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Re: Double Fine plant ein klassisches Point-&-Click-Adventur

Verfasst: 01.09.2013, 23:57
von Ozzie
Abel hat geschrieben:Natürlich gab es bei diesem Projekt Missmanagement, das kann man ja gar nicht wegdiskutieren. Man hat auch interne Planungsziele eindeutig verpasst und alles hat länger gedauert als gedacht. Dadurch, dass Tim es dann nicht mehr extrem zurecht schneiden wollte, musste das Budget um eine nicht grade kleine Summe erhöht werden. Man kann es drehen und wenden wie man will, DF hat im Vergleich zu anderen Adventure-Produktionen uneffektiv gearbeitet. Natürlich nicht mit Absicht, sie schaden sich ja nur selbst. Meine Hoffnung ist allerdings, dass das Spiel eventuell davon profitieren kann. Denn ein schnell zusammen geschusterter Titel wird es sicher nicht und man kann nur hoffen, dass man das auch an der Qualität merkt.
Es gibt einen Unterschied zwischen "ineffektiv arbeiten" und zwischen "mehr arbeiten müssen, als ursprünglich gedacht". Die wöchentlichen Fortschrittsberichte von Greg Rice lassen deutlich für mich erkennen, dass das Broken Age Team jede Woche große Fortschritte macht. Man kann ihnen kaum Ineffektivität vorwerfen. Wenn man eine Kathedrale baut, dann dauert das halt nunmal ein wenig länger als bei einer Kapelle. ;)

Daher, nein, für mich ist das ganz offenkundig kein Missmanagement. Und ja, ich diskutiere das weg. Basta! :P

Re: Double Fine plant ein klassisches Point-&-Click-Adventur

Verfasst: 02.09.2013, 00:12
von Vainamoinen
Ozzie hat geschrieben:Jetzt nimmst du deiner eigenen Argumentation den Wind aus den Segeln!


Ist mir das denn gänzlich verboten? :wink:

Ein Image-Film wirbt allerdings nicht für ein einfaches Produkt, sondern für die Firma als Ganzes... insbesondere im Falle offenkundigen Mismanagements keine schlechte Idee. Sieh es als so eine Art interne Unternehmenskommunikation.
Ozzie hat geschrieben:Werden sie nicht, weil das Spiel auf konventionellem Wege womöglich erst zu dem jetzigen Zeitpunkt angekündigt worden wäre,
Das ist völlig richtig. Mein 'Szenario' setzte NACH dem Kickstarter an. Erst Oktober 2012 ankündigen, dann ein Jahr danach noch die Fresse halten. Das wäre ja wie bei Telltale. ;)

Ozzie hat geschrieben:Nur weil de Backer angetan sind von dem Bild, das ihnen die Doku vermittelt, bedeutet das noch lange nicht, dass die Doku Werbung ist.
Die Methodik der Bildvermittlung ist jedoch eine werbende. Das war vermutlich auch bei 'Crumb' so, was natürlich als wohlwollende Biographie/Doku geplant war. Crumb SOLLTE als interessante zentrale Figur des Porträts 'gut wegkommen'. Die DF-Doku dagegen sollte den Entwicklungsprozess 'schonungslos' dokumentieren. Über die klaren Momente der Offenheit hinaus setzt sich 2PP dabei aber deutliche Grenzen. Ich denke, genau da gehen sie einfach sehr viel mehr in Richtung Image-Film als in Richtung Dokumentation.

Ozzie hat geschrieben:Was meinst du mit "ehrenrührig werden würde"? Ich habe meine Vermutungen, aber ich möchte dir nix in die Schuhe schieben...
Weil ich mich natürlich selbst belasten soll. ;) Sagen wir es so: Ich glaube, eine Dokumentation, welche die Planungs-Fehlentscheidungen und den Geld(ab)fluss wirklich angemessen nachzeichnen würde, würde Tim Schafer in der Industrie für immer zu einer Lachnummer werden lassen. :|

Ozzie hat geschrieben:Gibt es schon, aber du willst es ja nicht anders sehen. Da kann ich dann auch nix mehr dagegen machen. :P
Ich könnte mir durchaus ein Adventure vorstellen, das sechs Millionen Entwicklungskosten rechtfertigt. Dann müsste uns Double Fine mit den bisherigen Bildern aber ganz, ganz übel vergackeiert haben. Ein jahrelanger dokumentarischer Aprilscherz, sozusagen. :shock:

Ozzie hat geschrieben:Wenn man eine Kathedrale baut, dann dauert das halt nunmal ein wenig länger als bei einer Kapelle. ;)
Die Kathedrale ist vor allen Dingen nach außen hin Ehrfurcht gebietender. Das ist die vergleichende Richtung, die du NICHT einschlagen möchtest. Such dir ein Beispiel mit inneren Werten, da können wir einen Pups gegen argumentieren, ohne das ganze Spiel gesehen zu haben! :twisted:

Re: Double Fine plant ein klassisches Point-&-Click-Adventur

Verfasst: 02.09.2013, 01:04
von Ozzie
Das ist völlig richtig. Mein 'Szenario' setzte NACH dem Kickstarter an. Erst Oktober 2012 ankündigen, dann ein Jahr danach noch die Fresse halten. Das wäre ja wie bei Telltale. ;)
Ja, ich hab meinen vorigen Post in diesem Punkt noch zigtausendfach überarbeitet. Meine kleine Schwäche, das ewige Nacheditierem nach dem Posten... :?
Die Methodik der Bildvermittlung ist jedoch eine werbende.


Inwiefern?
Das war vermutlich auch bei 'Crumb' so, was natürlich als wohlwollende Biographie/Doku geplant war.
Vermutlich? :P
Sicher, Terry Zwigoff ist ein guter Freund von Crumb. Andererseits hat eine andere Dokumentation über Crumb, von der BBC, mein Bild von ihm nur bestätigt, genauso wie ein relativ aktuelles Interview von ihm. Daher...whatev.

Die DF-Doku dagegen sollte den Entwicklungsprozess 'schonungslos' dokumentieren. Über die klaren Momente der Offenheit hinaus setzt sich 2PP dabei aber deutliche Grenzen.
Welche deutliche Grenzen? Offensichtlich nicht deutlich genug für mich.
Ozzie hat geschrieben:Was meinst du mit "ehrenrührig werden würde"? Ich habe meine Vermutungen, aber ich möchte dir nix in die Schuhe schieben...
Weil ich mich natürlich selbst belasten soll. ;)
Nö, damit du mir nicht unter die Nase binden kannst, dass ich ein Strohmannargument abliefere. :P
Sagen wir es so: Ich glaube, eine Dokumentation, welche die Planungs-Fehlentscheidungen und den Geld(ab)fluss wirklich angemessen nachzeichnen würde, würde Tim Schafer in der Industrie für immer zu einer Lachnummer werden lassen. :|


Aber dann vermutest du, dass wir nicht alles sehenswerte Drama gezeigt bekommen, das die Kameras von 2PP einfangen. Da bin ich anderer Meinung. Ich denke uns wird nichts vorenthalen. Letztlich stützt du dich nur auf dein Bauchgefühl und nicht mehr. Vielleicht liegst du richtig und ich irre mich, aber meine Intuition sagt eben das Gegenteil von deiner. Und das liegt an meiner Interpretation der zwischenmenschlichen Signale, die ich von der Doku, den Forenposts,etc. erhalte, alles, was ich so rund um und über Double Fine mitbekomme. Ich denke, dass wenn uns was vorenthalten werden würde, würde man eine gewisse Inkonsistenz feststellen zwischen Gesagtem und Getanem, zwischen was der eine und was der andere sagt. Sowas ist mir aber noch nicht aufgefallen.
Klar könnte man sicherlich die bisherigen Filmaufnahmen so zusammeneditieren, dass ein katastrophales Bild von Double Fine dabei am Ende herauskäme. Am besten mit dramatisch-düsterer Musik unterlegt und Standbilder von einzelnen Personen beinhaltend, auf die reingezoomt wird und die in Negativaufnahmen umkippen. Ob das dann noch der Wahrheit entspräche, nun, das ist eine andere Frage. ;)
Meiner Auffassung nach gibt es sowas wie Objektivität nicht, weil irgendwer immer nach gewissen Kriterien aussortieren und filtern muss was wie wann gezeigt wird. Aber es gibt sowas wie Sachlichkeit und Ausgewogenheit, woran es mir bisher in den 2PP-Dokus nicht gefehlt hat.

Ich könnte mir durchaus ein Adventure vorstellen, das sechs Millionen Entwicklungskosten rechtfertigt. Dann müsste uns Double Fine mit den bisherigen Bildern aber ganz, ganz übel vergackeiert haben. Ein jahrelanger dokumentarischer Aprilscherz, sozusagen. :shock:
Sechs Millionen Entwicklungskosten werden es nach dem Kostenabzug für die Backerbelohnungen, die Dokumentation, den Amazon- und Kickstarteranteil wohl nicht sein. Tim Schafer meinte, dass das Budget unter Berücksichtigung der Inflation vergleichbar mit dem von Grim Fandango wäre. Ich vermute daher, dass es so bei viereinhalb Millionen liegt.
Ich finde das Spiel sieht klasse aus, vor allem, was wir aus Episode 10 davon gesehen haben.
Gerade der Screenshot, den du gepostet hast, gefällt mir auch nicht, aber der Rest schon. Ich finde es schwer Broken Age soweit anhand von dem zu beurteilen, was wir bisher gesehen haben. Vor dem Teaser Trailer konnte ich mir schlichtweg nicht vorstellen, dass Broken Age ein wahrhaftes Tim-Schafer-Spiel sein könnte, mit der Originalität und dem Stil, die für ihn typisch sind. Aber der Teaser Trailer zeigte mir einen Funken davon. Sonst bin ich mir noch über vieles ungewiss. Was die neueste Episode aus dem Spiel zeigt, kann ich mir noch nicht wirklich als Teil eines fertigen Tim-Schafer-Spieles vorstellen. Time will tell, I guess. :)

Die Kathedrale ist vor allen Dingen nach außen hin Ehrfurcht gebietender. Das ist die vergleichende Richtung, die du NICHT einschlagen möchtest. Such dir ein Beispiel mit inneren Werten, da können wir einen Pups gegen argumentieren, ohne das ganze Spiel gesehen zu haben! :twisted:
Deinen Pups kannst du behalten! :P
Ich denke es ist offensichtlich, dass der Bau einer Kathedrale einen größeren Arbeitsaufwand benötigt als der einer Kapelle? Oder würdest du den Arbeitern an einer Kathedrale vorwerfen wollen, dass sie ineffektiv arbeiten, nur weil sie länger für die Fertigstellung brauchen, als dies für eine Kapelle nötig wäre?
Musste ich das jetzt wirklich erklären? :shock:

Re: Double Fine plant ein klassisches Point-&-Click-Adventur

Verfasst: 02.09.2013, 01:38
von Haruspex
http://www.youtube.com/watch?feature=pl ... 7GFY#t=130

ich bin kein Jack Black freund, aber das was ich in diesem video höre klingt ja mal sehr, sehr angenehm. musste ja auch über seinen auftritt und die begrüßung lachen.

Re: Double Fine plant ein klassisches Point-&-Click-Adventur

Verfasst: 02.09.2013, 01:53
von Ozzie
Ein gutes Beispiel für Werbung. ;)

Re: Double Fine plant ein klassisches Point-&-Click-Adventur

Verfasst: 02.09.2013, 11:09
von Vainamoinen
Ozzie hat geschrieben:
Die Methodik der Bildvermittlung ist jedoch eine werbende.


Inwiefern?
Ach, muss das wirklich erklärt werden? All die kontemplativen Gesichter in Großaufnahmen bis shoulder close-ups, all die heroischen Einstellungen von Tim Schafer am Schreibtisch, an den Drums, mit Sonnenbrille am Steuer eines Cabrios, mit der ganzen Clownerie? Die "wir sind Freunde"-Aufnahmen von After Work Parties? 2PP wissen, was sie tun, und sie sind gut darin, was sie tun: Einen Image-Film zu drehen, für mehr als hunderttausend Dollar. :|

Ozzie hat geschrieben:Letztlich stützt du dich nur auf dein Bauchgefühl und nicht mehr.
Das ist auch dir nicht fremd. Ich beurteile die interne Situation, ausgehend absolut vom Mismanagement - das du ja nicht einkalkulierst. Wie sich dieses Geschäftsgebahren auf den Zusammenhalt und die Kommunikation der Mitarbeiter auswirkt, da habe ich berufliche Erfahrungen gesammelt. Die 'zwischenmenschlichen Signale', die das Backer-Video sendet, passen in diese Interpretation für mich einhundertprozentig rein, mit der rötestmöglichen Lampe, wie Greg [in dem, was ich nun eben vorrangig für Image-Filme halte] über das entscheidende 'Split'-Meeting spricht ("everyone hated each other" :shock: ). Das kann man mal eben verzehnfachen, bevor man sich "der Wahrheit" nähert.

Ozzie hat geschrieben:Klar könnte man sicherlich die bisherigen Filmaufnahmen so zusammeneditieren, dass ein katastrophales Bild von Double Fine dabei am Ende herauskäme. Am besten mit dramatisch-düsterer Musik unterlegt und Standbilder von einzelnen Personen beinhaltend, auf die reingezoomt wird und die in Negativaufnahmen umkippen. Ob das dann noch der Wahrheit entspräche, nun, das ist eine andere Frage. ;)
Das würde die Wahrheit ebenso sehr zeigen, wie es die derzeitigen Videos tun. Du hast völlig recht, dass es auch in einer "echten" Dokumentation keine "Objektivität" geben kann, da der Filmemacher durch die Szenenauswahl immer auch beeinflusst. Auch ein Film, der 'beide Seiten' zeigt, ist dann nicht gleich 'ausgewogen'. Das ist nicht zufällig ein Trick der werbenden Industrie. Mögliche Kritik wird vorweg genommen, negative Dinge werden gezeigt, dabei aber letztlich heruntergespielt. Sie werden Teil des Gesamtkonzepts, jedoch ein vernachlässigbarer.

Sechs Millionen Entwicklungskosten werden es nach dem Kostenabzug für die Backerbelohnungen, die Dokumentation, den Amazon- und Kickstarteranteil wohl nicht sein.
Ich bin nicht sicher, ob diese Kalkulation korrekt ist. Der entscheidende Faktor wäre, ob die Angabe von 6 Millionen im Juli-Video von 2,1 Millionen Backer-Unterstützung ('nach Abzügen') oder von 3,4 Millionen ausgeht. Ich bin nach der Art und Weise, wie das im Video vermittelt wurde (drei separate, wiederholende Einblendungen "need another million"/"got another million for ya"), davon ausgegangen, dass IMMER die 2,1 gemeint waren, die ja auch von Tim stets als 'die richtige' Ausgangszahl propagiert worden ist. Die waren Anfang des Jahres aufgebraucht, inzwischen ist über eine weitere Million den Bach runtergegangen (bestätigt), bis Jahresende ist es bei Annahme von monatlichen Fixkosten rein rechnerisch auf jeden Fall bereits über die vierte hinaus. Dann sind wir schon fast bei den 4,5 und der höchsten Eisenbahn für den Verkauf des durchgebrochenen Spiels auf Steam.

Ich glaube weder an April für die Finalversion noch an 'nur' sechs Millionen Gesamtbudget. Da kalkulieren die nochmal nach. :|

Ich finde das Spiel sieht klasse aus, vor allem, was wir aus Episode 10 davon gesehen haben.


Ich kann mich mit der Grafik gerade eben anfreunden. Aber es ist eine billige, eine kostengünstige Animationstechnik, die mit groben Gliedmaßenbruchstücken arbeitet (wie auch South Park). Ich sehe das angekündigte Detail nicht. Ich sehe absolut überhaupt gar nichts, was auch nur ein Budget von EINER Million Dollar rechtfertigen würde.

Ich denke es ist offensichtlich, dass der Bau einer Kathedrale einen größeren Arbeitsaufwand benötigt als der einer Kapelle?
Nur, dass ich diesen Arbeitsaufwand anhand der gezeigten Spielszenen de facto nicht sehe; und der Vergleich gerade "Säulen der Erde"-Lesern die Augen weit auftreibt (Broken Age: 2050 ?). :wink:

Re: Double Fine plant ein klassisches Point-&-Click-Adventur

Verfasst: 02.09.2013, 14:16
von Ozzie
Ach, muss das wirklich erklärt werden?
Ja, nachdem du mich meinen Kathedralen-Kapellen-Vergleich erklären ließt schon! :P
All die kontemplativen Gesichter in Großaufnahmen bis shoulder close-ups, all die heroischen Einstellungen von Tim Schafer am Schreibtisch, an den Drums, mit Sonnenbrille am Steuer eines Cabrios, mit der ganzen Clownerie? Die "wir sind Freunde"-Aufnahmen von After Work Parties?
Für mich sind das Beispiele für emotionales Filmemachen. Es gibt ja diese Gattung von Dokus, die so distanziert zu ihrem Subjekt sind, dass jede Emotion flöten geht. Die sind heutzutage nicht mehr so in, selbst Naturdokus heutzutage müssen die Emotionen kitzeln. Werbung bedient sich Techniken, die die Emotionen zum Kochen bringen, aber Filme tun dies auch. 2PP sind zu ihrem Subjekt nicht distanziert, aber unabhängig.

Ich meine mit Ausgewogenheit schon nicht vorgetäuschte, nicht auf Fox-News-Niveau, kein "fair and balanced", nicht in dem Sinne, dass man die Kreationisten einerseits und Evolutionisten andererseits zu Wort kommen lässt. Ausgewogenheit gleich gut fundierter Ansichten ist viel mehr gemeint.

Ehrlich gesagt halt ich dich schon für meschugge Tim Schafer unsaubere Absichten zu unterstellen. Bisher war er immer hinsichtlich Broken Age, sogar zu seinem Nachteil hin, aufrichtig. Wie ich schon sagte, habe ich nicht nur durch die Dokus einen Eindruck von Double Fine, sondern etwa auch durch den Idle Thumbs Podcast, auf dem Chris Remo gelegentlich seine Arbeit bei Double Fine anspricht. Und ich denke Enthusiasmus lässt sich höchstens von einem guten Schauspieler vorgaukeln. Und Chris Remo wirkt enthusiastisch von seiner Arbeit und scheint mir jemand mit Integrität zu sein. Sein Name ist mir zudem nicht erst bekannt, seitdem er bei Double Fine arbeitet. Dasselbe gilt im Grunde für Majus auch.
Was auch immer du vermutest, was Tim Schafer zur Lachnummer der Industrie lassen werden könnte, zumindest über das Bekannte äußern andere Industrieveteranen Verständnis, ob TenNapel, American McGee oder die Leuts hinter Banner Saga.
Letztlich gehe ich von keinem Missmanagement aus, weil es in meinen Augen keines gibt.
Ich kann mich mit der Grafik gerade eben anfreunden. Aber es ist eine billige, eine kostengünstige Animationstechnik, die mit groben Gliedmaßenbruchstücken arbeitet (wie auch South Park). Ich sehe das angekündigte Detail nicht. Ich sehe absolut überhaupt gar nichts, was auch nur ein Budget von EINER Million Dollar rechtfertigen würde.
Außer du willst sagen, dass das Zahlen gehobener Gehälter schon Missmanagement darstellt? ;)
Sicherlich werden die Leuts bei Double Fine besser bezahlt als ein Indie-Schafzimmerprogrammierer, der sich den ganzen Tag lang nur von Ramen ernährt. Carsten Fichtelmann meinte ja, dass all seine Spiele bisher mit der Menge an Geld finanziert wurden, die Broken Age zusammengekratzt hat. Aber das wirft auch die Frage auf, ob überhaupt Daedalic seine Mitarbeiter würdigend kompensiert.
Leisure Suit Larry hat mehr als eine Millionen Dollar gekostet, und Broken Age sieht für mich im Vergleich besser aus, und umfangreicher wird es vermutlich auch werden. Daher würde ich einfach mal sagen, dass ja, für mich sieht Broken Age nach deutlich mehr als eine Millionen Dollar aus. Aber letztlich haben weder du noch ich Industrieerfahrung.

Vielleicht vertagen wir die Diskussion besser, bis zumindest der erste Akt von Broken Age erschienen ist? Ich denke erst dann lässt sich sagen, was und wie gut Double Fine so geleistet hat. :)

Re: Double Fine plant ein klassisches Point-&-Click-Adventur

Verfasst: 02.09.2013, 14:22
von Abel
Ozzie hat geschrieben:
Abel hat geschrieben:Natürlich gab es bei diesem Projekt Missmanagement, das kann man ja gar nicht wegdiskutieren. Man hat auch interne Planungsziele eindeutig verpasst und alles hat länger gedauert als gedacht. Dadurch, dass Tim es dann nicht mehr extrem zurecht schneiden wollte, musste das Budget um eine nicht grade kleine Summe erhöht werden. Man kann es drehen und wenden wie man will, DF hat im Vergleich zu anderen Adventure-Produktionen uneffektiv gearbeitet. Natürlich nicht mit Absicht, sie schaden sich ja nur selbst. Meine Hoffnung ist allerdings, dass das Spiel eventuell davon profitieren kann. Denn ein schnell zusammen geschusterter Titel wird es sicher nicht und man kann nur hoffen, dass man das auch an der Qualität merkt.
Es gibt einen Unterschied zwischen "ineffektiv arbeiten" und zwischen "mehr arbeiten müssen, als ursprünglich gedacht".
Genau das ist für mich Fehlplanung und Fehlplanung ist Missmanagement. Ok, ich kenne jetzt keine genaue Definition, aber es wurden Fehler gemacht, das kann Tim auch nicht schön reden meiner Meinung nach.

Re: Double Fine plant ein klassisches Point-&-Click-Adventur

Verfasst: 02.09.2013, 14:29
von Ozzie
Ich habe nie bestritten, dass Fehler gemacht wurden. Aber das konstituiert für mich noch nicht Missmanagement, denn ich halte Missmanagement für eine ernsthafte Anschuldigung. Fehler macht jeder, kein Mensch ist perfekt. Die Frage ist vielmehr, ob systematisch Fehler gemacht werden, ob aus Fehler nicht gelernt wird, Fehlentwicklungen bewusst ignoriert werden, geäußerte Bedenken von Mitarbeitern kleingeredet werden...all das kann ich bei Double Fine nicht feststellen.

Re: Double Fine plant ein klassisches Point-&-Click-Adventur

Verfasst: 02.09.2013, 14:45
von Abel
Ich bin DF auch nicht böse. Wenn man die Doku kennt, weiß man, dass das alles sehr kreative und sehr nette Leute da sind. Dennoch ist es für mich Missmanagement, aber ist ja auch egal wie mans jetzt nennt. :P

Um mal wieder zu was positivem zu kommen: Castingvideo

Ist namenhaftes dabei...

...und darf ich mal sagen, dass das Spiel einfach FANTASTISCH aussieht?

Fehlen nur noch die Hauptcharaktere...

Re: Double Fine plant ein klassisches Point-&-Click-Adventur

Verfasst: 02.09.2013, 14:51
von Ozzie
Jo, das Video wurde bereits verlinkt, aber ich schau's mir gern nochmal ein zweites Mal an. ;)

Viele tolle neue und alte Stimmen. Der Synchronsprecher von Raz ist zurück, und Jack Black hat auch ne kleine Rolle erhalten.

Re: Double Fine plant ein klassisches Point-&-Click-Adventur

Verfasst: 02.09.2013, 14:53
von Abel
Zwischen euren Mammutposts kann man das schon mal übersehen. 8)

Re: Double Fine plant ein klassisches Point-&-Click-Adventur

Verfasst: 02.09.2013, 15:23
von Vainamoinen
Ozzie hat geschrieben:Für mich sind das Beispiele für emotionales Filmemachen. Es gibt ja diese Gattung von Dokus, die so distanziert zu ihrem Subjekt sind, dass jede Emotion flöten geht.
Nun ist Emotion jedoch Beeinflussung, und von der Definition einer "Dokumentation" her eigentlich unpassend. Insbesondere natürlich, wenn die Entwicklung des Spiels dokumentiert werden soll, und nicht die menschlichen Einzelschicksale...

Ozzie hat geschrieben:2PP sind zu ihrem Subjekt nicht distanziert, aber unabhängig.
Per definition bin ich finanziell von meinem Arbeitgeber abhängig. Da gibt es keinen Diskussionsspielraum, keine Doku-Distanz, keine Unabhängigkeit.

Ozzie hat geschrieben:Ehrlich gesagt halt ich dich schon für meschugge Tim Schafer unsaubere Absichten zu unterstellen.

Das habe ich auch nicht getan. Tim Schafer ist der strahlende Held seiner eigenen Geschichte. Ich kann sogar glauben, dass Tim Schafer der Ansicht ist, dann brauche man eben heute noch sechs Millionen Dollar für ein - Verzeihung! - popliges 2D-Adventure. Ich halte ihn auch unbenommen für ein kreatives Genie.

Als Geschäftsführer von Double Fine ist er gänzlich ungeeignet.

Ozzie hat geschrieben:Und ich denke Enthusiasmus lässt sich höchstens von einem guten Schauspieler vorgaukeln.

Enthusiasmus für das in Angriff genommene Projekt, eine persönliche Wertschätzung der kreativen Werke des Arbeitgebers auf der einen Seite und eine deutliche, in akuten nichtöffentlichen Situationen ausbrechende Wut über des Mannes Inkompetenz im Pilotensitz auf der anderen Seite schließen_sich_nicht_aus.

Ozzie hat geschrieben:Industrieveteranen Verständnis, ob TenNapel
Der erzpatriotische, homophobe Superchrist TenNapel kann mich mal am Allerwertesten, insbesondere in dieser Vorzeigepeinlichkeit von Artikel. Der Mann kann nur ausgrenzen und Feindbilder aufbauen, mehr Rethorik ist ihm nicht gegeben. Zwischen den oszillierenden Vorgaben eines Publishers und der Explosion eines Budgets wird er niemals einen Zusammenhang sehen. Wer nicht in der Industrie arbeitet, kann ihre Unwägbarkeiten nicht einschätzen und solle die Fresse halten, glaubt er. Und spricht seine Leser mit der Mentalität eines Kindergartenvorlesers an, dass sie nur ja keine kritischen Fragen stellen, weil sie ja sonst zu den anti artists gehörten. Ich würde ja offen sagen, was ich von TenNapel halte, aber dann heißt es gleich wieder, ich übertreibe. :|

Carsten Fichtelmann meinte ja, dass all seine Spiele bisher mit der Menge an Geld finanziert wurden, die Broken Age zusammengekratzt hat. Aber das wirft auch die Frage auf, ob überhaupt Daedalic seine Mitarbeiter würdigend kompensiert.
Nein, das tut Daedalic ganz sicher nicht, denn Daedalic bekommt keine 1,5 Millionen Euro von Kickstarter-Unterstützern in den Hintern geschoben. Daedalic operiert unter deutschen Marktrealitäten. Das hat seine Vorteile und ist von vorneherein schonmal günstiger als in den USA. Aber selbst wenn Daedalic seine Mitarbeiter zu Hungerlöhnen unter Peitschengebrauch 14 Stunden am Tag ackern ließe, und selbst wenn Obama von US-Spieleunternehmen zukünftig eine mass shootings-Kompensationspauschale abgreifen würde, müsste man sich immer noch fragen, wieso Tim Schafer mit größerem Team, dem dreifachen an Zeit und dem zwanzigfachen Budget eines Daedalic-Spiels routiniert nicht auszukommen gedenkt.

Daher würde ich einfach mal sagen, dass ja, für mich sieht Broken Age nach deutlich mehr als eine Millionen Dollar aus. Aber letztlich haben weder du noch ich Industrieerfahrung.
Wir können vergleichen, und ich sage sehr wohl: auch mit den deutschen Spielen. 400.000 bis 500.000 € für A Book of Unwritten Tales, das wäre nur der Anfang einer sinnvollen Technik für ein sechs Millionen Dollar teures Adventure. Broken Age zeigt davon NÜX.

Vielleicht vertagen wir die Diskussion besser, bis zumindest der erste Akt von Broken Age erschienen ist? Ich denke erst dann lässt sich sagen, was und wie gut Double Fine so geleistet hat. :)
Du vielleicht. Ich als Backer werde mir noch nicht mal Youtube-Videos ansehen und Tim Schafer mit seiner Besorgnis erregenden Steam-Affinität ganz außen vor lassen. Wir können dann reden, wenn das ganze Spiel kopierschutzfre draußen ist.

Wahrscheinlich so gegen Dezember 2014? :twisted:


p.s. Yay, Jennifer Hale. =D>

Re: Double Fine plant ein klassisches Point-&-Click-Adventur

Verfasst: 02.09.2013, 18:20
von Ozzie
Vainamoinen hat geschrieben: Du vielleicht. Ich als Backer werde mir noch nicht mal Youtube-Videos ansehen und Tim Schafer mit seiner Besorgnis erregenden Steam-Affinität ganz außen vor lassen. Wir können dann reden, wenn das ganze Spiel kopierschutzfre draußen ist.

Wahrscheinlich so gegen Dezember 2014? :twisted:
Ich nehme dich beim Wort, bis dahin will ich dich nix mehr in Sachen Broken Age sagen hören! :P

Re: Double Fine plant ein klassisches Point-&-Click-Adventur

Verfasst: 02.09.2013, 19:21
von Vainamoinen
Ozzie hat geschrieben:
Vainamoinen hat geschrieben: Du vielleicht. Ich als Backer werde mir noch nicht mal Youtube-Videos ansehen und Tim Schafer mit seiner Besorgnis erregenden Steam-Affinität ganz außen vor lassen. Wir können dann reden, wenn das ganze Spiel kopierschutzfre draußen ist.

Wahrscheinlich so gegen Dezember 2014? :twisted:
Ich nehme dich beim Wort, bis dahin will ich dich nix mehr in Sachen Broken Age sagen hören! :P
"Wir", Ozzie. "wir". :mrgreen: