Beides. Nehmen wir mal ein Buch, das ich gekauft habe, weil die Rezensionen bei Amazon alle so 4-5 Sterne vergeben haben. Der Schreibstil war auch wirklich gut, aber sehen wir uns mal die Handlung an:
Die Protagonistin verliert ihren Arbeitsplatz und beschließt, einfach mit dem (gemieteten) Auto ins Blaue zu fahren. Irgendwo beim Jakobsweg stößt sie auf ein Antiquariat, dessen Besitzer einen Nachfolger sucht, und beschließt ihr Glück zu versuchen. Der alte Mann will aber nicht einfach einer Fremden seinen Buchladen übergeben ohne sie getestet zu haben. Irgendwo im Laden soll es einen Schatz geben. Wenn sie den innerhalb einer bestimmten Zeit findet, gehört der Laden ihr. In der Zwischenzeit darf sie im Geschäft aushelfen.
Frage 1: Welchen Schatz präsentiert sie am Ende, sodass der Mann mit ihrer Antwort zufrieden ist?
Als sie den Mietwagen in den nächsten größeren Ort fährt, um ihn zurückzugeben, organisiert ihr einer der Kunden eine Mitfahrgelegenheit für den Rückweg. Unterwegs gerät sie in ein heftiges Gewitter und kann wegen eines umgestürzten Baumes nicht weiterfahren. Allerdings ist da auch ein gut aussehender Mann gestrandet, der sie zu einer Hütte führt, wo sie sich aneinander kuscheln, um sich zu wärmen. Natürlich bleibt es nicht beim Kuscheln. Ob sie sich jemals wiedersehen?
Immer, wenn sie sich später begegnen, ist er so abweisend zu ihr. Warum nur?
Nachdem sie sich über ihn erkundigt hat, erfährt sie, dass er seine Frau nicht verlassen kann. Ihr Sohn ist vor Jahren in den Brunnen hinter dem Haus, das sie sich inzwischen gekauft hat, gefallen und ertrunken. Seine Leiche konnte nie geborgen werden, aber die Mutter hat vor Trauer den Verstand verloren und ist in tiefste Depressionen verfallen. Da kann ihr Mann natürlich nicht gehen.
Ebenso natürlich kommt die Frau später in den Laden und bedroht unsere Protagonistin. Ihr ist die Spannung zwischen den beiden nicht entgangen. Und noch etwas anderes kam ihr verdächtig vor. Was?
Natürlich glaubt der Protagonistin keiner. Warum auch? Ist ja nur eine arme Frau, die ihr einziges Kind verloren hat. Sogar ihr Love Interest ist sauer und denkt, dass sie das alles nur erfunden hat. Was ist einem hier sofort klar?
Am Ende entführt die Ehefrau das neugeborene Kind der Protagonistin. Diese geht zu ihr, um das Baby zurückzuholen. Die Antagonistin legt ein umfassendes Geständnis ab und versucht dann, unsere Heldin zu erwürgen. Beim Versuch bleibt es aber auch, denn ihr Mann hat alles mit angehört und hält sie auf.
Die Antagonistin wandert in den Knast und die beiden Liebenden ziehen gemeinsam ihr Kind der Liebe auf. Natürlich bekommt die Heldin auch den Buchladen. Friede, Freude, Eierkuchen.
Da sind wirklich alle Klischees versammelt, die die ChickLit so hergibt.