Die verbleibenden Punkte auf meiner Karte scheinen in Mexiko und Peru zu sein. Ich fliege erstmal von Kairo über Miami nach Mexiko City, das ist dichter. Zwei ruhige Flüge später bin ich vor Ort. Und ist das nicht schön? Beim Zwischenstopp war der Obdachlose nirgends mehr zu sehen. Das Buch vom Guru muss ihm wirklich geholfen haben...
Ich wusste doch, dass ich wieder durch einen Dschungel muss. Habe mich schon am Flughafen mit Insektenspray eingedieselt. Mittlerweile bin ich ja quasi Dschungel-Experte. So stehe ich schon nach wenigen Stunden vor dieser eindrucksvollen Maya Pyramide.
Da drin ist bestimmt ein Maschinenteil versteckt. Also nix wie rein. Stunden später… Natürlich ist das Innere das reinste Labyrinth. Und was für eines! Keine Symbole an den Türen wie in der Sphinx und keine farbigen Türzargen wie im Marsgesicht.
Irgendwann habe ich aber erkannt, dass es drei Stockwerke gibt. Das unterste hat in jedem Gang jeweils 4 Durchgänge in der Wand, das mittlere 3 und das obere 2. Dabei gibt es pro Stockwerk vier Gänge, die ein Quadrat bilden. Jeweils der etwas höhere Durchgang in einer Gangwand führt in den benachbarten rechtwinklig abgehenden Gang. Genauso, wie es an einem Gangende immer in den anderen benachbarten rechtwinklig abgehenden Gang geht. In dem unteren Stockwerk führt zusätzlich das jeweils andere Gangende wieder nach draußen. Mit einer Ausnahme, wo es stattdessen ins obere Stockwerk geht. Bei den niedrigeren Durchgängen in den Gangwänden gibt es kein System. Sie führen jeweils zu einem anderen niedrigeren Durchgang, der im selben oder einem anderen Stockwerk liegen kann.
Meine Strategie: Immer wenn es dunkel ist, zünde ich erstmal mit dem Feuerzeug eine Fackel an. Dann gehe ich durch einen niedrigen Durchgang in der Wand. Ich gucke mich um, zähle die Durchgänge an der Wand und stelle so fest, ob ich jetzt mindestens ein Stockwerk höher bin. Wenn nicht, gehe ich durch denselben Durchgang, durch den ich gekommen bin, wieder zurück. Nun dieselbe Strategie nochmal. Sobald ich im oberen Stockwerk bin, probiere ich jeweils den niedrigeren Durchgang in der Wand. Führt der wieder in einen Gang, gehe ich durch denselben Durchgang zurück und gehe durch den höheren Durchgang in der Wand in den nächsten Gang des oberen Stockwerks. Dort dasselbe nochmal. Nur ein paar Versuche und… Bingo! Das muss der Raum sein. Puhh… Das war echt ein Akt!
Diese Statue kommt mir doch bekannt vor. Die sieht genauso aus, wie eine Statue in der großen Halle auf dem Marsgesicht. Die, bei der Melissa diese Zeichnung entdeckt hat. Und die Statue hält eine Scherbe des gelben Kristalls. Das muss einfach der Teil sein, der noch fehlt. Ich sehe mir mal den Sockel an… Genau! Hier sind auch diese Punkte wie bei der Sphinx. Buntstift raus, geometrische Form von der Statue im Mars Gesicht gezeichnet, es macht Klick und ich kann den Kristall einstecken. Der Weg zurück durch das Labyrinth geht im Prinzip mit derselben Strategie.
Etwas später bin ich auch wieder am Flughafen. Aber wohin jetzt? Ich habe zwei gelbe Kristallscherben. Einfach zusammenstecken klappt nicht. Mit dem Dichtungsband hält es auch nicht. Ich könnte natürlich nach Kinshasa in der Hoffnung, dass der Shamane mir den Kristall nicht nur erklärt, sondern ihn auch flickt. Doch wenn nicht? Ich glaube ich kümmere mich erst um den letzten Punkt auf meiner Karte. Ich habe gesehen, dass ich von hier nach Lima in Peru fliegen kann. Das könnte in etwa passen. Und wie sollte es anders sein. Nach dem Flug erwartet mich mal wieder Dschungel… Was hatte ich gesagt? Dschungel-Experte? Ha – nennt mich Dschungel-König!
Zuerst dachte ich, dass ich am falschen Platz bin. Nur ein steinerner Tisch mit einem Schild „Alter Inka-Vogel-Futterplatz. Nur mit trockenen Brotkrumen füllen“. Das war zum Glück etwas voreilig. Typisch ich! Einmal den Blick ein wenig schweifen lassen und was sieht man? Eine riesige Felsformation die aussieht wie ein Skolarianer.
Wenn das kein Hinweis ist, dass ich hier richtig bin… Nur führt da scheinbar kein Weg hin. Zwischen mir und dem Berghang fließt ein breiter Fluss. Mal überlegen… Vogel-Futterstelle… Hmm… Ich habe doch diesen blauen Kristall. Neuer Plan: Vogel anlocken, mich in Vogel versetzen, Felsformation anfliegen und absuchen. Ein trockenes Brot für die Futterstelle habe ich ja. Zu früh gefreut. Mit den Fingernägeln kriege ich keine Krumen rausgepult. Das Brot ist echt steinhart. Selbst mit der Drahtschere ist nichts zu machen. Sowas blödes! Am Flughafen gucken sie mich nur verständnislos an. Es ist bescheuert, aber das einzige was mir noch einfällt, ist mein neuer Edelstahl-Häcksler mit Diamantklingen, den ich mir in meine Spüle nach dem Desaster mit den Paranüssen hab einbauen lassen. Also extra dafür wieder nach San Francisco und zu Hause unter der Spüle dann den Knick im Rohr mit dem Schraubenschlüssel abgeschraubt.
Nun das Brot in die Spüle, den Schalter eingeschaltet. Mein lieber Scholli, das Ding rattert wie ein Maschinengewehr. Hauptsache es hat geklappt! Schalter wieder aus, die Brotkrumen eingesteckt und zurück geht es nach Lima. Was für ein Aufwand für ein paar Brotkrumen. Das darf man auch keinem erzählen… Wenigstens klappt es auf Anhieb. Kaum habe ich die Brotkrumen auf den Tisch gekippt, kommt auch schon ein Vogel. Ich konzentriere mich auf den Vogel und den blauen Kristall und schon ist die Welt anders. Keine Arme, sondern Flügel. Ist jedes Mal wieder merkwürdig. Keine Zeit lange rumzuprobieren – ich weiß ja, dass eher früher als später ein Caponier auftaucht. Also fliege ich zur Felsformation. Schon toll, sich so vom Wind tragen zu lassen. Am Kopf der Formation wähle ich erstmal die linke Augenhöhle. Hier liegt eine Schriftrolle. Ob die wohl nützlich ist?
Egal – auf jeden Fall mitnehmen. Angucken kann ich mir die später immer noch. Dann in die rechte Augenhöhle. Genau das habe ich gehofft. Hier steht dieses Kerzenhalter ähnliche Teil der Maschine, dass die Kristalle halten soll. Nnrrggghhh… Zu schwer für mich als Vogel. Da ist nichts zu machen. Also schnell zurück zu meinem Körper, die Schriftrolle übergeben, mich zurück transferiert und nichts wie weg in den Dschungel. Das war knapp! Hab grad die ersten Bäume erreicht, da taucht ein Caponier auf. Was heißt eigentlich „Zlorfik“?
Am Flughafen ist Zeit sich einmal die Schriftrolle anzusehen. Die ist natürlich in einer komischen Sprache geschrieben. War ja klar. Also über Mexico City und Miami nach Kairo zu Annie. Gut das ich in Miami geguckt habe, wieviel Guthaben noch auf der CashCard ist. Das sinkt schon wieder gefährlich. Statt einem Flug nach Kairo buche ich nun lieber einen zum Bermuda Dreieck – Elvis meine Lottofee besuchen. Wie bestellt beamt uns das Raumschiff wieder hoch, ich scheine anerkannter Fan zu sein, lese die nächsten Lotto-Zahlen und wähle diesmal den Farbcode für San Francisco statt dem für "einfach nur raus".
Zu Hause angekommen wird wieder bei Lou’s Lotto gespielt und dann geht’s nach London. Ohne diese Flüge würde ich derzeit viel zu wenig Schlaf kriegen. Und wer wartet in London schon auf mich? Annie. Dieser Traumtausch ist ne feine Sache. Statt in Kairo zu warten, ist sie mir einfach entgegen gekommen. Wächst mir irgendwie immer mehr ans Herz. Tolle Frau! Hier, Annie guck mal, mal diese Schriftrolle... Kannst Du sagen, was da drauf steht? Aha – es sind also Worte der Macht. Aber wenn man sie einfach so ausspricht scheint nichts zu passieren.
Laut Annie wurden früher Worte der Macht meist in Zeremonien an heiligen Stätten, die nach Ansicht früher Völker Kräfte aus Kosmos und Natur bündelten, gesprochen. Einer der berühmtesten Stätten davon ist Stonehenge gleich um die Ecke. Versuchen wir unser Glück. Leider ist Stonehenge mit einem Elektrozaun abgesperrt und eine Wache bewacht den Stromschalter. Ok – so ein Zaun würde sonst auch wenig Sinn ergeben. Vielleicht kann ich die Wache ja irgendwie bestechen… Geld will er offenbar nicht. Was habe ich denn sonst noch so… Ob er Whiskey mag?
Er will also nur mit jemanden trinken, der sein Typ ist. Ich mag Annie ja gar nicht fragen… Ihr Blick sprach auch erst Bände. Da ihr aber auch nichts Besseres einfiel, hat sie sich dann doch den Whiskey geschnappt. Wow – sie hat sie Wache eiskalt unter den Tisch gesoffen und anschließend ohne mit der Wimper zu zucken den Strom abgestellt. Respekt! Jetzt mit der Drahtschere ein Loch in den Zaun geschnitten und wir stehen in Stonehenge. Annie liest nochmal die Worte der Macht… Hab‘ ich mich erschreckt. Kaum hat Annie die Worte gesprochen, blitzt es. Wenn ich jetzt noch die Kristallscherben auf diesen Altar lege. In Deckung gehen. Klappt nicht. Der Blitz erreicht die Scherben nicht. Wir haben irgendwas übersehen. Hier am Altar ist eine kleine Vertiefung, in die man etwas reinstecken kann. Was könnte man da reinstecken, das einen Blitz… Eine Antenne aus Metall. Aber ich habe nirgendwo eine gesehen.
Plötzlich grinst mich Annie an. Du magst doch dieses Yak so gerne. Ich gucke verständnislos. Mensch, der Fahnenmast am Polizeirevier! Sie hat recht. Mir ist woanders leider nichts ähnliches begegnet. Was sagt meine CashCard? Nicht mehr genug drauf für Hin- und Rückweg. Verdammt! Also erneut nach San Francisco, den Gewinn bei Lou’s eingesackt. Der hat vielleicht Augen gemacht. So kurz hintereinander zweimal im Lotto gewonnen. Bin ich ein Glückspilz! Abgesehen von den wirren Träumen, den Außerirdischen, die mich verfolgen, …
Die nächsten Zwischenstationen sind Miami, Kairo und in Katmandu selbstverständlich mein geliebtes Yak. Ich glaub‘ meine Blasen haben Blasen… Dieser Fahnenmast hängt direkt neben den Fenstern des Reviers. Den einfach abzumontieren ist vermutlich keine gute Idee. Ich sollte für Ablenkung sorgen. Am Tempel vorbei. Nanu. Wieso liegt denn da Stroh in der Ecke? Ein kleines Feuer sorgt bestimmt für Aufmerksamkeit. Feuerzeug gezückt, Stroh angezündet und die Beine in die Hand genommen.
Auf halben Weg kommt mir der Polizist entgegen. Läuft wie geschmiert. Mast abgeschraubt und schnell mit Yak davon gemacht. Was man so schnell nennt. Ich hoffe ich habe dieses Yak zum letzten Mal gesehen! Dagegen ist der Flug nach London pure Erholung. Annie wartet schon ungeduldig in Stonehenge. Fahnenmast aufgestellt, die Finger gekreuzt, Deckung gesucht und Annie waltet ihres Amtes.
ENDLICH !!! Der gelbe Kristall ist ganz. Wenn der nicht was ganz tolles kann, drehe ich durch. Ich kann es kaum erwarten in der Hitze Kongos zu schmoren, während mir der Schamane den Kristall erklärt. Wie kam ich da noch am schnellsten hin? Achja – über Kairo. War eine anstrengende Lektion, aber es hat sich gelohnt. Der gelbe Kristall kann einen teleportieren. Zwar nur zu den Orten, die auf der Karte eingezeichnet sind, aber immerhin. Jetzt weiß ich endlich, wozu die Karte
eigentlich gut ist…