DasJan hat geschrieben: Ich habe nie davon gesprochen, Büroarbeitern mehr Recht auf Familie zu geben als Leuten im Einzelhandel. Wie wäre es denn, wenn es Schulen gäbe, die Mo/Di frei haben und andere, die Sa/So frei haben (und vielleicht andere mit weiteren Kombinationen? Mir ist auch klar, dass solche gesellschaftlichen Veränderungen nicht per Fingerschnippen durchgesetzt werden können. Das ist mehr ein Gedankenexperiment, keine politische Forderung.
Das würde die Entwicklung zweier Parallelgesellschaften in unserem Land bedeuten. Wenn Kinder aus dem Einzelhandel auf andere Schulen müssen als Kinder aus Büroarbeitern, ist dies ziemlich sicher der Fall.
Problematisch sind Beziehungen zwischen den Ständen, wobei die Gesellschaften schon durch die unterschiedlichen Umfelder eher nicht untereinander Ehen schließen werden...
die Frage ist, ob man zwei Gesellschaften will...
Kruttan hat geschrieben:Ich wollte darstellen, dass ein Modell welches sagt: "Büroabreiter haben mehr Anrecht auf Familie als Einzelhandelsarbeiter" allgemein als unfair empfunden wird. Wenn wir es als unfair empfinden, so setzten wir ein Glaubensaxiom (dieses muss nicht aus religiöser Motivation kommen - und kommt es meist auch nicht) voraus, das sagt "ein Mensch hat den gleichen Wert und die gleichen Rechte, egal ob er in einem Büro oder im Einzelhandel arbeitet" oder "Jeder Mensch sollte das gleiche Anrecht auf Familie haben".
Wieso nennst du so eine Annahme "Glaubensaxiom"? Was muss ich denn "glauben" (im Sinne von "vermuten"), um dieses Axiom rechtfertigen zu können. Es ist einfach eine moralische Grundannahme, die logisch aus dem Wunsch hervorgeht, in einer harmonischen Gesellschaft zu leben, denn bei hinreichend wenigen Abweichlern führt die Annahme zu einem stabilen Zustand.
Du sagst selbst, dass es sich deine Grundausnahme aus einem Wunsch herleitet. Einer Sache, von der du glaubst, sie sei gut.
Vielleicht noch mal mehr dazu später, wenn wir bei Heisenberg sind...
Kruttan hat geschrieben:Und der Raum dürfte außerdem neben seiner traditionellen Prägung auch noch Opus Dei Hochburg sein,
Huch. Mit denen hatte ich hier eigentlich noch keine Probleme.
![Wink ;)](/phpbb/images/smilies/icon_wink.gif)
Woher kommt die Info?
Ich kenne evangelische Christen aus der Gegend, die sehr darunter zu leiden hatten. Meist, weil die Eltern der Opus-Deisten natürlich ihren Kindern untersagen, mit Andersgläubigen zu spielen etc.
Allerdings wirst du mit denen nichts zu tun bekommen, du gehörst nicht in deren Zielgruppe. Allerdings tragen sie schon zu einer konservativeren Prägung der Region bei.
Sorry, wusste ich nicht. Ich stimme dir zu, das Gesetz ist scheiße und sollte abgeschafft werden
![Wink ;)](/phpbb/images/smilies/icon_wink.gif)
Hat nix mit Religionsfreiheit zu tun.
Kruttan hat geschrieben:1. Korinther 8, übers Götzenopfer, also über unreines Essen unter die Nase halten: "Aber die Speise fördert uns vor Gott nicht: essen wir, so werden wir darum nicht besser sein; essen wir nicht, so werden wir darum nicht weniger sein."
Das ist genauso vage wie das Meiste in der Bibel und wird vom gemeinen Wald-und-Wiesen-Christen sicher so interpretiert, wie es ihm gerade recht ist. "Wenn du nicht isst (oder feierst), wirst du darum nicht weniger sein. Es schadet dir also nicht, mal nicht zu feiern."
Naja, es geht da schon um das Verhältnis von Christen und Heiden. Natürlich ist alles Interpretationssache, aber das NT setzt sich eben von einem zu klaren Regel-Schema ab. Dennoch würde ich nicht sagen, dass alles in der Bibel völlig willkürlich auf alle Arten interpretiert werden kann. Es gibt Stellen die in Spannung stehen, weil es eben keinen Regelkatalog gibt, den es abzuarbeiten gibt. Da entsprechen andere Religionen vielleicht eher den allgemeinen Erwartungen. Ich gehe aber davon aus, dass jeder Text nur ein begrenztes Spektrum an Interpretationen zulässt. Aber das ist Interpretationstheorie und führt zu weit vom Schema weg... außerdem müsste man sich für die Beantwortung dieser Frage erst mal auf die Bibel richtig einlassen, normalerweise werden in solchen Diskussionen aber nur die schwierigsten Sachverhalte herausgegriffen und mit ein paar blutigen Stellen gespickt, für derren gerechter Klärung es mehr als ein Theologiestudium braucht.
Der Staat unterrichtet auch keine höchst umstrittenen Sagen der Schiffsbau-Gesellschaft als Fakt in den Schulen.
Das tut er aber auch nicht im Reli-Unterricht. Zumindest war das bei mir nicht so. Und der Staat darf sich sowiso nicht in Reli-Unterricht einmischen, das ist Sache der Kirche.
Die Gefahr besteht natürlich, wenn nicht problematisiert wird. Und als Fakt im Sinne es wortwörtlichen Bibelverständnisses sollte dies in der Schule auch nicht unterrichtet werden. Allerdings stellen diese Vertreter der Verbalinspiration hier im Lande zum Glück noch eine Minderheit dar. Und es sind nicht diejenigen, hinter denen die Kirche steht. Dein grauenvoller Reli-Unterricht muss daher nicht im Sinne der Kirche gewesen sein.
Kruttan hat geschrieben:Es sollte auch weniger in der Religion unterrichtet werden, als vielmehr, einfach nur alle Religionen und ihre Inhalte vorzustellen. Dann kann sich der Schüler selber überlegen, ob er irgendetwas davon annehmen möchte.
Einspruch. Das ist der Fall.
Vielleicht sollte es der Fall sein, aber es ist nicht der Fall. Ich musste in der Grundschule die Arche Noah malen und biblische Figuren auswendig lernen und es ist niemand auf die Idee gekommen, zu erwähnen, dass das vielleicht Märchen sind.
Naja, Märchen ist Gattungstheoretisch schwierig, Ursprungsmythen eher. Auch ist die Frage nach dem Wahrheitsgehalt ein hochkontroverses Thema zu dem es die verschiedensten Ansichten gibt. Der Reli-Unterricht sollte von den Verbalinterpreten bis zur historisch-kritischen Methode alle Ansätze behandeln. Dies geht aber nicht in der Grundschule.
Mag sein, dass euer Reli-Unterricht Mist war und bei dir wirklich ein ziemlich krasser Vogel da saß. Aber es geht auch vernünftig. Zumindest bei uns in den evangelischen Gefilden Deutschlands (kenne aber auch Katholiken, die okay sind;) )
Ich find's echt krass, dass ihr keine anderen Religionen hattet. Ist für mein Verständnis vom Reli-Unterricht undenkbar...
Ich bin dafür, ein Fach (ohne Wahlmöglichkeit) anzubieten, in dem alle Religionen aus kritischer Distanz heraus unterrichtet wird. Nicht "Anschließend hat Noah...", sondern "Juden glauben, dass...", "Aus muslimischer Perspektive ist Abtreibung falsch, weil...", "Nach einer Analyse der Bibeltexte, die so und so gemacht werden kann, wissen wir, dass die Evangelisten A und B von derselben Urquelle Q abgeschrieben haben..." und so weiter.
Genau so hat dies im evangelischen Reliunterricht bei uns stattgefunden. Nur die Wahlmöglichkeit bestand eben. Werd gleich noch was dazu sagen, warum ich die Wahl einer bestimmten Ausrichtung des Unterrichts trotzdem sinnvoll finde.
Kruttan hat geschrieben:Stattdessen sollten die Schüler gewisse Kompetenzen erlangen: unter anderem die Fähigkeit zur Skepsis, Reflektion, dem Sich-in-eine-Sache-Hineindenken (und sie auch zu Ende denken können), des Bewusstseins eigener Verantwortung etc.
Zustimmung. Durch Religionsunterricht, wie ich ihn lange Zeit (nicht die ganze Zeit) erlebt habe, passiert das aber nicht.
Das ist schade. Aber irgendwo hast du diese Kompetenzen doch gelernt, oder? Sonst wärst du nach deinem Unterricht irgendein Verbalinterpret, der Flugblätter für eine 6000 Jahre alte Erde verteilt. Du hast die Entscheidung für deinen Glauben, einem den Inhalten deines Reli-Unterrichtes entgegenstehenden Glauben, doch irgendwann getroffen, oder?
Und bloß weil dein Reli-Unterricht das nicht geleistet hat, heißt das ja nicht, dass er es eigentlich leisten sollte und dass er dann gut wäre.
Kruttan hat geschrieben:Und bei uns konnte man zwischen evangelischer, katholischer Religion als auch Werte und Normen wählen. Ich halte dieses Modell und die Entscheidung eines jeden Schülers für eins dieser Fächer für sinnvoll.
Frage 1: Auf welcher Grundlage soll ein Kind entscheiden, welches Fach es wählt, wenn es von Geburt an nur mit einer bestimmten Religion indoktriniert wurde? Frage 2: Wieso kann man nicht noch Islam, Buddhismus, Judentum, Atheismus wählen? Wieso diese Fixierung auf
eine Religion?
Zunächst einmal ist es nicht die Fixierung auf eine Religion. Es werden mehrere Religionen vorgestellt. Nur der Punkt, wo man die Kinder abholt, ist ein anderer. Und Kinder aus einem christlichen Elternhaus sollten auch ihre eigene Religion besser kennen lernen (gerade, wenn ihre Eltern ungeschickt oder ziemlich unreflektiert damit umgehen sollten), damit sie diese verantwortungsvoll weitertragen und auch hinterfragen können.
Dies erachte ich als sinnvoll, weil Kinder nunmal auch aus einem Elternhaus kommen, in welchem immer irgendwelche Weltanschaulichen Ansichten auftreten. Und jeder Mensch gibt das, was er für wichtig hält, an die Kinder weiter. Kinder werden immer in einer Religion oder einem weltanschaulichen System, das die Nische der Religion füllt, "indoktriniert". Auch eine atheistische oder agnostizistische Erziehung kann als "Indoktrination" verstanden werden. Erziehen wir Kinder z.B. extrem-atheistisch und werwenden dazu neue Kinderbücher, die die Abneigung gegen jedwede Religion schüren sollen, dann wird ein Kind genauso vorgeprägt, wie jemand, der Abends dem lieben Gott seine Sorgen mitteilen darf. Aber etwas muss ihnen mitgegeben werden, damit daraus etwas (auch was völlig anderes) erwachsen kann.
Wir haben den Christlichen Reli-Unterricht deshalb, weil diese Religionen hier sehr dominant sind. Islam wird vielleicht auch bald angeboten, was ich an einigen Orten hier durchaus für sinnvoll halte. Beim Rest muss man auf die Kapazitäten der Schule achten und darauf, dass es Träger gibt, die einen solchen Unterricht ermöglichen, da hier ja nicht der Staat die Themen festlegen kann. Daher gibt es ja das Fach Ethik, bzw. Werte und Normen, weil wir diesen Ansprüchen anders nicht entgegen kommen können. Wenn es ein buddhistisches Kind unter 9000 Schülern gibt, dann ist es schwierig, für dieses ein Extra-Fach einzurichten.
Die Vorprägung ist nicht das Problem. Ohne sie geht es nicht. Am Anfang müssen für Kinder halt die Entscheidungen getroffen werden, die sie selbst nicht treffen können. Wichtig ist nur, dass sie später diese Entscheidungen nicht übernehmen müssen, sondern als selbstständige Individuen die Konzepte in ihrem Kopf hinterfragen und modizieren können. Dazu bedarf es aber auch einer genaueren Kenntnis ihres eigenen religiösen Backgrounds, der möglichst stärker als die anderen behandelt werden sollte, um auch eine Modifizierung (oder reflektierte Annahme) dessen zu gewährleisten. Sonst haben wir zwar Allgemeinwissen über die anderen Religionen, aber können mit unserem Glauben nichts anfangen und bleiben dort stehen.
Wichtig ist:
Beowulf hat geschrieben:Religion ist nichts, was man lernen muss, sondern etwas, was man leben muss.
Religionsunterricht bringt nichts, wenn das persönliche Umfeld eher antireligiös geprägt ist, wenn man vielleicht Weihnachten in die Kirche geht, sich aber sonst nicht um die Religion schert.
Ich muss Beowulf zustimmen. Allerdings denke ich nicht, dass er damit für einen Religionsunterricht plädiert, der religiöses Leben bei den Schülern wecken soll. Dies kann (und soll) ein Unterricht nicht leisten. Dafür ist dann so etwas die Gemeindeleben etc. notwendig, das den Raum dafür gibt.
Dass der Reli-Unterricht deshalb nichts bringen kann, denke ich nicht. Schüler scheren sich doch auch nicht um nachhaltige Entwicklung, rekursive Folgen, Industrialisierung, nikomachische Ethik und Kants kategorischen Imperativ. Dennoch ist Religion präsent und unter anderem wichtig, um verschiedene Kulturen (unter anderem die eigene) erfahren zu können und auch Konflikte zu verstehen.
Es ist daher schwierig, in den Schulen einen Religionsunterricht zu etablieren, der allen Ansprüchen gerecht wird, denn welcher Religion will man den Vorzug geben? Sind nur Christentum, Buddhismus und Islamismus richtige Religionen? Wie sieht es aus mit den alten Glauben der Griechen, Indianer, Afrikaner, Eskimos und vielen anderen Völker aus?
Naja, wie willst du einen Deutschunterricht machen, der allem gerecht wird und kein Werk und keine Epoche vernachlässigt? Wie willst du im Geschichts- und Politikunterricht alles behandeln, was die Materie bietet? Die Auswahl richtet sich zunächst nach Aktualität und Umgebung. Europa ist primär von Christentum, Judentum und Islam geprägt. Der China-Tibet Konflikt und die Medienpräsenz des Lamas fordern dazu noch eine Beschäftigung mit einigen östlichen Religionen.
Je weniger die Themen das Lebensumfeld der Jugendlichen (voraussichtlich) berühren (werden), desto weniger wird es behandelt, so einfach ist das. Es geht nicht um "richtig" oder "falsch". Es geht darum, was die Situation fordert. Es geht der Schule auch nicht um die Vermittlung von Wissen, sondern von Kompetenzen, die auch einen Wissenserwerb darüberhinaus ermöglichen. Je größer und je aktiver eine Religionsgesellschaft, desto angebrachter ist auch die Beschäftigung mit dieser.
Wir bilden Menschen aus, die eventuell später Verantwortung übernehmen müssen. Irgendwann wird jeder Mensch die Entscheidung zu einem gewissen Glauben treffen, auf den er dann sein Leben und seine weiteren Handlungen stützt (dies passiert eher selten zur Schulzeit). Es ist wichtig, sich über ethische Probleme Gedanken zu machen, darüber, wie man später sein Leben gestalten will und welchen Weg man einschlägt. Auch wenn viele diesen Fragen aus dem Weg gehen, sie gehören zum Leben dazu.
Was ist, wenn du Arzt bist, und ein Zeuge Jehovas keine Blutspende will? Oder wenn dich ein konservativer, religiöser Mensch fragt, welche Anti-Baby-Pille er nun zur Verhütung nehmen kann (je nach Konfession und Arbeitsweise der Pille sieht das ja anders aus). Was ist, wenn deine Tochter später einmal die Woche zu so einem komischen Bibelkreis mit anderen jugendlichen geht? Wie will man darüber urteilen und einordnen, um was es sich dabei handelt, wenn man keine Ahnung davon hat? Das kann stinknormale Jugendarbeit sein, aber auch eine Sekte, die deiner Tochter nach einigen Wochen den Kontakt zu ihrer Familie verbietet.
Oder auch die ganze Ehrenmord-Frage. Ich denke nicht, dass sich niemand darum schert. Religion ist präsent und wir müssen irgendwie damit umgehen. Und je nach Prägung kann durch den Reli-Unterricht in verschiedenen Konfessionen und der Werte-und-Normen-Alternative (oder auch Ethik etc.) ein Fach angeboten werden, in dem diese Sachen verarbeitet werden können.
Oder auch die ganze Amerika-Geschichte. Einigen Spiegel-Redakteuren würde ein Religionsunterricht auch mal ganz gut tun, damit sie nicht alle Grundsätze einiger dem Präsidenten nahen Megachurches, welche einen umgekehrten Calvinismus verbreiten, den deutschen Gemeinden zuschreiben...
DasJan hat geschrieben:DieFüchsin hat geschrieben:Ich persönlich finde, dass es mutiger ist, seinen Glauben zu leben, anstatt seinen Atheismus.
Jemand zieht eine Karte aus einem Kartenspiel und fragt dich, was er in der Hand hat. Dann ist es vielleicht mutiger, zu sagen, "Pik Ass" (was du vielleicht glaubst), als zu sagen, "Eine Karte" (was du weißt), aber auch dümmer.
Du vermischt Nichtwissen mit Glauben. Du sagt, Glaube sei per se dumm, wissen klug. Glauben ist aber nicht mit Raten gleichzusetzen. Einem fremden Menschen würde ich niemals "ich liebe dich" sagen, sondern nur jemanden, von dem ich aufgrund von Indizien, die mir genügen, davon ausgehen kann. Glaube muss, wie oben gesagt, gelebt werden. Es ist z.B. eine Beziehungsgeschichte, ein Vertrauen auf etwas oder an jemanden.
Es gibt dieses berühmte Heisenberg-Zitat über den Glauben
"Als Kolumbus zu seiner ersten Reise nach dem Westen aufbracht, glaubte er, dass die Erde rund sei und klein genug, sie zu umfahren. Dies hielt er nicht nur theoretisch für möglich, sondern darauf stellte er seine Existenz." Kolumbus wusste dies nicht, daher wäre seine Aktion eigentlich dumm. Aber sie unterstreicht den Mut, den Füchsin dem Leben im Glauben zuspricht.
Glaube ist das, worauf man sein Leben stellt. So etwas gibt es immer. Nicht jeder Glaube ist gleichzeitig auch Religion, aber Glaube ist immer da und er ist wichtig, um überhaupt handeln zu können.
Naturalismus ist genauso ein Glaube, wie der Glaube an die Gültigkeit des kategorischen Imperativs oder der goldenen Regel.
Kruttan hat geschrieben:Außerdem tritt der Staat auch an die Kirchen heran, wenn er Aufgaben zu bewältigen hat, die er aufgrund seiner Neutralität gar nicht leisten kann.
Welche meinst du?
Ich kenne z.B. einen Weltanschauungsbeauftragten (bzw. "Sektenbeauftragten") der evangelischen Landeskirche. Der Staat kann ja aufgrund seiner Neutralität einiges nicht leisten. Not war erstmals in den 70ern als die "Children of God" drohten, ihre Missionsbordelle hier im Land zu etablieren. Heutzutage muss dann beurteilt werden, ob Scientology nun eine Religion oder "ein faschistoider Verein" ist. Oder Kinder in der Schule von der Gefährlichkeit gewisser Sekten zu informieren. Wenn kultische Morde passieren, oder wenn plötzlich Menschen gewissen sektierischen Religionsgemeinschaften beitreten, die die Abnabelung aller Kontakte fordern, dann kann der Staat kann für die Angehörigen keine Anlaufstelle bieten. Oder wenn in einer Gemeinschaft irgendein Exorzismus durchgeführt wird, der rechtlich gesehen sexuelle Vergewaltigung ist, bedarf ein Berufsverbot auch nicht-staatlicher Gutachter.
Und zum Kreationismus: Wer kämpft denn hier im Staat gegen den Kreationismus? Die großen Kirchen. Zuletzt die EKD mit ihrer großen Stellungnahme. Der Staat darf das gar nicht.