Kaktus hat geschrieben:Naja, ich finde, dass ein Glauben an das Leben nach dem Tode zwar nicht zu widerlegen ist.
Darauf ein Amen.
Kaktus hat geschrieben:Allerdings habe ich schon erlebt, was Glauben alles mit einem anrichten kann, in Form von Psychosen z.B.. Das ist schon traurig.
Nun ja, es gibt auch Menschen, denen gerade der Glaube aus tiefen Depressionen heraus geholfen hat. Der Glaube ist für mich prinzipiell eine neutrale Sache. Es kommt darauf an, was Menschen daraus machen. Den einen stärkt er, den anderen macht er fertig, wieder ein anderer baut eine Friedensbewegung auf ihm auf, während blinder Fanatismus ihn zur Rechtfertigung von Gräueltaten missbraucht. Das ist ein wenig so, wie wenn man "das Internet" für Kinderpornografie und Gewaltvideos verantwortlich machen würde, nur weil es Leute gibt, die es zur Verbreitung derartiger Inhalte nutzen. Dabei lässt man die unzähligen Internetuser aus der Betrachtung heraus, die über das Netz recherchieren, an Projekten arbeiten, Gleichgesinnte in entsprechenden Foren treffen, usw.
Ich selbst kenne zwei hardcore Protestanten, die Religion praktisch auf Sekten-Ebene betreiben, was stellenweise echt kranke Aktionen und Lebensanschauungen nach sich zieht. Natürlich beschränken sich solche Gestalten nicht alleine auf die evangelische Glaubensrichtung, ich kenne nur keine anderen Beispiele persönlich. Was mich daran ärgert ist, dass solche Leute häufig dazu führen, dass der agnostische oder atheistische Teil der Bevölkerung alle Gläubigen in einen Topf wirft und als irre Missionare auf dem Weltrettungstrip abstempelt.
Dabei vertrete ich beispielsweise das, was ich jetzt einfach mal dreist einen vernünftigen Katholizismus nenne. D.h. einen grundsätzlich vorhandenen Glauben an Gott und was so dazu gehört, jedoch immer aus einem gewissen Abstand heraus. Würde jetzt z.B. nicht sagen, dass der Schöpfungsbericht wörtlich zu nehmen ist und wir davon ausgehen müssen, die Welt wurde in 7 Tagen in der beschriebenen Weise aus dem Boden gestampft. Vielmehr denke ich, dass die Welt durchaus auf, sagen wir mal, "wissenschaftlich nachvollziehbare Weise" entstanden ist. Was jedoch einem prinzipiellen Glauben an eine Art schöpferische Urkraft oder was auch immer nicht im Wege steht. Ich gehe auch von der Richtigkeit der Evolutionstheorie aus. Nur weil wir ein bestimmtes Ereignis wissenschaftlich erklären können, bedeutet das in meinen Augen nicht, dass es keinen Gott gibt. Denn auch wenn die Bibel eine zentrale Rolle im christlichen Glauben spielt, dürfen wir nicht vergessen, dass das gute Stück vor allem eines ist: Verdammt alt. Und dementsprechend kann man ihren Inhalt nicht eins zu eins wörtlich nehmen, sondern muss davon ausgehen, dass hinter vielen Formulierungen einfach ein sehr antiker Zeitgeist steckt, der eine sehr "primitive" Vorstellung beispielsweise eines Schöpfungsvorgangs hat. Ich meine, warum soll Gott nicht mit Atomen gewürfelt haben?