Bastlwastl: Der SPIEGEL-Artikel ist sehr interessant. Ich zitiere mal draus:
Ein Uni-Sprecher sagt: Zur Begründung führe der Minister aus, dass er bei nochmaliger Durchsicht seiner Dissertation "gravierende handwerkliche Fehler festgestellt" habe, die "nicht mit wissenschaftlichem Arbeiten zu vereinbaren sind". Noch am Dienstag werde man sich nun in Bayreuth mit Guttenbergs Bitte befassen und die nötigen Schritte für die Aberkennung des Titels einleiten. Nach wie vor sei aber nach der Promotionsordnung ein ordentliches Verfahren zur Prüfung der Dissertation nötig: "Mit dem Statement des Ministers ist es aber einfacher geworden", heißt es.
Kann es nicht auch sein, daß so die Uni besser dasteht? Er war ja sozusagen ihr "Aushängeschild eines Musterschülers", wenn man das so sagen kann. Wie steht es dann mit dem Gesichtsverlust der Uni selbst? Immerhin muß der Betreuer von Guttenbergs Arbeit Scheuklappen aufgehabt haben. Wäre meinem Prof damals mit Sicherheit nicht passiert (aber da ging es ja auch "nur" um eine Magisterarbeit
)... Hm.
stundenglas: Glaub mir, wenn Du eine Arbeit diesen oder ähnlichen Umfangs schreibst, wirst Du selbst akribisch genau darauf achten, wo Du was her hast. Ein Doktorant hat ja auch bereits ein abgeschlossenes Studium hinter sich, d.h. ihm ist das Handwerk, wie er an Informationen bekommt und wie er sie richtig verwendet, bekannt. Es passiert schlichtweg nicht, daß ich etwas, was ich mal aufgeschrieben habe und wovon ich den Verfasser nicht kenne, für eine Arbeit dieser Bedeutung unzitiert verwende. Dann lieber gar nichts erwähnen als in die Gefahr zu geraten, ein Plagiat zu begehen. Dazu sind die Konsequenzen schlicht zu heavy. Soll heißen; wenn mir mögliche Quellen verloren gehen und ich selbst schlampig gearbeitet habe, sprich nicht mehr weiß, wo ich was her habe, lasse ich es ganz weg - eben um die Gefahr eines Plagiats zu vermeiden.
Wenn er also bei einer Vorlesung mitgeschrieben hat und die Quellen nicht vermerkte und das Ganze dann auch noch in seine wissenschaftliche Arbeit unzitiert einbaute, ist das ein höchst unwissenschaftliches Vorgehen. Also sehr schlampig von ihm. Und wenn er offensichtlich nicht in der Lage ist, wissenschaftlich korrekt zu arbeiten, hat er einen Doktortitel ohnehin nicht verdient.
Das ist überall so und steht eigentlich außer Diskussion. Da wird mir jeder Student oder Ex-Student sicher beipflichten können.
Kleine Anekdote:
Als ich selbst meine Magisterarbeit geschrieben habe, ist es mir auch manchmal vorgekommen, daß ich gute Sätze in einer Vorlesung mitgeschrieben habe, die der Prof von sich gab. Da auf Mündlichkeit basierende Äußerungen schlecht zu zitieren sind, bin ich dann einfach zum entsprechenden Prof hin und hab ihn um Quellenmaterial gebeten bzw. war es oft nicht mal nötig, danach zu bitten, sondern wurden die Quellen in Form von Literaturangaben in der Vorlesung selbst ausgeteilt. Man konnte alles nachlesen. Und wenn man etwas hat, das man nachlesen kann, kann man auch daraus zitieren. Es war nie ein Problem.
Natürlich kommt es auch vor, daß man etwas mitschreibt und das Zitat nicht mehr zurückverfolgen kann. In so einem Fall sucht man entweder, bis man es findet oder man läßt es schlichtweg weg.
Gerade bei einer schriftlichen Arbeit ist das peinlich genaue Arbeiten das A. und O. Habe ich stattdessen eine Vorlesungsprüfung oder Mündliche Prüfung, reicht es oft, einfach die verschiedenen Theorien und Quellen zu kennen und im Ernstfall GROB (!!!) benennen zu können. Man muß nicht aus dem Stegreif heraus zitieren können. Dazu hat man schlicht viel zu viel Quellenmaterial gelesen, um jeweils immer zu wissen, wo man was her hat. In diesem Fall wird der Fokus auf die eigene Meinungsbildung und -begründung gelegt.
Bei einer schriftlichen Arbeit dagegen ist es sehr wichtig, genaue Quellen zu benennen.
BTW schade, daß ich jetzt für paar Tage verreisen muß. Bin aber gespannt auf Eure Analysen und Meinungen!