht
"Hänschen klein ging allein" und legten eine neue Bass-Spur drunter und bessere Keyboards drüber, sie legten eine neue Bass-Spur drunter und sangen stattdessen "Hänschen groß kauft sich eine neue Hoß"
(um hier ein ganz und gar dämliche Veranschaulichung für das zu verwenden, was ich meine.)
Aber okay - genug der Kritik.
Tierra hat an natürlich einen ziemlich guten Job gemacht (das mach ihnen erstmal wer nach).
Kings Quest 2 Storymäßig auf diese Art aufzumöbeln war meiner Meinung nach zwar falsch gewesen, der Punkt das Spiel allein was die Rätsel angeht zu erneuern und zu erweitern ist aber zumindest irendwie nachvollziehbar, denn wenn man das was Kings Quest II im Original rätseltechnisch ausmacht mit einem Mausgesteuerten Ikonen-Interface spielt, bleibt vermutlich wenig übrig.
Kommen wir jetzt aber zu dem spezielleren Thema: Kings Quest 3 und warum es ganz sicher nicht schlecht ist, wenn man dies in seiner alten Form belässt:
Was Kings Quest 3 betrifft haben wir es wiederum nämlich mit
einem ganz anderen Eisen zu tun. Denn mit Kings Quest 3 gingen die Macher der originalen Kings Quest Reihe ja 1985/86 eh schon Wege, die das ganze handlungsmäßig etwas "düsterer" und komplexer weden ließen. Hier haben wir mal keinen Disney-Film, aber auch kein Fantasy-Epos, das ist halt was eigenständiges - Kings Quest eben (das ist Familiendrama Königshaus Daventry, wie dann auch in den späteren Teilen). Aber darum gehts eigentlich nicht, die Story steht eh am Rande, das was KQ3 ausmacht ist
dieses enorme Ausmaß an Spiel- und Umfeld-Gestaltung (Szenario) und die enorme Detailverliebtheit.
Man muss ja mal zugeben, dass Kings Quest 3 ein Spiel ist,
welches (für die damaligen Verhältnisse) in Sachen Gestaltung,
Erzeugung einer Atmosphäre - Grafik, Musik, den vielen Details, sowie im Aufbau des gesamten Szenarios und der Story einfach nicht besser gemacht werden konnte. Das Spiel ist auch enorm lang, es lässt sich bei Leibe nicht schnell durchspielen.
Negativ einzuwenden ist nur, dass das Spiel durch den Spielaufbau, das Gameplay, und den Parser leicht zu einer zermürbenden und ich würd auch mal sagen, ermüdenden Qual verkommen kann
(wer das Spiel kennt wird sich erinnern). Da würde es doch
glatt erfreuen, wenn man dieses Spiel mit einem Ikonen gesteuerten Interface spielen könnte, obwohl die Übertragung von Parser auf Ikonen-Interface, immer eine sehr heikle Angelegenheit darstellt, bei der sehr viel Spielwitz verloren gehen kann. (Die Frage ist, ob es nicht am schlausten wäre, bei der Übertragung von Parser zu Maus-Steuerung schlicht und einfach das ganz alte Lucas-Film-Games Prinzip mit diversen Verben zu verwenden, aber das ist nochmal ein ganz anderes Diskussionsthema.)
Selbst die EGA-Grafiken von Kings Quest 3 waren damals
schon super (mal ehrlich - wer etwas anderes sagt, hat keine Ahnung von Grafik, bzw. von der Erstellung dieser) aber wenn es den Entwicklern eines Remakes gelingt die immens detailierten Computer Grafiken von damals in noch detailliertere, hangemalte Bilder im Stil und auch in der Qualität von Kings Quest 5 oder 6 zu verwandeln (wie es den Tierra-Leuten bei dem Remake von KQ2 zwar gut, wenn auch nicht bestens gelang, aber sie hatten sich ja auch selbst doppelt so viel grafische Arbeit gemacht, als sie eigentlich gehabt hätten) wäre das natürlich ebenfalls schön anzuschauen, bzw. für viele wohl erstmalig schön anzuschauen, denn es ist ja kein Geheimnis, dass die EGA-Grafiken von 1985 von vielen verschmäht und als unangenehm da zu klobig angesehen werden. Stellt man aber auf hangemalte VGA-Grafiken wie in den frühen 90gern um, müssen diese aucht sehr gut aussehen, sonst hat es keinen Sinn. (Das was ich bis jetzt auf der Infamous-Adventures Seite gesehen habe, sieht allerdings
noch nicht so richtig super aus.)
Ein großer Aufwand in der Produktion von Hintergrundmusik ist bei der Frage nach einem Remake von KQ3 eigentlich unnötig, es genügt völlig die recht vielen Musikstücke der Originalversion in eine schöne neue orchestrale Form zu bringen, worauf man sich, sei es gut gemacht, natürlich auch sehr freuen kann. (Schaut
man sich aber das Kings Quest 2 Remake an, ist zu befürchten,
dass auch in diesem Falle irgendjemand einen völlig belanglosen, neuen Soundtrack schreibt, der freilich des gesamten Charmes des original-Soundtracks entbehrt.
Was aber die Story und das Game-Desing angeht, soll hier mal etwas klar gestellt werden, berechtigter Weise fragend:
Was soll man da denn bei KQ3 noch ändern? Was noch hinzufügen? Mal ehrlich, wenn die Leute die das KQ3 remake planen, auch nur versuchen alle Details des Originals zu reproduzieren, sind sie ja fast Jahre beschäftigt. Was das allein programmiertechnisch für einen Aufwand kostet, will ich mir gar nicht ausmalen.
Nur ein paar Beispiele: - Wo der böse Zauberer in seinem Haus überall auftauchen muss - Was er alles machen muss - Was die ganzen Tiere (und bei Kings Quest 3 gibt es viele
davon) alles zu erzählen haben, wenn man mal der Sprache der Tiere längst kundig zufällig an ihnen vorbei geht. (Vermutlich haben die wenigsten das Spiel so lang und oft genug gespielt um wirklich alle Details zu entdecken.)
Des weiteren die 100 Items im Inventar, die mehr als 100 (waren es gar mehr als 200?) Bildschirme.
ach ja- die Karte die es ermöglicht sich zu beamen nicht zu vergessen (UND wenn man sich in den Bildschirm der Hafenstadt
beamt bleibt man mit seiner Nase am Anker hängen und ruft "Outsch." Jaja, das sind diese Details...)
Es ist ein aufwendiges Spiel, ein von Details strotzendes Spiel und das macht die Qualität des Originals aus. Und wenn das allein (wenn ich jetzt so darüber nachdenke) im Grunde eigentlich nicht dazu aufruft, das Spiel lieber nochmal in seiner Originalversion zu spielen, blieb den Machern eines Remakes eigentlich nur zu sagen, dass sie sich da eine ganz schöne Bürde auferlegt haben, dass man ihnen nur Erfolg wünschen kann und dass sie GUT daran tun ihre Finger von der Story und dem Gamedesign zu lassen, wenn sie da nicht jämemrlich Schiffbruch erleiden wollen. Angesichts der Größe des Spiels ist es aber eh anzunehmen, das vieles von der Originalversion fehlen wird. Klar. Weg lassen kann man immer und vermutlich würds die wenigsten stören wenn die Hälfte des alten Spiels einfach rausgeworfen würde um was neues, fetziges
einzubauen, aber mit Kings Quest 3 hat das dann ja nichts mehr tun!!
Was ich abschließend sagen will:
Um wieder bei der Frage zu sein, was bringt es, so ein
Spiel überhaupt zu remaken?
Ich sage, ja es bringt vielleicht etwas aber:
Ein VGA Remake eines in EGA gehaltenen Sierra-Klassikers der 80ger zu machen, sollte bei der Enwticklung immer nur als Weiterführung DER Reihe
von Remakes angesehen werden, die Sierra seinerzeit Anfang der 90ger selbst produzierte. Und diese Remakes hatten nie im Sinne, neue, aufregende Stories einzubinden, es ging in ihnen einzig und allein darum, die Spiele atmosphärisch erheblich zu verbessern in dem man sie in Sachen Grafik und Sound den Verhältnissen Anfang der 90ger anpasste. Kleine neue Gags oder Details wurden natürlich schon eingebaut aber im Grunde ging es nur darum Grafisch sowie Musik- und Soundtechnisch eine Verbesserung vorzunehmen, was den Fachleuten von Sierra natürlich ohne weiteres und bestens gelang. Die Leute, die heute diese Remakes entwickeln sind aber nicht derartig routinierte Fachleute und eine rein grafische wie den sound betreffende Verbesserung vorzunehmen die dann wirklich dem Qualitätsstandard gleichkommt, den Sierra selber 1991 vorlegte, sollte für die Macher genug Herausforderung sein, als sich noch mit aufwendigen Umstrukturierungen der Handlungen und des Gamedesigns zu beschäftigen!
So das ist meine Meinung.
Habt ihr eine andere Meinung? Denkt ihr nicht so? Findet ihr, dass das eigentlich
alles ganz anders ist? Oder nicht? Oder doch? Hat das hier überhaupt irgendwer ganz gelesen?
Hat das hier überhaupt irgendwer auch nur ansatzweise gelesen?
Also egal, wenn ja oder nein dann schreibt doch was dazu! Es würde mich sehr interessieren.
Liebe Grüße
Gwydion