Verträge unterschrieben: Astra startet Verschlüsselung schon 2007
(02. August 2006) Lange wurde darüber gesprochen, jetzt ist es beschlossen: Die deutsche RTL-Senderfamilie und MTV Networks verschlüsseln ihre Programme via Astra Digital, wie der Satellitenbetreiber am Mittwoch mitteilt. Der Zuschauer zahlt dafür.
Seit Monaten wurde immer mal wieder über die Pläne berichtet, sie wurden zunächst dementiert und dann kleinlaut eingestanden. Zuletzt wurden sie dann, z.B. beim medienforum.nrw, von RTL-Geschäftsführerin Anke Schäferkordt sogar offensiv vorgetragen und angepriesen.
Am Mittwochmorgen teilte SES Astra nun mit, dass die Verträge zur Verschlüsselung der Sender der RTL-Gruppe sowie MTV Networks unterschrieben sind und dem Bundeskartellamt bereits zur Prüfung vorliegen. Verschlüsselt werden sollen die Signale von RTL, VOX, RTL II, Super RTL, n-tv, RTL Shop, Traumpartner TV sowie MTV, VIVA, Nick und Comedy Central. In der Darstellung von SES Astra ermöglicht der neue "Service TV-Sendern den Ausbau des digitalen Angebots". Falsch ist dies nicht. Durch die Verschlüsselung und die damit verbundene Adressierbarkeit des Zuschauers über seine Smartcard, werden neue Anwendungen möglich, wie z.B. Pay-per-View und Near-Video-on-Demand-Angebote.
Außerdem - und darauf legte zuletzt auch RTL-Chefin Anke Schäferkordt öffentlich großen Wert - können die Sender ihre digitalen Programme mit einem kodierten Signal vor Missbrauch schützen. Auch die Rechte-Situation wird so erleichert, weil die Sender mittelfristig garantieren können, dass die von Ihnen erworbenen Rechte an Hollywood-Spielfilmen oder US-Serien auch definitiv nur in Deutschland genutzt werden - weil im Ausland der Empfang der Sender via Satellit nicht mehr ermöglicht wird.
Dennoch geschehen diese Änderungen auf Kosten der Zuschauer: Für die Nutzung der zum Empfang dann nötigen Smartcard beabsichtigt eine Tochterfirma von SES Astra, von den TV-Haushalten eine Monatspauschale von bis zu 3,50 Euro zu erheben. Ob diese Gebühr pro Decoder oder Haushalt fällig wird, konnte SES Astra am Morgen auf DWDL-Anfrage zunächst nicht beantworten. Neben der Smartcard selbst, ist für den Empfang in logischer Folge ein Satelliten-Receiver nötig, der über einen Smartcard-Slot verfügt und Verschlüsselung unterstützt. Auch hier dürften in vielen Haushalten Mehrkosten entstehen.
Um einen "reibungslosen Übergang" zu ermöglichen, sollen die digitalen Sendesignale bestimmter Sender nach dem Start der Verschlüsselung für eine Übergangszeit gleichzeitig verschlüsselt und unverschlüsselt ausgestrahlt werden, wie SES Astra weiter mitteilt. Diejenigen Sender, die über Satellit verbreitet werden, aber ihre Programme nicht verschlüsseln, können unverändert von allen Astra-Satelliten-Haushalten empfangen werden.
Anke Schäferkordt, Chefin der deutschen RTL-Senderfamilie: "Die Annahme des Angebots von ASTRA ist für uns der konsequente nächste Schritt in die digitale Welt. Die neue Plattform gewährleistet den effektiven Schutz unserer Programme und ist darüber hinaus technische Voraussetzung für eine Vielzahl neuer Angebote an die Zuschauer."
"Der Service von SES Astra bietet Fernsehzuschauern neue Möglichkeiten und attraktiven Mehrwert und erlaubt den Fernsehsendern die Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle", sagte Ferdinand Kayser, President und CEO von SES Astra. "Die Verträge mit MTV Networks und der RTL-Senderfamilie stellen daher einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung des digitalen Satellitenfernsehens dar. Unser Angebot ist offen und neutral und richtet sich an alle Sender, die es nutzen möchten."
Übrigens: In der Mitteilung von SES Astra taucht das Wort "Verschlüsselung" nicht ein Mal explizit auf. Stattdessen wird dies stets nur umschrieben. Im Sprachgebrauch von SES Astra geht es um eine neue "Infrastruktur" oder einen neuen "Service".
Quelle: dwdl.de
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