realchris hat geschrieben:Deutschland direkt hätte da keine existenziellen Probleme. Einige Industriezweige werden natürlich im Export große Einbußen haben bzw. pleite gehen. Allerdings wissen wir nicht wie eng die grieschische Wirtschaft mit den umgebenden Ländern verknüpft ist. Eine Pleite könnte eine Kettenreaktion auslösen. Es geht auch darum, dass dann die Gefahr groß wäre, dass die EU zerfällt. Ich bin trotzdem der Meinung, dass wir Griechenland aus der Union schmeissen sollten. Als Exempel für andere Länder die so dreist lügen. Sollen sie eine Währungsreform machen und wenn sie mal ihre Korruption und ihren Haushalt sauber im Griff haben dürfen sie in 100 Jahren wieder rein
Das war mein erster Gedanke, als ich das gehört habe. Wer sich mit einer Lüge in die Währungsunion quasi einkauft, sollte dafür entsprechend sanktioniert werden - und zwar sollten jene dafür blechen, die den ganzen Schlamassel zu verantworten haben. Was ich an der ganzen Geschichte furchtbar finde: Jetzt zahlen wieder genau die drauf, die nichts dafür können, während diejenigen, die seit Jahren Steuern hinterzogen und den ganzen Mist verbockt haben, ungeschoren davon kommen. Ich kann gut verstehen, dass die Griechen streiken, auf die Straße gehen und ihrem Unmut Luft machen; würde ich auch machen, wenn wir betroffen wären, zumal die Leute dort jetzt ja massive Einbußen hinnehmen müssen und der Großteil nicht mal was dafür kann. Ich würde mich auch schön bedanken, wenn mein 13. und 14. Monatsgehalt gestrichen würden, nur weil der Staat Mist gebaut hat.
Die Frage ist halt: Was würde eine Pleite Griechenlands für die EU bedeuten, und was bedeutet es für die EU-Länder, Griechenland Unmengen an Geld zu leihen, das sie womöglich nie wiedersehen. Unser Finanzminister meinte neulich ja, klar, die Griechen zahlen das Darlehen sicher zurück - nur: So sicher wäre ich mir da nicht. Denn um Schulden zurückzahlen zu können, muss auch Kohle reinkommen. Was mich an der ganzen Sache am meisten aufregt: Unsere Politiker - in Österreich - geben mal so eben 2,3 Mrd. Euro an Darlehen raus, obwohl wir selber verschuldet sind (das Bundesland Kärnten hat Schulden in der Höhe von ein oder zwei Mrd. Euro) und das Geld dringend woanders gebraucht wird, z.B. im sozialen Bereich. Aber nein, da wird mal eben ein Kredit aufgenommen, um einem anderen Land zu helfen - Solidarität ist ja schön und gut, aber wie ich schon gesagt habe, wenn sich jemand mit einer Lüge in die Währungsunion reinschwindelt, dann ist das untragbar, erst recht, wenn es zu Lasten der anderen EU-Mitgliedsstaaten geht. Man setzt damit auch ein schlechtes Beispiel, finde ich, denn es besteht dann schon die Gefahr, dass andere Staaten, die ebenfalls an der Schwelle zum Bankrott stehen, sich denken: "Ach, die EU hilft uns schon - pfeif drauf, wir geben das Geld weiter mit vollen Händen aus, auch wenn wir's nicht haben." Weiß eigentlich jemand, ob es so einfach wäre, Griechenland aus der Währungsunion rauszuschmeißen? Ginge das?
Und: Wer sagt denn, dass die nächsten Staatspleiten - Spanien, Portugal - nicht direkt vor der Haustür stehen? Man kann doch nicht unbegrenzt Gelder in andere Länder pumpen, damit die sich erholen, nur um dann selber vorm Bankrott zu stehen; das ist ein Teufelskreis. Die Idee, Griechenland einfach alle Schulden zu erlassen und quasi tabula rasa zu machen, finde ich gar nicht so übel; ist halt die Frage, ob das wirtschaftlich vertretbar ist.
Shiny.