Vorsicht, was mit Physik!
Verfasst: 08.01.2005, 02:34
Manchmal fühle ich mich richtig klein. ![Wink ;)](/phpbb/images/smilies/icon_wink.gif)
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Astronomen haben ein gigantisches Schwarzes Loch beim Vertilgen ungeheurer Mengen von Materie ertappt. Die kosmische Fressorgie hat den größten Gasausbruch ausgelöst, der jemals im Universum beobachtet wurde.
Brian McNamara mochte zunächst kaum glauben, was er da sah. "Ich war fassungslos, dass die Masse von etwa 300 Millionen Sonnen verschluckt wurde", sagte der Wissenschaftler von University of Ohio in Athens. "Das ist wie ein 140-Kilo-Mensch, der 45 Kilogramm Fleisch auf einmal verspeist."
Der Grund für den Überschwang des US-Forschers: Der Röntgensatellit "Chandra" hat den stärksten Gasausbruch aufgezeichnet, den Menschen jemals im Weltall beobachtet haben. Ein gigantisches Schwarzes Loch von der Größe unseres Sonnensystems verleibt sich seit Millionen von Jahren riesige Mengen von Materie ein. Die Energie des Molochs wirkt sich auf ein Gebiet aus, dass 600-mal so groß ist wie die Milchstraße, schreibt McNamaras Team im Wissenschaftsmagazin "Nature" (Bd. 433, S.45).
Das Schwarze Loch schleudert einen Teil der angezogenen Materie in Form von zwei gebündelten Strahlen aus heißem Gas, so genannten Jets, entlang seiner Rotationsachse wieder ins All zurück. Die Schockwelle der kosmischen Eruption hat zwei gigantische Hohlräume in den 2,6 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernten Galaxienhaufen geblasen. Jeder der Hohlräume misst ungefähr 650.000 Lichtjahre im Durchmesser und ist damit allein doppelt so groß wie unsere Heimatgalaxie. Ein Lichtjahr entspricht rund 9,5 Billionen Kilometern.
Die Masse des von den Jets weggeblasenen Gases gleicht der Masse von einer Billion Sonnen wie der unseren. Die Eruption, die vermutlich schon seit rund 100 Millionen Jahren andauert, ist zwar aller Wahrscheinlichkeit nach nicht die stärkste in der Geschichte des Universums. "Aber es ist unwahrscheinlich, dass andere wesentlich größer waren, selbst in der fernen Vergangenheit", erklärte McNamara.
Im Bereich des sichtbaren Lichts sei der Energieausbruch dagegen eher unscheinbar - "wie eine Atombomben-Explosion ohne Licht". Erst im Röntgenbereich habe der Satellit "Chandra" die wahren Vorgänge erkannt. "Das Ausmaß und die Größe", sagte McNamara, "haben mich buchstäblich vom Stuhl gehauen."
Quelle: Spiegel Online