@papapischu
Zunächst einmal bitte richtig lesen. Ich schrieb:
"Zu Sherlock Holmes Zeiten wäre der Künstler wohl in einer Nervenheilanstalt gelandet."
Das klingt zwar hart, aber hätte im 18./19.Jhd. ein Maler solch ein Gemälde abgeliefert wäre wohl genau das passiert - oder zumindest hätte man stark an seinem Verstand gezweifelt. Man hat Künstler schon für weitaus weniger exzentrische Werke für verrückt erklärt. Wie gesagt, DAMALS!
Heute dagegen geht gar manches als Kunst durch. Angefangen beim Pantomimen in der Fussgängerzone über Graffitikünstler bis hin zu Installationen aus Klobürsten (letzten Monat auf einer Biennale gesehen). Aber was davon ist wirklich Kunst? Nun, darüber wage ich mir kein Urteil zu bilden - schliesslich streiten sich darüber schon genügend andere kluge Köpfe.
Kunst ist für jeden anders - das trifft es wohl am besten. Auch ich habe mir die Mona Lisa im Louvre angeschaut und kann den Hype nicht verstehen. Meisterhaft gemalt - kein Zweifel - aber mehr empfinde ich dabei auch nicht. Stehe ich dagegen vor einem Cranach schaut die Sache schon ganz anders aus.
Das ganze kann man auch problemlos auf die Literatur oder die Musik übertragen. Wenn ich ins Ballett gehe dann ist das in den Augen einer Freundin nichts weiter als "albernes rumgehüpfe". Dafür langweile ich mich wenn ich zu Musicals mitgeschleift werde.
So ist das nun einmal. Geschmäcker sind verschieden. Und mir gefallen die Arbeiten von Pollock nun einmal ist. Ich habe im Zuge des Rätsels ein paar Biografien überflogen und mir natürlich noch weitere Werke ausser No.5 angeschaut. Ich weiss das er auch in anderen Stilrichtungen gemalt hat. Das macht mich jetzt nicht gerade zu einem Pollock-Experten aber es genügt vollkommen für mein persönliches Urteil. Und das kennst du ja. Für mich ist das nicht wirklich Kunst. Bin ich deshalb überheblich? Es ist meine eigene persönlich Meinung. Die ist weder Gesetz noch versuche ich sie anderen aufzuzwingen - das solltest du nicht vergessen.
Pollock hat also Kunst studiert. Das haben andere auch. Ich selbst bin Diplom Ingenieur für Elektrotechnik - das macht mich aber nicht automatisch zu einem zweiten Kirchhoff. Dazu gehören Leistungen. Und gerade die sehe ich in den Bildern nicht. Ich kann nicht in seinen Kopf hineinschauen - vielleicht stecken ja doch große Gedanken bzw. Gefühle hinter seinen Pinselstrichen. Wenn ich dann aber so etwas lese kommen mir doch arge Zweifel:
Ab 1946 entwickelte Pollock die Dripping-Technik (er lässt Farbe auf die auf dem Boden liegende Leinwand tropfen und fließen, schüttet, sprengt und spachtelt, so dass sich Strukturen, Rhythmen und Muster aus Farbspritzern und –flüssen bilden; Jackson trägt die Farbe vielfach nicht mehr mit einem Pinsel auf, sondern lässt sie aus einem Loch im Boden einer Farbdose fließen. (Auszug aus der Wiki Seite über Pollock)
Eine Farbdose auslaufen lassen? Naja, wären seine Arme amputiert und er würde das mit seinen Beinen machen würde ich eine gewisse körperliche Leistung darin sehen. Aber so...
Und Mr.Bean erfand 1993 die Explosions-Technik bei der er Feuerwerkskörper in in einen Farbtopf steckte.
Fassen wir also deine Argumente zusammen: Er hat eine neue Stilrichtung begründet, Kunst studiert, probiert sich in verschiedenen Stilrichtungen und hat eine bewegte Vergangenheit - will ich alles gar nicht abstreiten. Das macht ihn natürlich zu einem interessanten Menschen...aber nicht zwangsweise zu einem großen Künstler. Und schon gar nicht rechtfertigt es solch hohen Preise.
Kein Bild der Welt ist 140 Mio. $ wert. Egal ob es nun von Pollock, Rubens oder Klimt stammt. Ich kann ja noch nachvollziehen das ein Bild im Wert steigt je älter es wird. Zumal man ja nicht einfach zu Gauguin gehen und noch ein paar Bilder in Auftrag geben kann.
Mir ist auch klar das sich Geschmäcker im Laufe der Zeit ändern und Preise steigen bzw. fallen können. Aber wenn es in den oberen zweistelligen Millionen Bereich geht hört das Verständnis auf. Diese Summen werden doch nur aus Prestigegründen gezahlt - aber nicht weil es das Bild wirklich wert ist. Das gleiche gilt für diese ganzen überdrehten Nachwuchskünstler deren Werke in der Szene künstlich aufgehyped werden um einen hören Presi zu erzielen - und die am Ende noch nie etwas von der Farbenlehre gehört haben. In dem ein oder anderen steckt vielleicht Potential - aber das rechtfertigt noch lange nicht solch unverschämte Preise. Man sollte wirklich die Relationen beachten.
140 Mio.$ für ein Bild - diese Summe muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Nein, ich will jetzt nicht mit dem Klischee der armen, hungernden Kinder aus Afrika ankommen. Ich bleibe auf dem Gebiet der Kunst. Bei uns (in Thüringen) wird es 2009 drastische Kürzungen für die Theater geben. Eine Million hier, eine Million da...im Landeshaushalt macht sich das gesparte Geld nicht erst bemerkbar. Für die Theater hingegen hat es katastrophale Folgen. Häuser werden zusammengelegt, bestimmte Sparten gestrichen, Künstler entlassen... Manch kleine Theater mit Jahrhunderte langer Tradition müssen gar komplett um ihre Existenz bangen.
Da hätten wir also Kürzungen auf der einen Seite: eine simple Million Euro - und ein ganzes Ensemble ist bedroht... Musiker, Schauspieler, Tänzer - alle von klein auf gelernt und alle bringen sie großartige Leistungen auf ihrem Gebiet.
Und auf der anderen Seite leblose Gemälde die für über 100 Mio. verkauft werden. Der blanke Hohn.
Aber gut, das kann ich J.Pollock nun wirklich nicht vorwerfen. Er kann ja nichts dafür das Leute so viel Geld für seine Bilder verpulvern.
Nun bin ich etwas vom eigentlichen Thema abgedriftet. Ich hoffe ich bin dir mit meinem Post nicht zu sehr auf den Schlips getreten. Erst vor ein paar Tagen bin ich hier nämlich schon einmal ins Fettnäpfchen getreten weil ich Frau Schöneberger der Klatschpresse zugeordnet hatte. Als Moderatorin vom Girls-Camp fiel mir aber zu dem Zeitpunkt keine passendere Bezeichnung für sie ein. Jedenfalls hab ich jetzt versucht meine Worte "etwas" bedachter zu wählen. Kunst ist nun einmal eines dieser heiklen Themen an dem sich die Geister scheiden. Und wie bereits gesagt: dies hier stellt nur meine persönliche Meinung dar. Für dich ist J.Pollock einer der größten Maler - und das akzeptier ich voll und ganz. Aber dann respektier bitte auch meine Ansicht.
So, von meiner Seite genug diskutiert. Schliesslich soll es hier nur um den Adventskalender gehen. Außerdem wird es langsam wirklich Zeit fürs Bett.