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Verfasst: 05.01.2007, 15:51
von Loma
Hallo!
Ich steh momentan selbst vor dieser Frage, was einmal aus mir werden soll – herauszufinden, was ich wirklich will, um glücklich sein zu können (hab das ohnehin schon möglichst lange hinausgezögert).
Bis jetzt ist mir noch keine Antwort eingefallen. Wie kann ich heute wissen, was ich morgen für ein Mensch sein werde?
Da Menschen sich ändern, glaube ich, daß es nicht mal für jeden Einzelnen eine Pauschalantwort zur Glücksfindung gibt.
Ich bin äußerst selten glücklich – und meistens geht’s mir auch gut dabei. In traurigen oder niedergeschlagenen Momenten fällt mir irgendwie das Denken leichter, und dadurch habe ich das Gefühl, daß mein Leben nicht banal ist. Natürlich kann dieses Denken gleichzeitig auch ein „bisserl“ krank machen, weil man gerne an Dinge denkt, die man will, aber nicht hat oder hat aber nicht will – und letztlich ohnehin nicht mehr weiß, was man überhaupt will.
Ich bin der Meinung, daß Glück überbewertet wird – mir würde es schon genügen „nur“ zufrieden zu sein.
Im Menschen scheint wohl grundsätzlich so ein inneres Streben (wonach auch immer) angelegt zu sein – immer will er was andres bzw. immer will er mehr. Wenn ich heute sage, ich will dieses und jenes erreichen, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß ich an dem Tag, an dem ich es tatsächlich erreicht habe, trotzdem nicht zufrieden oder glücklich bin – sei es, daß ich bis dahin ein anderer Mensch geworden bin, sei es daß der Preis dafür zu hoch war … („Es gibt kein richtiges Leben im falschen“, Adorno)
Der wesentliche Punkt zum Glück/zur Zufriedenheit liegt meiner Meinung nach darin, daß jeder mit der Person, die er ist (oder mal wird) leben kann und einverstanden ist – daß der Blick in den Spiegel der Seele keinen Brechreiz hervorruft.
Ich verbringe schon sehr lange sehr, sehr viel Zeit mit solchen Fragen und könnte deshalb wahrscheinlich endlos so weiterschwatzen. Da ich aber nicht unbedingt von der Sinnhaftigkeit dieses Geplappers überzeugt bin, hör ich jetzt lieber auf.
Liebe Grüße
Verfasst: 05.01.2007, 17:38
von ManiakFreak
Ich finde, dass nicht immer Ziele erreicht werden müssen, um glücklich zu sein. Wenn du jeden Augenblick geniesst, nur weil du lebst, dann weisst du, dass du glücklicher bist, als jeder andere. Das ist schwer, ich schaffe das auch nicht.
Richtige Entscheidungen zu treffen fällt nicht leicht, doch wenn man falsche trifft, so lernt man (meistens) daraus.
Wenn man schon nur an etwas glauben kann, dann ist man glücklich, es gibt Hoffnung.
Das wäre z.B. Religion, doch jeder kann sich selbst ein Bild davon machen.
Jemand hat mal gesagt: Jeder ist seines Glückes Schmied.
Verfasst: 05.01.2007, 18:00
von Wintermute
ManiakFreak hat geschrieben:Jemand hat mal gesagt: Jeder ist seines Glückes Schmied.
Ja, und das ist einer dümmsten Sprüche überhaupt! (Das ist nicht an dich persönlich gerichtet.)
Vorzugsweise wird dieser Spruch von Leuten benutzt, denen sehr viele Dinge mit wenig Aufwand zugefallen sind, und die es dabei noch nicht einmal gemerkt haben und sich selber den vollen Erfolg zuschreiben.
Aber es kann durchaus passieren, daß man für eine Sache kämpft und sich wirklich querlegt, die dann aber trotzdem aus völlig irrelevanten Gründen, auf die man keinen Einfluß hatte, zu Bruch geht.
Verfasst: 05.01.2007, 18:14
von jutse
Das finde ich allerdings auch. So ein Mist (ist gegen den Spruch gerichtet).
Als ich in einem Kinderheim anfing zu arbeiten vor 18 Jahren, wurde mir das erste Mal richtig bewußt, was ich - ohne mein Dazutun - für ein Glück hatte, dort geboren worden zu sein, wo ich es wurde. Ich bin dafür voller Dankbarkeit, und das gibt mir Zufriedenheit, so daß ich mich oft wohlfühle, weil ich das Gefühl habe, das Glück ist mit mir. Nicht das Glücklichsein an sich, sondern Glückhaben bei irgendwelchen Vorhaben.
(Ich habe immer das Gefühl, ich habe einen Glücksschutzengel.) Aber ich konnte gar nichts dafür, ist nicht mein Verdienst. Der Grundstock war einfach gut. Ich hatte das Gefühl, darauf konnte ich mein bescheidenes, aber für mich schönes Leben aufbauen. Zum Glück (für mich) war ich eher phlegmatisch und nicht umtriebig.
Es gibt so viele Menschen, die schmieden könnten, wie sie wollten, da käme kein Glück, und sie können gar nichts dafür, weil ihnen irgendwas nicht gegeben wurde.
Verfasst: 05.01.2007, 21:01
von Sternchen
Glück ist meist immer von anderen abhängig.
Man kann leicht reden das es einfach ist glücklich zu sein wenn man selbst immer auf andere angewiesen ist.
Oder kann jemand glücklich sein wenn er zuwenig verdient oder keine Arbeit findet oder bekommt, oder jemand durch schlechte Lebensumstände in der Schuldenfalle endet?
Das kann jeden treffen dennoch kann man denk ich in jeder Situation lernen glücklich zu sein.
Wenn man es will, man darf sein Glück nur nicht zu sehr nach dem ausrichten wie andere meinen man solle sein Leben leben.
Jeder hat andere Richtlinien und Werte dennoch steht es uns nicht zu anderen diese ein zu reden.
Ich denke mit der Zeit findet jeder die Antwort darauf was ihn glücklich macht, auch wenn diese Erkenntniss nicht immer auf wohlgefallen in der Gesellschaft stosst.
So wie es mir im Moment geht bin ich nicht sehr glücklich.
Weiterbildung gut und schön aber das ist nur noch mit Stress und Frust, Ausbeutung und zu wenig Schlaf verbunden.
Fazit:Jeder muss selbst wissen was ihn glücklich macht, denn niemand kennt sich selbst so gut als wie man selbst.
Verfasst: 05.01.2007, 21:13
von Acht
da muss ich mich als bislang stiller leser doch einmischen.
ich glaub nicht, dass man glück schmieden kann, aber man kann doch offen dafür sein. ich hatte den glücklichsten moment meines lebens im anblick einer blume am rand des straßenbahn-gleises (landläufig = unkraut). bin eigentlich kein blumen-mensch aber das hat mich doch gerissen. überhaupt ist mein eindruck, dass einem das glück eigentlich erst nachträglich bewusst wird.
Verfasst: 05.01.2007, 21:23
von Hexenjohanna
Acht hat geschrieben:da muss ich mich als bislang stiller leser doch einmischen.
ich glaub nicht, dass man glück schmieden kann, aber man kann doch offen dafür sein. ich hatte den glücklichsten moment meines lebens im anblick einer blume am rand des straßenbahn-gleises (landläufig = unkraut). bin eigentlich kein blumen-mensch aber das hat mich doch gerissen. überhaupt ist mein eindruck, dass einem das glück eigentlich erst nachträglich bewusst wird.
Da möchte ich Dir zustimmen und gleichzeitig wiedersprechen. Mein intensivstes Glücksmoment war auch ein Naturerlebnis, jedoch empfand ich das unmittelbar und nicht nachträglich. *s*
Naja, nachträglich gesprochen paßt der Eindruck allerdings zumindest immer noch...
Verfasst: 05.01.2007, 21:51
von DieFüchsin
Ich hatte auch mal so ein Naturerlebnis, die Stimmung hat mich an ein Bild erinnert das ich mit 7 Jahren mal gemalt hab. Ich war so gerührt dass ich fast geweint hab.
Ich jammer zwar auch des öfteren rum aber eigentlich kann ich mich als glücklich bezeichnen, solange ich meine Lieben und vor allem meinen Schatz habe. (und spiele machen ^^ und der ganze andere Rest)
Verfasst: 05.01.2007, 21:56
von Sternchen
Acht hat geschrieben:da muss ich mich als bislang stiller leser doch einmischen.
ich glaub nicht, dass man glück schmieden kann, aber man kann doch offen dafür sein. ich hatte den glücklichsten moment meines lebens im anblick einer blume am rand des straßenbahn-gleises (landläufig = unkraut). bin eigentlich kein blumen-mensch aber das hat mich doch gerissen. überhaupt ist mein eindruck, dass einem das glück eigentlich erst nachträglich bewusst wird.
Es zeigt auf sehr einfache aber schöne Weise, die Dinge die uns meist immer berühren weniger mit Statusymbolen zu tun haben, wir aber in unserer Erinnerung behalten.
Denke das sind die Erinnerungen die einen Kraft geben sollten wenn man ganz unten ist, auch wenn es grade dann immer meist leichter gesagt,als wie getan ist.
Verfasst: 05.01.2007, 23:11
von Owl
Mir geht es eigentlich sehr ähnlich wie jutse. Ich muss auch sagen, daß ich in meinem Leben kontinuierlich immer sehr viel Glück gehabt habe. Da mir das bewusst ist, bin ich auch im Grossen und Ganzen glücklich und zufrieden. Es gibt natürlich zusätzlich immer noch ganz besondere Glücksmomente. Manchmal Kleinigkeiten, manchmal Sachen, die man schon immer auf seiner "Wunschliste" stehen hatte und sich endlich erfüllen kann
Natürlich gibt es dann auch Situationen wo ich unglücklich bin oder wo ich denke "Mann, das hätte ich jetzt auch gerne noch oder das und das würde ich gerne noch machen", aber durch mein bisheriges Leben habe ich immer das Gefühl nicht das Recht zu haben lange rumzujammern. Ich neige dann eher dazu mich hinzusetzen und mir zu überlegen, was ich habe und bemerke dann, daß das schon sehr viel ist (habe manchmal das Gefühl, daß sich viele mehr Gedanken um das machen was sie nicht haben, als um das was sie haben). Und auf das was einem fehlt kann man ja hinarbeiten .... manchmal klappt´s manchmal nicht. Bei vielen Sachen allerdings kein Grund direkt Depressionen zu kriegen.
Etwas anderes ist es natürlich, wenn, wie Wintermute geschrieben hat, ganze Lebenspläne in die Brüche gehen oder man irgendwelche schweren Schicksalsschläge hinnehmen muss. Obwohl ich auch da gesehen habe, daß gerade diese Leute oftmals wesentlich empfänglicher sind für "kleine Glücksmomente" als solche, die immer recht sorgenfrei gelebt haben und diese dann gar nicht mehr wahrnehmen.
Verfasst: 05.01.2007, 23:26
von Hexenjohanna
Maxl, mach mich doch mal kurz
gücklich...
(Ganz schweres Rätsel des Lebens...)
Verfasst: 05.01.2007, 23:35
von Owl
Verlangst Du da nicht ein bischen viel von Maxl? Wie wär´s mit
zufrieden
Verfasst: 06.01.2007, 08:52
von Persiphone
Glück, was ist denn eigentlich Glück?
Viele bringen mit "Glück" so absolute Dinge in Verbindung wie die "grosse Liebe", einen grossen Lottogewinn, guten Noten - oder auch "ich habe Glück gehabt" etwa wenn ich bei einem Verkehrsunfall - "zum Glück" - mit dem Leben davon gekommen bin...
Ich habe mir das mit dem Glück nochmals überlegt, und ich denke, dass ein grosser Teil der Menschheit "Glück" einfach überbewertet.
Ich bin ein Mensch, der sich über extrem kleine Dinge freuen kann - zum Beispiel über eine wunderhübsche Blume auf der Wiese, über einen Vogel der pfeift am frühen Morgen. Immer wieder schauen mich Mitmenschen verwundert an und sagen: "Dass du dich an so kleinen Dingen erfreuen kannst!"
Für mich sind solche Momente auch "Glück", aber auch
ich weiss sie nicht immer zu schätzen.
Und irgendwie klingt das Ganze jetzt fast ein bisschen religiös oder abgehoben, aber eigentlich bin ich genau das Gegenteil. Ich bin manchmal ein absoluter Gegensatz zu mir selber. Tja...
Aber ist ja auch egal...
Wollte nur das mit dem "Glück" noch schnell loswerden...
Verfasst: 06.01.2007, 12:37
von Möwe
Große Liebe, Lottogewinn (mal so als Beispiele) usw. kann schon deshalb nicht "Glück" sein, weil es kein Zustand ist, der bleibt: Liebe zerbricht, Lottogewinn wird verbraten.
Zwar hat man ein GlücksMOMENT dabei, aber die Zeit egalisiert ihn und löst ihn auf.
Außer man arbeitet hart daran, die Liebe zu erhalten und das Geld weise anzulegen oder in bleibende Güter umzuwandeln. Aber dann fühlt man auch nicht Glück dabei, sondern eher Zufriedenheit, oder wenn man psychisch so drauf ist, sogar Unzufriedenheit, weil man sich Mühe geben muss und es einem nicht in den Schoß fällt.
Also: Zufriedenheit hängt sowieso von der Einstellung ab.
Und all die Menschen, die momentan nicht genug zu essen, kein eigenes Bett und kein Dach über dem Kopf haben oder in einem Kriegsgebietz leben, würden sowieso mit dem Geringsten, was wir hier haben, zufrieden sein.
Verfasst: 07.01.2007, 02:18
von max_power
Hier sind wirklich viele interessante und gute Beiträge zusammen gekommen. Auf ein paar gehe ich mal ein.
Sehr interessant finde ich die Abschätzung zwischen glücklich und zufrieden. Ich glaube, dass ich selbst beim Schreiben des Beitrags beides als synonym angenommen habe, auch wenn man die Worte gegeneinander abgrenzen kann.
Vielleicht fällt der Unterschied zwischen den beiden Worten gerade bei solchen Beispielen wie Menschen, denen es besonders schlecht geht, weil sie keine Arbeit haben, in Armut oder Kriegsgebieten leben etc. auf. Jemand, der sich vielleicht gerade noch vor einem Bombeneinschlag in Sicherheit bringen konnte, ist vermutlich für den Moment glücklich, wird aber mit der Gesamtsituation unzufrieden sein. Wobei ich glaube, dass er zumindest mit sich zufrieden sein kann und man so auch sagen kann, er sei zufrieden.
Generell finde ich solche Beispiele allerdings vermessen, wenn sie dazu genutzt werden, jemandem zu zeigen, dass er glücklich sein müsste. Denn warum sollte mich aufbauen, dass es anderen viel schlimmer geht? Wenn mir persönlich so etwas gesagt wurde, war ich meist eher noch schlechter drauf, weil ich mir dann dachte: „Super, du jammerst rum, wobei du gar keinen Grund hast, was bist du nur für ein…“.
Ich werfe mal folgende These in den Raum: „Glücklich oder zumindest zufrieden kann vor allem jemand sein, der die Möglichkeit hat, das zu tun, was er wirklich will.“ (Das heißt nicht, dass jemand, der nicht das tun kann, was er will, unglücklich oder unzufrieden sein muss.)
Diese Möglichkeit kann sowohl durch externe Gründe (man hat nunmal kein Geld, die Person liebt einen eben nicht etc.) als auch interne Gründe (man weiß z.B. nicht, was man will oder der Mut fehlt) verhindert werden.
Möwes Aussage „Zufriedenheit hängt sowieso von der Einstellung ab.“ klingt ebenfalls überzeugend. Da wäre dann die Frage, wie eine Einstellung entsteht und welche Möglichkeiten es gibt, diese zu ändern.