Uncoolman hat geschrieben: ↑25.12.2017, 18:29
Da identifiziere ich mich eher NICHT mit dem Charakter, sondern betrachte ihn quasi von außen, obwohl ich ihn steuere. Anders ist das bei Ich- Perspektive, weil dabei der Charakter und ich deckungsgleich sind. Mich würde interessieren, wie andere das empfinden, und ob es da Unterschiede bei männlichen und weiblichen Spielern gibt.
Ego-Perspektive mag ich gar nicht. Ich möchte meinen Helden gerne sehen und rumschubsen können.
Mit einem Charakter, den ich nicht mal sehen kann, kann ich mich nur sehr schwer identifizieren. Und wenn ich das nicht kann, bleibt der Charakter für mich stets hohl, halt kein Charakter, sondern eine Figur.
Beowulf hat geschrieben: ↑25.12.2017, 19:48
Dein Artikel ist interessant und bestätigt irgendwie mein Vorurteil: Wenn Personen idealisiert werden, wird dies bei Frauen ausschließlich als Sexualisierung empfunden. Auch wenn im Spiel keine einzige Sexszene vorkommt, werden Frauen aus Prinzip als Objekt dargestellt... und zwar nicht von den Männern, sondern von den Feministinnen. Es schwingt immer die Unterstellung mit, dass Männer ihre sexuellen Gelüste in die Videowelt projizieren... und zwar ausschließlich Männer. Dabei wird vergessen, dass jegliche Idealisierung auf das andere Geschlecht attraktiv wirkt. Oder ist es nicht sexualisierend, wenn Solid Snake in seinem hautengen Kampfanzug ständig seinen Knackarsch in die Kamera hält?
Ich denke mal, daß hier vielleicht gerade der Unterschied zwischen Männlein und Weiblein liegt. Oder zumindest das so angenommen wird.
Aus Sicht einer Frau ist es schon oft so, daß vor allem starke Frauen in Spielen oft sehr sexualisiert dargestellt werden. Wie hat das mal jemand vor längerer Zeit ausgedrückt? Lara die Ausgebeulte oder so ähnlich?
Klar möchte man auch als Frau meistens gerne den sexy Helden sehen, aber ich denke nicht, daß der Fokus dann so sehr auf den primären oder sekundären Geschlechtsmerkmalen liegt. Ein Muskelheld mit vorne oder hinten ausgebeulter Hose macht noch keinen attraktiven Helden aus. Er braucht auch gute innere Werte und vor allem eine verletzliche Seite. Da zählt, zumindest bei mir, vor allem die emotionale Seite, nicht nur die Optik.
Wie das nun aus Sicht männlicher Spieler aussieht, wage ich nicht zu beurteilen. Aber ich denke, aus weiblicher Sicht fehlt den weiblichen Helden halt meist dieser emotionale Aspekt bzw. wird als weniger dominant als die äußeren Reize wahrgenommen. (Gibt natürlich immer auch Ausnahmen!)
Ich denke mal, wenn ein männlicher Held einfach nur in engen Stretchklamotten rumlaufen und seine großen Muskelpakete spielen lassen würde, würden die meisten Frauen es auch als oberflächlich und nur sehr, sehr bedingt sexy ansehen. Es fehlt dann halt der emotionale Aspekt.
Anders gesagt... Wird der männliche Held körperlich sexualisiert, wirkt das auf Frauen anders, als wenn ein weiblicher Held körperlich sexualisiert wird. Nehmen wir mal ein Beispiel aus dem echten Leben... Macht z.B. einer aus einer Gruppe von Freunden Bodybuilding, betont also seine "männlichen Reize", wird er von seinen Kumpels dafür bewundert. Läßt sich eine Frau ihre Brüste vergrößern, betont also ihre "weiblichen Reize", wird von den Freundinnen eher darüber gelästert. Hat ein Mann viele sexuelle Partnerinnen, wird er meist ebenfalls bewundert von seinen Kumpels. Prahlt eine Frau mit ihren vielen sexuellen Partnern, gilt sie als Schlampe. Sowohl unter Männern, als auch unter Frauen.
Das ganze Thema kann man also eigentlich nur objektiv unter der Bedingung bewerten, daß Männer und Frauen eben von Natur aus unterschiedlich denken. Natürlich immer statistisch gesehen. Es gibt auf beiden Seiten immer die, die eben nicht der Statistik entsprechen.
Aber grundsätzlich wird eine Heldin mit, profan ausgedrückt, dicken Titten eben von Frauen als sexualisiert dargestellt angesehen. Und ganz ehrlich... zumindest in den Spielen, die ich spiele (fast nur Adventures) habe ich noch nie einen männlichen Helden gesehen, der auf der Vorderseite eine auffällig ausgebeulte Hose hätte.
Oder... in einigen Spielen kann man durchaus auch mal eine sexy Heldin "oben ohne" sehen. Bei sexy Helden kommt es eher selten vor, daß sie "unten ohne" rumspringen. (Mir fällt gerade kein Beispiel ein, wo es vorkam.) Das wird immer damit begründet, daß man sekundäre Geschlechtsmerkmale (z.B. Brüste) zeigen darf, primäre Geschlechtsmerkmale (das unter dem Suspensorium
) nicht.
Gerade das finde ich sexualisierend. Denn mal ehrlich... Hat einer von euch Männern da draußen schon mal einen Kumpel davon schwärmen hören, wie sexy er doch die Vagina seiner Freundin oder einer anderen Frau findet? Das, was sexualisierend ist, ist eben bei der Frau nicht das primäre, sondern das sekundäre Geschlechtsmerkmal. Und da das, vor allem auch in Filmen, gerne mal in die Kamera gehalten wird, das sexualisierende (primäre) Geschlechtsmerkmal der Männer jedoch nicht (außer in speziellen Ab-18-Filmen), wirken überproportionierte Brüste für viele Frauen eben extrem sexualisierend. Auch, wenn Männer das (klang zumindest hier so) eben nicht so sehen.
Uff, schon wieder einen halben Roman geschrieben. Der natürlich wie stets meine Beurteilung der Situation ist, aus meiner subjektiven Sicht der Dinge, wie sie mir halt erscheinen, ohne einen Anspruch auf eine ultimative Wahrheit zu erheben.