Zum Thema Zensur möchte ich anfügen, dass Deutschland nach dem dritten Reich und dem Krieg völlig traumatisiert war und alles, was irgendwie damit zu tun hatte, schnellstens loswerden wollte.
Das ist doch das paradoxe an der Sache: Man redet von Geschichts-Aufarbeitung darf aber die Symbole dafür nicht oder nur sehr eingeschränkt verwenden. Wir dürfen doch noch nicht mal Mein Kampf im Laden kaufen! Wie soll ich mich denn bitteschön über das 3. Reich und seinen Ursprung informieren, wenn ich gar nicht darf?
Der einzige sichere Weg gegen totalitäre Systeme sind mündige und verantwortungsbewusste Bürger, die auch mal gegen den Staat rebellieren, wenn er Mist baut. Die wird man aber mit Bevormundung und Zensur nicht erreichen, sogar das Gegenteil ist der Fall. Die Extremisten bei uns haben meiner Meinung nach vor allen Dingen deswegen soviel Zulauf, weil der Staat eben keine freie Meinungsbildung in diesem Bereich zulässt. Die können dann erzählen was sie wollen - da der Staat eine selbstkompetente und eigenverantwortliche Diskussion nicht zulässt, ja im Prinzip sogar verbietet braucht man sich darüber nicht wundern. In deren Bild ist der Staat der Schuldige, er kommuniziert nicht, verheimlicht und ist damit ein Lügner. Wen wundert's? Bewahrpädagogik funktioniert einfach nicht und polarisiert im besten Fall Aufwiegler und Nachläufer. Klug wird davon niemand.
Deswegen bin ich weiterhin gegen Zensur und für Aufklärung. Das gilt für mich in allen Belangen (z.B. auch im so oft zitierten Deutscher-Staat-Schützt-Die-Jugendlichen-Ja-Ach-So-Gut-Jugendschutz). Für mich führt schon allein wegen dem Internet kein weg mehr daran vorbei. Leute gehören aufgeklärt, gewappnet und vorbereitet - da können die auch mit Killerspielen oder Nazisymbolen kompetent umgehen. Und jedem Menschen, dem statt vorgefertigte Ideologien das klare Denken eingetrichtert wurde, der hat auch kein Problem mehr mit Nazisymbolen oder "Mein Kampf" - der lacht nur noch über den Blödsinn, der da drinsteht.
Was die Generationen betrifft: Das kann man glaub ich nicht verallgemeinern. Mein Opa hat an der russischen Front gekämpft und ist das pure Gegenteil. Für mich ist der entscheidende Faktor, dass ich mich nicht verbiegen lasse und meine eigene Meinung bilden will. Ich hab kein Problem mit Judenwitzen, sage offen heraus dass Michel Friedmann für mich die größte Nervensäge des Jahrhunderts ist, hege keinen Zweifel daran, dass Antisemetismus auch durch andere Lobbys absichtlich gefördert wird wie ich genasuo wenig Zweifel daran hege, dass Politiker & Medien bei uns immer noch extreme Kompetenz-Probleme mit dem Thema haben (siehe den angesprochenen "dramatischen Unterton" in den Dokus oder der Fall Möllemann vs Friedmann), finde Bush genauso kacke wie Wladimir Putin, Israel genauso plemm plemm wie Palästina, gebe zu, dass ich der CI des dritten Reiches irgendwie faszinierend finde und halte die komplette Frauenempanzipation für den größten Witz und Fehler, den die westliche Welt seit dem Hitler begangen hat (mir fiel jetzt nichts provokanteres mehr ein, zu dem ich stehen würde *g*). Nichts ist schlimmer als die Schere im Kopf und ich bin überzeugt davon, dass Leute mit Grips im Hirn am Ende garantiert im Mittel die richtigen Entscheidungen treffen und nicht diejenigen, die sich an bevormundende und politisch-korrekte Maßnahmen halten. Der Weg ist zwar anstrenger, aber meiner Meinung nach ethisch sinnvoller. Deswegen bin ich da (immer noch) pauschal dagegen, da muss die alte Generation dann mit mir durch, es tut mir leid.
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